Treffen der Gitarren-Götter am Karfreitag in Zürich
Steve Stevens und Gus G kamen an diesem Freitagabend im Plaza Klub in Zürich zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Zu bestaunen gab es grossartige Gitarren-Kunst im beschaulichen Rahmen. Weitere Details entnehmt ihr dem nun folgenden Konzertbericht.
Auch über die Osterfeiertage ist keine Konzertpause in Sicht. Während im Kofmehl in Solothurn Dark Funeral für Furore sorgen werden, verschlägt es mich an den anderen Good News-Event in Zürich. Tatort ist der Plaza Klub – eine mir bis anhin noch unbekannte Location. Heute Abend ist der Laden DIE Adresse für Gitarren-Freunde. Grammy-Gewinner Steve Stevens ist zu Gast. Begleitet wird der Billy Idol-Klampfenmeister von seinem Kollegen Gus G, den ich bereits im Februar mit seiner Band Firewind im Hall Of Fame in Aktion erleben durfte. Steve Stevens ist mir dagegen allerdings kein grosser Begriff. Seinen Namen verknüpfen meine grauen Zellen am ehesten noch mit dem Michael Jackson-Song «Dirty Diana». Für die darin vorkommenden Gitarren-Passagen ist nämlich der gute Steve zuständig.
Vor dem Plaza tummelt sich bereits eine kleine Warteschlange. Wo befindet sich wohl die Abendkasse? Glücklicherweise treffe ich direkt vor dem Eingang auf Kollege Dani Strub von schwarzeliste.ch. Er klärt mich auf, dass wir die Journalisten-Tickets erst im Innern des Klubs erhalten werden. Somit heisst es anstehen und warten. Eigentlich hätten die Pforten bereits um 18 Uhr geöffnet werden sollen. Aber kurz vor sieben stehen wir immer noch draussen herum. Scheinbar sind technische Probleme für die Verzögerung verantwortlich. Kurz darauf dann die Erlösung – wir dürfen eintreten.
Meine Augen erblicken danach eine durchaus interessante Location. Zwei Bars auf jeder Seite, Lounge-Ecken im hinteren Teil des Raumes und eine grosse Tanzfläche in der Mitte. An der Decke hängt eine gigantische Disco-Kugel. Hier herrscht definitiv eine intime Atmosphäre. An einer der Bars gönne ich mir einen ersten Hopfentee und platziere mich danach auf der rechten Bühnenseite. Daniel Köbeli von Metalfactory ist ebenfalls vor Ort. Bewaffnet ist er wie gewohnt mit seinen Kameras. Ein wahres Schaulaufen der Schweizer Metal-Journalisten. Sie alle hoffen auf gelungene Schnappschüsse und erzählenswerte Ereignisse von den nun folgenden Konzerten.
GUS G
Den Anfang macht Kostas Karamitroudis. Der junge Grieche, der mit 18 Lenzen seine Heimat verliess, um die Welt mit seiner Gitarre zu erobern. Heute kennt man den guten Mann ausschliesslich noch unter seinem Künstlernamen Gus G. Insbesondere als Chef-Klampfer von Ozzy Osbourne erlangte er grosse Berühmtheit. Heutzutage ist primär in seiner Band Firewind oder auf Solopfaden aktiv.
Ausgestattet mit einer Akustikgitarre nimmt er auf einem Barhocker in der Bühnenmitte Platz. Allerdings ist er nicht alleine unterwegs. Die zweite Sitzmöglichkeit wird von Holy Grail-Sänger James-Paul Luna in Beschlag genommen. Das Duo serviert der Hörerschaft einen Mix aus diversen Songs der Gus G-Karriere. Neben Firewind-Songs («World On Fire», «Lady Of 1000 Sorrows») ist auch das Black Sabbath-Liedchen («Planet Caravan») oder die Rainbow-Nummer («Temple Of The King») zu hören. Die restliche Setliste setzt sich aus Gus G-Solo-Songs zusammen. Mister Luna macht am Mikro einen hervorragenden Job und verfügt über eine durchaus rockige Stimme. Auf der anderen Seite zeigt Gus, dass er auch mit einer Akustikgitarre souverän umzugehen weiss. Beim Song «Burn» erhalten die beiden Herren übrigens Unterstützung von der aus Montreux stammenden Melissa Bonny, die unter anderem in den Bands Rage Of Light und Evenmore aktiv ist. Gus sei angeblich aufgrund eines Youtube-Videos, in welchem Melissa eine Cover-Version von «Burn» zum Besten gibt, auf sie aufmerksam geworden. Coole Sache.
Mit «I Am The Fire» von seiner gleichnamigen Solo-Platte beendet Gus schliesslich sein akustisches Set und verzieht sich zusammen mit Mister Luna hinter die Bühne. Das Publikum applaudiert artig. Nun warten alle gespannt auf den Headliner des Abends. Gus hat die Temperatur allerdings schon einmal auf das richtige Level gehoben.
STEVE STEVENS
Als ich mich umschaue, erspähe ich zahlreiche Mitglieder der älteren Generation. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich. Steve Stevens feierte die grössten Erfolge seiner Karriere in den 80er-Jahren. Heute Abend kann er uns allen beweisen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Ich freue mich jedenfalls auf eine weitere, musikalische Horizonterweiterung.
