Ahoi ihr widerlichen Landratten!
Alestorm, Calico, Running Wild und Swashbuckle sind nicht die einzigen Bands, die sich mit Herzblut der Piratenthematik verschrieben haben. Auch die Schweden von Ye Banished Privateers stehen auf wilde Abenteuer voller Beutezüge, Schatzsuchen und Rum-Orgien. Neuerdings segelt der Haufen unter der Flagge von Napalm Records. Ende Juni werden uns Kapitän Björn «Bellows» Malmros und seine Crew ihr inzwischen drittes Studioalbum präsentieren. Das Werk trägt den Namen «First Night Back In Port» und beinhaltet 15 Tracks voller ulkiger Piraten-Melodien. Die Detailanalyse folgt in der untenstehenden Plattenkritik.
DAS ALBUM – «First Night Back In Port»
Alle Mann an Deck! Wir setzen Segel in ein neues Seeräuber-Abenteuer! Meeresrauschen und Möven-Gekreische begleiten den Zuhörer durch den ersten Track «Annabel». Ein gemächliches Stück mit weiblichem Gesang. Dazu kommen die zahlreichen Instrumente der Meute wie beispielsweise Flöten, Geigen oder Trommeln. Der Protagonistin des Songs widerfahren einige negative Erlebnisse und sie endet schliesslich in einem Grab im US-Bundesstaat Georgia. Eine traurige Geschichte, die musikalisch aber gelungen inszeniert wird. Mitsing-Momente sind bereits jetzt genügend vorhanden.
Weiter geht’s mit «A Night At The Schwarzer Kater». Was wird das wohl für eine üble Spelunke sein? Folk Elemente treffen hier auf Piraten-Mucke. Wir haben es mit einer ziemlich verkaterten Nummer zu tun. Die Kopfschmerzen des Sängers sind förmlich spürbar. Der Refrain lädt wieder zum munteren Mitsingen und Mitschunkeln ein. In diesem Sinne: «Cheers!».
Danach folgt bereits der Titel-Track «First Night Back In Port». Nach einem erfolgreichen Beutezug kehrt schliesslich jede Crew gerne in ihren Heimathafen zurück. Mit hohem Tempo und irischen Klängen geht’s auf diesem Song ziemlich wild zu und her. Der Gesang stammt dieses Mal aus weiblichen und männlichen Kehlen. Das Motto im Refrain könnte für Piraten passender nicht sein: «Let’s drink, let’s fight! Let’s fornicate by the harbour lights! Let’s fuck, let’s bite! Let’s dance away the night!». Die Schweden wissen definitiv wie man für Feierlaune sorgt.
Ein Titel wie «All The Way To Galway» verlangt geradezu nach irischem Flair. Und genau das liefert Kapitän Björns Meute auf diesem Stück. Langsamere und schnellere Passagen wechseln sich ab und am Mikro kommen abermals beide Geschlechter zum Einsatz. «Hoch die Krüge», sag’ ich da nur.
Ohne Rum geht’s selbstverständlich nicht. Des Seefahrers liebstes Getränk wird im Song «Cooper’s Rum» entsprechend geehrt und in den Fokus gerückt. Eine kräftige Frauenstimme verlangt nach immer mehr Rum. Die Männer kümmern sich dieses Mal primär um die Backing Vocals. Ein erfrischendes Trinklied, dass man sich in jeder anständigen Playlist abspeichern sollte. Mich dürstet es nun ebenfalls nach einem alkoholischen Getränk.
Die nächste Hymne ist einer miesen Crew gewidmet. «Skippy Aye Yo» zählt wieder zu den gemächlicheren Stücken auf der Platte. Dieses Mal vernimmt die Zuhörerschaft ausschliesslich Männergesang. Im Hintergrund kümmert sich die Instrumental-Fraktion um den Rest. Als Kracher würde ich dieses Liedchen allerdings nicht wirklich bezeichnen.
Schunkeln wird bei «I Dream Of You» erneut zum grossen Thema. Sämtliche Nummern der Ye Banished Privateers sind ganz klar auf Publikumsaktivität während Live-Auftritten ausgelegt. Während Konzerten sind die Schweden sicherlich ziemliche Stimmungskanonen.
Ein Gewitter entleert sich im Hintergrund. Das Ganze spielt sich auf dem Track «A Declaration Of Independance» ab. Dann beginnt die ganze Piratenmeute während des Refrains plötzlich im Chor zu singen. Textlich gibt’s ein paar Seitenhiebe gegen die wohlhabende Gesellschaft und die Intrigen der Adligen. Die Privateers würden diesen falschen Schlangen ohne zu zögern die Kehle aufschlitzen.
«For A Fragile Moment’s Ease» lässt einen ehemaligen Piraten auf seine vergangenen Taten und das abenteuerreiche Leben zurückblicken. Selbstkritisch fragt er sich selbst: «Was it worth it?». Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Der Zuhörer wird diesbezüglich im Unklaren gelassen. Aufgrund der Thematik haben wir es hier erneut mit einem mehrheitlich gemächlichen und ruhigen Stück zu tun. Einzig der die Aufzählung der oben erwähnten Taten verläuft im Eiltempo.
Das darauffolgende «We Are Ye Banished Privateers» beleuchtet ein wenig die Hintergrundgeschichte und den Tätigkeitsbereich unserer verbannten Freibeuter. Eine flotte Hymne, die sicherlich das eine oder andere Saufgelage mit sich bringen wird. Eine Hörempfehlung kann sorglos abgegeben werden.
Auch «Bosuns Verses» besteht wieder aus etlichen «hey ho, hey ho»-Momenten. Wirklich berauschend wirkt das Ganze allerdings nicht mehr. Irgendwann ist man dieser Piraten-Materie so langsam überdrüssig. Mit diesem Risiko müssen Ye Banished Privateers wohl oder übel leben.
