Eher schwach … bis auf den Headliner
Ein Power Metal-Abend im Metal-Tempel Z7, an dem leider nur der Headliner Freedom Call für richtig Furore sorgen konnte. Details zu diesem doch eher schwächeren Konzertabend in Pratteln findet ihr wie gewohnt in den nachfolgenden Zeilen.
Samstagabend und das Z7 – oftmals eine sichere und lohnenswerte Kombination. Heute sind die «Masters Of Light» aus Nürnberg zu Gast in Prattelns heiliger Metal-Konzertfabrik. Freedom Call durfte ich hier schon einmal live erleben. 2015 waren die Herrschaften im Vorprogramm von Sonata Arctica unterwegs. Heute Abend müssen die Deutschen allerdings mit dem Druck der Headliner-Rolle klarkommen. Im Fokus steht sicherlich die neue Platte «Masters Of Light», zu der ihr auf unserer Homepage auch eine Albumkritik meinerseits finden könnt. Die Scheibe enthält diverse Mitgröl-Hymnen, wie beispielsweise «Metal Is For Everyone». Deshalb habe ich meine Stimmbänder den ganzen Tag vorbildlich geschont und hoffe, dass sie das heutige Konzert irgendwie heil überstehen. Die beiden Support-Acts Eden’s Curse und Veonity sind mir dagegen nicht bekannt. Ein weiteres Kapitel für die eigene, musikalische Horizonterweiterung.
Am Ort des Geschehens angekommen folgt erst einmal der gezwungene Abstecher an die Abendkasse. Dann der Schock! Mein Name steht nicht auf der Akkreditierungsliste. Kollege Kaufi ist als Fotograf erfasst, aber meine Wenigkeit taucht nirgends auf. Die Dame im Tickethäuschen scheint mich glücklicherweise von früheren Schreibeinsätzen zu kennen und gibt mir dann – ohne grosse Komplikationen – den notwendigen Stempel aufs Handgelenk. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzlich für diese Aktion bedanken.
Im Innern des Z7 folgt schliesslich das altbekannte Portemonnaie-Abspeck-Programm. Dankbare Abnehmer der schwer verdienten Kröten sind wie so oft die Bar und der Merch-Stand. Aus den Boxen dröhnen die groben Klänge der norwegischen Black Metaller Immortal. Welch ein Kontrast zum heutigen Abendprogramm. Mit der eisgekühlten Feldschlösschen-Dose ausgerüstet bahne ich mir einen Weg zu «meinem» Pfosten. Die Pforten wurden heute Abend bereits um 18 Uhr geöffnet. Da die erste Band jedoch erst gegen 19 Uhr auftreten wird, schlagen wir die Zeit noch mit metallischen Diskussionen tot. Die besten Sprüche hat dabei einer meiner Kollegen auf Lager. Diese möchte ich euch selbstverständlich nicht vorenthalten. «Metal Is For Everyone! Aber weshalb sind denn heute Abend nur so wenig Leute da?». «Die Kerle nennen sich Masters Of Light. Aber wieso ist es denn so dunkel in der Halle?» (Achtung: Kann Spuren von Flachwitz-Elementen enthalten).
VEONITY
Ein paar Minuten nach sieben legen die Schweden von Veonity los. Dummerweise packt ihr Sound praktisch niemanden in der Halle. Allerdings ist das spärliche Publikum sowieso überhaupt noch nicht wach. Eigentlich ist der Sound der Truppe ziemlich solide. Trotzdem fehlt irgendetwas. Der Funke will einfach nicht rüber springen. Gegen Ende ihres kurzen Sets haut Frontmann Anders Sköld noch ein paar gelungene Power Metal-Schreie raus. Diese kommen allerdings zu spät und können den eher mässigen Auftritt nicht mehr retten. Veonity beweisen damit, dass Schweden (leider) nicht nur starke Metal-Bands hervorbringen kann.
EDEN’S CURSE
Vor dem Auftritt der nächsten Truppe wird brav ein Banner des aktuellen Albums «Cardinal» montiert. Fünf attraktive Mädels im Rotkäppchen-Outfit sind darauf zu sehen. Falls die Band ebenfalls nicht überzeugen sollte, so haben wir Männer der Schöpfung immerhin etwas fürs Auge. Diese Hoffnung wird allerdings jäh zerstört als ein paar Herren die Bühne betreten. Jep, die Mädels sind effektiv zur auf dem Album-Cover zu finden. Tja, hätte man sich im Vorfeld mit der Band auseinandergesetzt, wäre es wohl kaum zu dieser «Überraschung» gekommen. Aber die Optik sollte ja nicht im Vordergrund stehen. Wir sind hier für die Musik.
Leider hauen mich auch die Klänge von Eden’s Curse nicht wirklich aus den Socken. Die Soundqualität ist mehrheitlich zum Davonlaufen. Der Herr Tontechniker scheint mit seinen Gedanken an ganz anderen Orten zu sein. Das Publikum ist ebenfalls nach wie vor im Tiefschlaf. So beschäftige ich während des Auftritts von Eden’s Curse mehr mit Ausflügen an die Bar und der Analyse des anstehenden Z7-Programms. Am Ende sie die folgende Frage erlaubt: Haben Freedom Call etwa absichtlich etwas schwächere Vorbands ins Boot geholt, um das Publikum danach mit einer fulminanten Headliner-Show für sich zu gewinnen? Who knows…?
