Gewitter, Flüsse und eine explodierende Toilette
Tanya: Bereits das dritte Mal bin ich nun an diesem etwas anderen Festival. Auch in der Schweizer Metalszene sind die Metaldays inzwischen bekannt.
Für mich sind dies meine Sommerferien. Es spricht mich besonders die unglaubliche Location an, aber auch die Grösse (ca. 12’000 Leute), die Stimmung und die Mischung der Musikstile. Da in einer Woche bzw. in fünf Tagen sehr viele Konzerte stattfinden, finde ich es angenehm, dass besonders auf der grossen Bühne, die Konzerte erst am späten Nachmittag/Abend losgehen. So kann man den Tag durch in der Soča baden, am „Strand“ oder am Zelt hängen und ein (oder mehrere) Bierli trinken.
Sonntag, 23. Juli 2017
Myriad Lights
Raphi: Am Vorabend des eigentlichen Festivals spielen Myriad Lights auf der Newforces Stage eine der Warm Up-Shows. Der Heavy Metal der Italiener ist durchaus angenehm zu hören und die Songs sind eingängig strukturiert. Leider passt der Sänger mit seinem Bühnenauftritt überhaupt nicht in diese Stimmung. Sein Auftreten wirkt überheblich und als das eher spärlich erschienene Publikum seiner Aufforderung lauter zu sein nicht nachkommt, reagiert er missmutig und mit Beschimpfungen. Schade, denn der Rest der Band und die Musik hätten durchaus Potential.
Fotos Metaldadys 2017 – Tag 1 (Friedemann)
Montag, 24. Juli 2017
Tanya: Am Montagmorgen werden wir in den Zelten um ca. 7:00 Uhr etwas unsanft geweckt – ein Sturm! Ich hatte durchaus schon mehrere Gewitter hier erlebt, aber diesmal pfeift der Wind richtig heftig und wir müssen das Zelt von innen festhalten, damit es nicht einkracht. Nach etwa 20 Minuten hört der Wind zum Glück wieder auf und es regnet nur noch. Da ich gerne trockene Kleider habe, ziehe ich kurzerhand mein Badezeug an und gehe raus, um das Zelt besser zu befestigen. Der Anblick, der sich mir bietet, ist nicht sehr schön. Überall liegen Stücke von Pavillons rum und einige Zelte sind kaputt.
Etwas später, als wir uns auf die Suche nach einem Kaffee und unseren Freunden machen, erfahren wir, dass die New Forces Stage im Wald das Gewitter auch nicht ganz überstanden hat. Es hat wahrscheinlich ein Blitz eingeschlagen und heute wird keine Band hier spielen können. Zum Glück ist aber niemand zu Schaden gekommen.
Reverend Hound
Raphi: Mit dem Auftritt der deutschen Formation Reverend Hound beginnt der „offizielle“ Teil dieser verrückten Woche. Die Münchner eröffnen die Metaldays auf der zweiten Bühne mit Thrash Metal, wobei auch Anleihen aus dem Heavy Metal zu hören sind. Trotz der Spielzeit am frühen Nachmittag um 14 Uhr sind schon einige Leute erschienen, um sich das ganze anzuhören. Sänger Sebastian Paulus hält sich dabei nicht mit Ansagen auf und die Band spielt einen Song nach dem anderen. Die Spielfreude auf der Bühne ist dem Quintett durchaus ansehbar, so richtig auf das Publikum übertragen will sie sich jedoch nicht. Nach einer halben Stunde ist der Spuk bereits vorbei und das Festival kann so richtig losgehen.
Na Cruithne
Raphi: Vor dem Auftritt von Na Cruithne wurde intensiv diskutiert, wie denn nun der Bandname der irischen Folk Metaller auszusprechen ist. Da eher Ratlosigkeit vorherrschte, sind wir natürlich froh, als wir von Sänger Maitiú Ó Héanú (so viele Striche…) erfahren, dass es Na-Cruin-ya heisst. Mit Fiedel und Bouzouki ausgerüstet bringen die sechs Musiker das Publikum schnell zum Tanzen. Besonders hervorzuheben ist auch die Leistung von Schlagzeugerin Lisa Howe, welche für einen treibenden Groove sorgt. Leider wird der Gesang des Frontmanns auf die Dauer sehr monoton und wirkt im Vergleich mit der restlichen Musik uninspiriert. Bevor das jedoch so richtig einreissen kann, bricht die Band mit einer Entschuldigung mitten im Song ihren Auftritt ab. Ein Sturm zieht auf! Und was für einer: hinter uns ist nur noch eine graue Wand zu sehen. Von einem Moment auf den anderen beginnt es wie aus Kübeln zu giessen, dazu kommt ein heftiger Wind auf. Links und rechts der Bühne ist auf den Bildschirmen zu lesen: Heavy storm approaching! Please evacuate! Alle im Publikum hasten davon und auch wir verlassen den offenen Bereich, um bei befreundeten Schweizern Schutz zu suchen (an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an Reto und Beni mit ihrer ganzen Truppe!).
Loudness
Raphi: Aufgrund des Gewitters wird die Show von Loudness auf die zweite Bühne verlegt und findet nun teilweise parallel zu Iced Earth statt. Die vier Herren aus Japan, die ich das erste Mal live sehe, legen gleich so richtig passend los mit „Crazy Nights“. Völlig unbeeindruckt von all den Anpassungen aufgrund des Wetters versprühen sie mit ihrem klassischen Heavy Metal sichtlich Freude. Das zahlreich erschienene Publikum lässt sich davon umgehend begeistern und schüttelt die Haare oder reckt die Fäuste ausgiebig. Ein grosses Kompliment an dieser Stelle auch an den Mischer, welcher einen ausgewogenen und sehr sauberen Klang zustande bringt. Minoru Niihara am Mikrofon fordert die Zuschauer immer wieder zum Mitmachen auf und wir kommen dem gerne nach, solange es keine Soloeinlagen von Akira Takasaki an der Gitarre zu bestaunen gibt. Einfach nur herrlich, was wir zu hören bekommen. Die Bewegungen auf der Bühne halten sich dabei eher in Grenzen, dennoch werden Songs wie „Like Hell“, „Rock Shock“ oder „In the Mirror“ voller Energie dargeboten und können auf der ganzen Linie überzeugen. Die Show ist für mich definitiv eines der Festivalhighlights.
