Was für ein Brett!
Der Weg …
Comaniac sind zurück. Endlich. Eine neue Scheibe mit im Gepäck, welche ab 7. April weltweit verfügbar ist und am 8. April in Aarau im Flösserplatz getauft werden wird (Metalinside wird mit Backstage Interview und Konzert-Review dabei sein).
Aber mal der Reihe nach, bevor wir das neue Album der Aargauer beleuchten und bewerten:
Nachdem 2015 das Debutalbum «Return to Wasteland» die Schweizer Thrash-Szene zum Beben gebracht hat und die Band im Anschluss viele Offerten für Gigs im In- und Ausland erhielt, war man sich eigentlich innerhalb des Bandgefüges einig, dass man nun definitiv durchstarten kann.
Wie so oft passieren genau in den besten und erfolgreichsten Momenten Sachen, welche nicht geplant sind; Cedric (Drums) und Doom (Gitarre) konnten das nun intensivere Bandleben nicht mehr mit ihren privaten Belangen vereinbaren und verliessen die Band. Natürlich war die Band interessiert schnell Nachfolger zu finden, auch wenn der Verlust von Cedric und Doom schwer zu verkraften war. Zum Glück wurde man schnell fündig und konnte als Ersatz Vali (Lead Guitars) und Steff (Drums) engagieren. Folgendes Lineup spielte dann gegen Ende 2016 eben den nun vorliegenden Nachfolger des erfolgreichen Debuts ein:
- Jonas Schmid – Guitar / Voice
- Valentin Mössinger – Guitar
- Raymond Weibel – Bass
- Stefan Häberli – Drums
Das Album Comaniac – Instruction for Destruction
Erstärkt durch die beiden Neuzugänge ist man nun mit dem 2. Album definitiv bereit durchzustarten. Ob dies auch wirklich gelingen mag lest ihr nachfolgend. Wir haben das Album seziert und hier ist sozusagen der pathologische Bericht dazu:
Wir starten mit „Coal“. Sanfte Gitarrenklänge führen den Hörer auf den Weg ins Album. Diese sanften Klänge währen aber nicht lange und dann zischt der erste Track los wie eine Tischbombe. Die Mucke kommt druckvoll und perfekt gemischt aus den Lauschmuscheln, der Gesang und die Gitarrenfront bilden eine Einheit und langsame Parts wechseln sich mit rasanten Thrash-Parts ab. Hier ein Solo, da ein paar Gitarrenläufe zu zweit, perfekte Wahl der Triebmittel würde ich behaupten. Zu diesem Song gibt es übrigens auch schon ein Video, welches vor einigen Tagen veröffentlicht wurde (siehe unten).
„Suborned“ knüpft direkt an den Startsong an, legt aber aus meiner Sicht noch eine Lage Kohle mehr auf. Eingängige Refrains und sehr melodiöse Parts brechen den sonst so direkten und straighten Thrash-Einschlag der Comaniacs. Ob ich das schlecht finde? Nein im Gegenteil, das macht aus meiner Sicht die Band aus dem Aargau auf diesem Longplayer aus und verleiht den Jungs eine ganz spezielle Note.
„Bow Low“ zeichnet sich ebenfalls durch einen äusserst melodiös gesungenen Refrain aus und bereits nach drei Tracks muss ich resumieren, dass die Scheibe Lust auf mehr macht mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Das Gitarrensolo im Mittelteil könnte man als zu soft ansehen, aber genau (siehe vorheriger Abschnitt) diese Überraschungen und Tempovariationen machen auf mich einen sehr professionellen und unverwechselbaren Eindruck. Vielleicht ist der Song einfach ein wenig zu lang ausgefallen, gegen Ende des Tracks scheint es mir, als ob die Power beim Hören ein wenig verloren geht.
„Guarding Ruins“ ist einer der kompatibelsten Songs auf der neuen Scheibe und auch für nicht so thrashig angehauchte Metalheads einen Versuch wert. Ein wenig „gemächlicher“ wenn man dies überhaupt so nennen darf, geht der Song einher und auch hier attestiere ich der Band einmal mehr ein geschicktes Händchen zu Melodien und passenden Solos. Es könnte jedoch sein, dass wirkliche und „sture“ Thrash-Fans hier die Skip-Taste betätigen werden. Denn Thrash in Reinkultur ist der Song aus meiner Sicht nicht. Stört aber nicht, die Spannung auf die nächsten Songs auf der Scheibe wird dadurch natürlich nochmals angeregt. Mir gefällts! Mir fällt erneut auf, dass der Song vielleicht ein wenig kürzer hätte ausfallen können, um die Spannung nicht zu verlieren.
„How to End it All“ scheint mir ins Gefüge zu passen, scheint aber zwischen den anderen Kompositionen wohl eher als Verbindungsstück zu fungieren und markiert somit einen Track, der weder sehr positiv auffällt, aber auch nicht musikalisch oder produktionstechnisch abfällt.
Jetzt geht’s aber richtig ab mit „Self Control“. Nachdem man während dem vorangegangenen Track vielleicht leicht ins Träumen abgedrifted ist, wird man jetzt mit brachialer Härte wieder auf die richtige Rinne zurückgeholt. Tempoerhöhung. Auch die Intensität erstarkt wieder. Für mich einer der ganz grossen Songs auf dieser Scheibe. Bis zum Schluss, es wird nicht nachgelassen. Und…die Länge des Songs ist einfach perfekt auf die Geschehnisse abgestimmt. Geil!
