Breaking News: Schwedische Übermacht Sabaton zerlegt die Joggeli-Halle in ihre Einzelteile!
Eine überragende Headliner-Show von Joakim Brodén und Kompanie, bei der nicht mit Pyro-Effekten gegeizt wurde. Die Entscheidung Accept mit an Bord zu holen hätte sich beinahe als heikel erwiesen. Die deutschen Metal-Veteranen walzten sich unerbittlich durch ihre Setliste und stahlen den Schweden beinahe die Show. Einzig Twilight Force konnten da nicht ganz mit ihren Kollegen mithalten. Weitere Infos nun im nachfolgenden Konzertbericht.
Heutiges Reiseziel: Basel. Für einmal geht es allerdings nicht nach Pratteln ins altehrwürdige Z7, sondern in die Rheinstadt selbst. In der St. Jakobshalle spiel heute Abend ein mächtiges, metallisches Trio auf. Sabaton, Accept und Twilight Force. Alle drei Bands sind mir bereits bekannt und somit blicke ich äusserst gelassen einem sicherlich gelungenen Konzertabend entgegen. Allerdings muss man dazu zuerst einmal zur «Joggeli-Halle» kommen, was sich als ÖV-Nutzer offenbar ein wenig komplizierter gestaltet. Liebe Stadt Basel, nehmt euch doch bei Gelegenheit ein Beispiel am Z7 oder am Hallenstadion. Diese Konzertlokalitäten kann man rasch und ohne Hindernisse zu Fuss erreichen und sie liegen in Bahnhofsnähe. Allenfalls fehlt mir aber auch schlichtweg die Routine, da ich mich in Basel nun wirklich nur sehr dürftig auskenne. Nichtsdestotrotz durfte ich in der St. Jakobshalle bereits einige überragende Konzerte erleben. Die Shows von Nightwish oder Mötley Crüe waren beispielsweise legendär.
Am Ort des Geschehens angekommen folgt erst einmal der Abstecher an die Abendkasse. Akkreditierungstechnisch hat alles wunderbar geklappt und mein Name wird ziemlich schnell auf der Gästeliste entdeckt. Dann händigt mir die Dame noch einen Foto-Pass aus. Bitte was? Ich mit Foto-Pass? Da steht das Kreuzchen wohl an der falschen Stelle. Aber halb so wild. Ich nehme den Aufkleber ohne Reklamation entgegen und klebe in mir auf mein Shirt. Ausnutzen oder missbrauchen werde ich das Ding selbstverständlich nicht. Meine Digicam habe ich logischerweise dabei, aber natürlich möchte ich den «echten» Fotografen im Graben nicht im Wege stehen. Zudem werde ich sicherlich auch so ein schönes Plätzchen in Bühnennähe finden. Ich bin froh, dass ich dieses Mal nicht auf einen Sitzplatz verbannt werde und alles aus nächster Nähe verfolgen und geniessen kann. Somit bin ich so was von ready für meinen ersten Schreibeinsatz in der Basler St. Jakobshalle.
An dieser Stelle muss ich meinen vielfältigen Metal-Musikgeschmack wieder einmal kritisieren. Parallel zu diesem Event spielen nämlich heute Abend nämlich auch noch Dream Theater in der neuen Samsung Hall in Zürich – ebenfalls ein Good News-Event. Termin-Kollision ahoi! Trotzdem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass ich meine Pro-Sabaton-Entscheidung nicht bereuen werde.
TWILIGHT FORCE
Nach einem ersten Abstecher an die Bar begebe ich mich wieder an die Front auf die rechte Bühnenseite. Die Halle ist bis anhin eher bescheiden gefüllt. Dieses «Ich bin eh nur wegen Sabaton da»-Gehabe von gewissen Leuten geht mir gehörig auf den Sack. Aber diese Aussage bekomme ich heute Abend des Öfteren zu hören. Gebt doch den Vorgruppen auch eine faire Chance, liebe Leute.
