Nach dem Schlamm kommt die Dürre!
Nach einer 9-tägigen Rock The King- und Wacken Open Air-Reise, welche an beiden Orten eher feucht und schlammig verlaufen war, zog es mich vom 8. bis 12. August an die ostspanische Küste. Genauer gesagt nach Villena in der Provinz Alicante, leicht im Landesinneren gelegen.
Dort fand nämlich zum 11. Mal das Leyendas del Rock, eines der grössten Metal Festivals in Spanien, statt. Wie man mit der ungewohnten Hitze und Dürre umgeht, was an spanischen Festivals so alles anders ist und wie gut die Konzerte waren, erzähle ich euch in diesem Bericht!
Dienstag: Anreise, Campingplatz und Umgebung
Dank Flugzeug sind wir sogar schneller auf dem Gelände als auf dem heiligen Acker in Wacken. Nach zwei Stunden Flug und circa einer Stunde Busfahrt befinden wir uns im netten Städtchen Villena. Nach einem kurzen Einkauf (Kühlbox und Eis obligatorisch!) stellen wir unsere Zelte unter das schwarze Blachen-Dach des Schatten-Campings. Ja, Schatten-Camping! Für 15 Euro darf man sein Zelt unter die eigens errichteten schattenspendenden Blachen-Konstruktionen stellen. Diese Zusatz-Tickets wurden im Vorfeld für ausverkauft erklärt. Da die Metaleros aber schön brav zusammenrutschen, haben noch mehr Besucher Platz und die Kasse wird wiedereröffnet. Es ist jetzt ein bisschen eng, aber das ist ganz okay. Da wir bereits am Dienstag vor Ort sind und noch keine Bands spielen, erkunden wir die Umgebung. Es gibt verschiedene Geschäfte und Bars (typisch für Spanien), kleine Kinder verdienen sich als Bierverkäufer ein kleines Sackgeld dazu und nach einem kurzen Fussmarsch in die Stadt kann man sich ein Glacé in der lokalen „Heladería“ gönnen. Auf dem Campingplatz selber gibt es neben den offenen Duschen an der Strasse und einigen Food-Ständen nicht viel Interessantes zu sehen. Die kleine Bühne bemerken wir vorerst nicht. Ach ja, da steht noch so ein Stahl-Container mit einem Ticket-Schalter. Zu kaufen gibt es aber nicht Tickets, sondern Plastikgeld…
Spielgeld?
… tatsächlich kann man an diesem Schalter Euros gegen Jetons mit den Werten 1, 2 und 5 tauschen. Der Mann hinter dem Gitter erklärt mir, dass man diese braucht, um sowohl an den Food-Ständen auf dem Campingplatz als auch auf dem Festivalgelände zu zahlen. Wir tauschen also mal 20 Euros in Spielgeld um. Diese Tat erweist sich als absoluter Glücksgriff, denn schon am Mittwoch und dann auch noch den ganzen Donnerstag lang gibt es eine riesige Schlange vor dem Container. Damit sind wir auch schon beim ersten Nachteil. Es würde an eine logistische Meisterleistung grenzen, alle Besucher mit einigermassen humanen Wartezeiten mit den Jetons zu versorgen. Ein weiterer Nachteil: Gekaufte Plastikchips kann man nicht mehr in richtige Euros umtauschen. Man steht also entweder mehrmals für den Umtausch an oder hat am Ende zu viel wertloses Plastik. Vorteile sehe ich in dieser Währung nicht wirklich (okay, keine Noten und keine Cent-Münzen, aber sonst?) und dies ist dann auch schon mein grösster (und einziger) Kritikpunkt an den Veranstalter: Wieso dieses unnötige Spielgeld?
