Metalinside.ch - Coheed and Cambria - Z7 Pratteln 2017 - Foto Liane
Di, 13. Juni 2017

Coheed And Cambria, Dinosaur Pile-Up

Z7 (Pratteln, CH)

In den letzten Jahren fiel dem geneigten Prog-Liebhaber immer öfters der Name Coheed and Cambria auf. Oft werden die US-Amerikaner als Prog-Überflieger bezeichnet und im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres, verzichten sie auf die zu oft dargebotene Instrumenten-Schlacht und präsentierten sich vor allem mit minimalistisch anmutender Backline. Keine Keys, dafür 4 Saiten Fender und Doppelhals Gitarren von Gibson zeugten von klassischen und bewährtem Equipment.

 

 

Dinosaur Pile-Up

Minimalistisch zeigten sich ebenfalls das aus England stammende Trio Dinosaur Pile-Up, die den Abend eröffneten. Grundsätzlich muss das ja nicht schlecht sein, und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, hat oft grössere Wirkung. Bei den Briten herrschte das Prinzip einstöpseln und abdrücken und auch gegen dieses Prinzip kann man nichts entgegensetzen. Der Sänger und Gitarrist erinnerte schon sehr stark an den viel zu jung verstorbenen Kirk Cobain – zumindest gab er sich Mühe so aufzutreten. Doch schon die ersten Riffs (oder wie auch immer er diese nennt) zeigten, dass man auf Saitenakrobatik verzichten muss. Der Drummer demonstrierte eindrücklich, dass sein Instrument nicht Schlagzeug heisst, sondern eher Prügelzeug und vergass dabei, dass man das Ding auch so spielen kann, dass es wirklich klingt. Die Dinosaurier waren einfach nur laut und musikalisch wenig interessant. Es war dann auch fast eine Erleichterung, als das Trio ihr Konzert beendete. In einem anderen Rahmen wäre die Band sicher besser angekommen.

Coheed And Cambria

Glücklicherweise hat die Z7 Crew sich entschlossen einen Mix von der normalen grossen Venue und dem Mini Z7 für die Bands bereit zu stellen. So hatten Coheed an Cambria die grosse Bühne zur Verfügung und das verhältnismässig spärlich vorhandenen Publikum war nicht allzu verloren in der Halle. Es war absolut kein Problem von der einen Seite des Z7 zur anderen zu gelangen um ein Bier zu holen. Mit anderen Worten war der Gig der vom Z7 genannten „Prog-Könige“ leider eher schlecht besucht. Wieso man die Band „Prog-Könige“ genannt hat ist mir wirklich ein Rätsel. Nur weil man zwischendurch mal ein paar waghalsige Läufe einbrachte und der eine oder andere Taktwechsel ein wenig Abwechslung brachte, erachte ich es als masslos übertrieben, hier solch royale Begriffe zu verwenden. Wenn Coheed an Cambria Könige wären, was wäre dann ein Neal Morse?

Security first?

Auch machte sich ein kleiner Anflug von Grössenwahn breit. Aus Gründen der aktuellen Terrorgefahr, bestand das Management von Coheed and Cambria darauf, dass keine Taschen in die Halle mitgenommen werden dürfen. Dass vor allem Amis die Hosen gestrichen voll haben und in jedem noch so kleinen Dorf terroristische Aktivität vermuten,  erstaunt nicht besonders (siehe Trump und Konsorten). Für Fotografen war die Weisung besonders schwierig zu bewerkstelligen. Die Security des Z7 zeigte aber eindrücklich, was gesunder Menschenverstand heisst und waren kooperativ ohne ihren Job zu vernachlässigen.

Zurück zum Gig

Da gab es im Vorfeld ordentlich Vorschusslorbeeren und die Erwartungen waren entsprechend hoch. Entsprechend erstaunlich war hingegen die verhältnismässig geringe Anzahl von Fans, die den Weg ins Z7 gefunden haben. Coheed and Cambria starteten ihren Gig mit akustischer Gitarre und Gesang, bevor sie richtig loslegten. Das kam bei den Fans wirklich gut an und erstaunt sah man eine begeisterte Fanbase, die die Band so richtig anfeuerte und die Songs lautstark mitsang. „Holla die Waldfee“, war man geneigt zu sagen, denn andere Bands können nicht immer mit so enthusiastischen Fans brillieren.

Spätestens nach dem dritten Song war das musikalische Konzept der Band auch dem Laien bekannt und Überraschungsmomente blieben leider aus. Dafür spielten Coheed and Cambria grundsolide, wenn auch schnörkellos und schafften es immer wieder das Publikum mitzureissen. Metalinside-Fotografin Liane  traf es eigentlich ganz gut, als sie die Darbietung der US-Amerikaner als Studentenmusik bezeichnete. Dazu füge ich passend den Begriff Party-Band hinzu, aber definitiv kein Überflieger-Prog-Rocks.

Also nicht, dass dies jetzt falsch verstanden wird. Coheed und Cambria waren alles andere als schlecht. Der Hype, der um das Quartett gemacht wird, ist mir allerdings ein wenig  unverständlich. Daran ändert auch das durchaus spannende Konzept der Band, ihre Stories als Comics zu veröffentlichen, nichts. Wie so bei Vielem, entscheidet letztendlich der Geschmack und man muss, oder vielmehr darf, neidlos anerkennen, dass ein Grossteil des Publikums durchaus der Meinung war, dass die Darbietung von Coheed and Cambria grossartig war.

Fanzit

Ein durchaus gelungener Abend, bei dem die Band auf technisch einwandfreiem Niveau spielte. Wuschelkopf Claudio Sanchez’s Stimme nervte zwar mit der Zeit ein wenig, aber seine Leistung , wie auch die der anderen Bandmembers, war ansonsten ohne Tadel, aber leider auch ohne besondere Höhepunkte. Schade war auch, dass vom eigentlichen Konzept der Band (Stories, Comics etc.) live nichts oder nur wenig zu spüren war. Hier hätten visuelle Einspielungen viel bewirken können.

Fotos von Coheed And Cambria, Dinosaur Pile-Up (Liane)


Wie fandet ihr das Konzert?

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