Tanya: Wegen schlechtem Wetter verbringen wir doch mehr Zeit am Zelt als vorgesehen und eigentlich sollte mein Festival mit Xandria losgehen. Leider wird diese Show aus gesundheitlichen Gründen der Sängerin abgesagt, so gehen wir mal schauen was auf der 2nd Stage so spielt.
The Crawling
Tanya: Das Trio aus Nordirland hat bereits ungefähr die Hälfte der Show hinter sich, als wir zur Bühne kommen. Mit ihren eher düsteren Doom Klängen passen sie irgendwie ganz gut zur Wetterstimmung. Allerdings finde ich (wie Raphi auch erwähnt) das ganze viel zu laut, besonders die Bass Drum. Dies ist sehr schade, denn so bekommt man die etwas leichteren, melodischen Passagen wie auch die Gitarrensoli kaum mit. Aber ich muss sagen, The Crawling würde ich live mal wieder ansehen, auch wenn sie nicht die Musik spielen, die ich zu Hause anhören würde.
Iced Earth
Tanya: Ich hatte schon mehrmals von Iced Earth gehört, mich aber nie wirklich damit beschäftigt. Die Amerikaner überzeugen mich aber voll und ganz! Schöner Heavy Metal gemischt mit Thrash und Power Metal. Sänger Stu Block hat eine starke ausdrucksvolle Stimme, die wunderbar in den Musikstil passt. Auch merkt man den Jungs die Spielfreude an. Es ist eine Freude zuzusehen.
Marilyn Manson
Raphi: Der Auftritt von Marilyn Manson schafft es nicht, mich zu packen. Fairerweise muss ich sagen, dass mir die Musik an sich nicht gefällt. Das Geschehen auf der Bühne ist aber einfach zu wenig mitreissend, so dass ich mich nach ungefähr 15 Minuten auf die Suche nach einem Verpflegungsstand mache.
Tanya: Zwar habe ich das ganze Konzert gesehen, aber hauptsächlich weil man halt mal Marilyn Manson live gesehen haben muss. Mich packt die Musik auch nicht wirklich. Weiss auch nicht, was ich dazu noch sagen kann.
Batushka
Tanya: Die Polnische Black Metal Band war mir ein Begriff, hatte sie aber noch nie live gehört. Gespannt begebe ich mich also zum letzten Konzert des Tages zur 2nd Stage. Wir müssen nicht lange warten. Auf der Bühne werden Kerzen angezündet und es beginnt stark nach Weihrauch zu riechen. In langen Roben treten die Musiker auf die Bühne. Es erinnert tatsächlich an eine Messe.
Dann legen sie los! Black Metal, wie man ihn sich vorstellt. Düster und laut. Und einmal mehr muss ich merken, klassischer Black Metal, bei dem man (ob wegen schlechter Abmischung oder weil es so gewollt ist) kaum Melodie heraushören kann, ist nicht mein Ding. Zwar bewundere ich die Drummer, die ihr(e) Instrument(e) bearbeiten wie sonst in fast keinem Metal-Stil, aber ich finde diese Musik langweilig zum Hören. Die Show von Batushka ist aber echt beeindruckend.
Fotos Metaldays 2017 – Tag 2 (Friedemann)
Dienstag, 25. Juli 2017
Tanya: Heute ist es wieder etwas wärmer und so verbringen wir einen guten Teil des Tages an und kurze Zeit in der Soča, die nach dem Unwetter gestern noch einige Grad kälter ist (Anm. Raphi: ganz zu schweigen vom zweiten Fluss, der Tolminka, welche nochmals gefühlte zehn Grad kälter ist). An dieser Stelle kann ja erwähnt werden, dass es ganz unterhaltsam ist, am kleinen Strand die Musik der New Forces Stage zu hören. Leider ist sie doch so weit weg, dass es eher Hintergrundmusik ist.
Overtures
Raphi: Das Gewitter vom Vortag wirkt in den Programmänderungen noch nach und so müssen die Italiener von Overtures bereits um 13 Uhr auf der New Forces Stage antreten. Der Zuschauerandrang hält sich aufgrund der frühen Spielzeit erwartungsgemäss sehr stark in Grenzen. Das ist äusserst schade, denn was die fünf Herren und zwei Damen hier zeigen hätte definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Band zieht für ihren Power Metal sämtliche Register und hat extra für Konzerte die beiden Sängerinnen dabei, sodass die Chöre live gesungen werden, anstatt wie sonst so oft ab Band zu kommen. Hut ab vor allem auch vor der Leistung von Sänger Michele Guaitoli, der ausnahmslos jeden Ton trifft und eine überzeugende Kraft in seine Stimme legen kann, obwohl er auf der Bühne hin und her spurtet und ständig in Bewegung ist. Die Klangmischung ist mehrheitlich gut, einzig die Backing Vocals dürften noch etwas lauter sein. Overtures hätten mit einem solchen Auftritt aus meiner Sicht definitiv mehr Spielzeit oder eine grössere Bühne verdient. So geniessen wir einfach die kurze halbe Stunde, die wir haben, bevor die Band mit „Go(L)d“ das Set beendet.
