«Isch das öppis gsii?»
Zum fünfzehnten Mal beginnt die Festival Saison in der Schweiz im frühen Januar. Und dieses Jahr macht das Wetter dem Festival Namen alle Ehre!
Freitag, 6. Januar 2017
Die Sonne scheint über die verschneite Landschaft, als ich am Freitag Nachmittag in Sumiswald eintreffe. Es läuft wie üblich: Zimmerbezug und ein erstes Bier mit den Kollegen. Doch bald heisst es: warm anziehen! Während Damian Wilson und seine Mitstreiter von Threshold im Forum einchecken, warten bereits viele Leute auf den (kleinen) Shuttle Bus zum Festivalgelände. Und mittlerweile ist es kalt, richtig kalt! Deutlich unter dem Gefrierpunkt…
Für mich ist es das zweite Mal, dass es mich hierhin verschlägt. Auch dieses Jahr packt mich die einmalige Atmosphäre des Festivals sofort. Die Lage, die Aufmachung, die Liebe zum Detail (Waschbär…) und dazu die gelebte Gastfreundschaft der beiden Macher Fridu Gerber und Marco Forster mitsamt all ihren Helferinnen und Helfer – trotz der von mir verhassten Kälte fühlt man sich hier einfach wohl! Wer sich aufwärmen will: draussen brennt auch dieses Jahr ein Feuerchen (oder besser: Feuer!), welches permanent gefüttert wird und um welches praktisch immer irgendwelche durchgefrorenen Zeitgenossen stehen. Rundherum ist’s hingegen verdammt eisig, auch mich haut’s einmal beinahe auf die Schnauze…
Der Vorverkauf lief offenbar zwar schleppend, aber davon jetzt kaum etwas zu merken. Eine stattliche Anzahl Besucher hat sich hier schon eingefunden, als Fridu seine Begrüssung zum zweiten Tag macht. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass am Tag zuvor bereits Mad Sox, Serenity, XII Gallon Overdose (die sollen Augenzeugenberichten zufolge grausam abgeräumt haben!) und Excelsis die Bühne rockten. Doch heute ist Hardrock Trumpf…
Skansis
Der Opener des Tages hat wohl den ultimativen Heimvorteil: Skansis stammen aus Sumiswald. Allerdings ist davon zu Beginn kaum etwas zu spüren. Das Publikum hält sich vornehm zurück, am Bühnenrand wuseln nur die paar Fotografen mit ihren Kameras herum. Auch der Sound ist übersteuert, es ist schlicht zu laut und zu matschig. Dies bessert sich dann im Verlauf der Show. Die vier Bandmitglieder zocken derweil souverän ihr Programm und mit zunehmender Dauer wird’s immer besser. Vermochte mich der Beginn nicht so zu überzeugen, geht vor allem mit „Hear Now“ die Post ab, und ab „Is That Enough“ wird’s richtig gut. Auch das Publikum taut in dieser Eiswelt langsam etwas auf. Nach einer Stunde ist Schluss mit einem durchaus angenehmen Auftakt.
