Neues aus dem Hause Decapitated!
Die Polen werden am 7. Juli ihr inzwischen siebtes Studioalbum veröffentlichen. Nach drei Jahren des Wartens dürstet es die Fans selbstverständlich nach neuen Klängen und Melodien.
Dieser Durst soll mit den acht Tracks auf «Anticult» gestillt werden. Anhängern von Vader, Nile, Kataklysm oder Gojira sollte die Musik der Polen grundsätzlich zusagen. Seit 2011 stehen Decapitated als weiteres Pferd im gigantischen Rennstall von Nuclear Blast unter Vertrag. Die nun nachfolgende Plattenkritik wird euch bei euren Kaufvorhaben sicherlich entsprechend unterstützen.
DAS ALBUM – «Anticult»
Welche Impulse kann der Opening-Track «Impulse» setzen? Antwort: Genau die richtigen! Auf einen gemächlichen Auftakt folgen schon bald knallende Drums und beissendes Gitarren-Gekreische. Die Polen sind definitiv noch nicht eingerostet. In bester Kataklysm-Manier bearbeiten Hubert Więcek, Vogg und Młody ihre Instrumente. Kurz darauf ist dann auch zum ersten Mal Frontbrüller Rafał Piotrowski zu hören. Unermüdlich schmettert er uns Zeile um Zeile des Songs entgegen. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt kann bestätigt werden, dass das Schütteln der eigenen Haarpracht auf dieser Scheibe zum absoluten Muss werden wird.
Rhythmisch und rasant geht’s beim anschliessenden «Deathvaluation» zu und her. Decapitated machen zweifelsohne keine Gefangenen. Młody prügelt abermals mit einem einzigartigen Energieanfall auf seine Schiessbude ein. Voggs bösartige Riffs und Rafałs brutales Stimmorgan übernehmen den Rest. Im letzten Songdrittel bleibt gar noch Zeit für ein waschechtes Hochgeschwindigkeits-Solo. Verschnaufpausen sind offenbar keine eingeplant.
«Kill The Cult» heisst das nächste Stück und ballert dem Zuhörer von Beginn an die Rübe weg. Meine Fresse haben die Polen hier ein Tempo drauf. Die gehen ja ab wie Schmidts Katze. Auch der Stil dieses Songs erinnert stark an denjenigen der kanadischen Todesmetaller Kataklysm. Ein wuchtiges Brett! Da wird während künftigen Live-Shows im Pit sicherlich gehörig die Post abgehen. In diesem Sinne: «Bang your head!».
Den Fuss vom Gaspedal zu nehmen scheint für die Jungs von Decapitated keine Option zu sein. Auch bei «One Eyed Nation» sind wir äusserst temporeich unterwegs. Drummer Młody feuert ununterbrochen maschinengewehrartige Salven ab. Rafał schreit sich dagegen erneut die Seele aus dem Leib. Zum Abschluss serviert Vogg dann nochmals eine kreischende Saitenkönigin auf dem Silbertablett.
Und der Wahnsinn geht mit «Anger Line» weiter. Abriss-Metal erster Güterklasse wäre wohl die passendste Bezeichnung. Ruhigere Parts lassen die Polen jeweils effektiv nur ein paar Sekündchen laufen. Danach wird sofort wieder mit vollem Elan drauflosgeprügelt. So muss das sein. Mehr kann man sich als Death Metal-Anhänger kaum wünschen.
«Earth Scar» reiht sich in Sachen Qualität nahtlos hinter den vorangehenden Tracks ein. Erneut gibt Rafał alles und strapaziert seine Stimmbänder massiv. Zwischenzeitlich klingt er ähnlich wie der Lamb Of God-Frontmann Randy Blythe. Decapitated sind insgesamt aber deutlich schneller unterwegs als ihre Kollegen aus den USA. Neben dem üblichen Geprügel haben die Herrschaften bei diesem Song auch ein paar melodiöse Elemente eingebaut. Gelungene Geschichte.
Gibt’s für einmal ruhigere Klänge? Der Beginn von «Never» könnte dies zumindest vermuten lassen. Aber falsch gedacht. Kurz darauf lassen es die Enthaupteten vom Dienst wieder mit vollem Einsatz krachen. Nackenmuskeln werden dieses Album wohl nur mit grösster Mühe überleben. Anfänger sollten somit besser die Finger davon lassen. Bisher verdient sich effektiv jeder Song das Prädikat Anspieltipp.
Den Abschluss bildet der mit Abstand kürzeste Track der Scheibe. «Amen» kommt lediglich auf eine Spielzeit von 02:50 Minuten. Abermals ist der Auftakt verdächtig ruhig. Und zur grossen Überraschung und entgegen dem bisherigen Albumverlauf bleibt das Tempo niedrig. Da gönnen sich Decapitated zum Schluss doch noch eine Verschnaufpause. Die angeschlagenen Nackenmuskeln der Zuhörerschaft werden es ihnen danken. Frontmann Rafał kommt nur zu einer kurzen Schrei-Sequenz. Über die restliche Spielzeit sind ausschliesslich die Drums zu hören.
FAZIT
Achtung Dampfwalze! Decapitated hauen mit «Anticult» einen überraschend geilen Nackenbrecher raus. Sämtliche Tracks – mit Ausnahme von «Amen» – fegen wie eine unaufhaltsame Naturgewalt durch die Gegend. Mit diesem heissen Eisen können Rafał und Co. problemlos mit den bisherigen Top-Scheiben dieses Jahres mithalten. In Sachen Metal hat Polen weitaus mehr als bloss Behemoth oder Vader zu bieten.
Reinhören (ab Release) und portofrei bestellen
Trackliste Decapitated – Anticult
- Impulse
- Deathvaluation
- Kill The Cult
- One Eyed Nation
- Anger Line
- Earth Scar
- Never
- Amen
Line Up – Decapitated
- Vogg – Guitars
- Rafał Piotrowski – Vocals
- Młody – Drums
- Hubert Więcek – Bass