Avven
Raphi: Die Slowenen von Avven erweitern die musikalische Vielfalt um eine Mischung aus Folk Metal und Modern Metal. Leider verursacht der Dudelsack technische Probleme, so dass ihr Auftritt auf der zweiten Bühne mit 10 Minuten Verspätung beginnt und dementsprechend etwas gekürzt wird. Der Band ist zu Beginn noch eine gewisse Nervosität anzumerken und einige letzte Probleme werden während des Auftritts improvisiert behoben. Dann läuft aber alles wie geschmiert und die Musiker werden lockerer und zeigen eine gute Leistung. Leider sind die Folk-Instrumente viel zu leise; der Dudelsack ist nur knapp erahnbar und die Flöten sind nicht wirklich zu hören. Schade, denn die Band hat ihre Bestes gegeben und mit ihrem speziellen Stil einen sympathischen Eindruck hinterlassen.
Firtan
Tanya: Aus dem Schwarzwald kommt Black Metal, mit einer ganz anderen Färbung als Batushka. Die vielen Melodischen Volk- und sogar Klassikeinflüsse machen Firtan für mich zu sehr interessantem Black Metal. Ich staune über die Soundqualität auf der New Forces Stage – bin ich doch vorher mehrmals an dieser Bühne während Konzerten vorbeigelaufen und hatte den ersten Eindruck, dass alles nur viel zu laut scheppert. Dies kann natürlich auch an den Bands liegen, die mich beim kurzen hinhören kein einziges Mal begeistern konnten. Dazu muss ich betonen, dass ich keine Ahnung habe, welche Bands dies waren und kann so auch niemanden anschwärzen.
Aber zurück zu Firtan: Sänger und Gitarrist Phillip T. schafft es, sowohl seine Growls als auch die klaren Passagen sehr schön zu singen während Olli K., der Bassist und Marius Z, der Gitarrist ihn begleiten und immer wieder neben harten Riffs auch wunderschön melodische Soli hören lassen.
Visions of Atlantis
Raphi: Für mich ist es das erste Mal, dass ich Visions of Atlantis mit Clémentine Delauney am Mikrofon sehe. Zum Auftritt der österreichischen Symphonic Metaller sind nur ganz wenige Zuschauer vor der Hauptbühne erschienen, was mir etwas Leid tut für die Band. Diese lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen und gibt sich sehr Mühe, für gute Stimmung zu sorgen. Besonders Sänger Siegfried Samer ist äusserst aktiv und verbindet die Songs gekonnt mit seinen Ansagen. Auch Clémentine fordert die Zuhörer immer wieder auf, etwas aus sich herauszukommen. Bei so wenigen Leuten auf einem grossen Platz ist es jedoch schwierig, so richtig Stimmung aufkommen zu lassen. Als Visions of Atlantis aber mit einer nachdenklichen Ansprache „Winternight“ anstimmt, sorgt das der verstorbenen Sängerin Nicole Bogner gewidmete Stück bei den Anwesenden für Hühnerhaut. Da spielt die Anzahl Zuhörer keine Rolle mehr. „Lemuria“ beendet schliesslich das gut gespielte Set.
Katatonia
Raphi: Katatonia waren bis jetzt ein unbeschriebenes Blatt für mich und so stehe ich ohne Erwartungen vor der Bühne. Die folgende Show schafft es jedoch nicht, mich zu Begeisterungsstürmen hinzureissen. Mir fehlt irgendwie die Atmosphäre, die ja gerade bei den weniger fröhlichen oder eingängigen Bands so wichtig ist. Doch davon spüre ich heute bei Katatonia nichts und so erscheint mir der Auftritt recht belanglos und beliebig. Schade, denn die Band wirkt durchaus sympathisch und auch die Ansagen sind freundlich gehalten. Ein grosses Lob gibt es an dieser Stelle jedoch an den Lichttechniker, der eine astreine Lichtshow aus dem Ärmel zaubert. Das ist wirklich eine Augenweide! Was der Herr an den Lichtreglern über dem Durchschnitt ist, liegt sein Kollege am Ton darunter. Manchmal ist es ja ganz lustig den Bass nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren. Aber wenn einem ein ganzes Konzert lang der Brustkasten vibriert, so dass es einem regelrecht unwohl wird, dann ist fertig lustig. So ist es mir ganz recht, als die 75 Minuten um sind und der Auftritt vorbei ist.
Tanya: Auch mir ist das Dröhnen des Bass etwas zu viel, doch geniesse ich das Konzert. Für mich ist Katatonia auch eine Band, wo man viel headbangen kann, was mir auch hier grossen Spass macht.
Amon Amarth
Raphi: Der Drumriser in Form eines Helms verrät sogleich, wer als nächstes die Bühne entern wird: Amon Amarth. Und die Schweden beginnen ihre Melodic Death-Metal Show gleich mit „The Pursuit of Vikings“ dessen markantes Riff vom Publikum tatkräftig mitgesungen wird. Johann Hegg kommt aus dem Grinsen nicht mehr heraus und eröffnet eine spektakuläre Bühnenshow, bei der sich die Band kein bisschen lumpen lässt. Zu „The Way of Vikings“ erscheinen zwei gerüstete Schwertträger, die sich auf der Bühne einen Kampf auf Leben und (Theater-) Tod liefern. Bei „Father of the Wolf“ erscheint Loki mit grün leuchtenden Augen auf der Bühne und spukt um Gitarrist Johan Söderberg herum, bevor er von Sänger Hegg vertrieben wird. Und die beiden Schwertkämpfer erscheinen weitere Male als Bogenschützen und Lanzenträger. Musikalisch ist ebenfalls alles im Lot. Mein Favorit „Cry of the Black Birds“ wird ebenso gespielt wie diejenigen des Publikums: „Death in Fire“ und „Runes to my Memory“, und der Sound ist klar und gut abgemischt. Das Bühnenbild wird dabei mit mehreren Wechseln des Backdrops verändert und Johann plaudert zwischen den Songs wie gewohnt sympathisch mit dem Publikum. Seine grosse Stärke ist hier, dass die Ansagen einfach einen natürlichen und frischen Eindruck machen, obwohl sie sicher einstudiert sind. Und wenn er bei der Zugabe „Twilight of the Thunder God“ mit dem Hammer Feuersäulen entfachen kann und gegen die riesige Midgardschlange neben dem Schlagzeug kämpfen darf, ist seine Begeisterung beinahe greifbar. Mit dieser Show erfüllen Amon Amarth definitiv die Erwartungen an einen Headliner.
