Evanescence begeistern an ausverkauftem Z7 Summer Nights-Abend!
Das war eine atemberaubende Show der Alternative Metaller aus den USA. Nach dem starken Auftritt von Alter Bridge am Freitag erlebten die Fans heute den nächsten überzeugenden Headliner. Die beiden Support-Acts Cellar Darling und Tri State Corner hatten gute und schwächere Momente. Alle weiteren Details entnehmt ihr dem nun nachfolgenden Konzertbericht.
Seit den vergangenen Jahren hat die Z7 Summer Nights-Eventreihe in mir einen neuen Anhänger dazugewonnen. Die 2015er-Konzerte von Sabaton und Within Temptation sind mir jedenfalls in bester Erinnerung geblieben. Und auch 2017 kommen die Liebhaber der gitarrenlastigen Musik erneut auf ihre Kosten. Erst gestern rockten Myles Kennedy und seine Mannen von Alter Bridge die Open Air Bühne in beeindruckender Manier.
Richtig gelesen, die Z7 Summer Nights finden jeweils häufig im Freien statt. Direkt neben der Konzertfabrik wird die Spielstätte platziert. Im Innern der Halle dienen ein paar Bänke als zusätzliche Sitzmöglichkeiten. Gleich neben dem Eingang sind die Merchandise-Stände zu finden. Gelderleichterung ist für den leidenschaftlichen Fan stets ein Thema. Allerdings sprechen mich die Produkte von Evanescence nicht wirklich an. Da gönne ich bereits jetzt das limitierte Digibook des Cellar Darling Erstlings «This Is The Sound». Metalinside-Kollege Domi the Stick hat sich ja in letzter Zeit ausgiebig mit der aus Ex-Eluveitie bestehenden Truppe befasst. Interview und Albumkritik könnt ihr euch ebenfalls hier auf unserer Homepage zu Gemüte führen.
Die echte Action spielt sich jedoch wie bereits erwähnt draussen ab. Bald schon wird die erste Band den heutigen Konzertreigen ins Rollen bringen. Höchste Eisenbahn also um sich noch mit etwas Hopfentee einzudecken. Die Veranstalter konnten den «Sold Out»-Status dieses Events schon länger vermelden. Somit ist der Vorplatz des Z7 heute Abend mit zahlreichen Besuchern gefüllt. Mühsam ist es allerdings noch nicht. Einige stehen wohl noch in den gigantischen Warteschlangen vor den Eingangspforten. Nichtsdestotrotz herrscht an der langen Aussenbar bereits redlich Betrieb. Trotz hoher Arbeitsauslastung verlieren die Mädels hinter dem Tresen glücklicherweise niemals ihr Lächeln.
Nun bin ich bereit für die musikalische Unterhaltung. Am heutigen Abend scheint wieder einmal ein Grossteil meines Freunden- und Bekanntenkreises nach Pratteln gepilgert zu sein. Immer wieder kommt’s zu freudigen Wiedersehen und unterhaltsamen Gesprächen. Die Wartezeit wird so natürlich elegant überbrückt.
TRI STATE CORNER
Um zehn vor sieben machen die Rocker von Tri State Corner den Anfang. Die Mitglieder stammen aus Deutschland, Polen und Griechenland. Insbesondere das letztgenannte Land scheint die grössten Einflüsse auf den Sound der Truppe zu haben. Ausschlaggebend ist die von Ioannis «Janni» Maniatopoulos gespielte Bouzouki (Laute). Dadurch vermischen die Herrschaften harte Rockklänge mit südländischem Flair. Diese Fusion ist definitiv nicht jedermanns Sache. Aber irgendwie erzeugen diese Melodien bei gewissen Teilen des Publikums doch ordentlich Stimmung. Ich gebe gerne zu, dass gewisse Nummern es gar beinahe schaffen, auch den in mir seit Ewigkeiten schlummernden Tanzbären zu wecken. Ein Track wird gar in griechischer Sprache vorgetragen. Durchaus interessant. Sänger Vassilios «Lucky» Maniatopoulos klopft zudem ab und an auf einer Darbuka (Blechtrommel) herum. Die Herren erschaffen zweifelsohne einen einzigartigen Sound. Nichtsdestotrotz habe ich nach etwas mehr als 40 Minuten genug gehört und bin schon gespannt auf die kommenden zwei Gruppen. Über die volle Länge können mich Tri State Corner noch nicht überzeugen.
