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Di, 21. Februar 2017

Pretty Maids, Crystal Ball

Dynamo (Zürich, CH)
01.03.2017

Danish Dynamite im Dynamo – Pretty Maids kehren nach Zürich zurück

Melodie ist Trumpf an diesem Dienstagabend: die Dänischen Melodic Metaller Pretty Maids feiern mit den einheimischen Crystal Ball eine grosse Party.

Eine Premiere: nach all den Jahren voller Konzertbesuche ist dies das erste Mal, dass es mich in‘s Dynamo in Zürich verschlägt. Eigentlich kaum zu glauben… Das Programm an diesem Abend ist allerdings auch absolut erstklassig. Pretty Maids sind zurzeit eigentlich unterwegs als Special Guest bei der laufenden Gotthard Tour. Da die Schweizer allerdings Anfang März in Bern und Zürich zwei Gigs mit Krokus und Shakra spielen, ermöglicht das den Dänen eine eigene Headlinershow. Und jetzt können dafür sie selber auf einheimische Unterstützung zählen: Crystal Ball sind hier eine perfekte Ergänzung!

Crystal Ball

Im Saal angekommen trifft man wieder einmal viele bekannte Gesichter. Mit viel Smalltalk und einem Bierchen überbrücken wir die Zeit, bis Crystal Ball pünktlich um 20h ihren Auftritt haben. Die Luzerner zeigen sich einmal mehr von ihrer besten Seite. Fronter Steven Mageney, Sympathieträger und Frauenschwarm in Personalunion, scheint mir heute zwar ein bisschen von Heiserkeit geplagt. Das kompensiert er dafür, in dem er äusserst agil über die kleine Bühne rennt. Wobei: „Rennen“ ist aufgrund der Platzverhältnisse schon etwas übertrieben…

Da Crystal Ball heute „nur“ als Support auftreten, gibt’s natürlich eine etwas kompaktere Setlist. Der Fokus liegt dabei selbstverständlich auf dem aktuellen Output „Déjà Voodoo“. Mit „Director’s Cut“, „Dr. Hell No“ und „Suspended“ lässt der Fünfer grad zu Beginn einen geilen Dreierpack auf das Publikum los, bevor es mit „Hold Your Flag“ erstmals etwas in die Vergangenheit geht. „Vergangenheit“ tönt allerdings nach „alt“ – doch schlussendlich haben acht Songs maximal dreieinhalb Jährchen auf dem Buckel! Einzig die Übernummer „Hellvetia“ stammt aus der Prä-Mageney- Ära…

Die Stimmung im Club ist prächtig, es gibt keine Verschnaufpause (sprich: keine Balladen, keine unnötigen Solos – das ist prima so!) und die Zeit vergeht wie im Flug. Das Ende ist standesgemäss: Vor „Déjà Voodoo“ bedankt sich Steven bei all den Helfern und den Fans und für „Anyone Can Be A Hero“ zieht er wie üblich noch sein schwarz/weiss-halbiertes Hemd an. Nach 45 Minuten ist Schluss. Und ich denke, ich bin nicht der Einzige, der gerne noch mehr gehört hätte… Crystal Ball machen live einfach Spass, da kann man irgendwie gar nicht genug kriegen!

Pretty Maids

Es müsste etwa Frühling 1991 gewesen sein. Möglicherweise im Albisgüetli. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern – ich weiss nur noch, dass damals Pretty Maids in Zürich spielten. Und jetzt, nach über 25 Jahren kommen die Dänen endlich zurück!

Ronnie Atkins, Ken Hammer, René Shades, Allan Tschicaja und Neuzugang Chris Laney betreten die Bühne und werden frenetisch begrüsst. Mit „Kingmaker“ und „When God Took A Day Off“ wird hier grad zu Beginn der Tarif richtig durchgegeben. Die eh schon harten Nummern haben auf der Bühne noch mehr Punch – und man hat bereits nach wenigen Minuten das Gefühl, dass dies ein wirklich grossartiger Abend wird! Die Bestätigung folgt sofort, denn mit „Red, Hot & Heavy“ wird bereits jetzt einer DER Klassiker überhaupt ausgepackt… Ja, Pretty Maids wissen, wie man das Publikum richtig heiss macht!

Dreh- und Angelpunkt ist selbstredend Frontmann Ronnie Atkins. Trotz Heiserkeit („too much smoking…!“) liefert er eine unglaubliche Performance ab, und seine kratzige Stimme verleiht manchem Song noch einen raueren Touch. Bestens aufgelegt macht er Spässchen, entschuldigt sich für die lange Abwesenheit in Zürich und geniesst sonst einfach die tolle Atmosphäre. Auch Basser René Shades (wieder so ein Kerl, der den Hut garantiert aufgeschraubt hat!) sorgt für Stimmung, sucht immer wieder den Kontakt mit dem Publikum, verteilt die Plektren persönlich (Danke dafür!) und singt seine Backing Vocals mit hochgestelltem Mikro wie Lemmy. Ronnie’s ewiger Bandkumpel und Gitarrenmeister Ken Hammer hingegen (scheint einen guten Winter gehabt zu haben…) – auch er niemals ohne Kopfbedeckung – macht eher auf coolen Macker, wobei auch er seine gute Laune nicht versteckt und zufrieden in die Runde grinst.

