Abbruchkommando
Lange habe ich auf diesen Tag gewartet. Heute steigt im Flösserplatz das Release-Konzert für die neue Scheibe von Comaniac «Instruction for Destruction», welche schon im Vorfeld echt gute Reviews und Kritiken erhalten und somit bereits für Furore gesorgt hat.
Als Support haben die Comaniacs heute Sin Starlett und Funeralopolis dabei, welche richtig anheizen sollen, bis dann am späteren Abend der Hauptact und die Taufe steigt. Bleibt noch die Frage offen, wieviel Publikum heute den Weg in den Flösserhof findet. Den als ich um ca. 17.30 von der Band begrüsst werde, ist es drinnen zwar dunkel, den der Soundcheck läuft gerade noch, draussen ist es aber wirklich sehr warm für Anfangs April und die Sonne scheint fast wolkenlos vom Himmel. Vielleicht ziehen es die Metalheads heute vor, an der Aare zu grillieren und chillieren? Mehr dazu später.
Funeralopolis
Den Start machen die Lenzburger Funeralopolis. Der Stil wird zwar auf der Facebook-Site mit «Pure fukking Death Metal» beschrieben, wenn mich aber nicht alles täuscht höre ich an diesem Abend noch eine rechte Prise Doom aus den Lautsprecher schleichen. Dies ist es auch, was mir die Band auf Anhieb sympathisch macht. Eine gute Mischung aus richtig schnellem Death gespickt mit ein paar musikalischen Doom-Teilen, das macht eben immer wieder Spass. Ansonsten gibt es zum ersten Act des heutigen Abends nicht viel Spezielles zu bemerken. Solide gespielt, Publikum nach ein paar Songs mitgerissen und somit den Auftrag erfüllt. Ob die Band zu den beiden anderen Bestreitern des Abends passt (in musikalischer Hinsicht natürlich) lasse ich mal als Frage im Raum stehen. Auf alle Fälle ist man nach Beendigung des ersten Parts hellwach und freut sich auf Sin Starlett.
Sin Starlett
Die Luzerner Band war bei mir bis jetzt ehrlich gesagt auch nicht auf dem Radar. Komisch eigentlich, denn es dauert nicht lange und ich bin dem «geilen» Sound des zweiten Support-Acts voll und ganz verfallen. Aber der Reihe nach. Sin Starlett besteht aus folgendem Lineup:
- Elias Felber – Vocals
- Reno Meier – Guitar
- Jan Horat – Guitar
- Christoph Widmer – Bass
- Elias Burri – Drums
Die 2005 gegründete Band kann bereits auf eine lange Geschichte im Zeichen des Metals zurückblicken. In diesen vielen Jahren haben sich die Jungs zur absoluten Live-Band entwickelt, dies erlebe ich an der Plattentaufe selber und habe es mir auch von anderen anwesenden Personen versichern lassen. Einflüsse der N.W.O.B.H.M und der früheren 80/90er Metal Ergüsse sind wohl direkt in die Köpfe und Hände der Bandmitglieder eingetröpfelt. Denn man wähnt sich während des Konzerts zurückversetzt in solche frühen Zeiten, was unter anderem sicher auch durch die hocherotischen Spandexhosen von Vocalist Felber assoziiert wird. Was modebewusstsein angeht, scheint der Sänger wohl einen auf die heutigen Trends fahren zu lassen, absolut cool!
Das Publikum geht von Beginn an mit und feiert die Band richtig ab. So führt die Stimmung zu einem Wechselspiel zwischen Band und Publikum, in welchem das Level des Abfeierns immer mehr steigt. Die Band spielt mit viel Leidenschaft und soliden musikalischen Kompetenzen. Mit seinen humorvollen Ansagen kann Felber die anwesenden Metalheads immer wieder zu einem Lächeln zwingen, bevor er mit einem weiteren Song wieder steil geht und sein eindrückliches Gesangsorgan sich in die Hirnwindungen der Zuhörer frisst. Kein Song scheint am heutigen Abend nicht zu gefallen. Auch die Zugabe «Winds of Fury» wird nochmals gebührend abgefeiert. Ich kann mit Sicherheit bestätigen; Sin Starlett, ihr habt einen neuen Fan gewonnen. Allen anderen jedoch, die es mal wagen wollen und die Band noch nicht kennen, seien die beiden Alben «Throath Attack» und «Digital Overload» wärmstens ans Herzen gelegt.
