Etliche Nackenwirbel vermisst! – so lief die 23. Ausgabe des P:S:O:A
Das Party.San Open Air in Schlotheim ist definitiv ausschliesslich etwas für die ganz harten Kerle unter den Metallköpfen. Im Fokus stehen hauptsächlich die Stile Black, Death und Thrash Metal. Leider war der Wettergott der diesjährigen Festivalausgabe nicht gerade sonderlich wohl gesonnen. Wie meine Premiere als «Partysane» bei Regen und Wind abgelaufen ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Bericht.
Wirklich viel Zeit für die Erholungsphase nach Wacken habe ich nicht. Nach drei Tagen im heimischen Bettchen heisst es bereits wieder Taschen packen und abdüsen. Die Reise geht erneut ins Gebiet unseres grossen Nachbarn. Ziel ist das Städtchen Schlotheim im Bundesland Thüringen. Seit 2011 findet auf dem ortsnahen Flugplatz das Party.San Metal Open Air statt. Problemlos komme ich in den Besitz des Presseausweises und fahre dann zusammen mit meinen beiden Kollegen rüber zum normalen Campingplatz. Da sie keine Journalisten sind, möchte ich meine Zeit logischerweise nicht alleine auf irgendeinem VIP-Plätzchen verbringen und schliesse mich ihnen an. Aber in Sachen Akkreditierung hat effektiv alles hervorragend geklappt. Diesbezüglich schon mal ein erstes Dankeschön in Richtung des OK-Teams.
Das Gelände erinnert mich stellenweise stark an dasjenige des Greenfield Festivals in Interlaken. Lediglich das schöne Bergpanorama fehlt. Das P:S:O:A findet in einem eher familiären Rahmen statt. Rund 10‘000 Besucher pilgern jährlich zum Flugplatz Obermehler. Nach dem gigantischen Wacken Open Air erleide ich hier somit fast einen kleinen Kulturschock. Ehrlichgesagt kommt mir diese Abwechslung allerdings ganz gelegen. Der Zeltaufbau verläuft ohne Schwierigkeiten. Einzig unsere Nachbarn scheinen einen etwas gewöhnungsbedürftigen und nicht zwingend zur Veranstaltung passenden Musikgeschmack zu haben. Unglücklicherweise findet man solche „Hobby-Ballermann-Gruppen“ heutzutage beinahe auf jedem Festival. Deshalb verlassen wir unser Basis-Lager und statten der Metal-Disco in der Tentstage einen Besuch ab. Mit ein paar Bierchen und dem passenden Abend lässt sich solch ein Abend doch optimal ausklingen. Auf der Tanzfläche toben bereits die ersten Moshpits – und das, obwohl noch gar keine Band gespielt hat! Wir Metalheads sind schon ein verrücktes Völkchen. Insgeheim würde ich mir aber eigentlich auch hierzulande ein paar Diskotheken mit metallischem Musikprogramm wünschen (Anm. von pam: Dafür gibt’s doch die Metal Masters in der Amboss Rampe 😉 .
Nach den Feierlichkeiten geht’s zurück in unser Hauptquartier. Der Schlafsack wartet schon. Der morgige Tag könnte bereits äusserst intensiv werden. Somit steht jetzt das Aufladen der eigenen Batterien auf dem Programm. Leider gestaltet sich das Einschlafen aufgrund der Schlager-Orgie von nebenan etwas mühsam. So wird das natürlich nix mit der guten Nachbarschaft…
Donnerstag 10.08.2017 – Fieser Regenschauer versaut Headliner-Shows
Und dann kommt der nächste Morgen. Ausgeschlafen sind wir nicht wirklich. Die lieben Nachbarn haben noch lange weitergefeiert und sind offenbar sehr stolz auf ihre musikalischen Entgleisungen. Aber egal, wir lassen uns davon nicht aus der Ruhe bringen. Im Frühstückszelt gibt’s ein leckeres Rührei und je nach Bedarf Kaffee oder Tee. Anschliessend latschen wir zurück zu unserem Camp und schlagen bis in den Nachmittag hinein die Zeit tot.
