Fr, 16. Juni 2017

Iced Earth – Incorruptible

Heavy Metal, Power Metal, Thrash Metal
04.07.2017

Die unangefochtenen Hymnen-Meister!

Seit ein paar Tagen ist Studioalbum Nummer 12 der US-amerikanischen Metal-Institution Iced Earth in den Plattenläden eures Vertrauens erhältlich. Die Scheibe hört auf den Namen «Incorruptible» und wurde via Century Media veröffentlicht. Gegründet wurde die Truppe um Jahre 1985 durch Virtuose Jon Schaffner. Ich persönlich bin allerdings erst viel später auf Iced Earth aufmerksam geworden. Insbesondere der Titel-Track des 2013er-Albums «Plagues Of Babylon» hat es mir angetan. Wer solche Über-Hymnen raushauen kann, braucht sich keinesfalls vor mir zu verstecken. Die erste Live-Begegnung fand dann im Dezember des vergangenen Jahres im Z7 statt. Im Rahmen des MTV Headbangers Ball waren Iced Earth als Headliner in Pratteln zu Gast und boten eine fulminante Show. Was nun das neue Album so alles zu bieten hat, werde ich für euch in der nachfolgenden Albumkritik herausfinden.

DAS ALBUM – «Incorruptible»

Eröffnet wird die Platte durch den Track «Great Heathen Army». Ein episches Trommel-Intro mit Chor-Gesang deutet schon einmal unverkennbar an, dass Iced Earth hier mit der grossen Kelle anrühren möchten. Nach rund anderthalb Minuten feuert Brent Smedley plötzlich regelrechte Drum-Salven aus allen Rohren ab. Der fast gleichzeitig ertönende Scream entstammt den Stimmbändern von Leadsänger Stu Block. Der Kanadier scheint mit den hohen Tonlagen keine Probleme zu bekunden. Eine kreischende Gitarre rundet die ganze Temposteigerung ab. Headbanger, auf eure Posten, Marsch! Ein kraftvoller Opener – das geht ja gut los hier! Jon Schaffner und Co. sind definitiv noch nicht eingerostet.

Als Nächstes hissen wir die schwarze Flagge. Melodiöse Gitarren-Parts und Stus mächtiges Stimmorgan lotsen unser Piratenschiff durch die stürmische See. Für einen grosszügigen Schluck Rum bleibt kaum Zeit. Auch auf «Black Flag» geht’s äusserst rasant zu und her. Iced Eath sind wahre Hymnen-Meister. Das soll ihnen erst einmal jemand nachmachen. Sollten die Herren dieses Niveau halten können, muss «Incorruptible» zwingend einen Platz auf der Liste der Alben des Jahres 2017 erhalten. Aber nach bloss zwei Songs wollen wir selbstverständlich keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Das anschliessende «Raven Wing» zählt mit einer Spielzeit von 06:25 Minuten zu den längeren Stücken der Scheibe. Für einmal geht es etwas gemächlicher zur Sache. Die Akustik-Gitarre feiert ihren grossen Auftritt. Stu handhabt auch diese Art des Gesangs souverän. Es ist Balladen-Zeit. Zumindest eine knappe Minute lang. Danach setzen grobe Riffs ein und der Song wird entsprechend aufgemotzt und leicht beschleunigt. Nun sind die Headbanger erneut gefordert. Im letzten Song-Drittel folgt dann allerdings wieder eine vorübergehende Drosselung des Tempos. Aber auch diese hält nicht sonderlich lange. Jake Dreyer lässt seine Saitenkönigin unermüdlich kreischen. Eine abwechslungsreiche Nummer, die aber nicht ganz mit den zwei vorangegangenen Songs mithalten kann.

«The Veil» ist geprägt durch harte Riffs und eine einmal mehr überragende Singstimme. Auch hier schleichen sich ab und an ruhigere Passagen ein. Iced Earth haben Variationen dieser Art in ihren Songs bestens im Griff. Ähnlich wie «Raven Wing» zuvor agiert auch diese Nummer nicht ganz auf demselben Niveau wie die ersten beiden Tracks des Albums.

Ultraknappe drei Minuten dauert das anschliessende «Seven Headed Whore». Die Herrschaften scheinen das Gaspedal wieder gefunden zu haben. Knallende Drums und bitterböse Riffs regen die Nackenmuskeln an. Und was ist das denn bitteschön plötzlich für ein aggressiver Gesang seitens Stu? Ungewohnt, aber geil. Iced Earth leben mit diesem Stück ihre Thrash Metal-Seite mit viel Herzblut aus. Ein echter Brecher, der meiner Meinung nach wie gesagt leider etwas zu kurz geraten ist. Aber ansonsten gerne mehr davon.

