Ein Konzertabend im Dynamo-Keller (auch bekannt als Werk 21), der primär im Zeichen des Thrash Metal stand. Für Abwechslung sorgten Spuren von Death und Power Metal. Weshalb die Holländer ein Händchen für Metal-Bands zu haben scheinen und wer für den Stilbruch des Abends verantwortlich war könnt ihr – wie gewohnt – im nun nachfolgenden Bericht nachlesen.
Wie lässt man die Woche gelungenen ausklingen? Idealerweise genauso, wie man sie begonnen hat – mit einem Konzert. Aus diesem Grund führt mich mein Weg heute Abend nach Zürich ins Dynamo. Dieses Mal geht’s allerdings nicht die Stufen hinauf zum Saal, sondern runter ins Kellergewölbe. Es ist somit mein erster Metalinside-Schreibeinsatz im Werk 21. Die Location und ich haben so unsere Differenzen. Wenn der Raum jeweils rappelvoll ist, fühle ich mich mit der Zeit ziemlich unwohl. Allerdings trumpft das Werk 21 dafür oftmals mit einer überaus gelungenen Soundqualität auf.
Veranstalter Meh Suff! bietet für den heutigen Abend drei Truppen auf. Izegrim und Dew-Scented sagen mir überhaupt nichts. Dafür habe ich den Headliner des Abends zuletzt im Vorproramm von Destruction im Z7 ein erstes Mal live erleben dürfen. Damals haben Flotsam And Jetsam mein Interesse geweckt und ich bin gespannt, wie die Amis heute Abend mit etwas mehr Spielzeit abschneiden werden.
IZEGRIM
Den Anfang macht um 20 Uhr die holländische Thrash/Death Metal-Fraktion Izegrim. Die Blicke richten sich sofort auf die Dame in der Mitte mit dem «Rapunzel-langen» Haar. Blondine Marloes Voskuil ist für die Bass-Klänge und den Gesang verantwortlich. Lasst euch von ihrem warmen Lächeln nicht täuschen. Mit Ihren kräftigen Growls könnte sie wohl manch einen von uns direkt an die Wand klatschen. Vergleiche zu Kolleginnen wie beispielsweise Alissa White-Gluz sind durchaus gestattet. Ihre «Headbangerei» ist ein echter Augenschmaus. Neben Marloes erweist sich Gitarrist Jeroen Wechgelaer als weiterer Aktivpfosten. Sympathiepunkte gibt’s zudem für sein ansteckendes Dauergrinsen. Die wichtigsten Deutsch-Floskeln («Bier» oder «Kommt einen Schritt nach vorne») scheinen die Holländer ebenfalls zu beherrschen
Izegrim servieren dem Werk 21-Publikum eine Mischung aus Thrash und Death Metal. Teilweise sind zudem leichte Black Metal-Einflüsse hörbar. Der Sound kommt mit ordentlich Wucht und Tempo um die Ecke. Leider bleibt ein Grossteil der anwesenden Metalheads (noch) ziemlich passiv. Lediglich an der Bühnenfront ist etwas Action auszumachen. Mich überzeugt die Izegrim-Darbietung vollends und ich kann die Truppe mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Ärgerlich ist eigentlich nur die Tatsache, dass die Band seit 1996 existiert und es – bis zum heutigen Abend – nicht auf mein Radar geschafft hat.
DEW-SCENTED
Die nächste Gruppe legt um 21 Uhr ebenfalls mit vollem Elan los. Zu hören gibt’s feinste Knüppel-Melodien der deutschen Thrash/Death-Metaller Dew-Scented. Die Truppe ist seit 1992 im Geschäft. Somit sind Frontmann Leif Jensen und seine Kollegen alles andere als Szenen-Neulinge. Marc Dzierzon, der neue Mann hinter der Schiessbude, wirkt allerdings leicht übermotiviert. Prompt verliert er während des Songs «On A Collision Course» einen seiner Drumsticks. Halb so wild – (fast) niemand hat’s bemerkt. Und für Ersatz ist sowieso rasch gesorgt. Bassist Joost van der Graaf sorgt dagegen mit seinen Gesichtsverrenkungen für Lacher.