Night Demon
Um 15.30 Uhr finden wir uns vor der Mainstage des P:S:O:A ein. Endlich wird das Festival nun auch in Sachen Bands offiziell eröffnet. Den Auftakt macht das Trio Night Demon aus den Staaten. Mit ihrem Heavy Metal zählen sie an diesem Festival eindeutig zu den Exoten. Als Liebhaber diverser Metal-Genres habe ich damit allerdings kein Problem. Und damit scheine ich offenbar nicht alleine da zu stehen, denn es haben sich bereits einige Besucher vor der Bühne eingefunden. Die Jungs legen eine solide Eröffnungsshow aufs Parkett. Dumm nur, dass Armand John Anthonys Saitenkönigin ausgerechnet beim Iron Maiden-Cover «Wasted Years» den Geist aufgibt. Die Truppe lässt sich davon allerdings nicht beirren und macht nach Behebung des Problems souverän weiter. Für Unterhaltung sorgt zudem ein als Gevatter Tod verkleideter Typ, der während eines Songs über die Bühne huscht.
Azarath
Danach ist es mit der Ruhe definitiv vorbei. Jetzt übernehmen unüberhörbar die ganz härten Klänge und Melodien das Kommando. Dafür verantwortlich ist die aus Polen stammende Death/Black Metal-Combo Azarath. Gitarrist und Bassist kreischen sich in unterschiedlichen Stimmlagen die Seele aus Leib, während im Hintergrund der Drummer seine Schiessbude begeistert misshandelt. Leider ist auf den offiziellen Seiten nicht wirklich ersichtlich, wer gerade aktuell zu den Live-Mitgliedern der Band zählt. Somit halte ich mich mit den Namen lieber etwas zurück. Gefallen finde ich an dem Dargebotenen aber allemal.
Lucifericon
Glücklicherweise kommt von der Mainstage überaus rasch zur Tentstage. Eine durchaus praktische Angelegenheit. Im Zelt treten nun die holländischen Todesmetaller Lucifericon auf. Wirklich aus den Socken hauen mich die Herrschaften allerdings nicht. Eventuell liegt das teilweise aber auch an der nicht gerade sonderlich überragenden Soundqualität. Da der Auftritt lediglich 25 Minuten dauert, ist das Ganze trotzdem irgendwie noch aushaltbar.
Misthyrming
Und wieder zurück zur grossen Bühne. Ich habe den leisen Verdacht, dass wir diesen Weg heute noch einige Male in Angriff nehmen werden. Die Isländer von Misthyrming setzen auf verdreckte Gesichter und Klamotten. Zum ersten Mal am heutigen Tag kommen Pyroeffekte zum Einsatz. Diese untermauern die energiegeladene Show der Schwarzmetaller. Der Masse scheint’s zu gefallen und die Insulaner werden mächtig abgefeiert. Diesen brodelnden, isländischen Vulkan sollte man definitiv auf dem Zettel haben.
Pighead
Gnadenlosen Brutal Death Metal ballern uns anschliessend Pighead im Zelt um die Lauscher. Der voll tätowierte Philipp Heckel quickt zum Teil tatsächlich wie ein abgestochenes Schwein ins Mikro. Sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber in diesem Masse trotzdem noch auszuhalten. Nach den ersten zwei Songs entledigt er sich seines blauen Hoodies. Aufgrund der steigenden Hitze im rappelvollen Zelt ist dies absolut nachvollziehbar. Das Publikum befindet sich sowieso in Ekstase. Angetrieben von der aggressiven Mucke entstehen ein paar wilde Circle Pits.
God Dethroned
Draussen geht’s weiter mit der nächsten Truppe aus Holland. Seit ihrer Reaktivierung vor drei Jahren treiben God Dethroned wieder ihr Unwesen auf den Konzertspielstätten dieser Welt. Auch das Party.San-Festival kommt nun in den Genuss eines Auftritts der Death/Thrash Metaller. Eine sehr solide Geschichte mit ausgiebigem Einsatz von Pyroeffekten. Gefällt mir sehr gut. Ich würde mir die Truppe ohne zu zögern wieder einmal ansehen.
The Lurking Fear
Haben At The Gates ihren Frontmann Tomas Lindberg etwa im letzten Jahr in Schlotheim vergessen? Nicht ganz. Der Trucker Cap-tragende Sänger kehrt 2017 freiwillig und mit seinem neusten Projekt The Lurking Fear aus freien Stücken zurück auf das P:S:O:A. Die zu Anfang auftauchenden Soundprobleme werden glücklicherweise ziemlich rasch behoben. Anschliessend zerlegen die Schweden mit vollem Elan die Zeltbühne. Der Funke scheint auch auf das Publikum überzuspringen. Einige Chaoten gehen mir jedoch beinahe etwas zu übermotiviert ans Werk. Das versetzt der ansonsten ausgezeichneten Stimmung blöderweise einen kleinen Dämpfer.