Seltiste Skansis
- Next To Mine
- Rock All Night
- All I Care
- Justice
- Hear Now
- Never Walk Alone
- Is That Enough
- Changed My Mind
- Will You Be There
- Dangermind
- Return Today
- Leaving You
Fridu Gerber und Marco Forster betreten rasch die Bühne und erklären, dass das Ice Rock mittlerweile Besucher aus aller Welt anlockt. Und sie begrüssen heute einen Besucher aus Australien! Der freut sich über die geschenkte „Ice Rock“ Wollkappe – kann man heute Abend auch gut brauchen…
Jaded Heart
Der Name Jaded Heart ist mir zwar ein Begriff und ich hab die irgendwann wohl auch mal als Support von irgendwem (Axel Rudi Pell?) im Z7 gesehen. Aber das war’s dann grad mal mit meiner Kenntnis. Also mal informieren: einziges Originalmitglied ist Basser Michael Müller. Sänger Johan Fahlberg ist ein Schwede, Gitarrist Masa Eto ein Japaner! Komplettiert wird das Line Up von Gitarrist Peter Östros (mit wärmender Kappe) und Drummer Bodo Stricker. Doch vor allem Fahlberg sticht sofort durch sein Äusseres heraus: ein Turm von einem Mann, dazu das passende Outfit – SO sehen Glamrocker aus! Der Kerl hat Spass und macht mit seinen Jungs von Beginn weg gehörig Druck. Ich kenne zwar keinen einzigen der gespielten 15 Songs – und ich habe fast das Gefühl, dass ich damit zur Minderheit gehöre. Die Stimmung im Publikum ist von der ersten Sekunde an grossartig, die Fans stehen jetzt dicht gedrängt am Bühnenrand (sehr zum Leidwesen der Fotografen…) und feiern die Band ab. Und mittendrin steht Damian Wilson in einer warmen Winterjacke… Nach knapp 90 Minuten und „Paid My Dues“ (eine Coverversion von Anastacia…) endet ein furioser Gig, Jaded Heart werden mit reichlich Jubel und Applaus verabschiedet. Stark!
Setliste Jaded Heart
- No Reason
- Godforsaken
- Run And Hide
- Saints Denied
- Justice Is Deserved
- Till Death Do Us Part
- No Waiting For Tomorrow
- Not In A Million Years
- NIghtmare’s Over
- Love Is A Killer
- Remembering
- Schizophrenic
- Rescue Me
- With You
- Paid My Dues
Treat
In den letzten Jahren bin ich zu dieser Jahreszeit eigentlich immer in den südafrikanischen Sommer geflohen. Dass dies 2017 anders ist hat zwar mehrere Gründe – aber einer davon war die Ankündigung, dass die Schweden Treat am Ice Rock spielen werden! Treat sind eine meiner absoluten Lieblingsbands in diesem Genre und leider sieht man sie viel zu selten live. Die Vorfreude ist immens – und wird prompt getrübt mit Berichten von Kollegen, dass sie neulich an einem Festival in Deutschland sehr viel Playback gespielt haben sollen. Es wird sich doch jetzt kein Debakel anbahnen? Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Ghost Of Graceland“ starten die Schweden in ihren Set. Playback? Kein Thema! Denn zumindest zuvorderst ist der Gesang von Robert Ernlund nämlich kaum zu hören! Selbst ohne Stöpsel in den Lauschern. Doch auch dieses Soundproblem wird mit der Zeit gelöst – zum Glück!
Zwar spielen Gitarrist Anders Wikström (mit schickem Darth Vader Shirt), der ehemalige Poodles-Basser Pontus Egberg, Tastenmann Patrik Appelgren und Fellverdrescher Jamie Borger nicht mit der gleichen Energie wie Jaded Heart zuvor. Ausser vielleicht Jamie… Dafür bestechen sie mit ihren Songs – und in der über 30-jährigen Geschichte von Treat haben sich einige Klassiker angesammelt! Doch zu Beginn gibt’s erstmal noch aktuelles, da sorgt zum Beispiel „Nonstop Madness“ für gute Laune. „Ready For The Taking“ ist der erste Song aus der 80er Ära, mit „Papertiger“ folgt direkt im Anschluss die erste von vier Nummern des grandiosen 2010er Comeback Albums „Coup de Grace“. Ernlund kommt immer mehr in Fahrt und entledigt sich seiner Jacke, im Publikum vergisst man die bittere Kälte.
