Ein überzeugender Metal/Rock-Event im Winterthurer Salzhaus. Es war der Abend der grossen Entertainer. Den guten Herrn Jones muss man definitiv auf dem Schirm haben. Alle weiteren Infos entnehmt ihr dem nachfolgenden Konzertbericht.
Noch ziemlich zerstört vom gestrigen Amon Amarth-Konzert schleppe ich mich an diesem sonnigen Abend ins Salzhaus. Heimspiel! Endlich wieder einmal eine Veranstaltung in meiner Heimatstadt. «Winti-Rock-City» darf sich auf die Auftritte von Audrey Horne und Danko Jones freuen. Beide Bands sind mir nicht wirklich bekannt und deswegen lasse ich mich einfach einmal überraschen.
Um halb acht treffe ich am Ort des Geschehens ein. In der anwesenden Menschenmasse erkenne ich bereits einige, vertraute Gesichter. Danko Jones scheint ein ziemlicher Publikumsmagnet zu sein. Morgen Abend würde ja noch ein Auftritt im Solothurner Kofmehl anstehen. Da bevorzuge ich allerdings lieber das Salzhaus.
Im Innern der Location geht’s zuerst einmal ab an die Bar. Der Raum ist bereits nicht schlecht gefüllt. Vor der Bühne folgt dann noch das eine oder andere (Fach-)Gespräch und danach positioniert sich mein Grüppchen auf der linken Bühnenseite direkt an der Absperrung. Mögen die Shows beginnen!
AUDREY HORNE
Um halb neun beteten die norwegischen Hard Rocker von Audrey Horne die Bühne. Ohne zu zögern legen die fünf Jungs mit vollem Elan los und drücken ordentlich aufs Tempo. Sänger Toschie wirkt mit seinem weissen Hemd und dem schwarzen Schlips so, als käme er gerade frisch aus dem Büro. Dieser Eindruck täuscht jedoch. Wir haben hier einen Vollblut-Rockstar auf der Bühne. Publikumsnähe scheint für ihn kein Fremdwort zu sein. Immer wieder klettert er an der Absperrung herum und genehmigt sich Bäder in der Menge. Mit seinen Grimassen ist Bassist Espen Lien allerdings Haupt-Unterhalter auf der Bühne. Gitarrist Arve Isdal genehmigt sich während der Songs ab und an frech einen Schluck aus seiner Bier-Pulle.
Gemäss offiziellen Angaben spielt die Truppe Hard Rock. Ich würde der ganzen Geschichte teilweise sogar Heavy Metal-Elemente zuordnen. Arve und Kollege Thomas Tofthagen überzeugen dank ihrer wilden Gitarren-Soli. Toschie integriert sogar mit einem Handschlag kurzzeitig den Security-Mitarbeiter in die Show. Das eigentliche Highlight sparen sich die Norweger aber für ihr Finale auf. Beim Song «Straight Into Your Grave» hüpfen Toschie, Arve und Thomas mitten ins Publikum und spielen dort weiter. Ganz grosses Kino! Lediglich Espen und Drummer Kjetil Greve bleiben auf der Bühne zurück.
Audrey Horne beweisen einmal mehr, dass man sich Vorbands jeweils unbedingt reinziehen sollte. Oftmals kommt ein Grossteil der Leute ja ausschliesslich wegen des Headliners und hat keine Augen für die zuvor spielenden Gruppen. Zum Glücke ticke ich diesbezüglich ein wenig anders. Dadurch habe ich schon etliche, coole Bands kennengelernt.
DANKO JONES
Nach diesem fulminanten Auftritt von Audrey Horne ist der Headliner nun definitiv gefordert. Wie sieht wohl die Reaktion aus? Mit einer kleinen Verspätung erscheinen schliesslich die drei Herren des Abends um 21.40 Uhr auf der Bühne. Jep, Danko ist nicht alleine. Während er für den Gesang und das Gitarrenspiel zuständig ist, kümmern sich John Calabrese um den Bass und Rich Knox um die Drums. Trotzdem liegt der Fokus primär auf Danko.