Darkened Nocturn Slaughtercult
Nach einer ausgiebigen Ess- und Trinkpause stehen wir gerade rechtzeitig für den Gig von Darkened Nocturn Slaughtercult. Eine gespenstische Gestalt in weissem Kleid betritt das Spielfeld und geht vor einem grossen Petruskreuz in die Knie. Danach dreht sich die mit einer Gitarre bewaffnete Braut um, tritt ans Mikro heran und krächzt furchteinflössende Black Metal-Klänge hinein. Nach einer Weile entledigt sie sich schliesslich ihres Schleiers und zum Vorschein kommt ein mit Corpsepaint bedecktes Gesicht und eine verflucht lange Haarpracht. Zweifelsohne eine atemberaubende Erscheinung. Trotzdem vermag uns der Auftritt nicht wirklich zu überzeugen und kehren dem Geschehen etwa in der Hälfte des Sets den Rücken.
Dawn Of Disease
Für die letzte Show des heutigen Tages auf der Zeltbühne sind die Melodic Death Metaller Dawn Of Disease zuständig. Vor sechs Jahren waren sie das letzte Mal auf dem Part.San Open Air zu Gast. Ihre neue Scheibe «Ascension Gate» soll morgen rauskommen. Sänger Tomasz Wisniewski erklärt den Fans allerdings mit einem Augenzwinkern, dass eventuell bereits heute ein paar Kopien an den Merchandise-Ständen erhältlich sein könnten. Danach beglücken die Deutschen das gut gefüllte Zelt mit einer gelungenen Show.
Urfaust
Kurz vor dem Urfaust-Gig erweist sich der Wettergott als echter Spielverderber und lässt den Himmel Bäche weinen. Blitze sind ebenfalls zu sehen. Somit lassen wir auch gleich die Auftritte von Overkill und Abbath sausen und flüchten schleunigst zurück in unser Hauptquartier. Ziemlich durchnässt wechseln wir in unserer Festivalbehausung zuerst einmal die Klamotten und flüchten danach direkt in unsere Schlafsäcke. Schliesslich möchten wir die restlichen Tage ja nicht mit einer Erkältung in Angriff nehmen.
Fanzit Donnerstag
Ein mehrheitlich gelungener Start in das musikalische Programm meines ersten Party.San Open Airs. Bereits an diesem Donnerstag habe ich zahlreiche neue Bands kennengelernt. In Sachen Organisation haben die Veranstalter alles bestens im Griff. Schade nur, dass die Auftritte von Urfaust, Overkill und Abbath sprichwörtlich ins Wasser gefallen sind.
Freitag 11.08.2017 – Widerstand gegen ungemütliches Festival-Wetter
Beim Verlassen unseres Zeltes begrüssen uns zahlreiche Wolken und ein kühler Wind. Das Wetter ist somit leider nicht wirklich besser geworden. Wo bleiben denn da bitteschön die sommerlichen Festival-Temperaturen? Naja, immerhin habe ich dieses Mal meinen tollen Militärregenschutz dabei. Dieser hat mir ja bereits auf den schlammigen Äckern von Wacken hervorragende Dienste erwiesen. Selbstverständlich hoffe ich trotzdem irgendwie darauf, ihn am heutigen Tag nicht benützen zu müssen.
Demilich
Unsere bunt markierte Running Order führt uns bereits kurz vor 13 Uhr aufs Bühnengelände. Für uns startet der Freitag mit den Finnen von Demilich. Ein Wunder, dass Sänger Antti Boman heute überhaupt auf der Mainstage des P:S:O:A steht. Offenbar wird nämlich zeitgleich sein verstorbener Vater in der Heimat beerdigt. Gemäss Antti hätte Papa aber sicherlich gewollt, dass sein Sohn den Auftritt trotzdem durchziehen solle. Das macht er souverän und ziemlich abgeklärt. Respekt an dieser Stelle! Markant ist zweifelsohne sein Stimmorgan, dass auch schon Vergleiche mit einem rülpsenden Anus über sich ergehen lassen musste. Die Herrschaften wissen nichtsdestotrotz mit ihrem Oldschool-Todes-Metal zu begeistern. Der Frontmann verspricht am Ende zudem, dass sie im Jahre 2060 mit etwa zehn Studioalben im Gepäck zurückkehren werden. Das muss dann wohl finnische Ironie oder so sein.