«The Relic (Part I)» reisst den Zuhörer ebenfalls von Beginn an mit. Neu-Gitarrist Jake zeigt auf eindrückliche Art und Weise, dass er sein Instrument effektiv beherrscht. Sonderlob gibt’s einmal mehr für den Mann hinter dem Mikro. Mister Blocks stimmliche Bandbreite ist schlichtweg Weltklasse und für Iced Earth eine notwendige Bereicherung. Gegen Ende des Songs ist dann gar noch ein keltisch-indianisch angehauchter Instrumental-Part hörbar. Gelungene Geschichte.

Die nächste längere Nummer hört auf den Namen «Ghost Dance (Awaken The Ancestors)». Rhythmische Drums geben den Takt an. Danach schleicht sich – von Riffs untermauert – bereits so langsam wieder die altbekannte Iced Earth-Melodie an. Angenehm anzuhören ist die ganze Sache allemal. Die kraftvollen Soli sind Balsam für die Gehörgänge der Zuhörerschaft. Die Truppe zeigt in diesem Stück ihr breites, instrumentales Spektrum. Sind da zu Anfang der zweiten Songhälfte gar Panflöten zu hören? Cool! Die Nummer kommt ohne Gesang aus, was mich allerdings nicht wirklich stört. Sie ist der Band nämlich auch so gut gelungen.

«Brothers» ist dann wieder ein Kandidat für die ruhigen Momente. Eindeutig die stärkste Ballade auf dieser Platte. Da ist trotzdem Tempo drin und Stu zeigt sich stimmlich ein weiteres Mal von seiner besten Seite. So gefällt mir das.

Ganz nach meinem Geschmack ist ebenfalls das nun folgende «Defiance». Da ist die nötige Härte glücklicherweise wieder vorhanden. Knallende Riffs und kraftvoller Gesang. Zudem bleibt der Fuss auf dem Gaspedal. Die Nackenmuskeln der Zuhörerschaft werden erneut an ihre Grenzen gebracht. Stus schrille Schreie bohren sich durch Mark und Bein. Ein weiterer Anspieltipp auf dieser Scheibe.

Den grossen Brocken haben sich Iced Earth für die Finalissima aufgespart. Stattliche neuneinhalb Minuten dauert «Clear The Way (December 13th, 1862)». Das epische Intro zu Beginn macht zumindest schon einmal Lust auf mehr. Nach rund anderthalb Minuten melden sich dann die Gitarren und die Drums zu Wort. Es wird abermals laut und heftig. Zu dieser Hymne kann man die eigene Haarpracht herrlich kreisen lassen. Iced Earth geben nochmals vollen Einsatz. So lobe ich mir das. Ein fulminantes und bombastisches Ende.

FAZIT

«Incorruptible» beginnt überragend stark, flacht dann kurzzeitig etwas ab und kratzt in der zweiten Albumhälfte nochmals die Kurve. Iced Earth sind unangefochtene Hymnen-Meister – daran besteht kein Zweifel. Jon Schaffner selbst preist das neuste Werk seiner Truppe als Klassiker-Kandidat an. Soweit würde ich persönlich nicht gehen. Die Scheibe ist zweifelsohne sehr gelungen, aber trotzdem kein Überflieger. Das kann die Truppe sicherlich noch etwas besser. Nichtsdestotrotz bekommt die Platte von mir acht Punkte und somit eine gute Wertung.

Reinhören und Special Edition portofrei bestellen

Trackliste Iced Earth – Incorruptible

  1. Great Heathen Army
  2. Black Flag
  3. Raven Wing
  4. The Veil
  5. Seven Headed Whore
  6. The Relic (Part I)
  7. Ghost Dance (Awaken The Ancestors)
  8. Brothers
  9. Defiance
  10. Clear The Way (December 13th, 1862) 

Line Up – Iced Earth 

  • Jon Schaffer – rhythm, lead and acoustic guitars, keyboards/MIDI, vocals
  • Stu Block – lead vocals
  • Jake Dreyer – lead guitar
  • Luke Appleton – bass guitar, vocals
  • Brent Smedley – drums

Video Iced Earth – Seven Headed Whore


Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 8/10



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04.07.2017
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