Tanya: Auch nach vielen besuchten Konzerten der Schweden, ist es toll zu sehen, dass sie ihre Spielfreude und ihre Begeisterung für ihren Beruf in keiner Weise verlieren. Es macht einfach Spass Amon Amarth auf der Bühne zuzusehen. Gerne würde ich zum Dienstag-Abschluss noch Kadavar sehen, doch diese Show wurde abgesagt, da gemäss den Aussagen der Band, die Frau des Drummers in den Wehen lag.
Fotos Metaldays 2017 – Tag 3 (Friedemann)
Mittwoch, 26. Juli 2017
Shutdown
Raphi: Von Nova Gorica ist es nur eine Dreiviertelstunde mit dem Auto nach Tolmin, womit Shutdown vermutlich den kürzesten Anreiseweg aller Bands hatten. Die fünf Herren scheren sich nicht um den kleinen Publikumsaufmarsch und spielen, als ob sie auf der Hauptbühne als Headliner engagiert wären. Ihr Heavy Metal sorgt für gute Laune und das vertreten sie mit breitem Grinsen auf dem Gesicht auf der Bühne. Die Gitarristen Domo und Domen Jr. duellieren sich immer wieder und werden dabei von Sänger Egzi angefeuert. Dieser nimmt es sogar selbst mit den Sechssaitigen auf, zieht dabei jedoch den Kürzeren. In einer ausgedehnten Version des Surf-Klassikers „Wipe Out“ wird dann jedes Bandmitglied mit einem kurzen Solo vorgestellt. Shutdown schaffen es, dies kurzweilig zu gestalten und nicht zu überstrapazieren. Die 30 Minuten gehen flugs vorbei und sind ein erfreulicher Einstieg in den heutigen Tag.
Dordeduh
Raphi: Dordeduh waren mir bis jetzt eher ein vager Begriff, aber in ihrem einzigen Musikvideo ist ein Hammered Dulcimer (die angelsächsische Variante des Hackbretts) zu sehen. Als Hackbrettspieler hat mich das natürlich neugierig gemacht, aber meistens sind solche Instrumente dann ja sowieso nur ab Band zu hören. Ihr könnt euch sicher meine Freude vorstellen, als ich vor der zweiten Bühne stehe und auf der linken Seite tatsächlich ein Hammered Dulcimer entdecke. Als die vier Rumänen mit dem ersten Song loslegen, ist der Platz vor der Bühne eher spärlich gefüllt. Die Musik, welche einerseits viele Black Metal Passagen andererseits ruhige Folkabschnitte beinhaltet, kann man jedoch sehr gut für sich geniessen. Die Stimme von Sänger Hupogrammos erzeugt gemeinsam mit den Instrumenten einen richtigen Sog, der den Zuhörer packt. Das Quartett agiert dabei eher statisch und Bewegung kommt eigentlich nur dann auf, wenn Gitarrist Sol Faur zum Hammered Dulcimer wechselt. Aber die Musik hat es in sich und ist zudem bestens abgemischt. Alle Instrumente sind problemlos zu hören, sogar der Hammered Dulcimer. Nach der Hälfte des Auftritts bricht zudem die Sonne durch den Wolkenteppich und schickt ihre Strahlen durch das Blätterdach der Bäume, ein äusserst atmosphärischer Moment. Nach dem einstündigen Auftritt sind Dordeduh ganz klar meine Entdeckung dieses Festivals.
Tanya: Nach längerem Ausschlafen und einem Ausflug ins Dorf Tolmin (auf der Suche nach einem Campingstuhl) begeben wir uns bewaffnet mit Pizza und Chicken Wings (beides ist äusserst geniessbar) und natürlich einem Bier, vor die Hauptbühne an den Hang wo man gemütlich essend einen perfekten Blick auf die Bühne und auch aufs Publikum hat.
Kaum sitzen wir, legt auf der Bühne Triosphere los.
Triosphere
Tanya: Aus Norwegen kennt man ja vor allem Black Metal. Doch der hohe Norden hat auch anderes zu bieten: zum Beispiel Triosphere. Female fronted Heavy Metal. Das ist meine Entdeckung des Festivals. Ich hatte vorher noch nie von dieser Band gehört und sie überzeugt mich sehr. Da ich selber singe und vielleicht auch weil ich eine Frau bin, freue ich mich immer sehr, neue gute Female fronted Bands zu entdecken.
Ida Haukland hat eine tolle Stimme und, anders als viele andere Sängerinnen, spielt sie dazu noch Bass. Nur schade, dass sich mitten am Nachmittag noch nicht so viele Besucher vor die Bühne begeben und es will nicht so richtig Stimmung aufkommen. Die Norweger lassen sich davon aber nicht beeindrucken und ziehen ihre Show professionell und stark durch.
Am Ende dieses Konzerts füllt sich der Platz mit immer mehr Leuten in so weissen Schutzanzügen, bewaffnet mit Unmengen an WC-Papier und Klobürsten. Vom Hang, wo wir sitzen, sieht es äusserst amüsant aus und wir denken, dass jetzt dann irgend etwas sehr Komisches passieren wird. Ja es passiert etwas: das Konzert von Gutalax.
