Adam «Nergal» Darski bringt uns den Sonntagabend-Blues
Der Frontmann der polnischen Black/Death Metal-Truppe Behemoth beweist dem Publikum des Komplex Klub, dass er auch ganz andere Töne anschlagen kann. Details zu diesem interessanten Konzertabend findet ihr im nachfolgenden Bericht.
Plötzlich war es da. Das Projekt Me And That Man. Niemand wusste genau, wer oder was sich dahinter verbirgt. Nach und nach kamen immer mehr Details ans Licht. «Hast du gehört? Nergal von Behemoth macht bei dieser Band mit?». Spätestens ab diesem Zeitpunkt begann auch ich mich enger mit dieser Truppe zu beschäftigen. Der Corpsepaint tragende Front-Schreihals von Behemoth macht jetzt also auf Blues und Country. Die erste Single-Auskopplung «My Church Is Black» wusste bei ihrem Release durchaus zu überzeugen. Düstere, schwerfällige Blues-Klänge, die man sich sinnvollerweise zusammen mit einem Glas Whiskey zu Gemüte führt. Am 24. Märt wurde schliesslich die Debüt-Platte «Songs Of Love And Death» veröffentlicht. Da die kurz darauf angekündigte Tour auch einen Boxenstopp in Zürich vorsah, musste ich mir den 2. April unbedingt freihalten. Und damit wären wir am Ende des geschichtlichen Teils und kommen nun effektiv zu den Ereignissen dieses Sonntagabends.
Etwa um sieben Uhr treffe ich beim Komplex ein. Die düstere Masse vor dem Eingang zieht genüsslich an ihren Glimmstängeln. Mich zieht es allerdings weg vom Tageslicht und hinein in den dunklen Keller des Komplex Klub. Als ich die Stufen hinuntersteige, höre ich bereits die ersten Klänge der Support-Truppe von Me And That Man. Ab an die Bar ein Bier abholen und dann geht’s subito zur Bühne. Auf der linken Bühnenseite finde ich neben einer Säule – in meinem Fall keine wirkliche Überraschung – ein nettes Plätzchen mit guter Sicht auf die Bühne.
DOOL
Eigentlich wären sie erst für 19.30 Uhr angekündigt gewesen, aber die Holländer von Dool legen offenbar einen Frühstart hin und legen schon zehn Minuten früher los. Die Band setzt sich zusammen aus Ryanne van Dorst (Gesang/Gitarre), Micha Haring (Drums), JB Van Der Wal (Bass), Reinier Vermeulen (Gitarre) und Nick Polak (ebenfalls Gitarre). Ziemlich rasch erzeugt die Truppe eine melancholische Dark Rock-Atmosphäre. Die dazu passende Lichtshow haben die Holländer ebenfalls am Start. Zeitweise liegt gar ein leichter Hauch von Depression in der Luft.
Das Publikum hält vorerst noch ein wenig Sicherheitsabstand zur Bühne. Allerdings wäre dies überhaupt nicht nötig. Bei einigen Songs zeigt uns die Band gar die hohe Kunst des «Synchron-Headbangens», was äusserst beeindruckend anzusehen ist. Frontmädel Ryanne hat ihre Jungs im Griff und gibt den Takt an. Auf dem rechten Unterarm trägt sie ein farbiges Regenbogen-Tattoo – ein kleiner Kontrast zum doch eher schwerfälligen Sound der Truppe. Dafür trinkt sie brav «Feldschlössli». Sonderlich dialogfreudig scheint sie jedoch nicht zu sein. «We are Dool. We have some songs left for you. Have fun with Me And That Man», ist die einzige Aussage, die wir heute Abend von ihr zu hören kriegen.
Die Soundqualität des Kellers ist sehr ansprechend. Allerdings hätte ich einem der Gitarristen ein etwas lauteres Mikrofon gegönnt. Seine Background-Vocals kommen so nämlich nicht wirklich zur Geltung. Wirklich vom Hocker hauen mich Dool jetzt nicht. Da warte ich schon viel eher gespannt auf den Headliner des Abends.