Mittwoch: Amon Amarth für 5 Euro
Im Vorverkauf kostete das 4-Tages-Ticket 99 Euro, am Schalter sind es derer 110. Einzelne Tagestickets für Donnerstag bis Samstag kann man für 62 Euro erwerben. Der Mittwoch? Gilt als Warm-Up Day und kostet nur 5 Euro. Headliner ist Amon Amarth. Nicht schlecht! Beim Mini-Spaziergang (tatsächlich nur ein paar hundert Meter) vom Zelt zum Eingang stellen wir fest: Die Spanier sind gierig! Gierig nach Musik, gierig nach Festival. Aber vor allem gierig nach Amon Amarth: Ein Blick auf die Bandshirts verrät: die grosse Mehrheit ist der Wikinger wegen angereist. Wir sind also gespannt, ob die Schweden das hohe Niveau ihres Wacken-Auftritts halten können…
Aber erst einmal ist jetzt eine Metallica Tribute Band an der Reihe. Namen hat sie keinen, auch auf dem Line-Up werden sie Metallica Tributo genannt. Vom Stil her erinnert die Musik nicht wirklich an Metallica, auch wenn sie ausschliesslich deren Songs spielen. Sie spielen anders… Es ist nicht ganz einfach zu definieren, was genau anders ist, aber irgendwie ist es anders. Spass macht ihr Auftritt auf jeden Fall, auch wenn ich mich selber dem Merch-Stand widme.
Während den nächsten Bands verbringe ich meine Zeit am „Mercadillo“. Dieser ist natürlich nicht ganz so gross wie die Metal Markets an grossen deutschen Festivals, aber genauso interessant und ein wenig günstiger. Am Rande verfolge ich die Auftritte der spanischen Violin-Frau Judith Mateo, welche ausschliesslich Coversongs spielt, der Female-Metal-Band Thundermother, der spanischen Thrasher Angelus Apatrida sowie der Dio-Band Last in Line, die grösstenteils aus Ex-Dio-Mitgliedern besteht. Während allen Auftritten, aber vor allem bei den Cover-Bands, scheint vor der Bühne eine gute Stimmung zu herrschen.
British Lion
Pünktlich zu British Lion stehe ich zum ersten Mal vor der Zwillingsbühne. Während die Briten, welche vor allem durch Maiden-Basser Steve Harris bekannt wurden, die Bühne rocken, scheint das Technik-Team noch ein bisschen in Problemen zu stecken. Erst läuft auf der Video-Wand die Werbung weiter. Dies ist schnell behoben, aber einige Kameras scheinen jetzt durch die Vibration der Musik zu wackeln, wodurch das Bild auf dem Screen leider ziemlich verwackelt ist. Ich finde dies nicht weiter schlimm, schliesslich stehe ich genug weit vorne. Während dem ersten Song beginnen einige Regentropfen zu fallen (ja, tatsächlich kann es sogar im August in Villena regnen!). Dies tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, das Publikum ist erfreut ab der Erfrischung. Nach etwa der Hälfte des Konzerts zieht es mich vor die linke Bühne. Schliesslich will ich bei Amon Amarth, zu deren Bandshirt-Armee ich mich übrigens auch zähle, einen guten Platz!