Gutalax
Tanya: Tschechischer Grind Core. Das stelle ich mir, die mit Grind Core überhaupt nicht warm werden kann, eher als Ohren-Folter vor. Was ich nicht erwartet habe, ist Lachen bis zum Bauchmuskelkater!
Ebenfalls in unförmigen weissen Schutzanzügen kommen die Jungs auf die Bühne. Und als erstes werfen die Musiker die Klopapierrollen, die auf der Bühne zu einem Berg aufgetürmt sind, wie Girlanden ins Publikum. Und natürlich kommen die weissen Rollen auch postwendend zurück. Es ist eine Riesenschlacht! Extrem lustig ist es auch, zuzusehen wie im Pit die Klobürstchen im Takt über den Köpfen der crazy Zuschauer wippen. Einer meiner Lieblingsmomente ist auch die „Explosion“ einer tragbaren Toilette, die dann Konfetti über die Menge versprüht.
Die Musik ist hier für mich nur zweitrangig. Ich muss gestehen, die rülpsenden, grunzenden Klänge aus dem Mikrofon passen perfekt zum Ganzen.
Auf dem Humor-Level ist dies definitiv ein Highlight.
Abbath
Raphi: Dem Publikumsaufgebot vor der Hauptbühne nach zu schliessen, sind an den diesjährigen Metaldays viele Fans der Black Metal-Ikone Abbath unter den Besuchern. Als das Konzert beginnt, bin ich aber ziemlich konsterniert. Die Abmischung ist unglaublich schlecht und so verschwimmt die Musik zu einem einzigen Brei. Hoffentlich korrigiert der Mischer das im Verlauf des Konzerts noch. Im Publikum kommt abgesehen von einem kleinen Crabwalk-Pit vor der Bühne nur langsam Stimmung auf. Bei diesem Mix ist es aber natürlich schwer, die Musik richtig zu geniessen. Abbath kommt in der zweiten Hälfte des Konzerts trotzdem in Schwung und posiert, was das Zeug hält. Leider schafft es der Mischer bis zum Ende hin nicht, den Klangmatsch zu verbessern oder nur schon die viel zu laute Basedrum etwas herunterzudrehen. So geht das Konzert etwas enttäuschend zu Ende, denn die Voraussetzungen für eine tolle Stunde wären gegeben gewesen. Doch in diesem Moment, als die letzten Töne ausklingen, klettert Abbath von der Bühne und rennt im Bühnengraben den Hang zur linken Seite hinauf, um die Hände der Fans zu schütteln. Dann dreht er sich um, nimmt ein wenig Anlauf und spurtet den Hügel wieder hinunter zur Bühne. Kurz bevor er diese erreicht, überschlägt es ihn jedoch mitsamt Gitarre, was für den Lachmoment des Tages sorgt. Abbath bleibt zum Glück unverletzt und nimmt die Sache sichtlich mit Humor.
Grave Digger
Tanya: Vor etwa 2 Jahren habe ich Grave Digger in Pratteln im Z7 gesehen. Ich war selten so enttäuscht von einem Konzert, geschweige denn von einer Band, die ich gut kenne (für Details siehe meinen Bericht dieses Konzerts). Daher bin ich sehr gespannt auf diese Show.
Ich werde nicht nochmal enttäuscht! Vor der 2nd Stage ist es so voll, dass man kaum noch headbangen kann. Aber Mitsingen geht! Von „Healed by Metal“ über „Excalibur“, „Morgan leFey“ und „The Dark of the Sun“ bis „Rebellion (the Clans are marching)“ spielen sie alle Favoriten durch. Frontmann Chris Boltendahl trifft mit seiner rauen Stimme (fast) alle Töne und die Stimmung im Publikum und auf der Bühne ist super. Die „schottischen“ 80s-Helden aus Deutschland haben’s also immer noch drauf!
Raphi: Da pflichte ich dir bei. Der Auftritt ist spitze und da es sich um eine Show speziell zur Mittelaltertrilogie von Grave Digger handelt, komme auch ich voll auf meine Kosten. Nur bei „The Ballad of Mary“ ist Chris anzumerken, dass seine Stimme bei der Aufnahme vor 21 Jahren noch etwas geschmeidiger war. Das trübt den Gesamteindruck aber kaum und die Heavy Metal-Urgesteine werden vom Publikum richtig abgefeiert.
Doro
Raphi: Zum Abschluss des heutigen Tages wollen wir uns noch Doro anschauen. Mit der Musik der bekannten deutschen Sängerin bin ich bis jetzt noch nie wirklich in Kontakt gekommen. Vor der Hauptbühne sind um einiges weniger Zuhörer anwesend als bei den bisherigen Headliner und ich bin gespannt, wie sich die Stimmung entwickeln wird. Mit „Raise your Fist in the Air“ geht es los und Doro legt sich voll ins Zeug. Das Publikum hält sich noch zurück und es wird sich zeigen, dass dies den ganzen Auftritt lang so bleibt. Mir sind die Songs irgendwie zu simpel aufgebaut und so hält sich meine Begeisterung etwas in Grenzen. Doro lässt sich von alldem nicht beeinträchtigen und erzählt vor jedem Stück eine Anekdote oder etwas zum Hintergrund des nächsten Songs. Mit dem wenig aktiven Publikum vor Augen wirkt das hin und wieder etwas aufgesetzt, im Grossen und Ganzen erkennt man aber die Begeisterung von Frau Pesch für den Heavy Metal. Am meisten überzeugen die Songs von Warlock, von denen eine ganze Menge gespielt wird. Den Abschluss des regulären Teils macht das wohl unverzichtbare „All we are“ bevor dann nach vier Zugaben mit „Earthshaker Rock“ definitiv Schluss ist.
