Heart Of The Phoenix
… nennt sich das Anfang Jahr veröffentlichte Album der Powermetaller Victorius und ist ein nächster Schritt nach vorne. Die Ostdeutschen konnten anschliessend auf eine ausgedehnte Tour mit Grave Digger und Mystic Prophecy gehen. Beim Zwischenhalt in der Nordwestschweiz im Z7 hatte ich die Gelegenheit für ein kleines Gespräch mit Gitarrist Dirk Scharsich und Fronter David Bassin, bei dem sich auch die Managerin Babsy Holl noch dazu gesellte.
Metalinside (Kaufi): Hallo zusammen! Danke erstmal, dass Ihr Euch die Zeit für Metalinisde nehmt. Victorius ist ja jetzt (noch) nicht so der grosse Name. Erzählt mal: Wo kommt ihr her? Wie ist die Entstehungsgeschichte von Victorius? Wie hat’s angefangen?
Dirk Scharsich: Angefangen hat’s als Schülerband mit David, unserem Sänger, Andi, unserem Bassisten und mir, ich bin der Dirk und spiel Gitarre. Wir haben gedacht, wir wollen auch so Musik wie die ganzen klischeehaften grossen bekannten Power Metal Bands machen und das haben wir bis heute auch durchgezogen. Drei Alben später und mit neuem Plattenvertrag sind wir jetzt zum dritten Mal im Z7 und spielen auf der Tour mit Grave Digger. So mal um das kurz und schnell zu erzählen. Wir kommen aus dem Osten Deutschlands, bei Leipzig. Es wohnen zwar nur zwei Mann wirklich in Leipzig, aber für die Öffentlichkeit sagen wir, dass wir aus Leipzig kommen. Wir sind da etwas verstreut drum herum.
MI: Du hast es schon angetönt: die Einflüsse klassischer Bands – Sonata Arctica und so. Das zieht ihr gnadenlos durch!
DS: Das ziehen wir gnadenlos durch, genau!
MI: Ihr habt ein neues Album herausgegeben vor kurzem…
DS: „Heart Of The Phoenix“ heisst es, genau.
MI: Die Reaktionen darauf?
DS: (Lacht) Die Reviews, die wir bislang bekommen haben, waren eigentlich durchwegs positiv. Wir haben ja auch gesagt, dass es eigentlich unser bestes Album ist…
David Bassin: Es kommt am besten an. Es wird am meisten von der Presse wahrgenommen, gute bis sehr gute bis durchschnittliche Reviews, aber man kann ja nicht von allen geliebt werden! Für uns ist das absolut ok.
MI: Wo seht ihr die Unterschiede zu „Dreamchaser“?
DS: Noch klischeehafter und noch mehr Power Metal und noch mehr Keyboards! Persönlich fand ich die „Dreamchaser“ auch von der Thematik her etwas düsterer. Ich finde jetzt „Heart Of The Phoenix“… (überlegt) Einfach ganzstraight. Es ist das was wir machen wollen. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Es ist genau dieser straighte Power Metal, den wir machen wollen und ich denke, dass ist uns auf diesem Album recht gut gelungen.
MI: Wer schreibt bei Euch die Songs? Ist das eine Gemeinschaftsarbeit?
DS: Wir beide. Wir fangen mit der Musik an, mit den Gitarrenriffs, dann kommt vielleicht schon eine Text Idee oder der Refrain für einen Songtitel.
MI: Lars Rettkowitz von Freedom Call ist der Produzent von „Heart Of The Phoenix“ und von „Dreamchaser“.
DS: Und auch von „The Awakening“!
MI: Oh, das war mir hingegen nicht bewusst. Aber wie seid ihr überhaupt auf ihn gekommen?
DS: Der wohnt bei uns in der Gegend. Und in Musikerkreisen in dieser Region kennt man sich untereinander. Als es dann darum ging, ein neues Album aufzunehmen, damals bei der „Awakening“ vor drei oder vier Jahren mittlerweile, kamen wir eben auf ihn. Hat super funktioniert und never change a winnig team! Und so hat sich das bis jetzt fortgesetzt.
MI: Und einen Fürsprecher habt ihr so auch noch! Zumal Freedom Call ja auch stilistisch ähnlich sind. Ihr wart auch mal mit denen hier im Z7, wenn ich mich recht erinnere?
DB: Ja, das kann sein. (Babsy Holl schaltet sich ein) Sie waren hier mit Human Zoo, Crystal Ball und Freedom Call, genau! Das war so eine Metal – Rock – Night. (Anm. Kaufi: Ich hab das mal rausgesucht: das hiess damals „Rock Power Festival 2“ und neben den vier bereits erwähnten Bands spielten The Order ebenfalls noch an diesem Abend.)
MI: „The Awakening“ ist nicht euer erstes Album. Gemäss Wikipedia ist zuvor noch „Unleash The Titans“ veröffentlicht?
DS: Das war in Eigenregie…
MI: Gibt’s das Album noch?
