PERSEFONE - AATHMA (CD Cover Artwork)
Fr, 24. Februar 2017

PERSEFONE – AATHMA

Melodic Death Metal, Progressive Metal
15.05.2017
PERSEFONE - AATHMA (CD Cover Artwork)

Andorra? Ja genau, das kleine Stückchen Land zwischen Spanien und Frankreich. Viel war mir bis anhin über diesen Zwergstaat nicht bekannt. Ich wusste zumindest, dass sie eine Fussball-Nationalmannschaft stellen können. Doch am 13. April dieses Jahres erlebte ich bezüglich Andorra eine Horizonterweiterung. Das Land beherbergt nämlich eine bärenstarke und facettenreiche Metal-Band. Die Rede ist von der Truppe Persefone, die am zuvor erwähnten Datum das Mini Z7 in Pratteln unsicher machte. Die Herrschaften boten eine überragende Show und haben mich vollends begeistert. Deswegen konnte ich nicht widerstehen und werde mich nun mit grosser Freude der Albumkritik ihres aktuellen Silberlings «Aathma» zuwenden. Die Scheibe ist seit Februar in den Plattenläden eures Vertrauens erhältlich. Macht euch gefasst auf einen gesunden Mix aus Progressive und Melodic Death Metal.

DAS ALBUM – «Aathma»

Eröffnet wird die Platte durch die beiden kurzen Intro-Tracks «An Infinitesimal Spark» und «One Of Many…». Bereits jetzt wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen und lässt den Zuhörer in eine andere Welt eintauchen. Dazu murmelt eine futuristische Stimme irgendwelche Phrasen. Dominant sind eindeutig die Keyboard-Melodien. Während «An Infinitesimal Spark» noch ziemlich ruhig um die Ecke kommt, übernehmen dann bei «One Of Many…» bereits die Gitarren mehrheitlich das Zepter. Die Reise in den Kosmos des Progressive Metal beginnt.

«Prison Skin» kann schliesslich als erster, echter Track verstanden werden. Mit einer Spielzeit von 06:21 Minuten wird in Sachen Länge definitiv nicht gespart. Von Beginn weg ist da ordentlich Tempo drin. Miguel Espinosa hämmert fleissig in die Tasten seines Instruments. Ab Minute 01:22 tritt Kollege Marc Martins auf den Plan und knallt dem Zuhörer seine bösartigen Growls und Screams entgegen. Sehr gelungen. Wie ich inzwischen aus eigener Erfahrung beurteilen kann, ist dies auch live eine echte Wucht. Miguel ist zudem nicht für fürs Geklimpere zuständig, sondern streut auch ab und an ein paar klar gesungene Parts in den Track. Der Kontrast zwischen seiner Stimme und derjenigen von Marc mutiert zu einer idealen Combo. Die übrige Instrumental-Fraktion agiert ebenfalls auf äusserst hohem Niveau. Vergleiche mit Insomnium, Opeth oder Wintersun sind durchaus gerechtfertigt. Headbangen wird dringlichst empfohlen.

Bei «Spirals Within Thy Being» wird zu Beginn erneut auf die Atmosphären-Schiene gesetzt. Allerdings erfolgt ziemlich bald eine Tempoverschärfung mit verzerrten Gitarrenriffs. Marc schreit sich ohne Schwäche beinahe seine gesamte Seele vom Leib. Die wilden Gitarren lassen definitiv niemanden kalt. Und auch Miguels klare Stimme ist abermals zu hören. Bis hierhin gelingen Persefone die Zusammenführung zwischen Progressive und Melodic Death-Elementen exzellent.

Mit einer Spielzeit von 03:22 Minuten zählt «Cosmic Walkers» zu den kürzeren Tracks des Albums. Zarte Keyboard-Klänge begleiten den Zuhörer durch das gesamte Stück. Der Gesang bleibt für einmal komplett aus. Nach den zuvor doch eher heftigeren Nummern ist «Cosmic Walkers» eine willkommene Abwechslung und Verschnaufpause. Augen schliessen und eintauchen.

Die Erholungsphase währt nicht lange. Bereits auf dem direkt nachfolgenden «No Faced Mindless» springen wir ein weiteres Mal auf den Hochgeschwindigkeitszug auf. Drummer Sergi «Bobby» Verdeguer trommelt rasant auf seiner Schiessbude herum, während Carlos Lozano und Filipe Baldaia ihre Saitenköniginnen heulen lassen. Persefone pfeifen auf Geschwindigkeitsbegrenzungen. Miguel klimpert sich ebenfalls erneut die Fingerchen wund. So genial sich das alles anhören mag, stellenweise könnten die Gehörgänge der Zuhörerschaft allenfalls mit der Komplexität und den überraschenden Tempowechseln etwas überfordert sein.