Fotos Metaldays 2017 – Tag 4 (Friedemann)
Donnerstag, 27. Juli 2017
Fir Bolg
Raphi: Die französischen Pagan Black Metaller von Fir Bolg sind vorverschoben worden, weshalb es uns nicht ganz auf den Beginn der Show reicht. Glücklicherweise verpassen wir nur den ersten Song, bevor wir uns vor der Newforces Stage unter das praktisch nicht vorhandene Publikum mischen. Die Musik macht einen soliden Eindruck, nur der Sänger fällt qualitativ massiv ab. Einerseits hat dies mit dem Bühnensound zu tun. Die Vocals sind viel zu dominant im Mix und zudem klingen sie viel zu trocken. Etwas Hall hätte hier Wunder gewirkt. Andererseits ist die Stimme des Sängers zu wenig ausdrucksstark und mehr ein gepresstes Krächzen denn ein fieses Keifen. So kann eigentlich nur der Schlusspunkt „Dun Aengus“ einigermassen überzeugen. Da sind wir doch gespannt, ob das Immorgon besser können.
Immorgon
Raphi: Die Katalanen lassen uns noch warten, bevor sie die Antwort liefern. Anscheinend funktioniert ein Gitarrenverstärker nicht richtig. Die Lösung des Problems ist schlussendlich ein Crew-Mitarbeiter, der während der ganzen Show neben dem Verstärker hockt und einen Knopf gedrückt hält. Danke für die Erledigung dieses undankbaren Jobs. So können Immorgon doch noch loslegen und zeigen uns mit „God of Blood“, dass bei ihrem Viking Metal zumindest soundtechnisch alles stimmt. Der Publikumsaufmarsch ist nun grösser geworden und es sind doch einige Fans mit Bandshirts zu beobachten. Besonders abgefeiert wird „Eternal Viking“ bevor es Gitarrist Axel Jordana (das ist der mit dem kaputten Amp) plötzlich eine Saite reisst. Der arme Kerl hat wirklich Pech. Nach kurzer Hektik zieht er aber einfach eine neue auf und ist für das fröhliche „Einherjars“ zum Abschluss wieder einsatzbereit. Unter dem Gesichtspunkt der technischen Schwierigkeiten ein guter Auftritt auch wenn es der Musik etwas an Originalität fehlt.
Battlesword
Raphi: Nach einer kurzen Umbaupause ist Melodic Death Metal aus Deutschland angesagt. Battlesword beginnen ohne Kompromisse und legen dabei den Fokus auf ihr aktuelles Album „Banners of Destruction“. Der gleichnamige Titeltrack ist denn auch der überzeugendste Song ihres Sets. Die Band scheint allgemein Freude an ihrem Auftritt zu haben und im Publikum ist durchaus Wohlwollen zu spüren. Nach der überzeugenden ersten Hälfte können die fünf Herren das Qualitätslevel aber nicht halten und die Musik überzeugt nicht mehr auf der ganzen Linie. Ob es an den Songs liegt oder Sänger Axel Müller bereits etwas erschöpft ist, weiss ich nicht. Aber irgendwie fehlt es an Kraft und Spannung. So plätschert der Schluss des Auftritts vor sich hin und kann nicht an den starken Beginn anschliessen.
Kobra and the Lotus
Raphi: Die Mainstage wird nun von Kobra and the Lotus eingenommen und es steht Heavy Metal auf dem Programm. Die Band ist von Beginn an in Bewegung und Sängerin Kobra Paige posiert schön auf die Musik abgestimmt. Leider ist der Bass wieder mal zu laut, weshalb wir uns weit nach hinten begeben müssen, um wenigstens einigermassen vernünftigen Sound zu haben. Mich packt die Musik der fünf Kanadier irgendwie trotzdem nicht und nach der ersten Hälfte räume ich das Feld.
Persefone
Tanya: Der Name klingt interessant, ausserdem kommt diese Band aus Andorra, was man ja auch nicht allzu häufig sieht und so beschliessen wir uns das anzuhören. Vom ersten Song an finde ich das Ganze eher ein Durcheinander als sonst was. Ich habe das Gefühl, dass die Musiker ihre Instrumente zwar durchaus beherrschen – besonders die Gitarristen sind sehr stark, aber die Band kaum zusammen spielt. Ich kann mich überhaupt nicht zurechtfinden in der Musik und so beschliesse ich etwa nach der Hälfte des Konzerts, auf Futtersuche zu gehen.
Blues Pills
Raphi: Eines vorneweg: die Musik der Band Blues Pills finde ich zwar ganz nett aber zu blueslastig und zu stark in den Sechzigerjahren verankert. Was die Schweden aber hier auf der Bühne zeigen, ist so energiegeladen und mitreissend, dass es sich wirklich lohnt sie einmal live zu sehen. Eröffnet wird die von kristallklarem Sound begleitete Show mit der aktuellen Single „Lady in Gold“. Von Beginn weg ist vor allem Sängerin Elin Larsson unglaublich aktiv und ständig in Bewegung. Das ändert sich auch bei „High Class Woman“ und „Devil Man“ kein bisschen. Vom Publikum wird besonders das Jefferson Airplane-Cover „Somebody to love“ mitgesungen und überall sieht man mitwippende Silhouetten. Die Kombination des Backdrops mit farbigem Licht erzeugt ganz unterschiedliche Stimmungen und hat einen starken Retro-Touch. Im Verlauf des Auftritts gibt es für meinen Geschmack dann allerdings zu viele und zu lange Soli, die dann und wann eher an eine Jam Session erinnern. So bleibt mir nur zu sagen: ein starker und äusserst energiegeladener Auftritt mit zu viel Blues für mich.
