Metalinside.ch - Neal Morse - Z7 Pratteln 2017 - Foto Liane
Fr, 24. März 2017

The Neal Morse Band

Z7 (Pratteln, CH)

Similitude Of A Dream Tour

Es gibt Bands, die schwören auf’s Z7 und scheinen beinahe dort zu Hause zu sein. Einer, der immer wieder den Weg nach Pratteln findet ist der US-Amerikaner Neal Morse. Sei es mit Spock’s Beard, Transatlantic oder mit Flying Colors – der Mann gehört fast zum Inventar des Baslerischen Konzert-Mekkas und ist gern gesehener Gast bei den heimischen Prog-Rock Fans. Empor gestiegen als begnadeter Komponist, Keyboarder und Sänger wandelte sich Morse zur singenden Gebetssäule und wandte sich stark dem christlichen Glauben zu. Seit diesem Moment bleibt der Missionars-Ruf an ihm hängen und unweigerlich fragt man sich:

Was hat Religion in der Musik verloren? Da kann man sich natürlich endlos streiten und wenn norwegische Kirchenverbrennungs-Kombos ihre religiösen Ansichten zum Besten geben, so sollte man auch der Gegenseite, also den christlich motivierten Bands Aufmerksamkeit schenken. Ein Vertreter, den man besonders hervorheben sollte ist nun mal genannter Neal Morse. Ob als Musiker oder als Glaubensverkünder – Neal Morse verkörpert diese Eigenschaften mit grosser Leidenschaft und muss sich um Etablierung keine Sorgen machen.

Der „Similitude Of A Dream Tour“ ist wie so oft ein Release vorausgegangen. Die Neal Morse Band veröffentlichte 2016 ein ausgesprochen interessantes wie auch empfehlenswertes Doppelalbum, das von der ersten Sekunde bis zur Letzten zu überzeugen vermag. Natürlich stellt sich nach einem solchen Werk die Frage, ob diese Stimmung auch auf die Bühne transportiert werden kann. Nun, was soll man sagen? Ausser der teilweise grenzwertigen Lautstärke gibt es nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln. Im Gegenteil. Wer das Schaffen von Neal Morse kennt, kommt mit einer gewissen Erwartungshaltung an seine Konzerte und irgendwie weiss man es schon vorher, dass Enttäuschungen ausbleiben.

Insofern bleiben aber auch Überraschungen aus, denn die Neal Morse Band erfüllte alle Erwartungen mit Leichtigkeit. Mose hat eine stimmgewaltige Bühnenpräsenz, die schwer zu übertreffen ist. Auch seine typischen Handbewegungen gen Himmel gerichtet, gehören mittlerweile zum festen Bestandteil seiner Show, obwohl man hier feststellen darf, dass Herr Morse durchaus das lebt, was er zeigt – also in jedem Fall authentisch ist.

Neal Morse ist nicht alleine

Seit Jahren schon begleitet ihn ein ebenfalls bestens bekannter Zeitgenosse und wie der Meister selber, auch aus den USA stammend. Die Rede ist natürlich von Mike Portnoy (Anmerkung für diejenigen, die mit diesem Namen nichts anfangen können – geht unbedingt googeln). Mike Portnoy gilt als einer der illustren Vertreter seiner Gilde doch trotz seiner Popularität und der tiefen Verbundenheit zum Z7 muss man sagen, dass für einmal die musikalische Bühne allen gehörte. Die ganz grosse Überraschung war allerdings Gitarrist Eric Gilette. Der überzeugte ausnahmslos in jeder Hinsicht – sei es als Rhythmus-Gitarrist oder als Solo-Gitarrist oder als Sänger. Keyboarder Bill Hubauer und Bassist Randy Geotge bewegten sich auf demselben hohen Level und brauchen sich definitiv nicht hinten anstellen.

Christlich angehauchte Zuschauer fanden die Befriedigung schlechthin. Morse erfüllte deren  Erwartungen in manigifaltiger Weise. Die Videoprojektionen beschrieben die Reise eines Gläubigen, der immer wieder den Blick in den Himmel richtete und dies vorzugsweise dann, wenn Morse seine missionarischen Texte zum Besten gab.

Die Song-Komplexität auf dem Album rüber zu bringen ist eines, aber live ist eine andere Sache. Hier zeigte sich eindrücklich, dass Morse, genauso wie ein Steven Wilson, sich nicht mit der Kreisliga zufrieden gibt, sondern nur die besten Spieler aus der Profiliga engagiert. Das Resultat konnte sich absolut sehen und vor allem hören lassen.

Natürlich durfte das Portnoysche „Gesülze“ nicht fehlen, dass das Publikum des Z7 wohl das aufmerksamste der Welt sei und dass die Band es sehr schätze, dass das CH-Publikum ihre Musik so konzentriert geniesse. So kann man die zurückhaltende Begeisterung natürlich auch betiteln und auch wenn des Drum-Gottes Worte, typisch amerikanisch übertrieben waren, so klangen sie in meinen Ohren zumindest durchaus einleuchtend und angenehm. Anyway – sympathisch war auch der Moment, als Portnoy seinen Drum-Technician auf die Bühne holte, ein Geburtstagsliedchen anstimmte und ihm für 24 Jahre Treue dankte. Er ist halt schon goldig, der Portnoy…

Fanzit

Was die Neal Morse Band ablieferte war durch und durch der obersten Liga würdig. Wer sich durch Morses christlichen „Übereifers“ gestört fühlte und deshalb zu Hause blieb, traf definitiv die falsche Entscheidung. Zweieinhalb Stunden Konzert, toller Sound, tolle Show und eine wirklich begeisterte Stimmung  – was will man mehr? In der Flut der vielen Konzerte, war dieser Auftritt jedenfalls wieder mal ein helles Licht im Sinne von: „We all need some light now“

Setliste The Neal Morse Band

  1. Long Day
  2. Overture
  3. The Dream
  4. City of Destruction
  5. We Have Got to Go
  6. Makes No Sense
  7. Draw the Line
  8. The Slough
  9. Back to the City
  10. The Ways of a Fool
  11. So Far Gone
  12. Breath of Angels
  13. Slave to Your Mind
  14. Shortcut to Salvation
  15. The Man in the Iron Cage
  16. The Road Called Home
  17. Sloth
  18. Freedom Song
  19. I‘m Running
  20. The Mask
  21. Confrontation
  22. The Battle
  23. Broken Sky / Long Day (Reprise)
  24. Agenda*
  25. The Call*
  26. Author of Confusion*

*Zugabe

Fotos The Neal Morse Band (Liane)


Wie fandet ihr das Konzert?

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