Um 19 Uhr gehen schliesslich erstmals die Lichter in der Joggeli-Halle aus. Die Fantasy-Metaller von Twilight Force betreten die Bühne und nehmen uns mit auf eine Reise in fremde Länder und zu imposanten Drachenkämpfen. Wie immer stechen einem sofort die beiden Gitarristen Aerendir und Lynd ins Auge. Mit ihren Spitzohren weisen sie verflucht viel Ähnlichkeit zu den Blutelfen aus «World Of Warcraft» auf. Frontmann und Sänger Chrileon ist selbstverständlich auch heute Abend nicht ohne sein Schwert unterwegs. Blackwald – der Tasten-Klimperer vom Dienst – entpuppt sich ebenfalls erneut als gelungener Unterhalter. Die Kapuze stets tief ins Gesicht gezogen und seinen Zauberstab mit der grossen, leuchtenden Kugel an der Spitze schwingend – jep, er könnte ausgezeichnet als Druide durchgehen. Zudem sorgt seine tief-heisere Stimme immer wieder für Lacher.
Für den Sound der Truppe fällt mir dann während des Auftritts endlich eine überaus passende Bezeichnung ein. Die ganze Sache werde ich künftig als «Walt Disney-Metal» bezeichnen. Sicherlich ist es für Twilight Force eine Ehre, in einer solch grossen Halle spielen zu dürfen. Allerdings können sie das Publikum nicht wirklich aus dessen Tiefschlaf wecken. Schade, denn die Schweden geben ziemlich Einsatz und zeigen ordentlich Spielfreude. Nach einer knappen halben Stunde ist der Auftritt von Twilight Force bereits wieder zu Ende. Trotz teilweiser mässigen Sound-Qualität haben sie mir gut gefallen und hätten gerne noch etwas länger spielen dürfen. Chrileon bedankt sich schliesslich noch artig bei seinen Sabaton-Kumpels – beide Bands stammen ja aus der schwedischen Stadt Falun – und verschwindet dann hinter der Bühne.
ACCEPT
Gegen 20 Uhr erblicke auf der Bühne diverse fabrikähnliche Dekorationen. Höchste Eisenbahn für Accept. Die Truppe durfte schon vor meiner Geburt etliche Erfolge feiern. Damals war noch Udo Dirkschneider Herr des Mikrofons und prägende Figur. Seine Kreis(ch)sägen-Stimme ist auch heute noch unverkennbar. Allerdings ist der gute Mann heutzutage mit einer neuen Band U.D.O. unterwegs. Nach etlichen Auflösungen und Wiedervereinigungen sind Accept seit 2009 wieder konstant «on the road». Mit Mark Tornillo wurde ein fähiger Sänger verpflichtet, der Udo würdevoll «beerbt» hat. Aber genug der alten Geschichten. Kommen wir zum Auftritt der Truppe am heutigen Abend.
Und Accept enttäusche nicht. Gnadenlos und mit unermüdlicher Wucht walzen sie sich durch die ganze Joggeli-Halle. Sehr mutig von Sabaton, eine solche Band als Support-Act zu engagieren. Die Hymnen-Auswahl lässt auch nichts zu wünschen übrig. «Stampede», «Stalingrad», «Princess Of The Dawn», «Metalheart», «Teuntonic Terror» und natürlich «Balls To The Wall» – um nur einen Teil des Sets zu erwähnen. Besonders auffallend ist wie immer Riff-König Wolf Hoffmann. Der Bruce Willis der Metal-Szene mutiert auch während der heutigen Accept-Show wieder zum Alleinunterhalter. Grimassen, Gesten und wilde Gitarren-Soli. Der Typ ist einfach genial. Er und Basser Peter Baltes teilen sich oftmals den Platz auf dem kleinen Podestchen in der Bühnenmitte und sahnen so den Grossteil des Rampenlichts ab. Marks Stimme ist ebenfalls in guter Verfassung und kommt souverän durch den Auftritt.
Das Publikum ist immerhin ein wenig aktiver. Die Energie der Show scheint ansteckend zu sein. Trotzdem habe ich den leisen Verdacht, dass heute Abend nur die wenigsten wissen, wer da überhaupt gerade auf der Bühne steht. In der Halle dominieren heute Abend eindeutig die Sabaton-Shirts. Nach diesem grandiosen Auftritt würde ich Accept definitiv ein paar neue Anhänger gönnen. Das hätten sich die Herrschaften redlich verdient. Sabaton sind gefordert und müssen jetzt gezwungenermassen eine Schippe drauflegen.