Bömbers
Raphi: Um uns die Zeit zu vertreiben schauen wir noch rasch auf der zweiten Bühne vorbei bei Lemmy ääh Abbath ääh den Bömbers natürlich. Ich bin echt überrascht, wie sehr Abbath nach Lemmy klingt. Den Crabwalk pardon Demonwalk kann er aber auch in dieser Inkarnation nicht ganz lassen. Der Auftritt ist kraftvoll und energiegeladen, was den vielen Leuten vor der Bühne und der guten Stimmung nach das Publikum ebenfalls so empfindet. Genau der richtige Zeitvertrieb für Zwischendurch.
Opeth
Tanya: Bereits zum sechsten Mal spielen Opeth aus Schweden an den Metaldays. Ihre Musik ist eine alte Liebe von mir. In den progressiven Melodien, die mit Death Metal und etwas Black Metal getränkt sind, kann ich mich einfach nur in der Musik verlieren. So freue ich mich natürlich sehr, sie wieder hier sehen zu können. Vor drei Jahren war ich am Metaldays Konzert von Opeth dabei, da war ihr Set eher ruhig. Ich selber war begeistert, weil ich auch diese Songs sehr gut kenne, aber hatte von vielen Seiten gehört, dass es langweilig und zu wenig „headbangbar“ gewesen sei.
Dieses Jahr haben die Schweden set-mässig alles richtig gemacht! Sie fangen gleich mit „Sorceress“ an, das neben in paar feinen Passagen vor allem schnell und laut ist. So geht es für den Rest des Konzerts weiter. Man kann headbangen und es gibt sogar einen (kleinen) Moshpit. Leider müssen die Künstler nach etwa einem Drittel des Konzerts wegen technischen Problemen über eine halbe Stunde pausieren. Die Wartezeit wird aber durch tolle Soli von Gitarrist Fredrik Åkesson verkürzt. Schlussendlich muss Frontmann Mikael Åkerfeldt mit der zweiten Gitarre von Fredrik Åkesson weiterspielen, was er aber einwandfrei schafft. Bei Songs wie „Ghost of Perdition“, „Heir apparent“ oder „The Drapery falls“ kommt auch das technische Können und die Präzision von Opeth wunderbar rüber und es macht Spass den Jungs bei ihrem „Handwerk“ zuzusehen
Als sie dann zum Schluss noch das 18-minütige „Deliverance“ anstimmen, ist für mich mein Festival Highlight perfekt!
Sólstafir
Raphi: Wer sich mit isländischem Metal beschäftigt, kommt nicht an Sólstafir vorbei. Ab CD hat mich die Musik der vier bis jetzt nie wirklich gepackt, also schauen wir mal, wie das ganze live so wirkt. Der Platz vor der Bühne ist bis nach hinten proppenvoll. In stimmungsvolles blaues Licht gehüllt beginnt die Show mit „Silfur-Refur“ vom aktuellen Album. Die Band kreiert eine unglaubliche Atmosphäre, die beinahe greifbar ist. Das Publikum steht wie gebannt da und lauscht den Klängen, die intensiv und eindringlich sind und die kargen isländischen Landschaften vor dem inneren Auge vorüberziehen lassen. Leider ist der Bass viel zu laut und dröhnt extrem. Zum Glück bemerkt Frontmann Aðalbjörn Tryggvason das und fordert den Mischer auf, den Bass leiser zu drehen. Besten Dank, geht doch. Dann steht einem fesselnden Auftritt nichts mehr im Wege. Obwohl sich die Band nur wenig bewegt, ist die Energie auf der Bühne spürbar. Vor „Necrologue“ hören wir eine nachdenkliche kurze Ansprache, die auch den drei lustigen Typen, welche eine Moshpit starten wollen, begreiflich macht, dass so etwas hier völlig deplatziert ist. Bei „Fjara“ und abschliessend „Goddess of the Ages“ klettert Aðalbjörn schliesslich dann doch auf die Absperrung des Bühnengrabens und läuft von den Fans gestützt hin und her. Der eindrückliche Auftritt ist ganz klar mein Tageshighlight.
Fotos Metaldays Tag 5 (Friedemann)
Freitag, 28. Juli 2017
Tears of Martyr
Raphi: Der heutige, letzte Tag startet mit Gothic Metal und die Rolle des Openers übernehmen Teras of Martyr. Vor der zweiten Bühne stehen so wenig Leute wie bisher bei keiner anderen Band (inklusive denjenigen auf der Newforces Stage), doch die Spanier lassen sich nicht aus dem Konzept bringen und ziehen ihr Ding durch. Der erste Song „Golem“ wirkt noch zu wenig überzeugend, aber nach und nach finden die drei Herren und die Frontdame den Draht zueinander. Ab dann kann das Quartett überzeugen und es erscheinen einige neugierige Nasen mehr. Das Highlight des Auftritts ist ganz klar „Mermaid and Loneliness“, das von Sängerin Berenice Musa ganz ohne Begleitung angestimmt wird und sich nach und nach langsam aufbaut zu einem epischen und kraftvollen Song. Die gesangliche Leistung ist beeindruckend, aber auch die Instrumentalfraktion ist lobend zu erwähnen. Ein toller Einstieg in den letzten Festivaltag.
Tyrmfar
Raphi: Auf der Newforces Stage bezieht eine Band Stellung die aus der Schweiz kommt, genauer Sion. Es handelt sich um Tyrmfar, die uns die nächste halbe Stunde mit ihrem Black/Death Metal unterhalten. Anscheinend sind einige Fans angereist, denn der kleine Platz vor der Bühne ist verhältnismässig gut gefüllt. Die Band macht ihre Sache gut, es ist jedoch ziemlich offensichtlich, dass ihre Stärken im Black Metal und weniger im Death Metal liegen. Erstere Parts sind angenehm zu hören, letztere allerdings können mich nicht restlos überzeugen. Alles in allem aber ein solider Auftritt, der durchaus Potential offenbart.
