INTRO
Die unterhaltsamsten Glam Metal-Machos unseres Planeten werden am 24. März ihr inzwischen viertes Studioalben unter die Leute bringen. «Lower The Bar» heisst das gute Stück. In welchen Untiefen werden Steel Panther wohl dieses Mal das Niveau versenken? Das werde ich für euch gerne im nachfolgenden Albumreview versuchen herauszufinden. Drei Dinge sind auf jeder Panther-Platte aber sowieso garantiert: Sex, Humor und Metal.
DAS ALBUM – «Lower The Bar»
Bereits der erste Track «Goin’ In The Back Door» steckt voller Steel Panther. In der gesamten Metal-Welt gibt es zurzeit wohl nur eine Band, die eine solch rockige Ode an den analen Verkehr raushauen kann. Frontmann Michael Starr zeigt sich stimmlich einmal mehr von seiner besten Seite. Gitarrist Satchel darf ebenfalls bereits mit voller Intensität loslegen und zeigt seine Soli-Künste. Steel Panther-Songs leben allerdings nicht nur vom Sound, sondern insbesondere von den Lyrics. Humoristisch-sexistische Elemente sind da an der Tagesordnung. Beispiel gefällig? «I’m coming in, no matter what they say» oder «Sometimes the back door’s the only way in». Am Ende ruft Michael seine Bandkollegen herbei, um sie ebenfalls an der versauten Anal-Sex-Sause teilhaben zu lassen. Steel Panther pur. Feel the steel! Wer nach wie vor versucht, diese Truppe irgendwie ernst zu nehmen, hat definitiv das Prinzip nicht begriffen.
Auf «Anything Goes» treffen 80s-Hair Metal und modernere Elemente aufeinander. Eine solide und rockige Nummer. Texttechnisch ist der Song ein Freipass für sämtliche sexuellen Experimente. Alles geht, alles ist erlaubt. Noch Fragen?
«Poontang Boomerang» – was ist denn das bitteschön für ein Titel? Sehen wir einmal, was die Übersetzung so von sich gibt. «female genitalia» oder «sexual intercourse». Oh, wie überraschend. Zu diesem Song haben Steel Panther bereits ein Video veröffentlicht. Zu Beginn diskutiert ein etwas verkaterter Michael mit einem Kätzchen, das auf den Namen «Poontang» hört und ein paar derbe Sprüche auf Lager hat. Dann wird etwas unelegant die Bekanntschaft von letzter Nacht entfernt. Später steht eine Film-Crew in der Hütte und Michael führt die Leute durch sein Anwesen. Nach und nach treffen wir dann ebenfalls auf die anderen Bandmitglieder und – wen wundert’s – ein paar freizügige Damen. Das zuvor verscheuchte Mädel kehrt in der nächsten Sequenz äusserst angepisst zurück und will Michael an den Kragen. Kurzentschlossen packt dieser «Poontang» und schleudert es dem Groupie-Girl «bumerang-mässig» entgegen. Darauf geht das Mädel K.O. Musikalisch ist die Nummer eingängig, aber nicht wirklich überragend.
Den nun folgenden Track «That’s When You Came In» haben aufmerksame Steel Panther-Anhänger sicherlich schon einmal getroffen. Der Song taucht nämlich bereits auf dem Akustik-Live-Album «Live From Lexxi’s Mom’s Garage» aus dem vergangenen Jahr auf. Mit diesem Track bewegen wir uns im Balladen-Sektor. Mit Songs wie «Community Property» oder «If You Really Love Me» kann «That’s When You Came In» zwar nicht ganz mithalten, aber trotzdem finden sich darauf im Mittelteil ein paar mitreissende Riffs und auch der Text spricht wieder für sich. «That’s when you came in and blew me away» – eine Danksagung an den Blowjob.
Mit ordentlichem Tempo kommt dann «Wrong Side Of The Tracks (Out In Beverly Hills)» herangebraust. Das Ding hat ziemlich Groove und gefällt mir sehr gut. Dieser Song könnte auch live eine sackstarke Sache werden. Die Jungs stammen ja aus L.A. und sollten sich somit bestens mit dem Städtchen Beverly Hills auskennen. Eine kurze Reise in die Heimat von Steel Panther.
