Amberian Dawn - Tour 2017 Flyer
Di, 14. Februar 2017

AMBERIAN DAWN, DIABULUS IN MUSICA, CRIMSON SUN

Mini Z7 (Pratteln, CH)
18.02.2017
Amberian Dawn - Tour 2017 Flyer

Die volle Dröhnung Frauen-Power im Z7. So feiert man(n) liebend gern einen metallischen Valentinstag. Weshalb sich am Ende ein Support-Act als heimlicher Headliner entpuppte und was sonst noch alles zu reden gab, könnt ihr wie gewohnt im nachfolgenden Konzert-Bericht nachlesen.

Valentinstag? Champions League? Beide Male falsch. Meine Herzdame und König Fussball müssen heute Abend auf mich verzichten. Dafür darf sich der Metal-Tempel Z7 wieder einmal an meiner Anwesenheit erfreuen. Gleich drei «female-fronted» Truppen sollen heute Abend ordentlich Dampf machen und die Stimmung an den Siedepunkt heranführen. Finnland ist mit Amberian Dawn und Crimson Sun sogar doppelt vertreten. Diabulus In Musica sind hingegen für die Vertretung Spaniens verantwortlich. Letztgenannte Band ist mir bereits bekannt. Zum neuen Silberling «Dirge For The Archons» durfte ich im vergangenen Jahr das Verfassen einer Platten-Kritik übernehmen. Diese könnt ihr euch übrigens ebenfalls auf unserer Homepage zu Gemüte führen. Das Album hat mich absolut überzeugt. Nicht zuletzt deshalb freue ich mich schon riesig auf mein erstes Live-Erlebnis mit den Spaniern.

Gegen 19 Uhr treffe ich am Ort des Geschehens ein. Die offene Absperrung und das nicht vorhandene Eingangszelt vor der Halle verraten dem Z7-Routinier ziemlich rasch, dass die Konzerte heute Abend im Mini Z7 stattfinden werden. Ich mag diese abgewandelte Form der Location. Diese «loungeartige» Atmosphäre stellt jeweils eine willkommene Abwechslung dar. Passend dazu dröhnen munter einlullende Songs von Katatonia aus den Boxen. Zudem hat man während Shows im Mini Z7 die einzigartige Möglichkeit mit seinen Helden auf Tuchfühlung gehen zu können. Vor der kleinen Bühne befinden sich nämlich keine Gitter. Somit haben die Musiker stets die Möglichkeit, mit dem Publikum zu interagieren.

Mit kühlen Feldschlösschen-Dosen ausgestattet warten mein Kollege Lars Müller von Metalnews und meine Wenigkeit auf die Damen des Abends. Aber keine Angst. Wir sind nicht nur zum Sabbern da. Unsere Schreib-Missionen werden wir selbstverständlich wie gewohnt souverän erfüllen.

CRIMSON SUN

Punkt 20 Uhr betreten die ersten Protagonisten des Abends die Mini-Bühne. Die aus dem Süden Finnlands stammenden Crimson Sun haben sich dem Melodic Metal verschrieben. Gegründet wurde die Band im Jahre Joni Junnila. Nach einigen Line Up-Wechseln hat sich dann schliesslich das heutige Quintett zusammengefunden. Crimson Sun veröffentlichten zahlreiche Demo-Aufnahmen und eine EP. Das erste «full-length» Album erblickte 2015 das Licht der Welt und hört auf den Namen «Towards The Light». Aber lassen wir nun doch die Live-Darbietung sprechen.

Als echtes Energiebündel entpuppt sich Basser Jukka Jauhiainen. Der Blondschopf schüttelt immer wieder seine lange Mähne und tigert regelrecht auf der Bühne herum. Zwischendurch liegen auch ein paar Handshakes mit unserer Publikumsseite drin. Showmaster ist jedoch ohne Zweifel Keyboarder Miikka Hujanen. Der lange Mann latscht ebenfalls gerne auf der Bühne herum und versorgt seine männlichen Band-Kollegen brav mit Bier. So einen «Beer-Boy» wünscht man sich doch in jeder Band, nicht? Einmal pflanzt er sich sogar auf unserer Seite hin und schaut dem Treiben seiner Kollegen zu, während er genüsslich an seinem Döschen nippt. Immer diese Finnen! Er und Jukka sind ganz klar die Alleinunterhalter der Band. Sängerin Sini Seppälä besticht sowohl optisch als auch stimmlich. Ihr Gesang bewegt sich im Bereich von Lzzy Hale (Halestorm) oder Elize Ryd (Amaranthe). Anders als Amaranthe bleiben Crimson Sun jedoch eher bei den melodiösen Elementen und verzichten – glücklicherweise – auf eine Überdosis des sogenannten «Disco Metals».