Demolition Hammer
Was ist denn hier los? Plötzlich versammelt sich beinahe die komplette Party.San-Besucherschaft vor der Hauptbühne. Trotz des verhältnismässig frühen Slots scheinen Demolition Hammer die Massen problemlos mobilisieren zu können. Die 1995 von der Bildfläche verschwundene Truppe gab erst im letzten Jahr wieder einmal ein Lebenszeichen von sich. Bereits nach wenigen Minuten ihres Auftritts ärgere ich mich zutiefst, dass ich die Band nicht schon viel eher auf dem Schirm hatte. Die vier Herren zünden ein brachiales Thrash-Feuerwerk, das unbestritten seinesgleichen sucht. Headbangen wird hier zum absoluten Muss. Somit sind die Amis verdientermassen ein weiteres Highlight des diesjährigen Party.San Open Airs. Hoffentlich tauchen Steve Reynolds und seine Kollegen nicht gleich wieder unter. Dieser geniale Auftritt dürfte von den nachfolgenden Bands kaum zu toppen sein. Für zusätzliches Schmunzeln sorgt ausserdem der exzessive Gebrauch des F-Wortes durch den Frontmann.
Kalmah
Beim darauffolgenden Gig der nächsten finnischen Kapelle ist der Grossteil der schwarzen Masse bereits wieder verschwunden. Kalmah müssen somit mit deutlich weniger Publikum klarkommen. Irgendwie hatte ich den Melodic Death Metal der Mannen rund um Frontschreihals Pekka Kokko ein wenig spritziger in Erinnerung. Da helfen auch Witze über das Wetter nicht wirklich weiter. Bleibt zu hoffen, dass die Sumpfmonster bei unserem nächsten Aufeinandertreffen wieder mehr aufs Gaspedal drücken können.
Vital Remains
Vital Remains-Grunzer Brian Werner glänzt danach bei der Show seiner Truppe mit zahlreichen Ausflügen ins Publikum. Er möchte gleich selbst kontrollieren, dass die Aktivitäten wie Circle Pits und Wall Of Death intensiv und korrekt ausgeführt werden. So oder so sind die Amis kaum zu bremsen und legen mit ihrem Death Metal-Geprügel der alten Schule beinahe die Mainstage in Schutt und Asche.
Uada
Die nächste Band stammt ebenfalls aus den Staaten und hat sich voll und ganz dem Black Metal verschrieben. Uada sind für mich eine weitere Entdeckung dieses Festivals. Die vier Kapuzenmänner beherrschen ihr Handwerk in beeindruckender Manier. Während ihres Sets erzeugen sie eine überaus spezielle Atmosphäre. Ihre Songs zählen eher zu den längeren Kalibern. Dialoge mit dem Publikum finden praktisch keine statt – allerdings ist das in dieser Genre-Ecke ja nicht unüblich.
Moonsorrow
Und abermals Finnland! Das Land der tausend Seen scheint am heutigen Festival-Tag überaus gut vertreten zu sein. Nun sind die Pagan/Folk-Metaller von Moonsorrow an der Reihe. Eigentlich zähle ich zu den stolzen Anhängern dieser Truppe. Heute beweisen sie mir allerdings schonungslos, dass sie als Open Air-Band nicht viel taugen. Da haben mir die Indoor-Auftritte deutlich besser gefallen.
Aura Noir
Das Trio Aura Noir aus Norwegen stellt sich gleich selbst als «the ugliest band in the world» vor. So übel sehen die Herrschaften jetzt allerdings auch nicht aus. Bei der Kombination zwischen Black und Thrash Metal handelt es sich eh um eine spezielle Mischung. Zusätzlich schleichen sich bei dieser Truppe ebenfalls noch ein paar Motörhead-Parallelen ein. Eine gelungene und mitreissende Geschichte.
Vader
Macht Platz für die polnischen Todespanzer! Vader übernehmen nun das Kommando auf der Hauptbühne und spielen sich in gewohnt souveräner Manier durch ihr Set. Ein weiteres Mal ist Peters heiseres Stimmorgan eine echte Wucht. Die Polen sind einer der Hauptgründe für unsere Anwesenheit am diesjährigen P:S:O:A. Und sie enttäuschen nicht. Wettertechnisch ist das Ganze dafür leider wieder ziemlich unangenehm. Doch dieses Mal montieren wir unsere Regenschutz-Klamotten und bleiben brav trocken. Der Panzertrupp auf der Bühne lässt sich von den fallenden Wassermassen eh nicht beeindrucken. Peter meint nur folgendes dazu: «Fuck the rain!».
