Ill Niño - Z7 Pratteln 2017 (Flyer)
Do, 16. März 2017

ILL NIÑO, EKTOMORF, XTORTYA

Mini Z7 (Pratteln, CH)
20.03.2017
Ill Niño - Z7 Pratteln 2017 (Flyer)

Etwas mehr Metal und etwas weniger Gras

… hätten diesem Konzertabend wohl gutgetan. Zu überzeugen vermochten einzig die Ungaren von Ektomorf. Deren Show hatte dafür eigentlich eindeutig Headliner-Potenzial. Die weiteren Details entnehmt ihr wie gewohnt den nachfolgenden Zeilen.

Bald ist Wochenende. Dank Konzertbesuchen vergeht die Zeit natürlich gleich noch etwas schneller. Somit mache ich mich heute wieder einmal auf den Weg nach Pratteln. Insbesondere der Nu Metal steht bei den Bands des Abends im Fokus. Die Headliner von Ill Niño sind aktuell auf ihrer «15 Years Of Revolution!»-Tour unterwegs. Mit im Gepäck haben sie die ungarischen Thrash/Groove Metaller Ektomorf und die Australier von Xtortya. Da ich keine der Bands richtig gut kenne, steht der heutige Abend wieder einmal im Zeichen der musikalischen Horizonterweiterung. Bei drei Bands habe ich allerdings etwas Respekt vor dem Zeitdruck. Mal schauen, wie viel ich vor dem obligaten Abgang auf den letzten Zug mitnehmen kann.

In der Halle angekommen erfasst mich sogleich die typische Mini Z7-Atmosphäre. Abermals dröhnt Katatonia aus den Boxen. Ich habe gar nichts gegen die Schweden. Aber man könnte ja trotzdem vielleicht einmal die Playliste etwas anpassen. Wir wollen schliesslich nicht immer nur dieselben Songs hören. Vielleicht bin ich auch zu viel im Z7 und reagiere deshalb diesbezüglich etwas sensibler.

XTORTYA

Die aus Perth stammenden Xtortya machen um Viertel nach acht den Anfang. Hui, da sind aber ziemlich viele Hip-Hop-Elemente dabei. Dementsprechend zeigt sich das Publikum zu Anfang nicht übermässig begeistert. Allerdings wird es im Verlaufe des Auftritts etwas besser und auch mir beginnen die Jungs stellenweise zu gefallen. Ihre «Misch-Masch-Musik» kann durchaus mit Bands wie Limp Bizkit, P.O.D. oder Linkin Park verglichen werden. Für mich persönlich klingen die Jungs effektiv wie Linkin Park in ihren besten Tagen – sprich zu Zeiten der Alben «Hybrid Theory» und «Meteora». Danach haben die Amis – wie den Meisten bekannt sein dürfte – leider ihre Seelen verkauft und sind zu einem Pop-Abklatsch mutiert.

Aber kommen wir doch zurück zu den Jungs aus Down Under. Mit seinen Rastas und dem Basecap fällt insbesondere Gitarrist Darren auf. Zudem greift er auch gelegentlich zum Mikrofon und steuert ein paar klar gesungene Passagen oder Growls bei. Die Hauptgesangsverantwortung liegt allerdings bei Ian. Mit seiner schief montierten Mütze, dem roten Tank Top und den Shorts sieht er definitiv viel eher wie ein Rapper aus. Dementsprechend serviert er uns auch eine ordentliche Ladung Sprechgesang. DJ B-Rad, der Mann an den Samples, bedient parallel dazu noch die zweite Gitarre. Zudem möchte er mit seinem Gangster-Bandana im Gesicht wohl den ganz harten Macker markieren.

Eine Headliner-Show dieser Truppe würde ich wahrscheinlich nicht wirklich aushalten. Trotzdem haben mich diese Old School-Linkin Park-Elemente teilweise überzeugt. Und auch das Publikum hat ab der Hälfte des Sets ganz anständig mitgefeiert.

EKTOMORF

Die nächsten Künstler des Abends sind die Ungaren Ektomorf. Vor ihrem Auftritt habe ich plötzlich einen dezenten Gras-Geruch in der Nase. Raucht sich da jemand für den anstehenden Auftritt fit? Wir werden es wohl nie erfahren.

