Vollgas Rock-Konzert vor überschaubarem Publikum
Nach dem Uli Jon Roth-Gig im Z7 feierte ich an diesem Freitagabend dann auch mein Comeback im Hall Of Fame in Wetzikon. Die Veranstalter eröffneten ihre Herbst-/Wintersaison mit Auftritten der Schweden Devil’s Gun und den Aargauern The Vibes. Insbesondere Erstgenannte drückten ordentlich auf die Tube und vermochten den schwach besuchten Rockschuppen absolut zu überzeugen. Weitere Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Konzertbericht.
Garstiges Wetter! Heute scheint der Himmel andauern zu weinen. So langsam müssen wir uns wohl oder übel damit abfinden, dass der Sommer sich seinem Ende entgegen neigt. Was hilft bloss gegen diese widerlichen Witterungen? Ohne Zweifel ein Hallenkonzert! Deswegen pilgere ich heute Abend mit Vergnügen nach Wetzikon. Die Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem Team des Hall Of Fame ist riesig. Bandtechnisch steht dagegen einmal mehr eine persönliche Horizonterweiterung an. Weder Devil’s Gun noch The Vibes haben es auf mein Radar geschafft. Die Schweden waren allerdings offenbar Anfang Jahr bereits einmal auf Schweizer Boden zu Gast und haben am Ice Rock-Festival für Furore gesorgt. Schauen wir mal, wie die Formkurve am heutigen Abend aussehen wird.
Kurz nach acht trifft mein Grüppchen am Ort des Geschehens ein. Im Vorfeld wurde via Social Media noch notfallmässig nach einem Techniker gesucht. Glücklicherweise scheint man fündig geworden zu sein, sonst hätte die heutige Veranstaltung wohlmöglich abgesagt werden müssen. Der Zusammenhalt der Schweizer Metal/Rock-Community hat ein weiteres Mal ausgezeichnet funktioniert. Nach dem Betreten der Location wird sofort klar, dass die Konzerte auf der kleinen Club-Stage und somit im Fumoir des Hall Of Fame stattfinden werden. Scheinbar rechnen die Veranstalter mit eher bescheidenem Andrang. Hauptschuldiger ist ziemlich sicher das Riverside-Festival in Aarburg. Dort stehen nämlich am heutigen Abend unter anderem Europe und der legendäre Dee Snider auf der Bühne. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass ich meine Wahl nicht bereuen werde.
Ein kurzer Kontrollblick auf die Uhr verrät, dass es bald losgehen wird. Deshalb decken wir uns bei JB (Nein, nicht Justin Bieber) an der Bar nochmals mit eisgekühltem Hopfentee ein. Danach platzieren wir uns vor der Bühne. Wir sind bereit. Lasset den Konzertabend beginnen!
THE VIBES
Das Aargauer-Trio Mojo, Mat und Hede eröffnet Punkt 21 Uhr den musikalischen Teil des Abendprogramms. Zu hören bekommt das Publikum eine Mischung aus Hard Rock, Southern Rock und klassischem Rock ‘N’ Roll. Wie soll’s denn bitte sein? Ehrlich und mitten die Kauleiste! Das gelingt den drei Kollegen ausgezeichnet. Die instrumentalen Parts funktionieren tadellos. Aber leider wirkt der Gesang etwas blass. Das liegt allerdings überhaupt nicht am Frontmann, denn dieser ist – genauso wie die anderen beiden Bandmitglieder – mit vollem Einsatz bei der Sache. Das Problem ist viel mehr die Lautstärke. Mojos Mikro ist zu leise eingestellt. Dummerweise wird dies während des restlichen Gigs nicht korrigiert. Dies bleibt jedoch der einzige Makel eines ansonsten gelungenen Auftritts. Freunde von ehrlichen, harten Riffs sollten sich The Vibes unbedingt einmal zu Gemüte führen. In Sachen CDs wäre nämlich genügend Futter vorhanden.