Mit knapp drei Minuten Spielzeit zählt «Eastindiamen» zu den kürzeren Songs des Albums. Für einmal drängt sich der weibliche Gesang wieder einmal in den Vordergrund. Die fröhliche Melodie widerspiegelt die traurige Thematik nicht so ganz. Die Privateers trauern nämlich um ihre ertrunkenen Kameraden und beklagen die zahlreichen Schiffsuntergänge der damaligen Zeit.
In komplett anderen Spielzeitgefilden treibt sich das nun kommende «Devil’s Bellows» herum. Beinahe zehn Minuten lang zeigen sich die Seeräuber von all ihren musikalischen Facetten. Tempovariationen sind abermals an der Tagesordnung. Eintauchen und geniessen ist bei diesem Song die unausweichliche Devise. Inhaltlich handelt der Song von diversen Morden – das gehört natürlich ebenfalls zum Piratenalltag dazu. Allerdings hätte ich mir von einem Song dieser Länge etwas mehr Abwechslung erhofft.
«Ringaroo At Cooper’s Inn» setzt auf eine überaus eingängige Melodie. Es wirkt beinahe wie ein Kinderlied. Im Hintergrund ist zudem Baby-Kreischen zu vernehmen. Das vulgäre Vokabular der Lyrics sorgt dabei für einen gewissen Kontrast. Beispiele gefällig? «Skirts go up und cocks go in» oder «Cocks and cunts and fuck you too». Mit dieser Hymne werfen die Piraten biblischen Figuren wie der Jungfrau Maria oder dem von einem Wal verschlungenen Jona sexuelle Unzucht vor. Diese Dinge fallen einem allerdings erst nach mehrfachem Hören auf.
Für das «Grande Finale» ziehen die Schweden nochmals sämtliche Register. «Mermaid’s Kiss» bringt nämlich stolze 19:17 Minuten Spielzeit auf die imaginäre Waage. Ein echtes Monster zum Abschluss. Der Auftakt gestaltet sich gemächlich und traurig. Sängerin und Sänger präsentieren ein schön anzuhörendes Duett. Allerdings steht der Gesang nicht im Vordergrund. Die instrumentalen Parts sind eindeutig dominanter. Die emotionale Ballade trifft natürlich mitten in des Zuhörers Herz. Seeräuber können offenbar auch ganz sanft sein. Nach etwa achteinhalb Minuten ist dann nur noch Meeresrauschen zu vernehmen. Äusserst entspannend. Regen und ein fernes Donnergrollen deuten offenbar einen nahenden Sturm an. Hoffentlich sinkt unser Schiff nicht! Die Möven melden sich ebenfalls nochmals zu Wort. Nach 14 Minuten ertönen leichte Trommelschläge. Und dann wird auch wieder gesungen. Da melden sich unsere Piraten ja nochmals zurück. Ein gefühlvoller, angenehmer Ausklang.
FAZIT
Ye Banished Privateers lassen den Zuhörer auf ihrer dritten Scheibe in eine Welt eintauchen, in der die Piraten konkurrenzlos über die Meere herrschten. Die Songs lassen einen aus dem modernen Alltag ausbrechen und eine Zeitreise antreten. Die Verknüpfung zwischen Piraten-Musik und Folk Elementen ist den Schweden gut gelungen. Allerdings hätte das Album meines Erachtens nicht so vollbepackt werden müssen. So wirken gewisse Elemente mit der Zeit etwas arg repetitiv. Zudem kommt beim mehrmaligen Durchhören mit der Zeit leider etwas Langeweile auf. Live ist die wilde Meute aber sicherlich ein Stimmungsgarant. Somit gibt’s mit etwas «Goodwill» dann doch noch 7 von 10 Punkten für den Silberling und ein allfälliger Schiffbruch bleibt ebenfalls aus.
Reinhören und portofrei bestellen
Trackliste Ye Banished Privateers – First Night Back In Port
- Annabel
- A Night At The Schwarzer Kater
- First Night Back In Port
- All The Way To Galway
- Cooper’s Rum
- Skippy Aye Yo
- I Dream Of You
- A Declaration Of Independence
- For A Fragile Moment’s Ease
- We Are Ye Banished Privateers
- Bosuns Verses
- Eastindiamen
- Devil’s Bellows
- Ringaroo At Cooper’s Inn
- Mermaid’s Kiss
Line Up – Ye Banished Privateers
- Scurvy Ben – Percussion And Vocals
- Björn «Bellows» Malmros – Accordion And Vocals
- Monkey Boy – Percussion And Flogging
- Magda Malvina Märlprim – Guitarra And Vocals
- Sickboy McCoy – Bass, Harmonica and Percussion
- Old Red – Bass and Guitarra
- Nobility – Clavier And Vocals
- Eva The Navigator – Fiddle And Vocals
- Meatstick Nick – Bass And Bass Trombone
- Wan Chou Zhong – Guitelele, Banjo And Sitar
- Bloody Liz – Percussion
- Silent Jim – Irish Banjo, Guitarra, Mandolino and Vocals
- Happy Lou – Fiddle and Dance
- Slagter Lars – Bass and Guitarra
- Jonathan Hogeye – 5-String Banjo and Vocals
- Quinton Taljenblock – Viola Pomposa And Kalimba
- Shameless Will – Vocals and Vanity
- Sara Landmark – Percussion And High Frequency Croaking
- Bojtikken – Percussion, Guitarra And Vocals
- Blackpowder Pete – Vocals And Quartermastery
- Freebird Of Wærmaland – Fiddle And Vocals