Was erwartet uns auf «Now The Fun Starts»? Auf ein etwas melancholisches Intro folgen kräftige Riffs und ein etwas speziell singender Michael. Keine Ahnung, ob das stellenweise ein wenig nach Blues klingen soll. Wirklich aus den Socken haut mich die ganze Geschichte jedoch nicht. Da gibt es durchaus bessere Stücke auf der Platte. Mein Ratschlag hierzu wäre: «Schuster bleib bei deinen Leisten». «Pussy Ain’t Free» ist dann wieder Steel Panther pur. Mister Starr variiert zwar teilweise wieder etwas mit seiner Stimme, aber dieses Mal stört es mich nicht sonderlich. Zudem punkten die bösen Riffs von Gitarren-König Satchel. Da werden den Panthern live wohl wieder tonnenweise feuchte Höschen und BHs entgegenfliegen.
Werden die Herrschaften etwa langsam nachdenklich? Wie sonst ist der Text von «Wasted Too Much Time» zu erklären? Da heisst es beispielsweise «I wasted too much time fucking you!». Wer die Herrschaften kennt weiss, dass diese Reue wohl kaum ernst gemeint sein kann. Und genau wegen dieser Selbstironie muss man Steel Panther doch einfach lieben.
«I Got What You Want» strotzt dann nur wieder so von schonungslosen Einladungen zu wilden Backstage-Orgien mit den Groupies der Band. Welches Mädel würde sich nicht gerne an den «five and half inches of love» erfreuen. Einmal mehr weiss Satchels Gitarrenspiel vollends zu überzeugen. Steel Panther sind viel mehr als nur eine «Blödel-Truppe». Da stecken effektiv vier überaus fähige Musiker dahinter. Unglücklicherweise gerät dies bei vielen oftmals in Vergessenheit.
Höre ich da etwa Country-Klänge? Tatsächlich, solche Elemente kommen in «Walk Of Shame» wirklich vor. Eine gelungene Abwechslung. Dieses Experiment ist den Jungs absolut geglückt. Dafür müssen sie sich keinesfalls schämen. Michael holt nochmals alles aus seinem Stimmchen raus. Im Text wird gegen Ende des Songs auch wieder mal Lexxis Mama zum Objekt der Begierde.
Für das Finale ist Track Nummero elf besorgt. Mit «She’s Tight» geben Steel Panther eine Cover-Version zum Besten. Das Original stammt von den US-amerikanischen Rockern Cheap Trick. Deren Sänger Robin Zander darf allerdings auch auf der Steel Panther-Variante mitmischen. Ein nettes Nümmerchen, das irgendwie hervorragend zu Michael und Co. passt.
FAZIT
Sex, Humor und Metal – inklusive 1 -2 überraschender Elemente. Das ist die neue Steel Panther-Platte «Lower The Bar». Für eine Bestnote reicht es allerdings nicht ganz. Besonders die Scheiben «Feel The Steel» und «Balls Out» waren da schon nochmals etwas besser. Trotzdem sind Steel Panther keinesfalls eingerostet und werden wohl auch weiterhin als Farbtupfer in der Metal-Szene herumgeistern. Man kann sie mögen oder hassen. Die Gemüter werden die vier Herren wohl immer spalten.
Wie bereits angedeutet darf man die Band aber keinesfalls zu ernst nehmen. Daran scheitern wohl viele und genau diese Personen beklagen sich danach über Michael und Co. Tja, es ist kein Geheimnis, dass die Herrschaften ihren Stil auch schon als «Comedy Metal» bezeichnet haben. Und Humor hat bekanntlich noch keinem geschadet.
Steel Panther sind echte Showmaster. Davon konnte ich mich schon während diverser Live-Auftritte überzeugen. Und trotzdem ist nicht alles bloss Show. Michael verfügt ohne Zweifel über eine starke Stimme und Satchel ist ein kleiner Gitarrengott. Da kommt nicht plötzlich ein Stunt-Double auf die Bühne und übernimmt die Gitarre. Nein, nein, das spielt der gute Herr alles selbst. Ich bin schon sehr gespannt auf die nächste Tour und die Live-Darbietungen des neuen Panther-Materials.
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Trackliste STEEL PANTHER – Lower The Bar
- Goin’ In The Back Door
- Anything Goes
- Poontang Boomerang
- That’s When You Came In
- Wrong Side Of The Tracks (Out In Beverly Hills)
- Now The Fun Starts
- Pussy Ain’t Free
- Wasted Too Much Time
- I Got What You Want
- Walk Of Shame
- She’s Tight
Line-up Steel Panther
- Michael Starr – Vocals
- Satchel – Guitar
- Lexxi Foxx – Bass
- Stix Zadinia – Drums