Und um 20.20 Uhr wird es richtig laut im Plaza. Der Chef betritt unter frenetischem Jubel die Bühne. Im Gepäck hat er gleich eine ganze Band. Franky Perez (Gesang; ex-Apocalyptica), Ben Woods (Gitarre), Uriah Duffy (Bass, ex-Whitesnake) und Mike Bennett (Drums). Franky und Uriah tragen zu Beginn mit besten Rockstar-Allüren riesige Sonnenbrillen. Der Coolness-Faktor ist absolut gegeben. Steve Stevens selbst scheint irgendwie in den 80ern hängengeblieben zu sein. Er trägt eine schwarze Schlaghose, schwarz lackierte Fingernägel und eine Frisur, die wohl etliche Haarsprays auf dem Gewissen hat. Zudem zieht hier frech an seine Kippe. Wen interessiert schon ein Rauchverbot? Auch für Unterhaltung ist rasch gesorgt. Aufgrund eines Chickenfoot-Shirts in der ersten Reihe hält Steve kurz inne und fordert den Saal auf, dem guten Herrn doch ein anderes Shirt zu bringen. Er scheint offenbar kein Anhänger von Joe Satriani zu sein. Ein Herr im Publikum hat offenbar zwei Shirts dabei und kann seinem verdutzten Kollegen in der ersten Reihe aushelfen. Währenddessen lachen sich Stevens und seine Band auf der Bühne beinahe schlapp. Auch ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Ähnlich wie zuvor Kollege Gus G serviert uns auch Steve ein Best Of-Set seiner veröffentlichten Werke. Mein erstes, musikalisches Highlight ist die Michael Jackson-Hymne «Dirty Diana». Diese markanten Riffs geistern schon seit einiger Zeit durch meine Gehörgänge. Selbstverständlich ist auch das dazugehörige Solo nicht zu verachten. Franky macht sich zudem gar nicht mal so schlecht als «Jacko». Eine gelungene Hommage an den 2009 verstorbenen King of Pop.
Mit den Tracks «Cinecitta» und «Flamenco A Go» wird es schliesslich Zeit für die Latino-Melodien des Abends. Olé! Hier kann nun auch Ben seine Gitarrenkünste mit vollem Elan zum Besten geben. Steve und Band gelingt es, eine einzigartige Atmosphäre zu erzeugen. Wenn man die Augen schliesst, findet man sich direkt in einem spanischen Dörfchen wieder. Einige Fans scheinen gar die zur Musik passenden Tanzschritte im Repertoire zu haben.
Selbstverständlich dürfen die Billy Idol-Songs heute Abend keinesfalls fehlen. Mit «Eyes Without A Face» werden die Fans auch hinsichtlich dieses Punktes zufriedengestellt. Nach dieser Nummer folgt ein ellenlanges Gitarren-Solo des Meisters. Damit beweist der dem Publikum in beeindruckender Manier, was er alles mit seinen Saitenköniginnen anstellen kann. Ob hinter dem Kopf oder mit den Zähnen – Steve hat’s einfach drauf. Das darauffolgende «Top Gun Anthem» ist der nächste Höhepunkt für mich. Dank dieser unverkennbaren Melodie sitzt der ganze Raum in Gedanken zusammen mit Tom Cruise im Cockpit einer F-14 und erobert gerade die Lüfte. Für diese Hymne hat Steve übrigens den weiter oben erwähnten Grammy erhalten.
Mit der Billy Idol-Über-Hymne «Rebel Yell» – inklusive Laserpistolen-Solo des Meisters – beendet die Band den regulären Teil der Show. Ohne grossartiges Zugaben-Trara geht’s dann auch direkt weiter. Steve bittet Gus auf die Bühne und zusammen performen sie den Jimmy Hendrix-Song «Voodoo Child (Slight Return)». Für das finale sorgt dann jedoch eine einzigartige Darbietung des Led Zeppelin-Klassikers «Whole Lotta Love». Neben Gus darf auch James-Paul nochmals mitmischen. Wow!
FAZIT
Steve Stevens hat’s allen gezeigt. Der gute Mann gehört definitiv noch nicht zum alten Eisen. Und sollte er trotzdem einmal mit dem Gedanken spielen, die Gitarre an den Nagel zu hängen, steht mit Gus G bereits ein würdiger Nachfolger in den Startlöchern. Wer heute Abend nicht im Plaza war, hat definitiv etwas verpasst.
Setliste – Gus G
- My Will Be Done
- Burn
- Just Can’t Let Go
- Temple Of The King (Rainbow-Cover)
- World On Fire (Firewind-Cover)
- Lady Of 1000 Sorrows (Firewind-Cover)
- Planet Caravan (Black Sabbath-Cover)
- I Am The Fire
Setliste – Steve Stevens
- Crackdown
- Day Of The Eagle
- Dirty Diana (Michael Jackson-Cover)
- Hellcats Take The Highway
- Cinecitta
- Flamenco A Go Go
- Eyes Without A Face (Billy Idol-Cover)
- Steve Guitar Solo
- Top Gun Athem
- Dazed & Confused (Led Zeppelin-Cover)
- Atomic Playboys
- Prime Mover
- Rebel Yell (Billy Idol-Cover)
- Voodoo Child (Slight Return) (Jimmy Hendrix-Cover)*
- Whole Lotta Love (Led Zeppelin-Cover)*
*Zugabe