Nach den ersten paar Songs wirkt die ganze Sache auf mich noch ziemlich lasch. Ich beginne schon zu fürchten, dass der Headliner nicht mit seiner Vorgruppe mithalten. Aber Danko belehrt mich ziemlich bald eines Besseren. Dieser Typ ist nicht nur ein Rockstar, sondern auch ein genialer Entertainer. Neben amüsanten Gesichtsverrenkungen trumpft Mister Jones immer wieder mit emotionalen Reden auf. So lobt er beispielsweise den «Rock-Spirit» in Winterthur und zeigt sich sehr erfreut darüber, dass an einem Dienstagabend so viele Menschen den Weg ins Salzhaus auf sich genommen haben. Vor dem Song «Wild Cat» wird es einem «Fan» offenbar zu bunt. Lauthals brüllt er Danko an, dass er doch zwischen den Songs nicht so viel schwafeln solle. Dieser lässt sich davon kaum beirren und kontert mit einer impulsiven Rede. Sie seien keine Band, die einfach nur stur ihr Programm runterspielen würde. So bringt man Rebellen zum Schweigen.
Danko muss allerdings nicht auf Alleinunterhalter machen. John macht dank diversen witzigen Aktionen ebenfalls auf sich aufmerksam. Sei es das stibitzen eines Fan-Smartphones, um ein schönes Selfie von sich zu schiessen oder ein «Ego-Ringel-Reihe»-Tanz um eine der oftmals verhassten Holzsäulen des Salzhauses. Mich persönlich stören die Dinger nicht wirklich. Die meisten Musiker integrieren sie ja jeweils sogar in ihren Shows (was auch am heutigen Abend er Fall ist). La-Ola-Wellen scheint er ebenfalls überaus zu mögen. Regelmässig animiert er das Publikum zur Wellen-Durchführung. Das gefällt auch seinem Chef.
Vor dem Zugaben-Block beweist Danko dann abermals seine Klasse. Ein Fan wünscht sich lautstark den Song «Do You Wanna Rock». Dieser ist jedoch in der heutigen Setliste nicht enthalten. Gibt’s somit kein Happy-End? Denkste! Absolut spontan entscheidet sich die Band dazu, den Song trotzdem zu performen. Starke Aktion!
Auch das Publikum ist in Hochform. In der Mitte tobt währen der ganzen Show ein kleiner Pit und die Security-Männer bekommen es immer wieder mit heranbrausenden Crowdsurfern zu tun. Die Stimmung ist wirklich hervorragend. Eine schweisstreibende Geschichte. Glücklicherweise nicht ganz so intensiv, wie beim Auftritt von Machine Head im August 2014. Damals herrschten in diesem Raum gefühlte 80 Grad!
Vor dem letzten Song «Mountain» hält Danko eine Lobrede über verstorbene Rock-Grössen wie Lemmy, Dio oder Dimebag. Es wird nochmals richtig emotional. Schliesslich geht der geniale Auftritt der kanadischen Rock-Truppe zu Ende. Danko verspricht, dass sie nicht wieder 13 Jahre auf sich warten lassen und schon früher ins Salzhaus zurückkehren werden.
FAZIT
Ein gelungener Konzertabend im für mich heimischen Salzhaus. Mit Audrey Horne und Danko habe ich ein weiteres Mal zwei geniale Bands kennengerlernt. Insbesondere Danko Jones hat mich beeindruckt. Ein waschechter Rockstar, der ohne grosses Tamtam auskommt und trotzdem eine geniale Show abliefern kann. Ich freue mich schon auf das Wiedersehen am Rock The Ring-Festival in Hinwil.
Setliste – Audrey Horne
- Redemption Blues
- This Ends Here
- Youngblood
- Pretty Little Sunshine
- Rosalie
- Out Of The City
- Waiting For Tonight
- Straight Into Your Grave
Setliste – Danko Jones
- I Gotta Rock
- Play The Blues
- Sugar Chocolate
- First Date
- You Are My Woman
- The Twisting Knife
- She Likes It
- Forget My Name
- Invisible
- Legs
- Full Of Regret
- My Little RnR
- Had Enough
- Going Out Tonight
- Wild Cat
- Cadillac
- Lovercall
- Gonna Be A Fight Tonight
- Do You Wanna Rock* (Nicht in Setliste enthalten. Spontaner Fan-Wunsch während der Show)
- Rock Shit Hot*
- Watch You Slide*
- Mountain*
*Zugabe