Nun schreiten Zoltán „Zoli“ Farkas und seine Kameraden zur Tat. Und die Truppe legt los wie die Feuerwehr. Wow, was für ein Energieanfall! Der Funke springt sofort auf das Publikum über. Regelmässig starten Mosh Pits in der Hallenmitte. So etwas habe ich noch nie im Mini Z7 erlebt. Aggressiv, schnell, hart. So lieben wir unseren Metal. Was Zoltán an Körpergrösse fehlen mag, macht er mit seinem kräftigen Stimmorgan mehr als weg. Unterstützt wird gesanglich ab und zu durch Growls von Gitarrist Tomi Schrottner. Ein unglaubliches Energiebündel. Wie wild hüpft er auf der kleinen Mini Z7-Bühne herum.

In ihren Songtexten behandelt die Band oftmals keine leichte Kost. Diskriminierung oder Themen aus den politischen und historischen Bereichen sind da an der Tagesordnung. Man nehme hierfür beispielsweise die Songs «Holocaust» oder «Outcast», die sich selbstverständlich auch in der heutigen Setlist wiederfinden. Der Auftritt selbst veranlasst mich gar zu einer neuen Genre-Kreation: «Abriss-Metal».

Nach dieser überragenden und schweisstreibenden Show verschlägt es mich noch rasch an den Merchstand. Ein Ektomorf-Shirt muss her. Anstatt Papiergeld könnte ich die Jungs offenbar auch mit «Weed» bezahlen. Auch die danebensitzenden Xtortya hätten nix dagegen einzuwenden. Leider muss ich beiden Gruppen dann erklären, dass nicht jeder Schweizer hobbymässiger Gras-Dealer ist. Dafür sind die meisten von uns treue Vollblut-Metal-Fans. Das ist doch auch schon ziemlich viel wert.

ILL NIÑO

Die um 22 Uhr beginnende Show des Headliners kann ich – für meine Verhältnisse – relativ kurz abhandeln. Für einmal bin ich froh, dass ich auf den letzten Zug Richtung Zürich flüchten muss. Ill Niño erweisen sich unglücklicherweise als Totalausfall. Cristian Machado trifft die Töne nicht und ist zudem viel zu leise abgemischt Ich höre ihn beinahe nicht. Generell steckt kein Druck und keine Wucht hinter dem Sound der Truppe. Das klingt auf Platte alles deutlich besser. Top motiviert scheinen die Herren ausserdem ebenfalls nicht zu sein. Zumindest erkenne ich keine grinsenden Gesichter. Haben die Herren den falschen Stoff geraucht? Man weiss es nicht. Ziemlich enttäuscht verlasse ich während des Songs «What Comes Around» – so ziemlich dem bekanntesten Stück von Ill Niño – die Halle.

FAZIT

Die Gewinner des Abends kommen eindeutig aus Ungarn. Ektomorf haben es auf direktem Wege in meine persönliche Band-Sammlung geschafft. Bei ihrem nächsten Auftritt auf Schweizer Boden versuche ich definitiv mit von der Partie zu sein. Und das solltet ihr auch tun. Diese unglaubliche Power kann ich ohne zu zögern weiterempfehlen.

Hätte man an diesem Abend etwas rauchen wollen, hätte man dazu gleich die ganze Ill Niño-Truppe nehmen können. Der Auftritt war nämlich alles andere als «loco». Gemäss einer Kollegin sei es später etwas besser geworden. Irgendwie fällt es mir jedoch extrem schwer, dieser Aussage Glauben zu schenken. Zum Linkin Park/Limp Bizkit-Verschnitt konnte ich mir nicht wirklich eine eindeutige Meinung bilden. Wahrscheinlich gönne ich mir in Zukunft dann nochmals einen Auftritt von Xtortya. Allerdings bitte nur als Support-Act. Bei einem Headliner-Slot würde mir die ganze Geschichte definitiv zu «Hip-Hop-lastig» werden.

Setliste – Ektomorf

  1. Aggressor
  2. Move On
  3. Evil By Nature
  4. Holocaust
  5. Fuck You All
  6. Gipys / Show Your Fist
  7. Black Flag
  8. United Nations
  9. I Know Them
  10. You Leech
  11. Outcast

Setliste – Ill Niño

  1. God Save Us
  2. If You Still Hate Me
  3. Unreal
  4. Nothing’s Clear
  5. What Comes Around
  6. Liar
  7. Rumba
  8. Predisposed
  9. I Am Loco
  10. No Murder
  11. Rip Out Your Eyes
  12. Revolution Revolución
  13. With You
  14. Te Amo… I Hate You
  15. How Can I Live
  16. This Is War

Wie fandet ihr das Konzert?

20.03.2017
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