Brother Firetribe - Sunbound (CD Cover Artwork)
Fr, 24. März 2017

Brother Firetribe – Sunbound

Hardrock
02.09.2017
Brother Firetribe - Sunbound (CD Cover Artwork)

Gefahr einer Überdosis «Happy Metal»

Was treiben eigentlich die Mitglieder von Nightwish während der aktuellen Pause der Band?

Sängerin Floor Jansen konzentriert sich ganz aufs Muttersein und verbringt möglichst viel Zeit mit Töchterchen Freja und ihrem Partner Hannes Van Dahl, Bassist Marco Hietala wird im Herbst gemeinsam mit den Holländern von Delain auf Tour gehen, Drummer Kai Hahto hat vor ein paar Tagen mit seiner anderen Truppe Wintersun eine neue Scheibe veröffentlicht, Mastermind Tuomas Holopainen arbeitet zusammen mit Troy Donockley ebenfalls an einem neuen Projekt und Gitarrist Emppu Vuorinen feiert 2017 das 15-jährige Bestehen seiner Zweitkapelle Brother Firetribe. Und genau auf diese kommen wir nun etwas genauer zu sprechen. Die Finnen haben am 24. März dieses Jahres ihren vierten Silberling «Sunbound» via Spinefarm Records veröffentlicht. Dieses Werk werde ich für euch in der nun folgenden Albumkritik etwas genauer unter die Lupe nehmen.

DAS ALBUM – «Sunbound»

Der Titel-Track eröffnet die Platte und entpuppt sich dabei als lediglich 95 sekundenlanges Intro. Eingängige Drums und markante Keyboard-Klänge dominieren das Geschehen. Ähnlichkeiten zu den Intro-Soundtracks der TV-Serien «Baywatch» oder «Miami Vice» können nicht von der Hand gewiesen werden. Gute-Laune-Mucke wäre wohl ebenfalls ein passender Begriff. Kurz vor Schluss darf Kollege Emppu dann auch erstmals seine Saitenkönigin streicheln und aufheulen lassen. Die Gehörgänge sind nach dieser Darbietung jedenfalls aufgewärmt und bereit.

Die Finnen geben unter anderem die Truppe Van Halen als grossen Einfluss auf ihr musikalisches Schaffen an. Dies ist bereits zu Beginn des Songs «Help Is On The Way» deutlich zu hören. Melodiöser Rock trifft auf Heavy Metal. Prägend ist effektiv ganz eindeutig das Tastengeklimpere von Tomi Nikulainen. Sänger Pekka Ansio Heino wurde von den Metal-Göttern mit einer glasklaren Stimme ausgestattet und weiss genau, wie er diese einzusetzen hat. Basser Jason Flinck unterstützt ihn ab und zu mit sanften Backing Vocals. Gegen Ende der Nummer ist dann abermals der kleine Mann an der Gitarre gefragt. Grosses Kino, was er da aus einem «Werkzeug» herauszaubert. Mit «Help Is On The Way» gelingt den Jungs ein starker Einstieg in die neue Scheibe.

«Indelible Heroes» wurde offenbar ebenfalls mit einem Spritzer 80er-Jahre versetzt. Scheint eine Spezialität von Brother Firetribe zu sein. Für Freunde der ganz harten Klänge ist die Truppe definitiv nix. Hier stehen Melodie und «Happy Metal»-Attitüde im Vordergrund. Der optimale Sound, um mit Freunden an einem schönen Sommerabend ordentlich abzufeiern. Dazwischen gibt es regelmässig die Soli von Meister Vuorinen zu bestaunen. Brother Firetribe machen schlichtweg Spass.

Das nun folgende «Taste Of A Champion» wurde schon länger zur Single-Auskopplung auserkoren und wurde im Frühjahr 2016 von der finnischen Supermarktgruppe Prisma für eine ihrer Kampagnen benutzt. Somit ist die Nummer in der Heimat der Band ziemlich vielen Menschen bekannt. Offensichtlich hat man sich hier teilweise von den Rocky-Filmen inspirieren lassen. Ein echter «Fight-Song» mit überaus eingängigem Refrain.

