Genesis Revisited With Classic Hackett
Mit „The Night Siren“ veröffentlicht Steve Hackett sein neuestes, mittlerweile 25. Solo-Album, welches er zum Anlass nahm die Schweiz nach drei Jahren Abstinenz mit seiner Tour „Genesis Revisited with Classic Hackett“ im Solothurnischen Kofmehl zu besuchen. Ebenfalls Anlass war der 40 jährige Geburtstag des legendären Genesis Albums Wind And Wuthering.
Mittlerweile gehöre ich wohl auch langsam zu denen Musikliebhabern, die von der jungen Fraktion eher als Grufti bezeichnet werden. Umso grösser war die Freude, dass ich im Kofmehl wieder einmal zu den jüngeren Zuhörern gehörte. Nun, dies hat wohl mit dem Hauptprotagonisten Steve Hacket, geb. 15.02.1950, zu tun und seiner früheren Tätigkeit zu tun. Falls das Unwahrscheinliche eintrifft und jemand nicht weiss, wer Hackett ist, der möge nächstem Abschnitt Beachtung schenken.
Steve Hackett war während den Jahren 1970 und 1977 Gitarrist bei Genesis, die vor allem mit ihren ersten Alben, mit Peter Gabriel am Gesang, musikalisch für Furore gesorgt haben und noch heute glühende Anhänger haben (mich eingeschlossen). Seit 40 Jahren ist Hackett mit Solo-Projekten unterwegs und gilt vor allem beim älteren Semester als Gitarristen-Gottheit.
Auf Grund der musikalischen Geschichte stimme ich seinem Gott-Status zu – ohne Zweifel. Sein neues Album „The Night Siren“ transportiert mir aber eine andere Meinung. Auch wenn der Titelsong „Behind The Smoke“ aufhorchen lässt, bleibt letztendlich ein eher bescheidener, wenn auch sicher kein schlechter Eindruck. Musikalisch unumstösslich beachtenswert, doch fehlt irgendwie die Kraft, um das Album nach vorne zu katapultieren. Leider betraf dies auch der erste Teil seines Konzertes, das Songs aus seinem reichlichen Solo-Schaffen beinhaltete.
Vorab sei dem geneigten Schwermetall-Liebhaber eines gesagt: Hackett hat mit Metal etwa so viel zu tun, wie eine Kuh mit Fliegen. Und dennoch hat der Gitarrist wohl den einen oder anderen Saitenspieler in jungen Jahren von seinem Instrument begeistern können und galt sicherlich auch als Vorbild. Insofern, müsste man die Möglichkeit einer fliegenden Kuh nochmals überdenken. Also nochmals in Kurzfassung: Wer meint, dass Hackett abgeht wie Schnitzel liegt falsch. Gemächlich, ruhig und bescheiden war das Bühnenbild und leider auch die gesamte Darbietung. Da half es nicht, dass Gast-Bassist Nick Beggs (Steven Wilson Band, The Mute Gods) zugegen war. Der sorgte zwar für ausreichend Boden, doch konnte auch Beggs den Songs letztendlich keine Flügel verleihen.
Richtigstellung
Fairerweise darf aber gesagt werden, dass auch wenn ich mit meiner leicht negativen Meinung nicht alleine da stand, mir das Publikum eine ganz andere Antwort gab. Dieses war nämlich ganz angetan von Hackett. Ich erlaube mir hier zu hinterfragen, ob das an Hackett als Solo-Musiker lag oder an der Tatsache, dass er Mitglied einer Lieblingsband der Zuschauer war. Letzteres würde auch das erhöhte Alter im Publikum bestätigen. Die meisten Zuschauer waren wohl wegen der auf der Setlist gestandenen Genesis-Songs so zahlreich erschienen.
So erstaunte es wenig, dass beim zweiten Teil des Konzertes Nad Sylvan die Bühne betrat und Hackett die Songs anspielte, die ihn gross gemacht haben. Sylvan hatte aber reichlich Mühe in die Gänge zu kommen und stand teilweise recht verloren auf der Bühne. Gesanglich könnte wohl niemand anderes die Genesis Songs besser vortragen als er. Dies goutierte auch das Solothurner Publikum mit reichlich und berechtigtem Applaus. Musikalisch interessant, aber aus meiner Sicht überflüssig war Saxophonist und Querflötenspieler Rob Townsend. Der zeigte zwar eine gute Leistung, aber Gitarren-Solis von einem Sopran-Sax gespielt, klingen nun mal befremdlich. Dafür bewegte sich Drummer Gary O’Tool im Mittelfeld des Gebotenen und machte das, was ein Drummer tun musste – mehr aber auch nicht. So fehlte summa summarum einfach Dynamik und Power, was dem Gig gut getan hätte.
Fanzit
Es mögen mir die Steve Hackett Fans verzeihen, aber der erste Teil war nun wirklich alles andere als berauschend. Steve Hackett in allen Ehren, aber im Vergleich mit seinem Konzert im Kaufleuten 2013, war der Kofmehl-Gig eher lau. Nun, wir werden alle älter und die meisten auch ein wenig gemächlicher. So sei die Vermutung erlaubt, dass auch Hackett es womöglich gemütlicher nimmt als auch schon. Insofern bleibt ein ehrliches Danke – ein Hurra bleibt allerdings aus.