Seit 18 Jahren treiben die Finnen von Shade Empire ihr Unwesen in der Szene
Inzwischen ist Album Nummer fünf fertiggestellt und soll Ende Juni via Candlelight resp. Spinefarm Records erscheinen. Die Scheibe hört auf den Namen «Poetry Of The Ill-Minded». Musikalisch konnte man die Herrschaften bisher nicht wirklich in eine Genre-Schublade stecken.
Von Black über Industrial bis hin zu Dark Metal wurden ihnen schon alle Bezeichnungen an den Kopf geworfen. Auf ihrer Facebook-Seite spricht die Band selbst von Symphonic Extreme Metal als den primären Stileinfluss für ihr musikalisches Schaffen. Hören wir doch einmal rein, was uns die Finnen auf ihrem neusten Werk so alles um die Lauscher ballern möchten.
DAS ALBUM – «Poetry Of The Ill-Minded»
Gestartet wird mit dem Song «Lecter (Welcome)». Auf zu Anfang ruhigere Progressive-Klänge folgen nach rund zwei Minuten mitreissende Gitarrenriffs, orchestrale Keyboard-Melodien und Bombast-Drums. Jetzt sind alle wach! Kurz darauf übernimmt Sänger Juha Harju das Zepter mit seinem Black/Death Metal-Gesang. Als Kontrast tauchen auf der Gegenseite plötzlich wie aus dem Nichts klar gesungene Passagen von Henry Hämäläinen auf. Hammermässig! So muss das sein. Da sind offenbar echte Kompositionskünstler am Werk. Dieser wuchtige Auftakt haut mich beinahe vom Stuhl. Gerne mehr davon. Einige vergleichen Shade Empire gerne immer wieder mit Dimmu Borgir. Für mich sind die Finnen allerdings noch eine Spur kraftvoller unterwegs als ihre norwegischen Kameraden.
Das Tempo bleibt auch beim anschliessenden «Wanderer» hoch. Jetzt bewegen wir uns eher in den Melodic Metal-Gefilden. Rasane prügelt wie ein Irrer auf seine Schiessbude ein. Im Hintergrund wird dagegen abermals der Orchester-Modus aktiviert. Episch! Headbangen wird hier zur absoluten Pflicht. Aber was ist das? Taucht da kurz nach der Songhälfte gar eine Trompete oder ein Saxophon auf? Ja, definitiv. Es ist klar zu hören. Im ersten Augenblick mag das für das metallisch-verwöhnte Gehör etwas ungewöhnlich sein, aber man arrangiert sich ziemlich rasch mit diesem Ausflug in fremde Instrumentensphären.
«Drawn To Water – The Path» ist dann allerdings doch ziemlich «Dimmu Borgir-mässig» angehaucht. Dieser Song könnte geradesogut auf einem neueren Album der Norweger zu finden sein. Black Metal trifft auf Klassik? Jep, diese Kombination kann durchaus funktionieren. Shade Empire liefern mit diesem Song einen weiteren Beweis dafür. Aapeli Kivimäki und Juha Sirkkiä lassen ihre Gitarren brav kreischen.
Bei «Thy Scent» wird ebenfalls wieder geknüppelt was das Zeug hält. Juha H. kreischt sich unermüdlich die Seele aus dem Leib. Diese Nummer bringt die Nackenmuskeln ein weiteres Mal an ihre Grenzen. Und da taucht schon wieder kurzzeitig diese Trompete auf. Sehr speziell. Aber der Metal-Hochburg Finnland gelingen natürlich auch Experimente dieser Art. Wuchtig und episch bleibt der Sound von Shade Empire nämlich nach wie vor.
Zu «Anti-Life Saviour» ist auf Youtube bereits ein Musikvideo verfügbar. Mit rund zehn Minuten Spielzeit handelt es sich ausserdem um das längste Werk auf dem Album. Ein kleiner Brocken. Zuerst hält eine Stimme ab Band eine kurze Rede. Danach diktieren die Instrumente wieder das Spielgeschehen. Olli Savolainen haut mit vollem Elan in die Tasten und seine Kollegen Juha S. und Aapeli lassen ihre Saitenköniginnen kreischen. Die Drums werden ebenfalls erneut massakriert. Hochgeschwindigkeits-Metal gepaart mit orchestralen Einflüssen – ein akustischer Orgasmus ist somit vorprogrammiert. In der Songhälfte folgt schliesslich eine kurze Tempodrosselung. Nach dieser Verschnaufpause geht’s am Ende geht’s jedoch wieder mit Vollgas zur Sache.
Die volle Orchester-Dröhnung gibt’s auch zu Beginn des Tracks «Map Of Scars». Danach übernehmen allerdings sogleich Blastbeats und das Gekrächze/Gebrülle von Juha H. das Kommando. Die nächster Knaller-Hymne dieser genialen Scheibe! Das Fusionsgemisch aus Metal und Klassik geht dem Zuhörer durch Mark und Bein. In kleinen Details erkennt man erst die raffinierte Technik der Finnen. Hier wird Musik auf sehr hohem Niveau erschaffen. Tempoanpassungen werden erneut äusserst geschickt eingefädelt. Und auch die Nackenmuskeln werden ein weiteres Mal zu Höchstleistungen angespornt.
Mit Song Nummer sieben – «Treasure (In Liquid Dreams Of Mirror Universe)» – sind wir dann bereits am Ende des Silberlings angelangt. Auf den letzten 06:18 Spielminuten werden die metallischen Gehörgänge nochmals ordentlich verwöhnt. Kraftvoll wuchten sich die Drum-Salven durch den Track. Im Fokus steht abermals der Konflikt zwischen Gut (Keyboard und Orchester-Melodien) gegen Böse (Henrys bitterbösem und düsterem Stimmorgan). Ein geiler und würdiger Abschluss dieser Platte.
FAZIT
Man nehme als Basis Dimmu Borgir und schütte noch ein paar Genre-Zutaten – wie beispielsweise Melodic Death Metal – dazu. Als Resultat erhält man schliesslich den Sound von Shade Empire. Den Finnen gelingt auf ihrem neusten Album «Poetry Of The Ill-Minded» eine äusserst gelungene Zusammenführung zwischen Klassik- und Metal-Elementen. Die Scheibe geht auch nach mehrmaligem Hören runter wie Öl. Reinhören wird absolut empfohlen.
Reinhören und portofrei bestellen
Trackliste Shade Empire – Poetry Of The Ill-Minded
- Lecter (Welcome)
- Wanderer
- Drawn To Water – The Path
- Thy Scent
- Anti-Life Saviour
- Map Of Scars
- Treasure (In Liquid Dreams Of Mirror Universe)
Line Up – Shade Empire
- Eero Mantere – Bass
- Juha Sirkkiä – Guitars
- Olli Savolainen – Keyboards
- Rasane – Drums
- Aapeli Kivimäki – Guitars
- Henry Hämäläinen – Vocals (clean-vocals on „Lecter (Welcome)“)
- Juha Harju – Vocals (main-vocals)