Von Iced Earth hätte ich mir mehr erwartet…
Zugegeben: Ich war noch nie der ultimative Iced Earth Fan. Nicht alles, was Jon Schaffer in seiner langen Karriere veröffentlicht hat, hat mich restlos gepackt. Dennoch muss man natürlich zugeben, dass mit den Jahren grossartige Alben („Horror Show“! „Something Wicked This Way Comes“!) und fantastische Hymnen („Dante’s Inferno“! Die Gettysburg-Trilogie!) auf die Menschheit losgelassen wurden.
Auch auf dem Live-Sektor bleiben Iced Earth für mich eine zwiespältige Angelegenheit. Sie haben eines der besten Konzerte in der Geschichte der 70‘000 Tons of Metal Kreuzfahrt gespielt. Umgekehrt gab es Shows, die mich einfach nicht restlos zu begeistern wussten. Kommt halt immer auf die Setlist an…
Nun ja – inwiefern die Sängerwechsel der Band im Laufe der Jahre gut (oder eben nicht so gut) getan haben, ist schwer zu sagen. Fakt ist, dass mit Stu Block seit Jahren ein unglaublicher Typ hinter dem Mirko steht, der einfach perfekt zu Iced Earth passt. Dass er stimmlich gewisse Ähnlichkeiten mit Matt Barlow aufweist, ist sicher auch ein Vorteil. „Incorruptible“ ist jetzt das dritte Album, auf dem Stu mitwirkt.
Ganz so toll wie der werte Kollege Dutti finde ich dieses „Incorruptible“ allerdings nicht. „Great Heathen Army“ mit seinem Intro (könnte von Blind Guardian sein!) ist ein treibender Opener, aber nichts, was man nicht schon oft von Iced Earth gehört hat. Gleiches kann man von „Black Flag“ sagen.
Wirklich coole und originelle Songs sind Mangelware. „Seven Headed Whore“ ist eine löbliche Ausnahme, auch „Raven Wing“ ist überdurchschnittlich. Hingegen ist das Instrumental „Ghost Dance (Awaken The Ancestors)“ einfach langweilig, da helfen weder Panflöten noch Power-Drumming. Der abschliessende Titel „Clear The Way (December 18th, 1862)“ weckt Hoffnungen. Hoffnungen darauf, dass hier etwas ähnlich Grosses wie die Gettysburg-Trilogie auf uns zukommt. Fulminant und episch? Durchaus. Aber irgendwie einfach nicht packend. Und – sorry für die harten Worte – weit weg von den Glanztaten von „Glorious Burden“-Zeiten.
Bitte nicht falsch verstehen: Das Album ist nicht per se schlecht. Es hat sicher einige gute Momente drauf. Ja – Iced Earth darf man sicher als Hymnen-Meister bezeichnen. Allerdings kaum aufgrund von „Incorruptible“. Bei allem Respekt Dutti: wenn Du hier schon acht Punkte verteilst, was würdest Du dann den Glanztaten wie „Something Wicked This Way Comes“, „The Glorious Burden“, „Night Of The Stormrider“ oder „Burnt Offerings“ geben? (Anm. Dutti: Vielleicht sollte ich meine Plattensammlung in diesem Bereich bei Gelegenheit ausbauen.). Nein, handwerklich kann man Jon Schaffer und seiner Truppe nichts vorwerfen. Aber das Songwriting lässt alte Tage schmerzlich vermissen. Schade, denn vor allem Stu Block hätte mehr verdient, von Iced Earth hätte ich mehr erwartet. 6 Punkte, mehr liegt hier einfach nicht drin.
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Trackliste Iced Earth – Incorruptible
- Great Heathen Army
- Black Flag
- Raven Wing
- The Veil
- Seven Headed Whore
- The Relic (Part I)
- Ghost Dance (Awaken The Ancestors)
- Brothers
- Defiance
- Clear The Way (December 13th, 1862)
Line Up – Iced Earth
- Jon Schaffer – rhythm, lead and acoustic guitars, keyboards/MIDI, vocals
- Stu Block – lead vocals
- Jake Dreyer – lead guitar
- Luke Appleton – bass guitar, vocals
- Brent Smedley – drums