Nailed To Obscurity
Anschliessend geht’s zum ersten Mal am heutigen Tage hinein zur Tentstage. Nailed To Obscurity aus Deutschland knallen der Masse durchaus empfehlenswerten Todesmetal um die Lauscher. In einem Mix aus rotem und blauem Scheinwerferlicht sind die Musiker auf der Bühne teilweise kaum zu erkennen. Frontmann Raimund Ennenga fragt schliesslich etwas ironisch in die Runde, ob das Zelt jetzt wohl wegen ihnen oder dem Regen so gut gefüllt sei. Wie gesagt, mit dieser Leistung ist ein anständiger Publikumsaufmarsch aus meiner Sicht absolut verdient.
Nile
Beim Rausmarschieren legen wir an einem Getränkestand einen Boxenstopp ein. Doch hierbei handelt es sich um eine ganz spezielle Bar. Hopfentee wird keiner ausgeschenkt. Dafür kommen die durstigen Hobby-Kubaner unter den Besuchern auf ihre Kosten. Jep, hier kann sich tatsächlich einen (oder mehrere) Cuba Libre-Drinks genehmigen. Eine willkommene und offensichtlich gern genutzte Abwechslung. Somit kommt trotz nassem Sauwetter ein wenig Ferienstimmung auf. Rasch geht’s weiter zur Hauptbühne, die bereits von den Jungs von Nile bespielt wird. Der Mix zwischen grobem Death Metal und ägyptischen Melodien findet definitiv Anklang. Unter den Regenmänteln findet jedenfalls ein munteres Headbang-Festival statt.
Dew-Scented
Der letzte Slot im Zelt gehört heute Abend den Herrschaften von Dew-Scented. Die Truppe um Brüller Leif Jensen drückt von Beginn weg auf die Tube. Eine unglaubliche Show! Selbst Wasser auf der Bühne kann die deutschen Thrasher nicht aufhalten. So stark hatte ich sie definitiv nicht in Erinnerung. Nach diesem Abriss wird wohl keine Metal-Disco mehr stattfinden.
Candlemass
Draussen hat der Regen endlich aufgegeben. Den Auftritt der Doom-Helden Candlemass verfolgen wir allerdings nur am Rande. Das erneute Durchstöbern der Markstände geniesst eine höhere Priorität. Trotzdem lässt mich das Dargebotene nicht komplett kalt. Immer wieder wandern meine Augen in Richtung Bühne. Die Schweden können den Black Sabbath-Einfluss in ihren Stücken zweifelsohne nicht leugnen. Hört sich eigentlich gar nicht einmal so schlecht an. Pech hatten sie dagegen gemäss Aussagen des Sängers mit ihren Instrumenten und dem Backdrop. Die seien irgendwie in eine andere Richtung geflogen und in Kopenhagen gelandet. Glücklicherweise haben die Schweden Unterstützung respektive Equipment von den anderen Party.San-Bands erhalten.
Autopsy
Autopsy sind eine grosse Death Metal-Legende und der die Headliner des heutigen Abends. Uns war die Truppe bis anhin kein Begriff. Bemerkenswert ist sicherlich die Tatsache, dass Drummer Chris Reifert auch für den Gesang zuständig ist. Begeisterungsstürme löst das Gezeigte bei meiner Truppe nicht gerade aus. Somit machen wir uns bald einmal auf den Rückweg in unser Lager. Der morgige Samstag wird schliesslich nochmals anstrengend genug.
Fanzit Freitag
Das nasse und kalte Wetter trübt die Festivalstimmung sicherlich ein wenig. Offenbar haben wir uns da ein schlechtes Jahr für unsere Party.San-Premiere ausgesucht. Trotzdem habe ich auch heute wieder einige interessante Bands kennengelernt. Vor allem die beiden Zelt-Gruppen Nailed To Obscurity und Dew-Scented sorgten für ziemlich viel Betrieb. Zum Abschluss liegt mir ein Punkt besonders am Herzen. Heute habe ich einige Paare mit Kleinkindern – ja beinahe noch Neugeborenen – auf dem Festivalgelände herumstolzieren sehen. Wo liegt denn da bitte die Verantwortung? Ich habe absolut nichts dagegen, wenn man den Nachwuchs frühestmöglich an die metallische Musik heranführen möchte. Aber auf einem Festival haben Kinderlein in diesem Alter schlichtweg nichts verloren. So haben weder sie noch die Eltern etwas davon. Babysitter organisieren oder zuhause bleiben wären da eigentlich die klügeren und vernünftigeren Optionen.
