Moudon ist eine Gemeinde im Kanton Waadt und beherbergt den Proberaum der Band Chainer. Das Trio rund um Frontmann Kevin Van Raiser brachte im Dezember 2015 seine Debütscheibe «Orgasmo Mechanic» auf den Markt. Dafür erhielten die Jungs national sowie auch im angrenzenden Frankreich Anerkennung. Nun ist seit Mitte Februar dieses Jahres die neuste Chainer-Platte erhältlich.
Ganze zehn Tracks haben es auf die finale Version von «Balls’ Kicker» geschafft. Ketten, Sex, kreischende Gitarren und eine ordentliche Dosis 80er-Heavy Metal – das sind die Wunderwaffen der Band. Ob die musikalische Qualität auch auf der anderen Seite des «Röschtigrabens» gewährleistet ist, werde ich für euch in der nachfolgenden Albumkritik gerne herausfinden.
DAS ALBUM – «Balls’ Kicker»
Bei «Opening» gilt das Prinzip «nomen est omen». Es handelt sich um einen 70 sekundenlangen Intro-Track. Zu hören ist eine akustische Klampfe, die uns zarte, «country-ähnliche» Klänge serviert. Im Hintergrund ist das Rauschen des Windes zu vernehmen. Es fühlt sich beinahe so an, wie in einem Western-Film. Der Held stellt sich Punkt Mittag seinem Rivalen für das finale Schiess-Duell entgegen. Gleich knallt’s.
Beim anschliessenden «Feel On Fire» eröffnet Bassist Axel Whiteman als Erster das Feuer. Danach folgen klassische Heavy Metal-Riffs und Kevin Van Raisers markantes Stimmorgan ist ein erstes Mal zu vernehmen. Da steckt in der Klangfarbe auch irgendwie ein wenig Joel O’Keeffe (Airbourne) drin. Eine eingängige, solide Geschichte. Das machen die Jungs richtig stark. Selbstverständlich darf ein machbarer Mitsing-Refrain nicht fehlen. Gegen Ende des Songs kommen schliesslich ebenfalls noch die Gitarren-Solo-Liebhaber auf ihre Kosten.
Drummer Yvan macht auf «Gorgeous And Dangerous» ordentlich Tempo. Mit einem netten, schrillen Scream geht die wilde Fahrt los. Heavy Metal in Reinkultur! Parallelen zu Enforcer, W.A.S.P., Mötley Crüe oder Skull Fist sind absolut gegeben. Natürlich muss eine Band mit dieser Stilrichtung auch den einen oder anderen Song dem weiblichen Geschlecht widmen. Wir alle wissen ja bestens darüber Bescheid, dass unsere Mädels sowohl wunderschön als auch gefährlich sein können.
Wuchtige Riffs und rasantes Tempo prägen das nächste Stück «Desire». Stellenweise sind da plötzlich auch noch Keyboard-Melodien zu vernehmen. Diese fügen sich allerdings ausgezeichnet in die bestehende Song-Struktur ein. Zweifelsohne eine Nummer mit Hymnen-Potential. Chainer lassen regelrecht die Ketten rasseln. Definitiv ein Anspieltipp dieses Silberlings.
Auch bei «High Wild Ride» wird abermals mit vollem Elan aufs Gaspedal gedrückt. Diesen Track könnte man geradesogut auf einer Airbourne-Platte wiederfinden. Die Nummer macht richtig Laune. Chainer fahren hier eindeutig auf der Überholspur. Der Konkurrenz bleibt lediglich noch der Blick auf die Rücklichter.
«Angel» ist mit einer Spielzeit von 05:08 Minuten der längste Song des Albums. Das Trio hat dazu bereits ein Musikvideo veröffentlicht. Darin werden sämtliche Heavy Metal-Klischees bestens bedient. Zu sehen gibt’s heisse Öfen, sexy Chicks und genre-übliche Posen en masse. Trotz kurzem Halleluja-Gesang zu Beginn wird schnell klar, dass es hierbei nicht wirklich heilig zur Sache gehen wird. Ich kann durchaus verstehen, weshalb die Band dieses Stück zum passenden Videoclip-Kandidaten auserkoren hat.
«No God No Master» kommt ebenfalls mit viel Tempo um die Ecke. Allerdings kann das Ding nicht ganz mit dem Niveau der vorangehenden Nummern mithalten. Leider kippe ich dieses Mal nicht wirklich aus den Latschen.
Habe ich es mir doch gedacht. Die obligate Ballade hat noch gefehlt! Diese liefern uns Chainer mit «Lone Rider». Eine willkommene Abwechslung. Zeit für eine kurze Verschnaufpause. Die akustischen Gitarren-Klänge versetzen einen direkt in die richtige Stimmung. Kevin und seine Kumpels beweisen der Zuhörerschaft, dass sie es auch mal ruhig angehen lassen können. Passt. Feuerzeuge rausholen und geniessen.
Bühne frei für den Titel-Track. «Ball’s Kicker» beinhaltet ein paar Monster-Riffs. So gefällt mir das. Ohne Zweifel eine Nummer für die headbangende Meute. Dieser Kick ins Gemächt sitzt. Ein würdiger und gelungener Abschluss des regulären Album-Teils.
Nun geht’s allerdings noch auf eine Extrarunde. Das definitive Album-Finale bildet der Bonus-Track «Stars». Es handelt sich dabei um ein Featuring zwischen Chainer und den Brothers And Sisters Of Rock’n Roll. Dahinter verbergen sich Musiker diverser Schweizer Bands. Der Song selbst ist eine Cover-Version. Das Original stammt vom Benefiz-Musikprojekt Hear ‘n Aid aus dem Jahre 1985. Strippenzieher hinter dieser ganzen Geschichte war Metal-Gott Ronnie James Dio. Die Neuinterpretation ist grundsätzlich eine gute Idee. Allerdings kann die Chainer-Variante nicht ganz mit dem Original mithalten.
FAZIT
Chainer nehmen sich den klassischen Heavy Metal zur Brust und hauchen ihm auf «Ball’s Kicker» neues Leben ein. Temporeiche Hymnen, knackige Riffs und ein passendes Stimmorgan verleihen der Geschichte die richtige Würze. Ich wünsche den Jungs, dass sie die Grenze des «Röschtigrabens» überwinden und ihren Bekanntheitsgrad angemessen steigern können. Verdient wäre dies nach der Veröffentlichung einer solch coolen Scheibe allemal.
Trackliste Chainer – Balls’ Kicker
- Opening
- Feel On Fire
- Gorgeous And Dangerous
- Desire
- High Wild Ride
- Angel
- No God No Master
- Lone Rider
- Ball’s Kicker
- Stars (Bonus Track)
Line Up – Chainer
- Kevin Van Raiser – guitars, vocals and keyboards
- Axel Whiteman – bass
- Yvan – drums