„The Pleasure Principle“ ist seit jeher DAS Album von Treat in meinen Ohren. Leider leider wird dieses Teil auf dem Live Sektor immer sträflich ignoriert. Auch heute ist dies nicht anders – „Rev It Up“ als einziger Song dieses Werks wird in einem Medley verarbeitet. Allerdings muss man sagen, dass dieses Medley schon enorme Klasse hat: *Changes / Rev It Up / Party All Over / Too Wild“ – joah, das fetzt! Und ein Bier wäre jetzt eigentlich nicht schlecht – aber die Kollegen trinken das alles selber, anstatt einem armen, arbeitenden Fotografen am Bühnenrand mal eines vorbeizubringen. Pffff… Treat jagen unterdessen Hit um Hit ins Publikum. Egal ob der Schleicher „We Own The Night“, das harte „Roar“ oder das uralte „Get You On The Run“: die Schweden zeigen dem Wasen, wer heute die Chef’s im Ring resp. auf der Bühne sind! Und das obwohl man auf einen Song wie „Sole Survivor“ verzichtet… Dafür könnte das Ende kaum besser sein. Die Übernummer „Skies Of Mongolia“ treibt mir Freudentränen in die Augen und „World Of Promises“ ist wohl die beste Nummer, mit der Treat ein Konzert beenden können. Das ist ganz, ganz stark – und für mich sicher eine grosse Entschädigung für das Verzichten auf den Sommer…!
Als letztes spielen an diesem Abend noch die bayrischen Blackwater, doch zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bereits zum Matratzenhorchdienst abgesetzt. Mit dem Wissen, dass die beste Band des Festivals bereits gespielt hat. Oder etwa nicht…?
Samstag, 7. Januar 2016
Nach einer unruhigen Nacht im Forum ist erstmal etwas chillen angesagt. Spätes Frühstück und dann bald mal ein paar Runden drehen im Hallenbad. Oder einfach in den Whirlpool sitzen. Ist weniger anstrengend. Irgendwann am frühen Nachmittag tauchen die Kollegen aus dem Unterland auf und während wir da gemütlich beim ersten Bier des Tages (also zumindest für mich) höcklen, gesellt sich Threshold Röhre Damian Wilson zu uns an den Tisch. Der sympathische Brite erzählt uns Story um Story aus seinem Leben: es geht um Missgeschicke beim Stagediven, Bootsunfälle auf der Themse, seine Talente als Gitarrist (jede Band in der er spielt, will ihn nicht als Gitarristen – man fragt sich wieso…!), Barfights in den Niederlanden mit anschliessendem Kurzbesuch auf der örtlichen Polizeistation – und natürlich auch um die Qualitäten und Unterschiede der verschiedenen Threshold-Alben. Apropos Stagediving: Damian will am Abend von der Bühne in den Hot Pot springen….! Nun, diese Distanz ist schon etwas gar gross, also schlage ich vor, dass man das auch mit „crowdsurfen“ versuchen könnte! Damian’s lapidare Antwort: „Yeah! I’ll do that!“ Fortsetzung folgt…
Black Mount Rise
Als unsere kleine Truppe im Wasen eintrifft, steht die erste Band bereits auf der Bühne. Die Schweizer Black Mount Rise haben den Job als erster Anheizer des Tages. Die Mucke tönt relativ soft und balldesk. Netter (Hard-)Rock, der allerdings schon etwas mehr Power brauchen könnte.
Surrender The Crown
Nächster Programmpunkt: die Saarländer Surrender The Crown. Zwar unbestritten die härteste Band des Tages und ein ziemliches Kontrastprogramm gegenüber dem Opener, allerdings tönt dies alles schon sehr nach Alternative Metal – das ist definitiv nicht meine Mucke. Und obwohl vor der Bühne einige Fans Gefallen finden, so scheint die Band stilistisch hier einfach etwas fehl am Platz zu sein.
Johnboy
Gut möglich, dass Johnboy zusammen mit Surrender The Crown angereist sind: das Trio stammt ebenfalls aus dem Saarland. Doch musikalisch ist das jetzt ganz was anderes! Hier wird gerockt, was das Zeug hält und jetzt kommt auch im Publikum das erste Mal richtig Stimmung auf. Die Band könnte man am ehesten wohl mit den Nitrogods vergleichen. Zwar wird’s mir mit der Zeit etwas eintönig, doch die drei haben Spass, Sänger Dom zeigt bei seinen Ansagen seine humoristische Seite und insgesamt macht dieser Auftritt eindeutig am meisten Laune bis jetzt.