ME AND THAT MAN
Um 20.40 Uhr ertönt schliesslich Ennio Morricone’s «Man With A Harmonica» aus den Boxen und die darin vorkommenden Mundharmonika-Klänge sorgen schon einmal für die passende Stimmung im Raum. Dann betreten schliesslich die Chefs die Bühne. Nergal und Kollege John Porter sind allerdings nicht alleine. An ihrer Seite haben sie einen Bassisten und einen Drummer. Deren Identitäten sollen wohl geheim bleiben, denn ich stosse bei meiner Recherche nirgends auf irgendwelche Namen der beiden Herren.
Los geht’s danach mit der bereits im Intro erwähnten Nummer «My Church Is Black». Ehe er zur Gitarre greift, gibt John ebenfalls noch ein paar Mundharmonika-Klänge zum Besten. Sofort erzeugt die Truppe eine düstere, die Seele direkt angreifende Atmosphäre. Wie in Trance summt das Publikum die Melodie mit. Ein Sicherheits- oder Anstandsabstand zur Bühne ist nun auch kein Thema mehr. Die Masse hängt an Nergals und Johns Lippen. Die vier Herren scheinen eine unglaubliche Spielfreude zu besitzen. Sie strahlen und grinsen regelrecht um die Wette. Das freut die Fans.
Wenig überraschend besteht die Setliste mehrheitlich aus Tracks des Erstlingswerks «Songs Of Love & Death». Wir bekommen alle 13 Songs zu hören. Das genügt allerdings noch nicht, um einen ganzen Headliner-Auftritt abzudecken. Deswegen bauen Me And That Man auch ein paar Cover-Versionen («Refill», «Psycho Killer») ein. Geprägt wird der Gig zudem durch zahlreiche witzige Anekdoten der beiden Hauptprotagonisten. John teilt dem Publikum beispielsweise einmal furztrocken mit, dass sie im restlichen Set noch mehr Songs zum Thema Tod spielen werden. Die Reaktion der Masse? Frenetischer Jubel. Stellenweise wirken John und Nergal wie Vater und Sohn. Der junge, wilde Draufgänger trifft auf den erfahrenen und gelassenen Oldie. Die Chemie zwischen den beiden passt einfach.
Im letzten Show-Drittel findet eine Akustik-Session statt. Die zuvor von der Bühne verschwundene Musiker kehren zurück und nehmen auf kleinen Barhockern Platz. Auch die ruhigen Klänge können überzeugen. Der Fokus liegt eindeutig auf Nergal. Viele sind heute Abend seinetwegen in den Komplex Klub gepilgert. Insbesondere die anwesenden Damen scheinen den charismatischen Polen als eine Art Sexsymbol zu sehen. Damit kommt er jedoch hervorragend klar. Zudem amüsiert sich Negal prächtig über die vielen Behemoth-Shirts im Raum – auch wenn heute Abend für einmal nicht der Metal im Zentrum des Interesses steht.
FAZIT
Definitiv ein passender Konzert-Event für einen Sonntagabend. Geprägt durch die Blues- und Country-Klänge verlassen die Menschen den Komplex-Keller. Me And That Man haben die Hütte definitiv gerockt. Nergal erachtet dieses Projekt ja als Ausgleich zu seinem Schaffen bei Behemoth. Meinetwegen darf er Me And That Man gerne fortführen. Interessierten Personen der oben erwähnten Musik-Richtungen kann ich die Truppe absolut empfehlen. Dool fand ich dagegen nicht sonderlich berauschend.
Setliste – Me And That Man
- Man With A Harmonica (Intro)
- My Church Is Black
- Nightride
- Magdalene
- Voodoo Queen
- Ain’t Much Loving
- Get Outta This Place
- One Day
- Better The Devil I Know
- On The Road
- Shaman Blues
- Of Sirens, Vampires And Lovers*
- Cross My Heart And Hope To Die*
- Submission*
- Love & Death*
- Refill (Porter Band cover)*
- Psycho Killer (Talking Heads cover)**
*Akustik-Set
**Zugabe