Comaniac
Nun kommt die Band auf die Bühne, für welche wir eigentlich heute angereist sind. Bevor die Jungs auf die Bühne stiegen, sah ich sie noch Backstage, ein wenig nervös waren sie schon. Aber jetzt geht es wohl nur noch darum, das Biest loszulassen. «Instruction for Destruction» hat auf der gepressten Version bereits einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Nun wird sich herausstellen, ob das Live auch so ist oder nicht. Aus meiner Erfahrung WIRD es so sein, denn die Jungs verstehen es phänomenal die Stimmung, welche ihre Musik verbreitet auch persönlich ans Publikum weiterzugeben.
Die Thrash-Combo steigt mit «Coal» in das Set ein und hat von Anfang an das ganze Publikum hinter sich. Nun ist der Flösserhof wirklich gut gefüllt und es kommt so richtig Stimmung auf. Wahrscheinlich auch, weil es mittlerweilen schon zu späterer Stunde ist und bereits etwas Alkohol geflossen ist.
Der Sound haut mich von Anfang an weg. Ein starkes Brett, welches Comaniac hier hinlegt. Musikalische Professionalität gepaart mit einer guten Sound-Abmischung hat schon viele Abende zu einem Glücksfall werden lassen.
Die Metalheads vor der Bühne gehen steil und der eine oder andere Moshpit bildet sich. Es ist also etwas los in den vorderen Reihen vor der Bühne. Auf der Bühne geben Comaniac weiterhin alles. Schweisstropfen paaren sich mit Endorphinen, das eine oder andere Lächeln zeigt, dass die Plattentaufe nicht hätte besser laufen können.
Nun muss das Werk aber noch getauft werden. Gespannt warte ich darauf, den ein kleines Ritual muss schon sein. Kurz von der Bühne weggeschaut war dieser Akt auch schon fast wieder Geschichte. Zur Taufe wird nämlich eine LP Plattenhülle «Instruction for Destruction» mit Whiskey begossen und getränkt. Nein, das war noch nicht alles, bevor der Akt über die Bühne ging, bekamen viele im Publikum noch einen Shot. Diesen hätte man wohl sparen sollen, bis die Taufe seinen Lauf nimmt. Jedoch hatten viele so viel Durst, dass der Shot schon in der Kehle ist, als die Band zum «kippen» einlädt.
Wieso ich in meiner Review nicht intensiver auf das musikalische «Tun» eingehe? Ganz einfach, die Songs, welche gezockt werden sind einfach Klasse und werden auf einem tollen Level dargeboten.
Die Zeit läuft schneller, als man es möchte und schon bald sind auch Comaniac am Ende ihres Sets angelangt. Der Applaus des Publikums will nicht enden. Ein sensationeller Abend mit viel Abwechslung und Spass.
Fanzit
Eine würdige Plattentaufe mit einer doch erstaunlich hohen Anzahl Zuschauer, welche es wohl nicht bereuen, an diesem Abend in den Flösserhof gepilgert zu sein. 3 Acts welche leidenschaftlich ans Werk gehen, jede Band auf ihre Weise. Comaniac welche dem Abend mit viel Bewegung, guter Spiellaune und musikalischer Perfektion die Krone aufsetzen.
An dieser Stelle noch danke Comaniac, dass es möglich war vor dem Gig bereits bei euch zu sein und sorry dass dieser Bericht erst so spät erscheint. Dafür lassen wir den Abend nochmal richtig schön aufleben.
Bald werdet ihr auf metalinside.ch übrigens noch ein Interview serviert bekommen, welches ich an der Plattentaufe mit Valentin Mössinger und Jonas Schmid machen durfte.
Setlist Funeralopolis
- Beneath Deathless Depths
- The Envenomed King
- Crawling Caskets
- Decouring Crypts of Darkness
- Downfall
- Trip into Terror
- Endzeit Burial
- The Wrath of the Dead
Setlist Sin Starlet
- Electric Expander
- Blood in the Streets
- Headed by the Hexx
- Digital Overload
- Vindicator / Ribcage.
- Savage Nightshifts
- Beholders of the Claw
- Rockin Through the Nights
- Winds of Fury*
Setlist Comaniac
- Coal
- Suborned
- Bow Low
- Guarding Ruins
- 1,2, Rage
- Instruction for Destruction
- Self Control
- Secret Seed
- Killing Tendency
- Shattered
- Heart of Stone
- Forever More
- Dagger Thrust
- Cut Troath