Setliste Johnboy
- Saints
- Sudden Rain
- Missnhonesty
- My Last Conceit
- Defy Disgrace
- Call My Name
- God Knows
- Black Horizon
- Things For Real
- In LIttle Less
- My Pain
- Remember
- King Fuel
- The Hammer
- Die Alone
Almanac
Es ist Abend geworden im Wasen. Zeit für eine geballte Ladung Starpower! Victor Smolski’s Projekt Almanac gibt sich die Ehre: heute in Vollbesetzung, also mit Brainstorm Sänger Andy B. Franck. Zwar hat es insgesamt deutlich weniger Leute als am Freitag (zumindest habe ich diesen Eindruck), aber vor der Bühne ist es jetzt rappelvoll, als David Readman, Jeanette Marchewka und der Rest der Band mit „Tsar“ die Show eröffnen. Was mir vom ersten Ton an extrem auffällt: der Sound ist in den ersten Reihen miserabel! Vom Gesang – egal ob Andy, David oder Jeanette – ist praktisch nichts zu hören, die Gitarre und die Drums übertönen alles gnadenlos! Schon am Vortag bei Treat war es ja ähnlich, aber da hat es sich gebessert mit der Zeit. Doch heute ist auch nach einer Stunde die Situation da fast gleich. Erstaunlich jedoch, dass nur weniger Meter weiter hinten die Soundqualität abolut hervorragend ist…. Zugegeben: ich kenn mich mit Technik und so nicht wirklich gut aus. Aber so krasse Unterschiede bei sowenig Distanz hab ich kaum je erlebt… Nun denn – für die Musiker stimmt’s ganz offensichtlich. Sogar Meister Smolski strahlt zwischendurch und lacht immer mal wieder, so entspannt hab ich ihn auch noch nicht erlebt. Jeanette versprüht ihren Charme, David macht böse Grimassen und Andy ist eh die Coolness in Person! Irgendwie wirkt sich seine Anwesenheit einfach auf die ganze Band aus: seine gute Laune ist hochansteckend!
Und der Schwabe hat einen Ruf in der Schweiz: schon sehr früh hält jemand im Publikum der Band ein Tablett mit Shots hin… Andy bedient sich zweimal, auch Jeanette und David machen mit – aber das war’s dann schon. Kein zweites Tennwil – daran hätte der Chef dann wohl keine Freude…
Da Alamanc heute mehr Spielzeit haben als ihr Album lang ist, ist es naheliegend, dass wieder Songs aus Smolski’s Vergangenheit gezockt werden. Früh ist das „Dies Irae“, welches ich erdulden muss. Und als später dann noch mehr Rage- und LMO Songs dran sind, wende ich mich dem Hopfentee zu. Durchaus möglich, dass es Leute gibt, die das jetzt anders sehen, aber die Highlights der Show sind fraglos Nummern wie „Self Blinded Eyes“, „Children Of The Future“ oder das harte „No More Shadows“. Mit „Empty Hollow“ beendet ein „Cover“ von Rage den insgesamt zwar guten Auftritt, auch wenn es mir persönlich zu viele Nicht-Almanac Titel dabei hatte. Sechs von elf Songs, also nur knapp die Hälfte des Programms, stammt von „Tsar“. Schade, denn das eigene Album hätte noch mehr Material gehabt: „Flames of Fate“ zum Beispiel…
Einen groben Dämpfer auf der Sympathieskala erhält zweifellos Victor Smolski: ein Fan am Bühnenrand hat mit höflichem Fragen von fast jedem Gitarristen an diesem Festival ein Plektrum erhalten. Smolski bildet eine Ausnahme – anstatt jedoch einfach abzulehnen speist er den Fan ab mit dem Hinweis, dass er sich eines am Merch Stand kaufen könne..! Fannähe sieht anders aus – und dies zeigt wenige Momente danach Andy B. Franck. Er will unter grossem Jubel mit Fridu Gerber einen Deal machen, dass er bei einem allfälligen Headliner Gig in den nächsten Jahren einen Song im Hot Pot singen werde! Doch auch wenn das zustande kommen sollte (ist zu hoffen!), so wird der Schwabe jedenfalls nicht mehr der Erste sein…
Setliste Almanac
- Tsar
- Self-Blinded Eyes
- Dies Irae
- Hands Are Tied
- Children Of The Future
- Innocent
- No Regrets
- Nevermore
- Unity
- No More Shadows
- Empty Hollow
Threshold
Threshold gehören zweifellos nicht zu meinen Lieblingsbands. Progressive Metal ist einfach nicht meins. Und so nehme ich es vorneweg: aus musikalischer Sicht packt mich der Auftritt der Briten nur zu Beginn bei „Slipstream“, der Opener ist der einzige Song, der mir wirklich gefällt. Wer jetzt aber eine Art „Verriss“ erwartet: sorry, nein. Denn was Threshold heute Abend hier abliefern, ist nicht von dieser Welt! Es ist schier unglaublich, mit welcher Lockerheit der Sechser hier alle anderen Truppen dieses Festivals schlicht und einfach an die Wand klatscht!