DEVIL’S GUN
Nach einer kurzen Pause wird es um 22.15 Uhr schliesslich Zeit für den Headliner des Abends. Mit «Hot Rock City» drückt das Fünferpack aus Schweden von Beginn weg mit unglaublichem Elan auf die Tube. Wehe, wenn sie losgelassen. Markant ist zweifelsohne Frontmann Joakim Hermanssons Stimmorgan. Mit diesem Reibeisen-Gekreische lassen Vergleiche zu Hell Hofer (Bullet) oder Bobby «Blitz» Ellsworth (Overkill) nicht lange auf sich warten. Als musikalische Einflüsse geben die Jungs Airbourne, Accept und Motörhead an. Auch das ist definitiv deutlich hörbar. Bereits mit dem dritten Track ehren die Teufelsknarren ihr deutschen Vorbilder. Ihre Version von «Balls To The Wall» empfinde ich als äusserst gelungen. Aber auch das eigene Material der aus Växjö stammenden Rocker vermag zu überzeugen. Hauptsächlich kriegen die heute anwesenden Gehörgänge Nummern vom Debüt-Silberling «Dirty ‘N’ Damned» serviert. Exakt so hat cooler Rock ‘N’ Roll zu klingen. Das Ding werde ich mir anschliessend am Merchandise-Stand holen – zumindest habe ich das soeben beschlossen.
Die nächste Ehrung einer Ikone folgt schon bald. «Bomber» ist eine der zahlreichen Motörhead-Überhymnen. Devil’s Gun holen sich dazu direkt Verstärkung aus dem Publikum auf die Bühne. Das Mädel entpuppt sich als Mary Dale – ihres Zeichens Frontröhre bei den Zürcher Hardrockern Ørefik. Ohrfeigen braucht das Publikum keine. Es mögen zwar nicht viele den Weg nach Wetzikon in Angriff genommen haben, aber wenigstens macht diese Delegation vorbildlich mit – und zwar während des gesamten Konzerts. Durstig scheinen die Jungs ebenfalls zu sein. Insbesondere die Gitarren- und Bass-Fraktion bestehend aus Philip Nilsson, Jonatan Lavesson und Oliver Emanuelsson vernichtet problemlos den Inhalt von so mancher Dose oder Flasche. Passend dazu beenden die Jungs ihre energiegeladene Show mit dem Song «More Alcohol».
FAZIT
Für mich ist die heutige Geschichte ganz klar ein gelungenes Comeback im Hall Of Fame. Wieder einmal habe ich zwei hammermässige Bands kennengelernt. Beide sind Feuer und Flamme für die Rock-Musik und verstehen es auch, dies auf der Bühne umzusetzen. Als negative Punkte kann ich effektiv lediglich der zu leise Gesang bei The Vibes und der schwache Publikumsandrang nennen. Insbesondere den Teufelsknarren hätte ich etwas mehr Aufmerksamkeit gegönnt. Aber nach dieser tollen Leistung ist das nächste Gastspiel auf Schweizer Boden sicherlich bloss eine Frage der Zeit.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – The Vibes
- Sex Type Thing
- Pussy Lover
- Standing At Your Own Grave
- Shout It Out
- Road Movie
- Time To Live, Time To Die
- Lone Gunman
- Bad Ass
- Bed Rebel
- Bad Boogy
- Whiskey, Sex & Rock ‘N’ Roll*
*Zugabe
Setliste – Devil’s Gun
- Hot Rock City
- Sacrifice
- Balls To The Wall (Accept-Cover)
- Born To Lose
- Let ‘Em Ride
- To The Devil
- Midnight Crowd
- Radio Attack
- Queen Of Destruction
- Bomber (Motörhead-Cover)
- Dirty ‘N’ Damned
- Lights Out
- Break The Ice
- Spitfire
- Alligator Fuckhouse
- Run Through The Night
- More Alcohol*
*Zugabe