Wie bereits im Juni letzten Jahres beehrt uns mit Megadeth ein Mitglied unserer “Big Four” erneut im Z7.
Dieses Mal jedoch nicht innerhalb der vier Wände unseres Metal-Tempels zu Pratteln, sondern dachlos anlässlich der “Z7 Summer Nights” direkt daneben. Glücklicherweise spielt auch Petrus mit und ein Dach ist daher bei bestem Wetter so oder so überflüssig. Die wie immer perfekte Organisation des Z7-Teams (vielseitiges Ess- und Trinkangebot, keine Warteschlangen, freundliche Security, genug sanitäre Anlagen usw.) sowie die aus allen Ecken und Winkeln des Geländes guten bis sehr guten Sichtmöglichkeiten direkt auf die Bühne sind beste Voraussetzungen für einen hochklassigen Metal-Abend. Und dies wird es!
Aber eins nach dem anderen. Die Vorbands habe ich aus zeitlichen Gründen leider verpasst. Daher startet mein kleines Berichtli auch gleich beim Headliner des heutigen Abends: MEGADETH!!! (Anm. der Redaktion: Die Vorband musste kurzfristig absagen, so dass es als Vorband «nur» DJ Metal Heart gab).
Punkt 21.30 Uhr ertönt das Intro. Entgegen dem Auftritt am Wacken Open Air ein paar Tage vorher, steht der Band heute keine Video-Wand im Hintergrund zur Verfügung. Das Intro ohne den visuellen Effekt ist somit nicht so zur Geltung gekommen, wie noch am WOA oder vor gut einem Jahr indoor im Z7. Das ist aber jammern auf allerhöchstem Niveau, denn aus dem Intro hinaus wird direkt mit “Hangar 18” eingestiegen – das Publikum jubelt, die Horns schauen gen Himmel, der Sound ist glasklar und die Instrumente perfekt aufeinander abgestimmt. Es geht los – und wie – Welcome to our fortress tall!
Die Band präsentiert sich heute in bester Laune. Der neue brasilianische Gitarrist, Kiko Loureiro empfinde ich als eine echte Verstärkung und trägt mit seinem melodischen Stil, seinen quirlig-filigranen Soli, seinen sympathischen Faxen und Posen viel dazu bei, dass die Stimmung im Publikum hoch bleibt. Schön auch zu sehen, wie der ansonsten eher als egozentrisch beschriebene Band-Chef, (Mega-)Dave Mustaine dem “Neuling” viel Bühnenpräsenz und Soli-Einlagen gewährt. Das war bei dieser Band doch auch schon mal anders…
Nach dem mit zig Soli beladenen Opener gehts nahtlos weiter mit “Skin o’ my Teeth” vom mittlerweile auch schon rund 25 Jahre alten Klassiker-Album “Countdown to Extinction”, von welchem heute noch zwei weitere Stücke durch unsere Gehörgänge fegen werden. Danach folgt mit “The Threat is real” bereits der erste Song vom neusten Album “Dystopia”. Für mich nach den beiden eher durchzogenen beiden Vorgänger-Alben eine der stärksten Veröffentlichungen des Metals Anno 2016. Next: Davey malträtiert die E-Saite seiner Flying-V und es kündigt sich selbstsprechend “She Wolf” an! Leider, leider, leider aber “nur” in Standard-Version. Ich hoffe noch immer, wieder einmal eine verlängerte Version gemäss Live-Mitschnitt von “Rude Awakening” aus dem Jahr 2002 erleben zu können; jammern auf hohem Niveau zum zweiten – trotzdem hochstehend! Und so gehts auch weiter nach dem nachdenklichen Tribut an Cliff Burton “in my darkest Hour” holt Kiko seine akustische Klampfe auf die Bühne und startet so sein Solo “Conquer or die” von “Dystopia” – Hühnerhaut. In direktem Übergang rumpelt der Mann hinter den Fellen, Dirk Verbeuren die Takte zu “Trust” ein – Lost, in a Dream…. Mega(deth)geil!
Beim immer wieder kontrovers diskutierten “Sweating Bullets” wird’s etwas ruhiger und die Reihen im Publikum lichten sich etwas, wobei eine tendenzielle Verlagerung in Richtung Bier- und Food-Stände zu beobachten ist. Mir gefällt das beinahe gesprochene Stück (Rap-Alarm? hahaha) aber ganz gut. So, und jetzt folgen die beiden Überraschungen des Abends mit “Dawn Patrol” und “Poison was the Cure”, wo auch das zweite noch verbliebene Band-Gründungsmitglied, David Ellefson zeigen durfte, was er mit seinen fünf aufgezogenen Drähten aus seiner Klampfe holen kann. Mit den beiden Titeln von “Rust in Peace” aus dem Jahre 1990 haben heute wohl nur die Wenigsten gerechnet.
Danach wird wieder mehrheitlich akustisch gezupft. Dieses Mal mit “A tout le Monde” – übrigens heute der einzige Beitrag vom Album “Youthanasia”. Auf Begleitung von Cristina Scabbia konnte Megadavey aber heute nicht zählen. Dafür hat das Publikum kräftig mitgesungen. Stark! Im darauffolgenden “Tornado of Souls” liefert Kiko für mich das stärkste Solo des Abends ab. Ich habe Marty Friedman zwar nie live erlebt; ich wage nach dem heutigen Abend aber zu bezweifeln, dass er das verlängerte Solo im Mittelteil so hingekriegt hat, wie der Ex-Angra Klampfer dies heute dargeboten hat – Weltklasse!
“Dystopia” vom gleichnamigen Album, für mich der stärkste Live-Song des neusten Albums startet dann den Schlussspurt. Für mich hat der Song durchaus Parallelen zu “Hangar 18” wirkt aber etwas ruhiger und eingängiger. Und nun Megadeth Evergreen “Symphony of Destruction”…. oder doch nicht? Nun, das PA hat kurz den Geist aufgegeben. Ein paar Regler gedreht und nochmals: Tärätä, tä tä tä tärätä – geht doch! Das Volk feiert!
Danach ist Bühnezeit für “Vic Rattlehead”. Ja, ja stimmt – ist immer etwas kindisch. Aber wenn Iron Maidens “Eddie” auf die Bühne kommt, sind wir doch auch alle irgendwie näher der Geburt als der Gegenwart. Jedenfalls geben die Jungs “Peace Sells” zum Besten: Peeeeeeeace, Peeeeeace sells, Peeeeeeeace sells but who’s buying….
Vor dem klassischen, aber wie immer hochkarätigen Abschluss “Holy Wars” galoppiert noch “The Mechanix” vom Debut-Album über die Bühne. Cool, wobei mir jedoch die Texte zur Version der “anderen” Big Four besser zum Riffing passen als diese der ‘deth’schen Version.
Nee, eine Zugabe gibts heute zwar nicht. Nach knapp zwei Stunden und vielen dankenden Worte und einer tiefen Verneigung ans Publikum (auch das ist bei dieser Band in Vergangenheit nicht immer so gewesen) geht dieser Abend zu Ende. Das hat auch Petrus gemerkt – und ja, jetzt wäre ein Dach gut! Danke Megadeth, Danke Z7 – War ein super Abend!!