Doch der Reihe nach… Auf der Cruise 2015 hat mich vor allem die Performance von Fronter Damian Wilson beeindruckt, während dem die übrigen Mitglieder irgendwie diskret im Hintergrund blieben. Quasi eine One-Man-Show. Das ist heute so nicht der Fall, auch wenn selbstverständlich Wilson mehrheitlich den Fokus auf sich gerichtet bekommt. Aber die beiden Gitarristen Karl Groom und Pete Morten geben heute auch richtig Gas, selbst Basser Steve Anderson gesellt sich manchmal für ein Gitarrenduell dazu. Im Dunkeln gelassen werden dafür Keyboarder Richard West und vor allem der dunkelhäutige Drummer Johanne James. Der arme Kerl wird optisch einfach kaum wahrgenommen – zu Unrecht, denn der Typ ist eine ziemliche Maschine!
Doch trotz allem – es ist schlussendlich der Frontmann, welcher allen anderen die Show stiehlt. Ein erstes Mal springt er von der Bühne und wird vom Publikum auf Händen getragen – trotz seinen Bemühungen in Richtung Hot Tub zu gehen (er hat’s ja am Nachmittag „angedroht“), „schmeissen“ ihn die Fans zurück auf die Bühne. Somit neuer Versuch. Damian kündigt seinen nächsten Sprung an und wird dann auch brav zum Auftaubecken gebracht, wo er mit allen Klamotten reinhüpft! Immerhin: die Schuhe hat er zuvor ausgezogen… Das Mikrofon wird ihm gereicht, die Fans halten das Kabel über ihren Köpfen und Wilson hockt im warmen Wasser und singt seinen Song! Wenn das nicht legendär ist – was dann?? Nach einigen Minuten geht’s auf gleichem Weg wieder zurück auf die Bühne, da meint er grinsend, dass die Leute seit seinem Bad keinen Kontakt mehr mit ihm wollen…. Komisch aber auch!
Der Bühnenboden ist jetzt auch relativ feucht, bei den Temperaturen könnte das vielleicht ja noch glatt werden (Achtung Wortspielalarm). Wilson ist jedoch noch nicht am Ende. Er macht einen letzten Ausflug: Nun ist ein Bartischchen sein Ziel, so steht er triefend kurz vor dem Mischpult und singt unbeirrt weiter.
Zur Setlist muss ich meine Kollegen befragen, die da mit Threshold deutlich besser bewandert sind. Das Programm ist demnach „normal“, mit „Ashes“, „Slipstream“ und „Mission Profile“ sind die Standards dabei. Von den 10-Minütern gibt’s „The Box“ sowie „Pilots In The Sky Of Dreams“, letzterer gesungen aus dem Pool. Gefehlt haben dafür „Staring At The Sun“, „Phenomenon“ sowie „Watchtower Of The Moon“, welcher zwar als erste Zugabe auf dem Papier steht, dann aber doch aus dem Set fliegt. Danke für diese Infos, Buschi! 😉
Somit bildet „Ashes“ die einzige Zugabe, bevor die Briten unter donnerndem Applaus verabschiedet werden. Damen und Herren, das war ganz grosses Kino! Oder von Fridu anders ausgedrückt: „Isch das Öppis gsii?“ Die Antwort ist ein ohrenbetäubendes „SEN-SA-TIO-NELL“! Diskussionslos einer der besten Gigs in der 15-jährigen Geschichte des Festivals!