Grand Magus
Raphi: Grand Magus aus Schweden haben den Ruf, eine starke Live Band zu sein. Aus diesem Grund nutze ich die Gelegenheit und schaue mir den Auftritt des Dreiergespanns auf der Hauptbühne an. Ein bombastisches Intro sorgt für die passende epische Einstimmung und es sind bereits jetzt viele zum Himmel gereckte Fäuste auszumachen. Als erste Grand Magus-Sprechchöre ertönen lässt es sich JB Christoffersson nicht nehmen und feuert die Fans noch mehr an. Obwohl sie nur zu dritt sind, schafft die Band es, einen richtig druckvollen Sound zu erzeugen, der zum Headbangen einlädt. Bewegungstechnisch ist dabei nicht wirklich etwas los auf der Bühne. Nach einer Dreiviertelstunde wird die Musik dann doch recht eintönig, wobei „Hammer of the North“ zum Schluss nochmals etwas mitreisst und vom Publikum kräftig mitgesungen wird.
Equilibrium
Raphi: Auf Equilibrium scheinen viele Besucher gewartet zu haben, denn das Feld vor der Bühne ist sehr gut gefüllt, als die fünf deutschen Epic Folk Metaller mit ihrer Show loslegen. Das Publikum ist total in Feierlaune und geht vom ersten Ton von „Prey“ an ab. Je länger die Show dauert, desto klarer wird jedoch, dass die Zuschauer weniger mit der Band als viel mehr für sich feiern. Sänger Robse scheitert immer wieder bei seinen Versuchen, das Publikum zu Equilibrium-Rufen oder Ich-kann-euch-nicht-hören-Spielchen zu motivieren. Sein Auftritt ist ausserdem ziemlich selbstgefällig und ruft bei mir nicht wirklich Sympathie hervor. Trotzdem gibt es viel Pogo vor der Mainstage, alles hüpft herum oder rudert zusammen. So leben Publikum und Band etwas aneinander vorbei. „Waldschrein“ und der Klassiker „Unbesiegt“ stechen dabei heraus, hier machen die Zuschauer noch etwas mehr Dampf als beim Rest. Mein persönlicher Favorit aus dem Set ist „Blut im Auge“, das von der Band sauber gespielt wird, jedoch unter dem aus meiner Sicht schlechten Gesang leidet. Unter dem Strich nicht das beste Konzert heute, dem Publikum ist es aber schlicht und einfach egal.
Pain
Tanya: Industrial Metal mit Electronic zu mischen, kann ein sehr interessantes Projekt sein. Ich muss aber zugeben, mich packt es nicht so. Als „Hintergrundmusik“ zu Gesprächen, etwas zu essen und einem Bier ist es aber ganz angenehm.
Heaven Shall Burn
Raphi: Nun ist es also nach fünf Tagen soweit und mein letztes Konzert beginnt. Die Ehre gebührt Heaven Shall Burn, die mir zwar ein Begriff sind, die ich aber noch nie live gesehen habe. Das Bühnenbild ähnelt einer Fabrik mit diversen Rohren, Ventilatoren und Luftschächten und überall sind Warnungen vor Radioaktivität angebracht. Und aktiv ist das Quintett aus Deutschland auch auf der Bühne. Die Truppe wirkt sehr homogen und die ganze Show ist einfach wie aus einem Guss. Für die Berichterstattung trübt nur ein ganz winzig kleines Manko das Gesamtbild und zwar ist Marcus Bischoff bei der Nennung der Songtitel unglaublich schwer zu verstehen und ich kenne die Songs zu wenig, um sie zu erkennen. Deshalb bekomme ich nur mit, dass „Voice of the Voiceless“ ziemlich am Anfang gespielt wird, irgendwann „Hunters will be hunted“ dran kommt und gegen Ende hin „Endzeit“ zum Besten gegeben wird. Aber vor der Bühne trübt das die Stimmung kein bisschen. Das Publikum geht voll ab und wir tragen Crowdsurfer um Crowdsurfer zeitweise im Sekundentakt nach vorne und sind uns einig: nach 20 getragenen Crowdsurfern hat man einmal selber tragen lassen zugute. Wer sich nicht auf Händen tragen lässt, stürzt sich in den permanent vorhandenen Circle Pit. So Kreisfreudig wie die Fans sind, sollte die Band eigentlich Heaven shall turn heissen. Bevor sich der Abschluss langsam ankündigt werden zudem zwei Walls of Death veranstaltet. Die Band fährt gutgelaunt und motiviert nochmals alles auf, um die Leute zum Headbangen zu bringen. Pünktlich um Mitternacht ist schliesslich Schluss und Heaven shall Burn haben die Metaldays würdig beendet.
Fotos Metaldays Tag 6 (Friedemann)
Schlusswort
Tanya: Auch dieses Jahr war es wieder ein wunderschönes Festival. Sich zwischen tollen Konzerten in der kalten Soča (Anm. Raphi: und noch kälteren Tolminka) abkühlen, einfach mit Freunden auf dem Zeltplatz ein oder mehrere Bierchen trinken und dabei in so einer einzigartig schönen Umgebung zu sein, ist perfekt!
Auch sind die Zeltplätze relativ angenehm und nicht allzu überfüllt und man merkt eigentlich nicht, dass über 10000 Leute da sind. Dieses Jahr waren (meines Wissens) zum ersten Mal auch die warmen Duschen gratis. Wenn man nicht gerade am Morgen, wenn alle aufstehen, duschen gehen will, dann muss man nicht allzu lange anstehen.
Ein riesiges Kompliment gilt auch der Verpflegung. Es gab eine grosse Auswahl an verschiedenstem Essen. Da konnte jeder etwas Leckeres finden. Zwar waren die Preise etwas höher auf dem Festivalgelände aber wer günstig essen wollte, musste einfach in den „Hofer“ gehen und, wie es auch viele gemacht haben, beim Camp grillieren.
Bis im nächsten Jahr!