Samstag 12.08.2017 – Intensiver Band-Marathon zum Abschluss
Sonnenstrahlen durchdringen gelegentlich die dichte Wolkendecke. Ob’s am letzten Festivaltag doch noch zu einer Wetterverbesserung kommt? Tja das sich wird sich zeigen. Bandtechnisch haben meine Freunde und ich jedenfalls nochmals ein vollgestopftes Programm vor uns. Deshalb begeben wir uns bereits nach dem Mittag ins Bühnengelände. Selbstverständlich darf der obligate Hopfentrunk dabei keinesfalls fehlen.
Mourning Beloveth
Zuerst begegnen wir den Iren von Mourning Beloveth, die unseren finalen Konzerttag mit eher gemächlichen Klängen eröffnen. Die für den Doom Metal typisch langen Stücke beherrscht die Truppe hervorragend. Die gesangliche Arbeit teilen sich Frank Brennan (clear) und Darren Moore (Growls). Der Mikrofonständer des zweitgenannten Sängers hat gar eine noch extremere Position als derjenige von Motörhead-Legende Lemmy Kilmister. Die irischen Musiker verhelfen uns mit ihrer Show zu einem lockeren Auftakt in unseren anstrengenden Konzertmarathon.
Merciless
Denn bereits bei der nächsten Band werden unsere Nackenwirbel wieder ausgiebig gefordert. Die schwedischen Death-Thrasher Merciless machen ihrem Namen alle Ehre und zeigen effektiv keine Gnade. Grund zu feiern gibt’s ebenfalls, denn das Quintett darf mit Stolz sein 30-jähriges Bestehen zelebrieren. Mir wird das Gezeigte mit der Zeit allerdings etwas zu eintönig. Da hatten und haben andere Bands an diesem Festival doch ein wenig mehr PS unter der Haube.
Hades Almighty
Die nächste Gruppe mischt die Stile Black und Pagan Metal zu einem brachialen Gemisch zusammen. Die Rechnung geht auf. Frontmann Ask Ty und seine Kollegen von Hades Almighty legen einen gelungenen Auftritt aufs Parkett. Insbesondere in Sachen Schwarzmetal sind norwegische Bands eh oftmals eine Klasse für sich. Der Herr hinter dem Mikro weist durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Ragnar Lodbrok aus der TV-Serie «Vikings» auf. Eine weitere Band, der ich künftig wohl etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.
Cryptopsy
Brutal/Technical Death Metal – allein schon diese Bezeichnung deutet ganz klar auf munteres Mähne schütteln hin. Doch der Tontechniker macht den Kanadiern Cryptopsy leider einen Strich durch die Rechnung. Grunzer Matt McGachy ist kaum zu hören. Das tun wir uns nicht sonderlich lange an und pilgern schon bald hinüber zu den Marktständen. Die noch übriggebliebenen Euronen wollen unbedingt in düstere Silberlinge investiert werden. Beim Nuclear Blast-Zelt entdecke ich gar die Debütplatte unserer Schweizer Metal-Hexen – den Burning Witches.
Inquisition
Auch bei der nächsten Kapelle hören wir nur kurz rein. Das Pandabären-Duo Inquisition vermochte mich bereits in der Vergangenheit nie sonderlich zu überzeugen. Dagons Stimmorgan ist trotzdem bemerkenswert. Er könnte doch glatt als grusliger Dämonenbeschwörer durchgehen. Über einen längeren Zeitraum hinweg geht einem sein Gekrächze allerdings ziemlich auf den Wecker. Nichtsdestotrotz zolle ich ihm und Incubus dafür Respekt, dass sie zu zweit eine Band aufstellen konnten. Beim blossen Hören fällt einem nämlich gar nicht auf, dass die Herrschaften nur zu zweit auf der Bühne stehen.
Necrophobic
Die nächste Truppe erspielt sich ebenfalls direkt ein Plätzchen in meiner persönlichen Band-Sammlung. Necrophobic haben sich bei der Suche des Bandnamens von einem Slayer-Song inspirieren lassen. Thrash Metal gibt’s allerdings nicht zu hören. Die Schweden setzen viel eher auf eine Combo aus Death und Black Metal. Outfittechnisch passt ebenfalls alles. Nieten soweit das Auge reicht. Trotz der furchteinflössenden Erscheinung huscht den grimmig dreinblickenden Herren ab und an ein Lächeln über die Lippen. Da scheint jemand seinen Job absolut zu lieben.
