Die Reise durch die Welt des Metal führt den interessierten Anhänger manchmal an ihm bisher noch nicht wirklich vertraute Orte. So geschieht es mit mir in Zusammenhang mit dieser Albumkritik. Mein Ziel ist der Libanon. Der in Vorderasien angesiedelte Staat ist die Heimat des Ein-Mann-Black Metal-Projekts Moonaadem.
Ins Leben gerufen wurde dieses vom Sänger und Multiinstrumentalisten Marwan Antonios. Mitte Juni soll nun das Erstlingswerk des Ex-Black Folly-Mitglieds erscheinen. Auf der Scheibe erwarten den Zuhörer sieben Tracks, die sich inhaltlich primär mit den Themen Leben, Tod, Natur, Kummer und der – gemäss Aussage des Künstlers – Sinnlosigkeit des Lebens befassen. Genretechnisch wird die ganze Sache als Ambient Black Metal angepriesen. Welche Atmosphären-Arten die Gehörgänge so erwarten, erfahrt ihr im nun folgenden Albumreview.
DAS ALBUM – «Moonaadem»
Zu Beginn tauchen wir ein in das «Multiverse». Marwan zeigt uns sogleich das breite Spektrum seiner Komponisten-Ader. Zu hören sind die gewohnt düsteren Black Metal-Klänge und die eiskalten Riffs. Kurz meldet sich dann auch ein erstes Mal die krächzende Gesangsstimme zu Wort. Da kann der Libanese durchaus mit den Grössen des Genres mithalten. Interessant ist zweifelsohne, dass die ganze Geschichte auf Französisch gesungen respektive gekrächzt wird. Habe ich auf meinem bisherigen Metal-Pfad so noch nie erlebt. Etwa in der Songhälfte bekommt der Hörer ein rasantes Gitarren-Solo zu hören. Zudem besticht die Komposition durch einige Tempowechsel. Das ist eindeutig keine leichte Kost und eher für Anhänger komplexer Musik-Konstruktionen geeignet.
Nach dem Ausflug in fremde Universen steht die Hörerschaft schliesslich dem Vollmond gegenüber. Jetzt kommen die unvermeidbaren Blastbeats zum Einsatz und das Drum-Set wird ordentlich massakriert. Dazu krächzt Marwan weiterhin unermüdlich ins Mikro. Unter anderem mit Hilfe von Keyboard-Passagen erschafft der Musiker eine spezielle, einlullende Atmosphäre. Es handelt sich hierbei um viel mehr, als bloss simplen Hau-Drauf-Black Metal.
Zu einem Titel wie «Malaise Astral» kann ja nur ein komplexer Track gehören. Gemächlich und schwermütig kommt der Track aus den Startlöchern. Danach erfolgt durch die Drums eine erste Temposteigerung, die wenig später bereits wieder gedrosselt wird. Das Gehör so manchen Zuhörers wird sich wegen solcher Spielereien wohl etwas irritiert fühlen. Marwan punktet allerdings dieses Mal mit den zwischendurch klar gesungenen Parts. Die stimmliche Variation widerspiegelt somit den Konflikt zwischen Gut und Böse – oder im Fall von Moonaadem wohl eher denjenigen zwischen Leben und Tod.
Tiefer hinein in die depressive Gedankenmaterie geht es schliesslich mit der Nummer «Désillusion». Einmal mehr ein ruhiger, atomasphärischer Auftakt begleitet von zartem Drum-Spiel und Sci-Fi-artigen Keyboard-Melodien. Nach rund anderthalb Minuten Spielzeit folgt eine Tempozunahme. Jetzt ist der Zuhörer wieder umgeben von der altbekannten «Black Metal-Schepperei». Im letzten Drittel wird der Fuss allerdings erneut vom Gaspedal genommen. Ich weiss nicht so richtig, wie ich mit diesen ständigen Geschwindigkeitsanpassungen klarkommen soll. Irgendwie packt mich die ganze Sache zu wenig.
Beim anschliessenden «Désolation Et Folie Noire» setzt der Ein-Mann-Trupp dann wieder primär auf das melancholische Pferd. Düstere Melodien und Klänge werden den Gehörgängen serviert. Moonaadems Musik führt man sich wohl am Besten in einem kleinen, dunklen Raum zu Gemüte, in den kein Sonnenstrahl hineindringt. Nur so kann man vollständig in die von Marwan Antonios geschaffene Welt eintauchen.
Mit der sterbenden Existenz – «D’Une Existence Mourante» sind wir bereits beim zweitletzten Song der Platte angelangt. Abermals bewegen wir uns nur mit schweren Schritten durch die Struktur dieses Werks. Die typischen Black Metal-Sound-Elemente sind zweifelsohne vorhanden. Allerdings hätte ich mir hier durchaus ein wenig mehr Power gewünscht.
Das «Grande Finale» geizt zumindest schon mal nicht mit der Spielzeit. Beinahe sieben Minuten lang mobilisiert Marwan noch ein letztes Mal seine Kräfte. «Marche Funèbre Pour La Mort De La Terre» heisst das gute Stück. Wir begeben uns auf einen langen Trauermarsch. Atmosphäre und Melancholie stehen abermals im Vordergrund. Es fühlt sich als, als würde eine verlorene Seele durch einen unendlichen Sternenhimmel gleiten. Nach gut zwei Minuten setzten dann auch die Drums und die Gitarre wieder ein. Aus der Ferne murmelt eine Stimme irgendwelche Parolen. Nach vier Minuten wird es nochmals laut. Das sind ja plötzlich orchestrale Klänge. Nun haben wir schon beinahe einen Filmsoundtrack vor uns. Diese Phase währt jedoch nur kurz. Der Black Metal übernimmt rasch wieder das Kommando. Einmal mehr ein äusserst facettenreicher Track.
FAZIT
Ambient Black Metal. Passender könnte man den Stil von Moonaadem kaum beschreiben. Mir fehlt allerdings mehrheitlich die Durchschlagskraft. Komponieren kann Marwan Antonios – daran bestehen keine Zweifel. Allerdings muss man sich intensiv und hochkonzentriert mit seinen Songs auseinandersetzen. Für Schnellhörer ist diese Platte ganz klar nicht geeignet. Leider kommt während dem Hören oftmals rasch Langeweile auf. Da bleibe ich lieber bei den traditionellen Black Metal-Kapellen.
Trackliste Moonaadem – Moonaadem
- Multivers
- Pleine Lune
- Malaise Astral
- Désillusion
- Désolation Et Folie Noire
- D’Une Existence Mourante
- Marche Funèbre Pour La Mort De La Terre
Line Up – Moonaadem
- Marwan Antonios – all instruments & vocals