Rein in die Zeitmaschine und zurück in die 80er. Der Track «Last Forever» macht’s möglich. Pekka führt uns mit seinem angenehmen Gesang ohne Probleme durch die ganze Geschichte. Die Songs von Brother Firetribe zaubern einem effektiv stets ein breites Grinsen ins Gesicht. Ich frage mich einfach, ob das alles Liedchen sind, die einem auch längerfristig im Gedächtnis hängen bleiben. Einigen unter euch dürfte die Angelegenheit sowieso etwas zu «poppig» sein.

Ein mitreissendes Emppu-Solo eröffnet das anschliessende «Give Me Tonight». Für einmal sind wir etwas flotter unterwegs. Ich persönlich würde mir bei Gelegenheit aber etwas mehr Abwechslung innerhalb der einzelnen Songs wünschen. Ansonsten könnte einem dieses «Gute-Laune-Gedudel» mit der Zeit leider auch etwas auf den Keks gehen. Tipp: Gönnt euch Brother Firetribe am besten in Dosen – und nicht zu viel auf einmal.

«Shock» kommt dagegen wieder etwas ruhiger daher. Pekka kann gesanglich allerdings auch mit Nummern dieser Gattung problemlos umgehen. Immerhin ist hier ansatzweise bereits ein wenig der von mir zuvor gewünschten Variation vorhanden. Aber da geht sicherlich noch mehr.

Zu den nächsten vier Songs könnte ich eigentlich auch die Tastaturkombination «Ctrl + C» und danach «Ctrl + V» betätigen. Es gibt schlichtweg zu viele Ähnlichkeiten zwischen den Nummern. Das heisst nicht, dass diese per se schlecht sind – überhaupt nicht. Aber mangels markanter Abwechslungen oder Überraschungen kann ich hier «Strangled», «Heart Of The Matter», «Restless Heart» und «Big City Dream» schlichtweg nicht je einen einzelnen Abschnitt widmen.

Das ändert sich erst beim letzten Lied des Albums. «Phantasmagoria» ist mit einer Spielzeit von 05:04 Minuten gleichzeitig auch die längste Nummer des Albums. Tendenziell geht es eher gemächlich zu und her. Pekka zeigt sich stimmlich nochmals von seiner besten Seite. Ein schöner und einigermassen versöhnlicher Albumabschluss.

FAZIT

Brother Firetribe scheinen irgendwo in den 80er-Jahren hängengeblieben zu sein. Alleine die Keyboard-Klänge lassen daran keine wirklichen Zweifel aufkommen. Die Songs auf der Scheibe verbreiten zweifelsohne gute Laune und eignen sich deswegen hervorragend für schöne Abende während der Sommermonate. Unglücklicherweise hat eine Medaille immer zwei Seiten. Denn genau dieses «Happy Gedudel» wirkt mit der Zeit doch ziemlich störend und wird den einen oder anderen Hörer nach einer Weile wohl vergraulen. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Ein wenig mehr Abwechslung in den Songstrukturen hätte ebenfalls geholfen. Wie zu befürchten ist, werden nur die wenigsten Tracks dieses Silberlings den Massen im Gedächtnis bleiben.

Allenfalls können mich die Finnen während eines Live-Konzertes eines Besseren belehren und meine kritischen Aussagen Lügen strafen. Brother Firetribe werden nämlich am 01. November zusammen mit ihren Landsleuten von Shiraz Lane im Zürcher Dynamo zu Gast sein. Als Anhänger der finnischen Metal-Musik werde ich diesem Event mit grösster Wahrscheinlichkeit beiwohnen. Vielleicht entfachen die Songs auf «Sunbound» ja live ein kräftiges Feuer.

Reinhören und portofrei bestellen

Trackliste Brother Firetribe – Sunbound

  1. Sunbound
  2. Help Is On The Way
  3. Indelible Heroes
  4. Taste Of A Champion
  5. Last Forever
  6. Give Me Tonight
  7. Shock
  8. Strangled
  9. Heart Of The Matter
  10. Restless Heart
  11. Big City Dream
  12. Phantasmagoria

Line Up – Brother Firetribe 

  • Pekka Ansio Heino – Vocals
  • Emppu Vuorinen – Guitars
  • Tomi Nikulainen – Keyboards
  • Jason Flinck – Bass & Backing Vocals
  • Hannes Pirilä – Drums

Album Review Bewertung

Autor Bewertung: 6.5/10



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02.09.2017
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