DS: Gibt’s nicht mehr. Das war eine Auflage von 250 Stück. Restlos ausverkauft gewesen, sofort. (lacht) Wir waren grade mal 18 Jahre alt, also ganz ganz jung. In Eigenregie veröffentlicht – das kehren wir so ein bisschen unter den Teppich.
DB: Wir wollten damals halt einfach ein Album raushauen.
DS: Irgendwann muss man ja mal anfangen!
MI: Wird das mal neu aufgenommen?
DS: (lacht verlegen) Ach… eigentlich nicht. Warum in der Vergangenheit wühlen? (Babsy meint: Auf Vinyl!)
MI: Ihr seid im Moment unterwegs mit Mystic Prophecy und Grave Digger. Dies dürfte wohl eure grösste Tour bis jetzt sein?
DB: Genau. Grösste Tour und auch die grössten Bands, mit denen wir bislang getourt sind. Der Umfang der Tour, die Anzahl der Shows.
MI: Dennoch spielt ihr – wenn ich das richtig gesehen habe – nur an den Wochenenden? Das Ganze ist immer noch mehr ein Hobby neben den normalen Jobs? Das geht problemlos?
DS: Also ich hab mir jetzt für die Tour Urlaub genommen. Ich arbeite im Gesundheitsbereich als Krankenpfleger, da ist es organisatorisch natürlich immer etwas schwierig frei zu kriegen, da hab ich mir extra Urlaub genommen. Da kann dann nicht jemand sagen „Du musst jetzt dringend auf die Arbeit“, und ich verpasse deswegen die Show. Das wäre extrem blöd, da hab ich mir gesagt, ich nehme dafür Urlaub. So passt das ganz gut.
MI: Und kennen euch die Leute bereits an den Shows?
DB: Joa, ein paar kennen uns schon. Nicht alle, denn die meisten kommen ja wegen Grave Digger, aber ein paar bekannte Gesichter sind jeweils schon dabei.
MI: Wie fühlt sich das eigentlich an, da oben auf der Bühne zu stehen und das Publikum für sich zu überzeugen?
DS: Geiles Gefühl! (lacht) Warum, willst Du mitmachen? (lacht)
MI: Um Himmels Willen, auf gar keinen Fall! (schallendes Gelächter)
DS: Also wenn man als Musiker seine eigenen Songs auf der Bühne präsentieren kann, das ist immer ein geiles Gefühl! Man steckt voller Adrenalin, man möchte vor allen Dingen auch seine neuen Songs dem Publikum präsentieren, das Beste an dem Abend zeigen und die Leute einfach mitreissen.
MI: Die Leute mitreissen kann man auch mit einer guten Setlist. Wie stellt ihr die zusammen?
DS: Das ist natürlich immer relativ schwierig, wir haben ja nur 35 Minuten. Jeder hat da so seine Favoriten und Songs, die man unbedingt spielen will. Es ist natürlich immer eine lange Diskussion, die Setlist zusammenzustellen…
DB: Und ich sag dann, was wir spielen und dann wird es so gemacht! (lacht)
DS: Man muss halt auch gute Kompromisse finden. Man muss schauen, was kommt gut an…
DB: Dann promoten wir ja auch die neue Platte, also spielen wir auch zu einem grossen Teil die neuen Songs.
MI: Tönt logisch! Und wie ist denn so das Zusammenleben auf Tour?
DB: Furchtbar!!
DS: Schlimm!!
MI: Also so richtig schlimm? Ihr werdet so richtig von den Headlinern…?
DS: Ja, genau! Wir reden auch kein Wort miteinander… (schallendes Gelächter)
MI: Aber mal im Ernst: es gibt ja immer wieder die Situationen, dass die Supportbands wirklich nicht gut behandelt werden?
DB: Also wir werden sehr gut behandelt hier! Sei das Produktion, Catering, Unterkünfte – ist alles top bisher! Da gibt’s nichts zu meckern, alles sehr nette Leute!
DS: Ich weiss, das wollen die Leute gar nicht hören! Die Leute wollen immer nur Streit und solches Zeugs, ich lese das ja auch lieber! Aber ich kann das leider nicht so bestätigen. (lacht)
MI: Dann sind also so Geschichten mit Groupies und so auch nur Gerüchte….?
(David und Dirk schauen sich an und prusten los)
DS: Das lassen wir jetzt einfach mal so im Raum stehen! Ich glaub, das ist das Beste…
BH: Du warst in demfall am Ice Rock Festival?
MI: Nein, leider nicht! Aber ihr wart da…
BH: Der Ruf eilt euch voraus! (schallendes Gelächter)
MI: Also abgesehen davon: wohl das coolste Festival, wo ihr je gespielt habt?
DS: Sehr cool! Coole Location, also mir hat’s sehr, sehr gut gefallen, auf jeden Fall!
Und so endet der Plausch mit ein paar Geschichten vom Ice Rock – herzlichen Dank nochmals an Dirk und David für’s Gespräch und an Babsy für’s organisieren!