Vigilance
Anschliessend folgt der für den heutigen Tag erstmalige Ausflug zur Tentstage. Zu bestaunen gibt’s dort nämlich eine Premiere. Zum ersten Mal überhaupt tritt eine slowenische Band am P:S:O:A auf. Zudem sind Vigilance für mich ja gar keine Unbekannten. Im Rahmen meiner Plattenkritik zu «Hammer Of Satan’s Vengeance» (die ihr ebenfalls hier auf unserer Homepage finden könnt) bin ich der Truppe schon einmal begegnet. Leider werde ich auch bei der Live-Darbietung ihres Materials nicht wirklich mitgerissen. Der Versuch der Zusammenführung von Heavy und Black Metal will in den Gehörgängen einfach nicht zusammenpassen. Aufgrund dessen wenden wir uns bereits nach kurzer Zeit wieder ab und verlassen das Zelt.
Insomnium
Auf der grossen Bühne übernehmen die finnischen Melodic Death Metaller Insomnium das Zepter. Im Fokus der Setlist steht nach wie vor das aus einem Monster-Song bestehende aktuelle Album «Winter’s Gate». Irgendwie erreichen die Jungs um Ville Friman allerdings nicht wirklich auf Betriebstemperatur. Den Grossteil des Auftritts verbringe ich sowieso in der Warteschlange vor dem Autogramm-Stand, das glücklicherweise direkt neben der Hauptbühne steht. Die Black Metal-Helden Marduk kritzeln nämlich gerade ihrer Signaturen auf die begehrten Kärtchen. Allerdings tun sie dies mit gewissem Desinteresse. Einige mögen da schon fast von Arroganz sprechen. Tja, das müssen dann wohl diese berüchtigten Black Metal-Allüren sein…
Atomwinter
Zurück im Zelt führen uns Atomwinter aufs Schlachtfeld. Frontmann Oliver Holzschneider ist eine imposante Erscheinung hat gewisse Ähnlichkeiten mit Wikingerhüne Johan Hegg von Amon Amarth. Die Deutschen scheinen so etwas wie Lokalhelden zu sein. Vor der kleinen Bühne wird’s nämlich ziemlich eng. Dank einer fulminanten Show rechtfertigen die Death Metaller diesen Publikumsaufmarsch aber allemal. Das Quartett hat definitiv ordentlich Power.
Desaster
Offenbar bleiben wir gleich bei den Publikumslieblingen. Draussen auf der Hauptbühne zünden die aus Koblenz stammenden Black/Thrash-Metaller Desaster ein waschechtes Feuerwerk. Mit Pyroeffekten wird eindeutig nicht gegeizt. Ich habe schon befürchtet, dass wir heute gar kein Feuer mehr zu sehen bekommen. Basser Odin trägt als einziger Corpsepaint und tanzt damit etwas aus der Reihe. In bester Gene Simmons-Manier streckt er der Masse immer wieder seine Zunge entgegen. Saitenheld Infernal scheint ebenfalls ein geborener Alleinunterhalter zu sein. Zwischen den Songs beweist Frontmann Sataniac nur allzu gerne, dass auch er nicht auf den Mund gefallen ist. Nein, dieser Auftritt ist definitiv alles andere als desaströs. Hut ab vor dieser tollen Leistung!
Possessed
Respekt verdient zweifelsohne auch ein Mitglied der nächsten Gruppe. Aufgrund einer Schussverletzung aus dem Jahre 1990 leidet Possessed-Sänger Jeff Becerra an einer Querschnittlähmung. Deshalb ist er auch heute Abend mit dem Rollstuhl auf der Bühne unterwegs. Doch er beweist uns in exzellenter Manier, dass ihn dieses tragische Ereignis nicht von der Ausübung seines Berufes abhalten kann. Sein Gesang erinnert mich teilweise auch an denjenigen von Lemmy Kilmister. Nichtsdestotrotz dominieren eindeutig die Death Metal-Elemente. Für mich ist es zweifelsohne eine Ehre, solche Legenden des Genres live in Aktion erleben zu dürfen. In dieser Form dürfen uns die Amis gerne noch ein paar weitere Jährchen erhalten bleiben.