FREEDOM CALL
Um 21 ertönen dann die Klänge von «Metal Is For Everyone» aus den Boxen. Allerdings handelt es sich nur um einen Teaser. Freedom Call schicken ihre neue «Über-Hymne» noch nicht ins Rennen. Dafür eröffnen Chris Bay, Lars Rettkowitz, Ilker Ersin und Ramy Ali ihr Set mit dem Track «Tears Of Babylon» und sorgen damit direkt für ordentlich Stimmung im Saal. Endlich ist auch das Publikum aufgewacht. Für einen Samstagabend ist das Z7 zwar äusserst schwach besucht, aber die anwesenden Leutchen sind jetzt richtig laut. Da wird fleissig mitgesungen und mitgesprungen. Freedom Call scheinen eine Art Flair für «Metal-Helden-Epos-Hymnen» zu besitzen.
Songs der neuen Platte folgen dann etwa in der Mitte des Sets. Von «Hammer Of The Gods» und «Masters Of Light» entpuppt sich aber insbesondere die erstgenannte Nummer als wahre Live-Wucht. Dieser Hammerschlag sitzt! Dazwischen punktet Frontmann Chris immer wieder mit charmanten und witzigen Ansprachen. So langsam kommen meine gut geölten Stimmbänder an ihre Grenzen. Abstecher an die Bar sind deshalb auch während des Freedom Call-Auftritts keine Seltenheit. Die kraftvollen Metal-Hymnen erfordern allerdings regelrecht einen Hopfentee in der Hand.
Plötzlich steht Chris mit Papst-Hut auf der Bühne und hält eine unterhaltsame Predigt. Wer sich vom Metal abwendet, sei ein boshafter Sünder. Das Heilmittel folgt dann ziemlich rasch in Form der Hymne «Metal Is For Everyone». Definitiv eine gelungene und überzeugende Mitsing-Nummer. Zwischendurch grölt sich das Publikum ganz ohne Unterstützung von Chris durch den Song. Eventuell kommen ihm diese Gesangs-Pausen gerade recht. Seine Stimme ist heute Abend nämlich – vor allem in den höheren Tonlagen – nicht immer restlos überzeugend.
Danach wird es Zeit für den Zugaben-Block. Mit gleich vier Songs geben Freedom Call dabei nochmals richtig Gas. Vor allem die letzten beiden Songs «Warriors» und «Land Of Light» wissen zu überzeugen und werden vom Publikum intensiv gefeiert. Damit endet der durchaus gelungene Auftritt von Freedom Call.
Das Fanzit – FREEDOM CALL, EDEN’S CURSE, VEONITY
Beginnen wir mit den positiven Aspekten. Freedom Call haben zweifelsohne überzeugt und sich dadurch als würdige Headliner erwiesen. Mit ihrem «Happy/Power Metal» sind die Herrschaften echte Stimmungskanonen und ich würde sie mir auf jeden Fall wieder ansehen. Unbrauchbar waren heute Abend hingegen leider gleich beide Support-Acts. Und für einen Samstagabend haben sich auch viel zu wenige Metalheads ins Z7 verirrt. Da wäre mehr möglich gewesen. Wahrscheinlich war im heutigen Line Up schlichtweg kein echter Publikumsmagnet mit dabei. So hätte man die Show eigentlich auch im «Mini-Z7» durchführen können. Kollege Kaufi war am heutigen Abend ebenfalls mit von der Partie und im Fotograben unterwegs. Allenfalls hat er ebenfalls noch ein kleines Fanzit zum heutigen Power Metal-Abend auf Lager.
(Kaufi) Kollege Dutti hat eigentlich das Wesentliche bereits erwähnt. Was mir allerdings positiv auffällt: Mit Freedom Call haben wir endlich wieder einmal eine Truppe, die sich nicht scheut, ihre Setlist richtig umzukrempeln! Zugegeben: von “Mr. Evil” bin ich überhaupt kein Fan, aber mit “Carry On” und vor allem mit der ersten Zugabe “The Circle Of Life” hat wohl kaum einer rechnen können. Auch die neuen Songs fügen sich perfekt ins Gesamtbild ein, allen voran die neue Hymne “Metal Is For Everyone”. Aber auch das schnelle “High Up” sorgt für Laune.
Chris ist natürlich mehrheitlich der Alleinunterhalter und sorgt immer wieder für Lacher mit seinen Ansagen – oder dann mit seinen Hüten. Denn auch zu “Mr. Evil” trägt er ein… sagen wir mal: Aussergewöhnliches Exemplar!
Hingegen wage ich Dutti in einem Punkt zu widersprechen: an der Gesangsleistung von Chris habe ich nichts auszusetzen! Ob diese unterschiedliche Sichtweise jetzt von zu viel Bier (Dutti) oder zu wenig Bier (Kaufi) herkommt, kann man also nicht mit abschliessender Sicherheit sagen… Aber Spass hat’s gemacht: Freedom Call sind auf der Bühne einfach ein sicherer Wert und sie hätten eigentlich schon noch ein paar Zuschauer mehr verdient gehabt!
Setliste – Freedom Call
- Tears Of Babylon
- United Alliance
- Kings Rise and Fall
- Union Of The Strong
- Freedom Call
- Hammer Of The Gods
- Masters Of Light
- Carry On
- Mr. Evil
- A Perfect Day
- High Up
- Metal Is for Everyone
- The Circle of Life*
- Power & Glory*
- Warriors*
- Land Of Light*
*Zugaben