SABATON
So viel sei vorweggenommen: Es folgt nun eine überragende und gigantische Headliner-Show. Meine werte Kinnlade wurde während der gesamten Sabaton-Show Opfer der Schwerkraft und hing bis zum Hallenboden hinunter. Aber eines nach dem anderen.
Aus den Boxen dröhnen «In The Army Now» und «March To War». Kurz darauf betreten die fünf metallischen Tarnanzughosen das Schlachtfeld. «We are Sabaton and this is Ghost Division!» brüllt Joakim mit vollem Elan ins Mikrofon. Ähnlich wie die legendären Motörhead eröffnen Sabaton auch schon seit einigen Jahren ihre Shows mit diesem Spruch beziehungsweise Track vom Silberling «The Art Of War». Die Nummer versetzt die Halle dank ihres Elans und ihrer Power umgehend in die richtige Stimmung. Endlich ist das Publikum so richtig wach. Na geht doch! Premiere auf einer Schweizer Bühne feiert heute Abend übrigens der neue Gitarrist und Thobbe Englund Nachfolger Tommy Johansson. Der Kollege macht einen soliden Job und scheint sich gut in das bestehende Gefüge eingegliedert zu haben.
Ebenfalls neu ist Joakims Freude an Verkleidungen und der Einsatz einer grossen Videoleinwand mit den passenden Kriegs-Bildern und Videos. Im Fokus der aktuellen Tour steht selbstverständlich die neue Sabaton-Platte «The Last Stand». Diverse Songs des Albums finden nicht wirklich überraschend ihren Weg in die heutige Setliste. «Sparta» zählt beispielsweise dazu. Urplötzlich fühlt man sich wie im Gemetzel-Film «300», da ein paar spartanische Krieger auf der Bühne stehen. Und auch Joakim wird mit passendem Cape und Helm ausgestattet. König Leonidas lässt grüssen. Mit Speer in der Hand dirigiert er das Publikum munter vor sich hin und her.
Später wird Tommy dem Publikum dann noch richtig vorstellt. Zum Einstand muss gleich einmal ein Bierchen auf ex getrunken werden. Ja, ihr habet richtig gelesen. Joakim entzieht sich dieses Mal der Trink-Verantwortung. Aus den Publikumsreihen werden passend dazu die ominösen «Noch ein Bier»-Rufe laut. Diesen Spruch werden die Schweden wohl nicht mehr so rasch loswerden. Andere mögen es vielleicht nervig finden, aber ich störe mich (noch) nicht so sehr daran. Allerdings muss ich unserem Kaufi zustimmen. Die Band selbst fördert die «Noch ein Bier»-Rufe nicht mehr so intensiv wie früher. Damit ist Tommys Vorstellung allerdings noch nicht zu Ende. Zur Belohnung darf er sich noch einen Song wünschen. Nicht ganz überraschend fällt die Wahl auf «Swedish Pagans». Das Joakim dabei zuerst ein wenig rumzicken muss, kennt man schon man früheren Auftritten der Truppe. Nichtsdestotrotz ist die Nummer eine echte Stimmungs-Kanone.
Überragend ist am heutigen Abend auch der intensive Einsatz von Pyrotechnik. Da wird beinahe die komplette Halle abgefackelt. Immer wieder knallt es oder riesige Feuersäulen schiessen aus dem Boden hervor. Ein echter Genuss für die Augen. Auch währen des Tracks Carolus Rex kommen die Flammen erneut zur Geltung. Joakim wechselt wieder einmal das Outfit und kommt im blau-gelben Mantel daher. Damit sieht er aus wie ein Admiral. Gesungen wird übrigens die englische Version. Hätte meine Meinung nach gerne auch die schwedische Variante sein dürfen. Der schwedische Patriotismus spiegelt sich ebenfalls in Pär Sundströms Bass wider. Sein Instrument ist in den Farben der schwedischen Flagge bemalt. Ansonsten dominieren die militärischen Requisiten. An den Mikrofonständern hängen Granaten, Sturmgewehre und Militär-Helme. Gitarrist Chris Rörland versteckt sich ab und zu hinter einem «Achtung Minen!»-Warnschild auf der rechten Bühnenseite. Ausserdem thront Drummer Hannes Van Dahl wie gewohnt auf dem obligaten Mini-Panzer.