Auf «Living Waves» ist vorerst eine elektronisch, verzerrte Stimme zu hören, ehe das Schlagzeug und die Gitarren erneut mit vollem Elan aufs Gas drücken. Leider kann ich nicht eruieren, wer hinter der zuvor genannten Stimme steckt. Es scheint sich werde Marc noch um Miguel zu handeln. Ein Blick ins Album-Booklet hilft. Beim gesuchten Sänger handelt es sich um Paul Masvidal von der US-amerikanischen Progressive Metal-Band Cynic. Der gute Marc darf schliesslich doch auch noch ein wenig herumbrüllen.

Der Song «Vacuum» dient dann wieder dem Luftholen und der Entspannung. Es handelt es sich um eine reine Instrumental-Nummer. Die Gehörgänge sind bei Persefone-Tracks stets gefordert und somit ist dieser gemächliche «Zwischen-Track» ein gerngesehener Gast. Entspannung für die Lauscher.

Dadurch kann sich der Zuhörer bestens erholt dem «Monster» dieses Albums widmen. Mehr als neuneinhalb Minuten Spielzeit bringt das nun folgende «Stillness Is Timeless» auf die imaginäre Waage. Mit Lichtgeschwindigkeit knallt die Nummer geradewegs durch die Decke. Marc trägt mit seinem Kehlgesang selbstverständlich seinen Teil dazu bei. Miguel greift ebenfalls wieder zum Mikro. In ihren Anfängen coverte die Band Songs von Arch Enemy, Dark Tranquillity oder In Flames. Diese Einflüsse sind heute noch deutlich hörbar. Trotzdem ist es den Andorranern gelungen, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Und dieses breite Spektrum ist auf «Stillness Is Timeless» eindeutig zu hören. Tempo ist nicht alles. Die Nummer besteht ebenfalls aus Midtempo-Parts. Diese Komposition darf zurecht als kleines Meisterwerk bezeichnet werden.

Für das «Grande Finale» lassen sich Persefone keinesfalls lumpen. Der Albumtitel-Track wurde in vier Teile aufgespalten: «Universal Oneness», «Spiritual Bliss», «One With The Light» und «…Many Of One». Zusammengenommen bewegen wir uns hier im Bereich einer Spielzeit von rund 20 Minuten. Persefone werfen somit nochmals ihr gesamtes, musikalisches Können in die Waagschale. Abermals erzeugen die sechs Herren einzigartige Atmosphären. Hohes Tempo und Marcs brutales Stimmorgan verleihen der ganzen Geschichte zusätzlich die nötige Würze. Mit einem (oder zwei) Gläschen Rotwein lassen sich diese vier Teile sicherlich bestens geniessen. Einfach nur wow!

FAZIT

Was die Herren von Persefone auf «Aathma» so alles abliefern ist ganz grosses Kino. Einlullende Atmosphäre, abwechslungsreiche Tempo-Passagen, komplexe Song-Strukturen und eine gerngesehene Kombination zwischen Progressive und Melodic Death Metal. Die unterschiedlichen Gesangsformen von Marc (Growls/Grunts) und Miguel (Clean Vocals) harmonieren ausgezeichnet zusammen. «Aathma» ist ein Meisterwerk und für Anhänger der zuvor genannten Genres ein absoluter Pflicht-Kauf. Jammerschade, dass ich die seit 2001 existierende Truppe erst jetzt entdeckt habe.

Weshalb reicht es nun nicht ganz für eine Top-Bewertung? Auf der einen Seite fürchte ich, dass die teilweise sehr komplexen Song-Muster und die ab und an vorkommenden Tempi-Wechsel den Zuhörer etwas überfordern könnten. An gewissen Stellen wirken die Herren aus Andorra etwas gar verspielt. Zudem ist die Platte definitiv nichts für «Schnell-Hörer». Wer allerdings genügend Zeit und Geduld mitbringt, wird «Aathma» ohne Zweifel schon bald geniessen können und schätzen lernen.

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Trackliste Persefone – Aathma

  1. An Infinitesimal Spark
  2. One Of Many…
  3. Prison Skin
  4. Spirals Within Thy Being
  5. Cosmic Walkers
  6. No Faced Mindless
  7. Living Waves
  8. Vacuum
  9. Stillness Is Timeless
  10. Aathma Part I. Universal Oneness
  11. Aathma Part II. Spiritual Bliss
  12. Aathma Part III. One With The Light
  13. Aathma Part IV. …Many Of One

Line Up – Persefone

  • Marc Martins: Growls & Grunts
  • Carlos Lozano: Guitars
  • Miguel Espinosa: Keyboards & Clean vocals
  • Tony Mestre: Bass
  • Sergi «Bobby» Verdeguer: Drums
  • Filipe Baldaia: Guitars

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 9.5/10



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15.05.2017
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