„Shattered“ kommt mir – bei allem Lob für den neuen Schnelldreher – irgendwie deplatziert vor. Denn der „Song“ entpuppt sich als kurzes Intermezzo, bevor es dann mit „Heart Of Stone“ wieder auf die vollen geht. Wahrscheinlich haben sich die Jungs aber mehr als ich überlegt, als sie die Titel arrangiert haben. Ich muss sie dann wohl an der Plattentaufe mal darauf ansprechen 😉
Apropos „Heart Of Stone“. Hammer Song, mit vielen kleinen Wendungen und musikalischen Taktwechseln. Perfekt abgestimmte Gitarrensoli und geile Drums, welche hier so richtig mit den Gitarrenriffs harmonieren. Sehr schön gethrasht! Zum Glück nur noch zwei Songs vor mir. Meine Nackenmuskeln verabschieden sich wohl nächstens ins Nirvana. Wer zu Comaniacs Musik nicht einen Zuckreiz im Nacken bekommt, sollte sich mal musikalisch untersuchen lassen.
Also mal schnell zu „Forever More“ gezappt und siehe da, es geht in unverminderter Härte und Spiellust weiter. Diesen Song unbedingt mal checken. Vielleicht ist der Vergleich nicht passend, aber hier schwebt mir plötzlich die Assoziation mit einer Scheibe von Defiance in den Kopf, welche ich mir mal in den 90ern zugelegt habe. Was ich damit sagen will: Perfekt, inklusive dem gut gewählten Abschluss des Songs.
Schon sind wir beim Hauptsong der Platte angelangt „Instruction for Destruction“ zeigt nochmals alles, was ein Metal-Herz welches auf „gäbigen“ Thrash gepolt ist, braucht. Mit 6:52 ist es auch der längste Song auf der Scheibe. Hier aber mal keine Kritik. In den knapp 7 Minuten ist sehr viel gute Musik verpackt und man freut sich richtiggehend daran, dass hier nicht vorzeitig Schluss ist. Leider markiert dieser Track aber bereits den Schlusspunkt des Silberlings und wir schreiten zum Fanzit.
Fanzit
Comaniac haben es definitiv geschafft einen grossen Entwicklungsschritt vom Debutalbum zur vorliegenden Veröffentlichung zu realisieren. Ob dies mitunter auch an den Inputs der neuen Bandmitglieder liegt oder ganz einfach an Professionalität, welche man sich durch Spielzeiten und Gigs zulegen konnte, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber beurteilen kann ist, dass dieses Album eine konsequente und logische Umsetzung dessen ist, was die Aargauer noch mehr nach oben katapultieren wird.
Kritik muss und darf natürlich auch sein; Wie bereits angetönt, finde ich bei gewissen Songs die Spielzeit zu lang bzw. die Spannung geht gegen den Schluss flöten. Auch das Zwischenstück „Shattered“ hätte man aus meiner Sicht lieber nicht gepresst.
Ansonsten gibt’s einfach nichts zu meckern; zwar kein reiner Thrash, sondern auch Einflüsse aus dem Heavy Metal, was dem Silberling aber einen speziellen und vor allem sehr abwechslungsreichen Touch beimischt, welcher mich einfach überzeugt. Produktion: Sehr gut! Gesang: Passt aufs Auge! Spielverständnis: Perfekt!
Deshalb gibt’s von mir auch eine 9 von 10. Dies ist wohlgemerkt eine Wertung, die sich sehen lässt. Weiter so Jungs, ihr könnt stolz auf diesen musikalischen Erguss sein, welcher bald das Licht der Welt erblickt!
Die Plattentaufe in Aarau
Wie bereits Eingangs der Review angetönt, wird die neue Scheibe am 8. April offiziell getauft. Erhältlich ist sie bereits einen Tag früher, ab dem 7. April 2017. Wer mag kommt an diesem Samstag zum Flösserplatz zu Aarau, wo Comaniac als Headliner unter Mithilfe von Sin Starlett und Funeralopolis, ihren Fans zum ersten Mal ihre „Anleitung zur Zerstörung“ ans Herz legen werden.
Metalinside wird ebenfalls live vor Ort sein und danach natürlich auch über die Plattentaufe berichten. Zudem ist ein Interview mit der Band geplant, auf welches ihr ebenfalls gespannt sein dürft. Da ich Comaniac bereits live gesehen habe, kann ich den Gig in Aarau mit reinem Gewissen empfehlen. Nebst der symphatischen Art der Band aus dem Aargau, wird die Show sicher schweisstreibend und sportlich werden.
Wer leider keine Zeit hat sollte sich oben genanntes Erscheinungsdatum fett im Kalender anstreichen. Ihr habt also die Qual der Wahl, wie ihr euch die Instruktion zur Zerstörung holt. Direkt vor Ort oder auf einer gepressten runden Scheibe, oder was natürlich die Band am meisten unterstützt: Beides gleichzeitig 🙂
Zum ersten Mal gibt’s Comaniac auch auf Vinyl – mehr Infos/Shop
Trackliste Comaniac – Instruction for Destruction
- Coal
- Suborned
- Bow Low
- Guarding Ruins
- How To End It All
- Self Control
- Shattered
- Heart Of Stone
- Forever More
- Instruction for Destruction