CELLAR DARLING
Nach dem Abgang oder dem Rausschmiss (je nach Person) von Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Sutter bei der Schweizer Folk/Pagan Metal-Übermacht Eluveitie sass der Schock tief. Eluveitie verloren auf einen Schlag drei wichtige Teamstützen. Aber am Ende ging’s glücklicherweise für beide Seiten weiter. Eluveitie sind inzwischen wieder komplett und konnten mit Fabienne Erni eine tolle Sängerin für sich gewinnen. Und die drei vermeintlich Abtrünnigen? Die segeln inzwischen unter ihrer eigenen Flagge und stehen jetzt auf der Open Air Bühne des Z7.
Wenig überraschend spielt das Trio ausschliesslich Nummern ihres kürzlich erschienenen Debütwerks «This Is The Sound». Die Augen der Masse sind primär auf Anna gerichtet. Frau Murphy agiert sowohl mit der Drehleier als auch der Querflöte. Dazwischen bringt sie immer wieder ihre wundervolle Stimme zum Einsatz. Im Hintergrund kümmern sich Präzisions-Drummer Merlins Zauberhände um die Taktvorgaben. Ivo – das dritte «Kellerkind» – lässt brav seine Saitenkönigin schnurren. Das Trio steht allerdings nicht alleine auf der Bühne. Unterstützung erhalten sie von zwei Kollegen am Bass und am Keyboard. Spielfreude und Sympathie sind eindeutig vorhanden.
Wie bereits erwähnt findet ihr auf unserer Homepage schon diverse Beiträge zu Cellar Darling. In den meisten Punkten bin ich da mit den Aussagen und Feststellungen meiner Kollegen absolut einverstanden. Ein simpler Elu-Abklatsch ist die neue Truppe definitiv nicht. Einige der Songs – wie beispielsweise «Black Moon» oder «Avalanche» – reissen mich regelrecht mit. Auf der Gegenseite gibt’s jedoch auch ein paar Nummern, die etwas eintönig wirken und zu wenig Pfeffer unter Hintern haben. Aber Anna, Ivo und Merlin sind allesamt talentierte Musiker. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir künftig noch einiges von Cellar Darling hören werden. Unsere Wege werden sich sicherlich im Oktober beim Delain-Konzert nochmals kreuzen. Allenfalls können die drei mich dann von A bis Z überzeugen.
EVANESCENCE
Um halb zehn ist der Vorplatz des Z7 schliesslich rappelvoll. Dicht gedrängt stehen die Fans vor der Bühne und warten gespannt auf den Auftritt des Headliners. Evanescence lassen sich schliesslich auch nicht wirklich lange bitten. Unter tosendem Applaus betreten Amy Lee und ihre Mitmusiker die Freiluft-Bühne. Da die Sonne sich inzwischen verabschiedet hat, müssen die Schweinwerfer ran. Das «Spielfeld» wird in lila und blaue Farbtöne gehüllt. So entsteht die perfekte Mischung aus Sound und Licht.
Für viele Besucher findet während der Show eine Reise in ihre jeweilige Jugend statt. Auch mir geht’s diesbezüglich nicht anders. Tausende Male habe ich Amy beispielsweise im Clip zu «Bring Me To Life» in den Tod hinunterstürzen sehen. Das fand alles zu einer Zeit statt, als bei MTV die Musik das tägliche Sendeprogramm noch dominierte und ab und an ebenfalls ein paar rockigere Geschichten den Weg auf den Bildschirm fanden. Danach habe ich die Band allerdings ziemlich bald einmal aus den Augen verloren. Allerhöchste Zeit also für ein Wiedersehen.