Im Gegensatz zu Izegrim müssen Dew-Scented eine kleine Einbusse in der Soundqualität hinnehmen. Leifs Mikro scheint ein Spürchen zu leise eingestellt zu sein. So kommt sein brutales Stimmorgan leider nicht hundertprozentig zur Geltung. Trotzdem wirkt das Publikum inzwischen etwas lebendiger. Ich kann nun einige Headbanger ausmachen. Das temporeiche, hammerharte «Geknüpple» von Dew-Scented ist allerdings definitiv nichts für menschliche Salzsäulen. Die Herrschaften aus Braunschweig würde ich mir ebenfalls mit dem grössten Vergnügen wieder einmal ansehen. Auch sie verdienen einen Platz in meinem persönlichen Band-Repertoire.
FLOTSAM AND JETSAM
Beide Vorbands haben ziemlich Gas gegeben. Jetzt bin ich gespannt, wie der Headliner kontern möchte. Die Antwort folgt um zehn nach zehn. Frontmann Eric A.K. und seine Kumpels betreten unter tosendem Applaus die kleine Bühne. Plötzlich klebt die ältere Generation an vorderster Bühnenfront. Die Jünglinge scheinen sich in den hinteren Teil des Raums verzogen zu haben. Schichtwechsel? Who knows? Flotsam And Jetsam mischen jedenfalls auch schon länger in der metallischen Welt mit. Die Truppe wurde 1981 gegründet.
Auf Anhieb können die Amis nicht wirklich mit ihren beiden Vorbands mithalten. «Schuld» daran ist wohl hauptsächlich der Stilbruch, den die Herrschaften mit ihren Melodien liefern. Nicht mehr die Combo Thrash/Death steht nun im Vordergrund, sondern ein Mix aus Thrash und Heavy Metal, gepaart mit leichten Power Metal-Einflüssen. Die Menge scheint jedoch mehrheitlich wegen Flotsam And Jetsam ins Werk 21 gepilgert zu sein und stört sich somit nicht sonderlich an diesem Stilwechsel. Im Gegenteil – frenetische Jubelrufe sind konstant zu hören.
Songtechnisch dürstet es die Fans schwergewichtig nach den älteren Flotsam-Hymnen. Das erkennt auch Sänger Eric ziemlich bald. Und die heutige Setliste hat diesbezüglich einiges zu bieten. Mit «Hammerhead», «Desecrator», «She Took An Axe» und «Doomsday For The Deceiver» servieren Flotsam And Jetsam ihren Anhängern gleich vier «Old-School»-Tracks ihrer 1986er-Debüt-Platte. Das Publikum ist hellauf begeistert. Auch meine Wenigkeit wird mit der Zeit warm und beginnt Gefallen an dieser Darbietung zu finden.
Erics Stimme kann ich sich durchaus hören lassen. Etwas scheu zeigt sich dagegen Gitarrist Steve Conley, der sich – aus Zuschauerschicht – am rechten Bühnenrand zu verstecken scheint. Erst als Eric ihn zu einem Gitarren-Duell mit Kollege Michael Gilbert auffordert, begibt sich Steve kurzzeitig zur Bühnenmitte. Urplötzlich entdecke ich schliesslich in der Menschenmenge einige Mitglieder von Izegrim. Offenbar wollen sie sich den einen oder anderen Trick ihrer Kollegen abgucken.
FAZIT
Besten Dank an die Damen und Herren vom Meh Suff!-Team für diesen gelungenen Event. Drei geniale Bands, mehrheitlich eine top Soundqualität und ein glücklicherweise nicht zu überfülltes Werk 21. So veranstaltet man einen gelungenen Konzertabend. Mein persönliches Highlight aus musikalischer Sicht waren ganz klar die Holländer von Izegrim.
Setliste – Izegrim
- White Walls
- Deathstrip
- Endless Desire
- Reclaim My Identity
- The Legion
- Insanity Is Freedom
- Celebratory Gunfire
- Time To Run
- Endless Strife
Setliste – Dew-Scented
- Decleration Of Intent (Intro)
- On A Collision Course
- Turn To Ash
- Scars Of Creation
- Affect Gravity
- Cities Of The Dead
- Demon Seed
- Never To Return
- Storm Within
- Ruptured Perpetually
- Thrown To The Lions
Setliste – Flotsam And Jetsam
- Seventh Seal
- Dreams Of Death
- Hammerhead
- Monkey Wrench
- Desecrator
- Me
- Life Is A Mess
- She Took An Axe
- Hard On You
- Smoked Out
- Iron Maiden
- No Place For Disgrace
- I Live You Die
- Doomsday For The Deceiver*
*Zugabe