Die Setlist der Truppe dreht sich dann wenig überraschend beinahe ausschliesslich um die bereits erwähnte, einzige echte Platte der Truppe. Lediglich der Song «Forever And Away» ist nicht auf «Towards The Light» zu finden. Nein, dieser Track stammt nämlich von der Anfang Februar veröffentlichten neuen EP «The Spirit Of Unchainable». Zwar sind noch nicht so viele Zuschauer anwesend, aber die Stimmung passt trotzdem bereits sehr gut. Die Finnen schlagen sich somit in ihrem ersten Schweizer-Gastspiel gar nicht schlecht. Zudem herrscht während des gesamten Auftritts mehrheitlich dankbares Foto-Licht. Crimson Sun sind wahrhaftig eine sympathische Truppe. Leider vergeht die Zeit während des halbstündigen Gigs wie im Fluge. Hoffentlich erhalten die Finnen bei ihrem nächsten Gastspiel hierzulande etwas mehr Spielzeit.

DIABULUS IN MUSICA

Danach ist es an der Zeit für mein persönliches Highlight des Abends: Diabulus In Musica. Wie bereits angetönt, bin ich dank meines Engagements bei Metalinside auf die 2006 gegründete Symphonic Metal-Truppe aufmerksam geworden. Während meiner Album-Kritik zu «Dirge For The Archons» konnte ich immer wieder Vergleiche zu Epica ziehen. Diabulus in Musica sind allerdings weitaus mehr als bloss ein simpler Abklatsch von Simone Simons und Co. Bleibt zu hoffen, dass die Spanier auch live zu überzeugen wissen.

Der Intro-Song «Battle Of Atlantis» erklingt aus den Boxen und gleichzeitig betreten drei Herren die Bühne. David Carrica nimmt hinter seinem Schlagzeug Platz, der kleine Gorka Elso lockert seine Finger vor seinem Keyboard und Gitarrist Alexey Kolygin schaut gespannt ins Publikum. Bassist Odei Ochoa scheint heute Abend nicht mit von der Partie zu sein. Wer fehlt noch? Exakt, Frontmädel Zuberoa Aznárez. Und da stöckelt sie auch schon in einem hübschen Kleidchen auf die Bühne. Mit ihrem Smartphone bewaffnet versucht sie sich während des Songs «Earthly Illusions» als Kamerafrau. Abwechselnd filmt sie sich und ihre Bandkollegen. Selbstverständlich ist auch der eine oder andere Schwenker ins Publikum eingeplant. (Die Aufnahme findet ihr übrigens auf der Facebook-Seite der Band. Allerdings macht die Handyqualität die ganze Sache nicht wirklich zu einem Hörvergnügen).

Live ist insbesondere Zuberoas Sopran-Stimmchen eine Wucht. Problemlos klettert sie unbehelligt die Tonleiter rauf und runter. Teilweise geht das beinahe schon in Richtung Sirenen-Gesang. Als Kontrast haben wir auf der Gegenseite Gorkas gelegentliche Growls. Die zwei harmonieren hervorragend zusammen. Zudem beziehen sie das Publikum oftmals aktiv mit ein. Gorka erfreut sich speziell an unserem Metalinside/Metalnews-Groupie-Eck. Brav posiert er für Fotos und schneidet Grimassen auf meinen Videos. Seine Freude ist überaus ansteckend. Generell haben die Spanier das Publikum bestens im Griff. In der ganzen Halle – die inzwischen besser gefüllt ist – sind etliche Headbanger und Headbangerinnen auszumachen.

In der Setlist dominiert die neue Platte «Dirge For The Archons». 8 der 14 Songs der heutigen Show stammen von diesem Album. Ein Highlight ist beispielsweise «Invisible». Bei dieser Nummer kommt der Facettenreichtum von Zuberoas Stimme besonders stark zur Geltung. Stellenweise klingt sie beinahe wie Tarja Turunen. Auch «Ring Around Dark Fairies‘ Carousel» bietet beste Unterhaltung. Man fühlt sich dabei wie auf einer Kirmes. Zuberoa versetzt die Halle regelrecht in Trance.

Nach 50 Minuten geht der bärenstarke Auftritt von Diabulus In Musica schliesslich zu Ende. Für mich hat hier gerade der eigentliche Headliner gespielt. Sackstark! Gorka erkennt Lars und mich später beim Merch-Stand sofort wieder und winkt uns freudig zu sich. Zur Belohnung gibt’s Gruppen-Fotos mit der ganzen Band. Gerne wieder!