Mit der 2003er-Platte «Fallen» haben die Amis ein hitträchtiges Erstlingswerk in die Läden gebracht. Und genau primär auf diese Hymnen ist der Grossteil des Publikums am heutigen Abend scharf. Da kommt «Everybody’s Fool» als Eröffnungstrack selbstverständlich äusserst gut an. «Die klingen ja noch genauso geil wie damals!». Diesen Satz höre ich öfters. Und ich kann dem Gesagten nur zustimmen. Ausser Form sind die Amis definitiv nicht. Allen voran Madame Lee. Bärenstark, was sie stimmlich immer noch alles auf dem Kasten hat. Tempo und Energie bleiben bei den nun folgenden Tracks «What You Want» (eine verhältnismässig neuere Geschichte) und «Going Under» (eine weitere Übernahme der «Fallen»-Scheibe) hoch. Das Publikum macht ausgezeichnet mit. Das freut natürlich die Musiker auf der Bühne. Ab und zu ist ein breites Grinsen sichtbar.
Bei «The Other Side» entdeckt man die Frontdame zwischendurch sogar am Keyboard. Es geht allerdings noch besser. In der anschliessenden Pause schleppen die fleissigen Helferlein der Band einen echten Klavierflügel auf die Bühne. Kurz darauf taucht Amy wieder auf und performt die Ballade «Lithium» auf eigene Faust. Die restliche Band zieht sich etwas in den Hintergrund zurück. Eine wunderschöne Darbietung. Für «Breath No More» und «My Heart Is Broken» darf das Klavier gleich an Ort und Stelle bleiben. Erst beim darauffolgenden «Made Of Stone» kommt wieder das Keyboard zum Einsatz und der Flügel verschwindet – vorerst. Nach ein paar mir nicht ganz so geläufigen Tracks folgt schliesslich der nächste Höhepunkt des Abends. «My Immortal» ist die Evanescence-Über-Ballade schlechthin. Hühnerhaut ist hier bei mir jedes Mal vorprogrammiert. Das ändert sich auch am heutigen Abend nicht. Ein weiteres Mal kommt das Klavier zu einem Einsatz. Amy sitzt ganz alleine da und haucht die entsprechenden Worte ins Mikro. Allerdings wäre dies gar nicht nötig. Sie erhält nämlich exzellente Unterstützung aus den Publikumsreihen. Die Z7 Summer Nights singen! Spektakel pur! Passend dazu werden fleissig Feuerzeuge in den Nachthimmel gestreckt.
Danach folgt der letzte Setlist-Teil. Insbesondere die Klassiker «Call Me When You’re Sober» und selbstverständlich «Bring Me To Life» stechen hierbei heraus. Die Fans haben noch nicht genug. Und so folgt als Zugabe «Disappear» und dabei geben Band und Publikum nochmals vollen Einsatz. Danach verschwinden Evanescence aber definitiv hinter der Bühne. Zurück bleibt eine äusserst zufriedene Masse, die sich wohl noch lange an diesen denkwürdigen Konzertabend zurückerinnern wird.
FAZIT
Während die beiden Support-Acts Tri State Corner und Cellar Darling zwiespältige Eindrücke hinterliessen, lieferten Evanescence eine hammermässige und durchaus gelungene Headliner-Show ab. In dieser Form und Verfassung würde ich sie mir ohne zu zögern jederzeit wieder ansehen. Bisher hat mich die Z7 Summer Nights-Eventreihe noch nie enttäuscht. Somit bleibt zu hoffen, dass wir uns auch 2018 wieder an diesen Veranstaltungen erfreuen dürfen.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Cellar Darling
- Rebels
- Black Moon
- Hullaballoo
- The Hermit
- Six Days
- Avalanche
- High Above These Crowns
- Starcrusher
- Fire, Wind & Earth
- Challenge
- Redemption
Setliste – Evanescence
- Everybody’s Fool
- What You Want
- Going Under
- The Other Side
- Lithium
- Breathe No More
- My Heart Is Broken
- Made Of Stone
- Haunted
- Weight Of The World
- Say You Will
- My Immortal
- Your Star
- Whisper
- Call Me When You’re Sober
- Imaginary
- Bring Me To Life
- Disappear*
*Zugabe