Inquisition - Mini Z7 Pratteln 12.4.2017 (Flyer)
Mi, 12. April 2017

INQUISITION, UNLIGHT

Mini Z7 (Pratteln, CH)
19.04.2017
Inquisition - Mini Z7 Pratteln 12.4.2017 (Flyer)

Bloodshed Across Europe

Kurz vor Ostern noch eine Prise Düsternis gefällig? Die Black Metal-Night mit Inquisition und Unlight macht’s möglich. Einmal mehr ein Konzertabend, bei dem die Vorgruppe etwas besser abschnitt als der Headliner. Weitere Details und Ausführungen findet ihr im nachfolgenden Konzertbericht.

In Pratteln scheint die Sonne. Ein wunderschöner Frühlingstag. Allerdings passt dies nicht so wirklich zum Programm, welches heute Abend im Mini Z7 über die Bühne gehen soll. Black Metal steht auf der Speisekarte – und dies gleich in doppelter Portion. Beim Support-Act Unlight rückt wieder einmal das gegenseitige Kennenlernen in den Vordergrund. Den Headlinern von Inquisition bin ich dagegen schon einmal begegnet. Unsere Wege kreuzten sich erstmals beim Behemoth-Konzert im Februar des letzten Jahres. Tatort war ebenfalls das Z7. Allerdings habe ich den damaligen Auftritt nicht mehr so exakt im Kopf und freue mich auf die nun anstehende Gedächtnisauffrischung.

Im Innern der Konzertfabrik ist es noch ziemlich hell. Die Protagonisten des Abends verstecken sich wohl noch im dunklen Backstage-Bereich und verpassen ihren Pandabär-Gesichtern den letzten Anstrich. Aus den Boxen dröhnen zur Einstimmung Songs von Children Of Bodom, Cannibal «Görps», Motörhead und Anthrax. Für einmal kein Katatonia, echt? Hat sich da etwa jemand meinen Wunsch nach etwas mehr Abwechslung bei der Einstimmungsmusik zu Herzen genommen? Coole Sache.

Der grosse Menschenauflauf ist noch nicht erkennbar. Scheint wohl eine ziemlich überschaubare Angelegenheit zu werden. Black Metal ist nun einmal nicht jedermanns Sache. Auch meine Wenigkeit kennt sich in diesem Genre nicht übermässig gut aus. Nichtsdestotrotz habe ich ab und an nichts gegen ein kleines Konzert dieser Art einzuwenden. Interessanterweise trägt niemand im Raum Corpsepaint. Die Leute scheinen auf ihre «normalen» Gesichter zu setzen. Mit einem Bierchen in der Hand geht’s ab zur Bühne. Mögen die Teufelsbeschwörungen beginnen.

UNLIGHT

Mit etwas Verspätung schreiten dann um viertel nach Acht die Herrschaften von Unlight zur Tat. In Sachen Accessoires decken sie gleich die ganze Black Metal-Palette ab: Patronengürtel, Nietenbänder, Halsketten mit umgekehrten Kruzifix (Petruskreuz) und – selbstverständlich – Corpsepaint. Eine furchteinflössende Erscheinung. Die munter vor sich hinlaufende Nebelmaschine lässt die vier Herren ab und an gar verschwinden. Rotes und blaues Scheinwerferlicht sorgt zudem für die passende Atmosphäre. Heute wird es wohl überaus schwierig an brauchbare Fotos heranzukommen. Das Schlagzeug in der Bühnenmitte sorgt für enge Platzverhältnisse. Dahinter thront nämlich bereits auf einem Podest die Schiessbude von Inquisition. Flankiert werden Unlight auf beiden Seiten von zwei Bannern mit riesigen Totenschädeln.

Die Band stammt aus dem Schwarzwaldgebiet. Allerdings hat sie auch Schweizer Musiker in ihren Reihen. Blaspherion, Raptus, Lord Grond und Nefastus zeigen eine coole Show. Zu hören bekommen wir Songs der Platten «Sulphurblooded» (2010), «The Katalyst Of The Katharsis» (2014) und der aktuellsten Scheibe «Antihelion» (2016). Es handelt sich hier um vielschichtigen Black Metal. Wir haben schnellere und eher schwerfällige Nummern und bei ein paar Tracks sind gar leichte Thrash Metal-Einflüsse zu hören. Front-Krächzer Blaspherion stösst mit seinem Stimmorgan teilweise in erstaunliche Tonleiter-Tiefen vor. Lead-Gitarrist Raptus ist ebenfalls in Hochform. Und auch Drummer Lord Grond schmettert uns gnadenlosen Blastbeat- und Double-Bass-Parts entgegen. Die Soundqualität ist schlichtweg top. Damit zerschlagen sich auch die Befürchtungen, dass Black Metal-Musik stets so klingen, als würde sie einem engen, düsteren Keller aufgenommen werden.

Die Publikumsaktivität ist wie so oft eher bescheiden. Lediglich an der Bühnenfront tummeln sich ein paar Headbanger. Der Rest steht mit dem altbekannten «Schweizer Sicherheitsabstand» ein wenig entfernt von der Bühne im Raum herum. Nichtsdestotrotz lauschen alle gespannt der Musik. Unlight kann ich mit gutem Gewissen empfehlen. Hoffentlich sind sie bald wieder einmal in einer Konzertlocation in der Nähe zu Gast.