Setliste Threshold
- Slipstrem
- Turned To Dust
- The Art Of Reason
- Oceanbound
- Long Way Home
- Lost In Your Memory
- Pressure
- The Box
- Coda
- Pilot In The Sky Of Dreams
- Mission Profile
- Ashes*
*Zugabe
Devil’s Gun
Egal, wer jetzt noch auf die Bühne muss – es ist nicht einfach, das Interesse des Publikums (nochmals) zu gewinnen. Zumal eine stattliche Anzahl Zuschauer bereits unterwegs ist nach Hause oder ins Hotel. Devil’s Gun haben also einen schweren Stand. Optisch auffällig sind die Jungs, so tragen alle Musiker „blutverschmierte“ und zerrissene Shirts, auch etwas schwarze Schminke darf nicht fehlen. Allerdings darf man hier natürlich kein Black Metal erwarten.
Die fünf jungen Schweden zeigen sich unbeeindruckt von der starken Performance ihrer Vorgänger und starten mit „Hot Rock City“ (bald umbenannt in „Ice Rock City“!) in ihren Set. Hier ist Gute-Laune-Hardrock der Marke Airbourne Trumpf, Parallelen zu den Landsmännern Bullet sind unüberhörbar. Doch Vorsicht: wem Hell Hofer’s Stimme schon zu krass ist, der sollte es hier gar nicht erst versuchen! Die Stimme von Joakim Hermansson ist eigentlich auch das Einzige, was mir ab und zu ein Stirnrunzeln beschert.
Mutig: bereits als dritter Song spielen Devil’s Gun ein Cover. „Balls To The Wall“ kennt jeder und die Jungs machen das sogar richtig gut. Deutlich schneller als das Original, der Song bekommt nicht nur dadurch den Stempel der Schweden aufgedrückt. Ansonsten dominiert natürlich das einzige Album der Band, von welchem sämtliche Titel gezockt werden. Die verbliebenen Zuschauer haben auch im weiteren Verlauf ihren Spass, während dem sich bei mir Müdigkeit breit macht. Heisst: Tschüss sagen zu allen Kollegen und Bekannten und ab zum Shuttlebus…
Setliste Devil’s Gun
- Hot Rock City
- Let ‚em Ride
- Balls To The Wall
- Midnight Crowd
- Radio Attack
- Born To Lose
- Break The Ice
- Dirty’n’Damned
- Wasted Overnight
- Sacrifice
- Alligator Fuckhouse
- Spitfire
- Run Through The Night
- Wine Rebel
- More Alcohol
Fanzit
Mein zweites Ice Rock Festival ist vorüber. Dieses Jahr machte das Wetter dem Namen alle Ehre, die Temparaturen um -20 Grad Freitag Nacht führten sogar dazu, dass der Kühlwagen geheizt werden musste, damit das Bier nicht einfriert! Zuschauermässig ist der Vorverkauf harzig gelaufen, doch schlussendlich dürfen die Veranstalter mir dem Aufmarsch (vor allem am Freitag) sicherlich zufrieden sein. Eine lokale Zeitung berichtet von 1’000 Besuchern. Aber dass davon zwei Drittel aus dem Ausland gekommen sind, wage ich dennoch zu bezweifeln…
Auch mit dem Billing konnte man wieder trumpfen. Zwar sind es nicht die allergrössten Namen, die hier gebucht werden. Doch dafür gibt es oftmals Bands zu sehen, die nicht an jeder Steckdose auftreten. Dies trifft dieses Jahr sicher auf Treat und auf Threshold zu. Mit diesen Gedanken wird wohl bald einmal die Planung für die Auflage #16 starten. Das Datum steht jedenfalls schon fest: 4. bis 6. Januar 2018!
An dieser Stelle nochmals Gratulation und Danke an Fridu, Marco und all ihre Helfer vor und hinter der Bühne – hat Spass gemacht!