Das aktuelle Album „Kingmaker“ ist eine weitere Grosstat in der über 30-jährigen Karriere der Dänen. Wenig verwunderlich also, dass es auch der eine oder andere Song ins Programm schafft. Von „Qualitätsverlust“ gegenüber den Klassikern ist kaum was zu merken und vor allem „Bull’s Eye“ entpuppt sich als richtige Live-Granate. Genau nach diesem Song ist die Stimmung dermassen prächtig, dass die Band kurzfristig beschliesst, das auf der Setlist durchgestrichene „Savage Heart“ doch zu spielen. Allerdings kackt hier das Publikum beim eigentlich genialen Mitsing-Part ziemlich ab, da braucht Ronnie einige Anläufe, bis es sitzt!

Und endlich ist es Zeit für etwas Stoff von „Pandemonium“. Der Titeltrack allein ist ja schon eine Göttergabe, aber der Nachschlag in Form von „I.N.V.U.“ (mit dem bekannten „Another Brick In The Wall“-Intro) ist einfach der Wahnsinn. Meine Nackenmuskeln geben mir tags darauf die Bestätigung… Der Spass bei den Musikern ist allgegenwärtig und als Tschicaja am Ende eines Songs ein Drumstick aus der Hand fliegt und so das Finale versemmelt, kriegt er natürlich den nicht ganz ernst gemeinten Spott der Kollegen zu spüren. Allan hingegen lässt sich derweil vom Publikum feiern… Herrlich!

Kräfte sammeln für den Endspurt mit den einzigen etwas ruhigeren Minuten: „Please Don’t Leave Me“ nimmt etwas Tempo raus, ist dennoch ein Genuss für die Ohren. Ich benutze hingegen diese Minuten um meinen Flüssigkeitshaushalt etwas auszugleichen – denn es ist sehr voll und somit verdammt warm…! Der Klassiker „Back To Back“ beendet nach gut 85 Minuten den regulären Teil der Show. Doch natürlich werden jetzt heftigst Zugaben gefordert. Die Stimmung im Dynamo ist wirklich fantastisch, das Publikum stellt heute manch ein Völkchen im Z7 in den Schatten…!

Das Dessert hat es in sich. Wenig überraschend ist zuerst einmal „Future World“ an der Reihe, heute NOCH intensiver als sonst. Und dann ist es Zeit für eine der geilsten Nummern, die die Band je geschrieben hat: „Little Drops Of Heaven“. Damit machen die Dänen nicht nur die Person glücklich, welche diesen Song schon früher an diesem Abend gewünscht hat. Und der Spass hört hier nicht auf, im Gegenteil. Ken Hammer beginnt ein Riff, Allan Tschicaja setzt ein – und plötzlich kommt das Publikum in den Genuss des Deep Purple Klassikers „Black Night“! Ein herrlicher Jam und irgendwie scheinen die Musiker selber etwas erstaunt, was hier gerade passiert… Mit dem Klassiker „Love Games“ setzten Pretty Maids dann jedoch den endgültigen Schlusspunkt, dies nach über einer Stunde und fünfzig Minuten!

Fanzit

Ein grossartiger Konzertabend ist am Ende angelangt. Zwei top motivierte Bands sorgen dafür, dass die gut 500 Leute zufrieden nach Hause gehen können. Ich bin so geflasht, dass ich nicht mal mehr irgendwas an den Setlists kritisieren will… Denn schlussendlich gibt es keinen einzigen Schwachpunkt zu vermelden – weder bei Crystal Ball noch bei Pretty Maids! Und das Versprechen der Dänen bald wieder einmal nach Zürich kommen wollen, haben alle gehört…!

Setliste Crystal Ball

  1. Director’s Cut
  2. Dr. Hell No
  3. Suspended
  4. Hold Your Flag
  5. Back For Good
  6. Paradise
  7. Hellvetia
  8. Déjà Voodoo
  9. Anyone Can Be A Hero

Setliste Pretty Maids

  1. Kingmaker
  2. When Good Took A Day Off
  3. Red, Hot And Heavy
  4. Face The World
  5. Mother Of All Lies
  6. Heaven’s Little Devil
  7. Yellow Rain
  8. Rodeo
  9. Bull’s Eye
  10. Savage Heart
  11. Pandemonim
  12. I.N.V.U.
  13. Please Don’t Leave Me
  14. Back To Back
  15. Future World*
  16. Little Drops Of Heaven*
  17. Black Night*
  18. Love Games*

*Zugaben

Fotos von Kaufi


Wie fandet ihr das Konzert?

01.03.2017
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