INQUISITION

Um 21.25 Uhr wird es schliesslich für den Headliner und Hauptverantwortlichen der «Bloodshed Across Europe»-Tour: Inquisition. Die US-amerikanische/kolumbianische Truppe besteht lediglich aus zwei Mitgliedern. Im Hintergrund gibt Drummer Incubus den Takt an und im Vordergrund kümmert sich Frontmann Dagon um den Gesang und das Gitarren-Spiel. Eine «Zwei-Mann-Band» ist definitiv nichts Alltägliches. Dafür hat Dagon mehr als genug Platz um sich auszutoben. Der Duracell-Pandabär hetzt immer wieder von einem Mikro zum anderen und legt dabei mit der Zeit wohl so einige Kilometer zurück.

Musikalisch würde ich die Truppe wohl am ehesten zusammen mit Abbath oder dessen Ex-Band Immortal in eine Schublade stecken. Incubus macht auf Maschinengewehr und Dagon murmelt schamanenartig irgendwelche Phrasen ins Mikro. Wirkt beinahe so, als würde er den Leibhaftigen selbst zu beschwören versuchen. Leider erzeugt sein Gesang bei mir keine fesselnde Wirkung. Die instrumentalen Parts sind dagegen nicht übel. Die Songs werden immer wieder durch zahlreiche Intros und Outros unterbrochen, was den Fluss ziemlich stört. Diese Darbietung rechtfertigt bis hierhin eigentlich keinen Headliner-Status. Dialoge mit dem Publikum sind – wie zuvor auch schon bei Unlight – ebenfalls Mangelware. Allerdings erwarte ich von einer Black Metal-Truppe auch keine grossen Reden.

Das Mini Z7 ist nach wie vor eher mittelmässig besetzt. Abermals ist nur nahe der Bühne eine gewisse Publikumsaktivität erkennbar. Um 22.20 Uhr ist die ganze Geschichte dann plötzlich zu Ende und die beiden Inquisition-Kollegen verlassen die Bühne. Zugabe? Fehlanzeige.

FAZIT

Kompliment an die vier Herren von Unlight. Ihr Auftritt war überzeugend und sie boten meiner Meinung nach mehr Leistung als der Headliner. Zur Belohnung sicherte ich mir am Merch-Stand noch ein Exemplar der Platte «Antihelion». Lob möchte ich auch dem Z7 aussprechen. Bei zwei Bands scheint in Sachen Zeitmanagement die Organisation hervorragend zu klappen. So konnte ich beide Shows in voller Länge geniessen und ohne Stress zum Bahnhof latschen. Danke dafür!

Einen kleinen Exkurs möchte ich noch einbringen. Man sollte Black Metal-Bands nie vorschnell verurteilen. Leider geschieht genau dies viel zu oft. Das sind doch alles Satanisten und Nazis. Kürzlich mussten sich Inquisition wieder einmal gegen Vorwürfe von nationalsozialistischem Gedankengut wehren. Selbstverständlich dulde auch ich das Nazi-Gehabe überhaupt nicht. Aber solange nicht eindeutig bewiesen ist, dass eine Band diese Gedanken auslebt, werde ich sie auch nicht dafür verurteilen. Im Fokus sollte immer noch die Musik stehen. Nach diesem Konzert verspürte ich jetzt keinesfalls ein Bedürfnis, Kirchen abzufackeln oder eine Ziege zu Opfern. Auch im Publikum konnte ich heute Abend keine Skinheads oder dergleichen ausmachen. Es ging sehr friedlich zu und her. Mit diesen Aussagen erteile ich jedoch natürlich nicht allen Black Metal-Bands einen Freipass. Von gewissen Truppen weiss man mit Sicherheit, dass sie die rechtsextreme Szene gutheissen oder «Hardcore-Satanisten» sind. Oftmals handelt es sich dabei jedoch um eine Minderheit. Exkurs beendet.

Setliste – Unlight

  1. Intro
  2. Create And Annihilate
  3. The Katalyst Of The Katharsis
  4. Dead All Things Will Be
  5. Antihelion
  6. Sulphurblooded
  7. The Seven Libations
  8. First Son Of Flame
  9. Invictus

Setliste – Inquisition

  1. Intro 2
  2. From Chaos They Came
  3. Intro 2
  4. Ancient Monumental War Hymn
  5. Dark Mutilation Rites
  6. Hymn For A Dead Star
  7. Infinite Interstellar Genocide
  8. Outro 3
  9. Vortex From The Celestial
  10. Flying Throne Of Storms
  11. Desolate Funeral Chant
  12. Master Of The Cosmological Black Cauldron
  13. Astral Path To Supreme Majesties
  14. Intro 4
  15. Command Of The Dark Crown
  16. Embraced By The Unholy Powers Of Death And Destruction
  17. A Magnificent Crypt Of Stars
  18. Outro 5

Wie fandet ihr das Konzert?

19.04.2017
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