Ruhig wird es eigentlich nur einmal währen des gesamten Auftritts. Sabaton geben im letzten Drittel ihres Sets eine akustische Version von «The Final Solution» zum Besten. Zeit für die Feuerzeuge. Aber irgendwie hat diese spezielle Variante des Songs etwas. Danach wird das Tempo jedoch wieder angekurbelt und Joakim greift selbst zur Gitarre. «Resist And Bite» geht nun ins Rennen. Etwas später folgt dann der Zugaben-Block, der mit der Über-Hymne «Primo Victoria» eröffnet wird. Danach mache ich präventiv schon einmal auf den Weg zur Garderobe und hole mir meine Jacke ab. «Shiroyama» und «To Hell And Back» sehe ich mir dann vom oberen Hallenteil aus an. Ein gelungener Abschluss einer bärenstarken Sabaton-Show.
FAZIT
Mit meinen bisher sieben Sabaton-Konzerten bin ich selbstverständlich noch kein so grosser Experte wie unser Kaufi. Aber es ist schon erstaunlich, welche Entwicklung die Schweden in den letzten Jahren hingelegt haben. Mein erstes Konzert der Truppe durfte ich 2010 im Z7 erleben. Sieben Jahre später füllen Joakim und Co. zurecht grössere Hallen und haben an Festivals den Headliner-Status inne. Das heute Abend war schlichtweg eine überragende Show und zählt zu den besten Konzerten, die ich in den letzten Jahren erleben durfte. Dabei bewahren die Jungs stets ihre Spielfreude und wirken in keinem Moment überheblich oder gar arrogant. Sabaton mögen auf der Gegenseite viele Hater haben, aber ich bin froh, nicht dazuzugehören. So etwas wie heute Abend hätte ich mir niemals entgehen lassen wollen.
Tja Kaufi, wir werden wohl auch künftig die Sabaton-Schreibeinsätze «Lösli» ziehen müssen. Allenfalls denken sie dann bei einer nächsten Show daran, meine Favoriten-Songs «Midway» und «Metal Machine» wieder einmal in die Setliste einzubauen. Eventuell folgt 2018 ja eine gemeinsame Tournee mit Nightwish. Wenn Hannes schon ohne zu fragen die gute Floor schwängert, dann kann er mich ja wohl auch mit einer solchen Tour entschädigen. Allenfalls müssten sie dann allerdings auch einen Babysitter mitnehmen. Die Geschichte mit dieser gemeinsamen Tour bleibt allerdings vorerst wohl nur Wunschdenken meinerseits.
Ach ja, lobende Worte gehen an dieser Stelle ebenfalls noch (oder nochmals) an Accept und Twilight Force. Auch sie haben ihre Sache gut gemacht. Insbesondere Accept konnten erneut dank eines starken Auftritts überzeugen.
Setliste – Twilight Force
- Battle Of Arcane Might
- To The Stars
- Riders Of The Dawn
- Flight Of The Sapphire Dragon
- Gates Of Glory
- The Power Of The Ancient Force
Setliste – Accept
- Stampede
- Stalingrad
- Restless And Wild
- London Leatherboys
- Final Journey
- Princess Of The Dawn
- Fast As A Shark
- Metal Heart
- Teutonic Terror
- Balls To The Wall
Setliste – Sabaton
- In The Army Now (Intro)
- The March To War (Intro)
- Ghost Division
- Sparta
- Blood Of Bannockburn
- Swedish Pagans (Tommy’s Choice)
- The Last Stand
- Carolus Rex (English Version)
- Union (Slopes Of St. Benedict)
- Lost Battalion
- Gott Mit Uns
- Lion From The North
- The Final Solution (Acoustic Version)
- Resist And Bite
- Night Witches
- Winged Hussars
- Primo Victoria
- Shiroyama
- To Hell And Back