AMBERIAN DAWN

Nervös blicke auf die Uhr. Der Umbau zwischen Diabulus In Musica und Amberian Dawn zieht sich leider ein wenig hin. Es bereits nach zehn. Somit droht für mich eigentlich schon bald der obligate Abgang auf den letzten Zug in Richtung Zürich. Verpasse ich etwa die gesamte Show des Headliners? Die Antwort lautet «nein». Rettung naht nämlich in Form von Danny Frischknecht von Metalnews. Grosszügig bietet er Lars und mir an, uns später in Winterthur abzusetzen. Coole Sache! An dieser Stelle nochmals danke in Richtung Danny! Die Zusammenarbeit der verschiedenen Schweizer Metal-Magazine funktioniert. So soll es doch sein. Somit platzieren wir uns wieder vorne bei der Bühne und warten auf den Headliner des heutigen Konzertabends.

Circa um 22.25 Uhr schreiten die Finnen von Amberian Dawn dann endlich auf die Bühne. Genau wie ihre Label-Kollegen von Diabulus In Musica feiern auch sie auf dieser Tour ihr zehnjähriges Bestehen. Deswegen kommt das Publikum in den Genuss einer kleinen Best Of-Setlist. «Magic Forest», «Artica», «Fame & Gloria» oder «River Of Tuoni» – da ist effektiv alles am Start.

Im Fokus steht eindeutig Keyboarder und Mastermind Tuomas Seppälä. Mit voller Konzentration und allerhöchster Präzision haut er in die Tasten seines Monster-Keyboards. Dabei wirkt er jedoch sehr introvertiert. Interaktionen mit dem Publikum? Fehlanzeige. Die schwarz bemalten Fingernägel sollen wohl seine düstere Aura zusätzlich verstärken. Zu Sängerin Capri kann ich leider nur das folgende Fanzit ziehen: «Helene Fischer goes metal». Die ganze Sache klingt sehr nach Katzenjammer und überzeugt mich überhaupt nicht. Und als bekennender Symphonic Metal-Anhänger braucht es bei mir wirklich viel, bis ich zu so einem vernichtenden Urteil komme. Zudem sieht sie äusserst dürr aus. Das wirkt nicht gerade sonderlich gesund. Einzig Irokesen-Bassist Jukka Hoffren schmunzelt ab und an ins Publikum und verteilt Handshakes.

Offenbar stehe ich mit meiner Meinung über das Dargebotene aber etwas alleine da. Der Grossteil der Halle bejubelt die Finnen nämlich fleissig. Für uns ist allerdings um zehn nach elf bereits Schluss. Kurzer Abstecher ins Urin-Paradies und dann geht es ab in Dannys Auto. Der etwas frühe Abgang unsererseits stört mich allerdings nicht. Dank unseres Taxi-Chauffeurs haben wir trotzdem noch einen Teil der Amberian Dawn-Show miterlebt.

FAZIT

Best-Noten gibt’s für den Auftritt der Spanier von Diabulus In Musica. Das war wirklich überragend und vor allem überzeugend. Diese Band kann ich absolut weiterempfehlen. Selbiges gilt auch für Crimson Sun. Enttäuscht haben mich dagegen Amberian Dawn. Mit dieser Leistung hätten sie den Headliner-Slot eigentlich nicht verdient gehabt. Zudem muss ich wieder einmal die Organisation mit den Spielzeiten kritisieren. Als ÖV-Nutzer und nicht gerade in der Gegend wohnender Metalhead hätte man im Normalfall die komplette Show von Amberian Dawn verpasst. Es wäre super, wenn man dies bei künftigen Konzerten unter der Woche, wenn immer möglich, etwas berücksichtigen könnte. Wir pilgern schliesslich alle überaus gerne ins Z7 und ich freue mich schon jetzt auf die zahlreichen, noch folgenden Konzerthöhepunkte. Auch das Konzept mit dem Mini Z7 darf gerne so weitergeführt werden.

Setliste – Crimson Sun

  1. The Storm
  2. Clockwork Heart
  3. Towards The Light
  4. Forever And Away
  5. Memories Burning
  6. Awaken

Setliste – Diabulus In Musica

  1. Battle Of Atlantis (Intro)
  2. Earthly Illusions
  3. Lies In Your Eyes
  4. Invisible
  5. Mechanical Ethos
  6. Inner Force
  7. The River Of Loss
  8. A Speck In The Universe
  9. Ex Nihilio
  10. Ring Around Dark Fairies’ Carousel
  11. Crimson Gale
  12. Sceneries Of Hope
  13. Spoilt Vampire
  14. Zauria

Setliste – Amberian Dawn

  1. Valkyries
  2. Fame & Gloria
  3. Chamber Of Dreadful Dreams
  4. Circus Black
  5. Magic Forest
  6. Cherish My Memory
  7. The Court Of Mirror Hall
  8. Shallow Waters
  9. Knock Knock Who’s There
  10. Rise Of The Evil
  11. Warning
  12. Kokko – Eagle Of Fire
  13. Arctica
  14. Ladyhawk
  15. River Of Tuoni + Outro

Wie fandet ihr das Konzert?

18.02.2017
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