Humiliation
Der letzte Tentstage-Slot des diesjährigen P:S:O:A gehört einem weiteren Debütanten. Neben den Slowenen von Vigilance ist mit Humiliation auch erstmals eine Truppe aus Malaysia in Schlotheim zu Gast. Und die asiatischen Todesmetaller sind zurecht in Partystimmung. Gestern ist nämlich ihr neuster Streich «No Escape» offiziell erschienen. Die Jungs brillieren mit einem fulminanten und mitreissenden Auftritt. Abgesehen von Sänger Bear Bee wirken die jungen Musiker noch etwas schüchtern und zurückhaltend. Doch spätestens bei den nicht enden wollenden Zugabe-Rufen des Publikums blühen sämtliche Bandmitglieder vollends auf. Damit haben sie wohl nicht gerechnet. Jep, auch Humiliation sollte man nach diesem schweisstreibenden Gig auf dem Zettel haben.
Marduk
Die Hauptbühne wird auf beiden Seiten von je einem Flugabwehrgeschütz flankiert, wovon eines auf den lieblichen Namen «Esmiralda» hört. Und genau diese beiden haben jetzt ihren grossen Auftritt. Zwei Mal wird in den Nachthimmel geballert. Anschliessend betritt das schwedische Panzerschwadron Marduk die Mainstage. Es folgt eine atemberaubende Headliner-Show. Beinahe unterbrochen schiessen Flammensäulen aus den Fässern vor der Bühne hervor. Drummer Widigs ballert uns eine regelrechte Blastbeat-Salve um die Lauscher. Frontschwein Mortuus krächzt sich währenddessen seine Seele aus dem Leib. Die Schweden lassen definitiv nichts anbrennen. Das heutige Set entpuppt sich als gelungener Querschnitt durch die Diskografie der Schwarzmetaller. Eine fast perfekte Show. Einzig die langen Pausen zwischen den einzelnen Songs mindern den Spielfluss teilweise ein wenig. Ansonsten kann ich den vermeintlich arroganten Säcken allerdings keine Vorwürfe machen.
Triptykon
Uns Schweizern gebührt in diesem Jahr die grosse Ehre, das Party.San-Festival beenden zu dürfen. Geschehen soll dies mit der Triptykon rund um Meister Tom G. Warrior. Doch die Aufgabe ist keine leichte, denn es gilt die mächtigen Morbid Angel zu ersetzen, die ihre Europaauftritte ja aufgrund eines Ausweis- oder Passproblems unglücklicherweise absagen mussten. Zusätzlich wird es für Tom und Co. eine Herkulesaufgabe, die übergeile Marduk-Show zu übertrumpfen. Das gelingt ihnen trotz einigen Bemühungen leider nicht. Zudem nehme ich Triptykon nicht als eigentlichen Headliner, sondern eher als Rausschmeisser-Trupp wahr. Vielleicht liegt das aber auch an der Müdigkeit unsererseits. Der lange Festivaltag hat so seine Spuren hinterlassen. Deswegen entschliessen wir uns, zu unserem Lager zurückzukehren. Mister Warrior und seinen Trupp werden wir hoffentlich sicher wieder einmal irgendwo live erleben.
Fanzit Samstag
Auch am heutigen Samstag haben meine Kollegen und ich wieder einige neue Bands kennengelernt. Speziell Desaster, Necrophobic, Humiliation und Marduk haben bleibende Eindrücke hinterlassen. Meine Party.San-Premiere kann insgesamt als Erfolg bezeichnet werden. Die familiäre Atmosphäre habe ich sehr geschätzt. Organisatorisch hat ziemlich alles hervorragend geklappt. Vielleicht klappt’s in den nächsten Jahren auch komplett ohne die fünfminütigen Zeitüberschneidungen zwischen Haupt- und Zeltbühne. Der Wettergott hatte uns gegenüber ruhig etwas gnädiger sein können. Teilweise waren die Witterungen genauso wie der dargebotene Sound – rau und hart.
2018 findet das P:S:O:A vom 9. bis 11. August statt. Die ersten Acts sind ebenfalls bereits bekannt. Watain, Harakiri For The Sky, Toxic Holocaust, Revenge, Tankard, Benighted und Unanimated werden versuchen, Schlotheim abermals in Schutt und Asche zu legen. Meine Wenigkeit wird der 24. Ausgabe dieser Veranstaltung wahrscheinlich nicht beiwohnen. Eines Tages werde ich aber sicherlich dem Part.San Open Air wieder einen Besuch abstatten. Empfehlenswert ist die ganze Geschichte nämlich definitiv. Black, Death und Thrash Metal-Sympathisanten kommen während dieses Festivals voll und ganz auf ihre Kosten.