Geballte Ladung – Transcendence Tour
Woran denk man, wenn man den Begriff Kanada hört? Richtig! Eishockey, Wälder und Grizzlies! Doch es gibt wesentlich mehr, was dieses Land beiten kann. Nein, ich meine nicht Justin Bieber! Die Rede ist vom musikalischen Ausnahmetalent Devin Townsend, das mittlerweile über 20 Jahre im Musikbusiness Erfolge feiern darf. „Transcendence“ heisst das neueste Album, das Townsend im Gepäck hat und wer DTP schon mal live gesehen hat, weiss, dass da eine geballte Ladung an Musik auf einem zukommt. But now to something completely different…
Leprous
Skandinavien ist seit Jahrzehnten schon Garant für gute Musik. Insbesondere Norwegen brachte etliche Künstler gross raus, die sich international behaupten konnten. OK, da waren auch ein paar Subjekte dabei, die sich vor allem mit Kirchen verbrennen beschäftigten oder es vorzogen Ex-Bandmembers zu erschiessen, aber auch Abseits des düsteren Black Metals haben sich Perlen herauskristallisiert wie Leprous. Die sind zwar einem anderen Lager zuzuorden, aber düster sind sie allemal. Beeinflustt von Devin Townsend und Opeth schienen sie den Nerv des Publikums jedoch gut zu treffen. Charakteristisch ist die Stimme von Sänger Einar Solberg, die zwar einen hohen Wiedererkennungswert hat, aber der man mit der Zeit auch ein wenig überdrüssig werden kann. Ein gelungener Auftritt war es so oder so – dies hatten sie 2015 im Kiff in Aarau schon unter Beweis stellen können.
Between The Buried And Me
Wer Mathcore und Metalcore zu den bevorzugten Stilrichtungen zählt, kommt an der US amerikanische Band Between The Buried And Me nicht vorbei. Seit ihrer Gründung 2000 produzierten die Amis acht Studio- und zwei Live-Alben. Die Musik von BTBAM ist geprägt von hohem spielerischen Niveau und verschiedenen Takt- und Tempi-Wechsel, was die Anzahl der Fans eher in überschaubarer Anzahl hält. Es ist durchaus anspruchsvoll, was die Band live erbringt und hebt sich vom Mainstream deutlich ab. Stil typisches Attribut ist sicherlich der Gesang von Tommy Rogers, der zwar gut zum Gesamtbild der Band passt, sich aber sehr von der Leprous und sicher vom Gesangstalent Townsend unterscheidet. Die Begeisterung des Publikums hielt sich dennoch eher in Grenzen und äusserte sich in vornehmliche Zurückhaltung.
Devin Townsend Project
Mit dem 2016 erschienen Album „Transcendence“ ist Townsend mit seiner Truppe ein wahrer Volltreffer gelungen. Durchs ganze Band erschienen positive Berichte über den neuen Longplayer und logischerweise stellte sich die Frage über das kommende Live-Set. Die Chance dieses zu präsentieren, hatte das Devin Townsend Project am 8. Februar in Pratteln. Sonst als Quartett unterwegs, präsentierten sich DTP mit Keyboarder Mike St Jean, der schon öfters mit Townsend gearbeitet hat. Mittlerweile haben Devins Kompositionen einen beachtlichen Anteil synthetischer Klänge und da bietet sich die Besetzung eines Keyboarders folgerichtig an.
Über die Setlist könnte man wahrlich streiten. Mittlerweile hat Townsend schon so viele unterschiedliche Musik aufgenommen, so dass es schwer genug ist ein Set zusammenzustellen, das jeden Gusto trifft. Townsend steht aber nicht nur für grossartige und abwechslungsreiche Musik, sondern oder gerade besonders für Entertainment. Wo die Vorbands ihr Material durchaus in professioneller Manier präsentierten, zeigte der Townsend von der ersten Sekunde an, wer hier der wahre Profi ist.
Let me entertain you
Als das Set beendet war, blieb Devin Townsend am Mikrophone stehen und plauderte weiter mit dem Publikum. Also eigentlich war es ein Monolog, aber der Kanadier ist bekanntermassen überaus unterhaltsam und so referierte er darüber, dass er jetzt gehen werde, weil es vor einer Zugabe so üblich sei zu gehen und so zu tun, als käme man nicht mehr, um dann überrascht zu sein, dass man die Band wieder nach vorne hole. Er tue dies, auch wenn alle wüssten, dass das nur gespielt sei, also ginge er jetzt, weil… (wie schon gesagt – ein Monolog) Und so erfreute Townsend das Publikum mit aberwitzigen Tempo, wo selbst sehr gut englisch sprechende Zuschauer an ihre Grenzen kamen.
Lange Rede kurzer Sinn – Devin geht von der Bühne, das Publikum tobt und nach wirklich kurzer Zeit erscheint ein „überraschter“ Devin Townsend auf der Bühne, bedankt sich überschwänglich und stellt gerade mal klar, das die akustische Gitarre, die er bei sich hat, nun gar nicht ins Bild der Metal-Heads passt. „Ih-Ah“ ist jetzt nicht unbedingt die Metal Hymne, was Devin selbstironisch und fast entschuldigend bei der Ankündigung des Songs erklärte. Eigentlich tut dies nichts zur Sache, denn Townsend ist nun mal anders als die anderen und so spielt er, singt er, witzelt, interagiert mit dem Publikum und spielt und singt unbeirrt weiter. Mit „Higher“, einer weiteren druckvollen Komposition des neuen Albums schliesst die Band einen überzeugenden Auftritt ab und wie ich den Augen meines Neffens erkennen konnte, haben sie zumindest einen Fan dazugewonnen.
Fanzit
Wer Devin Townsend abseits der Bühne kennenlernen darf, wird eine wundersame Verwandlung feststellen. Der omnipräsente Devin auf der Bühne verwandelt sich in einen unauffälligen und fast schüchternen und überaus freundlichen Menschen, der mit der eigentlichen Figur auf der Bühne wenig gemeinsam hat. Das musikalische Genie aber lebt in beiden Figuren. Schliesslich zeigt sich dieses Genius definitiv in der Live Performance, die auch dieses Jahr nicht hätte besser sein können. Man darf freudig beobachten, dass das Publikum mit jedem Konzert zahlreicher wird und sich Devin Townsend berechtigterweise den ihm zustehenden Erfolg abholen kann.
Setliste Devin Townsend
- Rejoice
- Night (Devin Townsend Song)
- Stormbending
- Failure
- Hyperdrive (Devin Townsend Song)
- Where We Belong
- Planet of the Apes
- Ziltoid Goes Home (Devin Townsend Song)
- Suicide (The Devin Townsend Band Cover)
- Supercrush!
- March of the Poozers (Devin Townsend Song)
- Kingdom (Devin Townsend song
- Ih-Ah!*
- Higher*
*Zugabe