Amon Amarth
Ich kann also noch beim Aufbau des Bühnenbildes des schwedischen Headliners zuschauen. Im Gegensatz zum Wacken-Auftritt besteht dieses nicht aus dem Helm, sondern aus den etwas älteren Drachen, welche von den Musikern jeweils erklettert werden. Auch beim Konzert merke ich dann: Die Wikinger wollen ihre Konzerte variieren. Die vielen in Wacken nicht gespielten Songs lassen sich wahrscheinlich vor allem mit der längeren Spielzeit in Villena erklären. Trotzdem bekommt der Auftritt einen ganz anderen Charakter. Auch wenn viele Ansagen von Johan gleich oder ähnlich sind (inklusive einem deutschen „Was?“-Versprecher), scheint die Setliste abwechslungsreicher. Was mir ebenfalls besonders Spass macht und die Erfahrung aus anderen spanischen Festivals bestätigt, ist das Verhalten der spanischen Metalheads während Konzerten. Der typische Metalero grölt bei Chören noch lauter mit, und diese nehmen sowieso ganz andere Ausmasse an. Insbesondere Gitarren-Riffs werden oft mitgegrölt (und zwar nicht nur die ganz typischen und eingängigen). Vielleicht liegt dies daran, dass die Spanier weniger der englischen Sprache mächtig sind als die Deutschen und die Schweizer. Ausser bei ganz bekannten Lyrics, wie jedem Songtitel oder z.B. dem Refrain von „Twilight Of The Thunder God“, singen die Spanier nämlich nicht wirklich mit. Zumindest ist das meine Auffassung bis jetzt (diese wird sich bei den Power Metal Konzerten noch ändern…). Ich halte fest: Dieser Auftritt der schwedischen Wikinger war eines meiner besseren Amon-Amarth-Konzerte. Die Truppe um Johan Hegg hat dieses Mal wirklich ganze Arbeit geleistet!
Donnerstag: Badi, Piraten und jede Menge Metal!
Am Donnerstag steht erst einmal der zweite Badi-Besuch an. Passt eigentlich nicht wirklich zum Donnerstag, denn ich war jeden Tag in der Badi. Trotzdem gefällt mir der Zeitpunkt, um die Badi ins Spiel zu bringen. Zeitsprung zurück zum Ticketkauf: Auf dem Ticketportal stehen viele verschiedene Tickets zum Angebot. Neben den Ein- und Mehrtagestickets gibt es das bereits erwähnte Schattencamping-Ticket und das Pool-Ticket, welches ebenfalls 15 Euro kostet. Solch ein Angebot kenne ich bereits vom Rockfest Barcelona. Dort steht der Pool aber auf dem Campingplatz und ist im Ticket einbegriffen. Zeitsprung zum Leyendas: Tatsächlich handelt es sich bei dem Pool nicht um ein temporär aufgestelltes Schwimmbecken, sondern um das Freibad von Villena. Es liegt gleich neben dem Festivalgelände (Fussmarsch-Distanz zum Zelt = 5 Minuten) und bietet Platz für mehr als 800 Personen. So viele Metalheads sind aber nie anwesend. Auf jeden Fall handelt es sich um einen gemütlichen Ort, der neben dem Pool auch riesige Grünflächen, mehr oder weniger saubere WCs und einen Food-Stand bietet. Die Wiesen sind eine willkommene Abwechslung zum harten, trockenen und stacheligen Boden auf dem Campingplatz. Diese 15 Euro sind, neben dem Schattencamping-Ticket, ganz klar die am besten investierten 15 Euro am ganzen Festival!
Steve ‚n‘ Seagulls, And Then She Came
Heute heisst es, bereits ein bisschen früher auf den Zeltplatz zurückzugehen, um dann rechtzeitig in die Schlange für Alestorm zu stehen. Der Plan geht auf und wir befinden uns tatsächlich unter den ersten 20 Personen vor dem Haupteingang. Der Platz in der Front Row ist garantiert! Als wir dann aber endlich vor der Bühne stehen, spielen zuerst Steve ‚n‘ Seagulls. Die mittlerweile keineswegs mehr unbekannten Bluegrass-Rocker aus Finnland spielen sich solide und mit massivem Partyfaktor durch ihr Set aus Coversongs, das allesamt aus Klassikern der Metal-Welt besteht. Gleich nach ihrem Konzert verziehe ich mich kurz zur Nebenbühne (meinen Platz in der Front Row lasse ich besetzen). Diese wird nämlich heute von And Then She Came eröffnet. Die deutsche Band mit ihrer koreanischen Sängerin liefert eine super Show und ich frage mich, wieso sie keinen Auftritt auf den Hauptbühnen verdient haben…
Alestorm
Auf jeden Fall bin ich pünktlich für Alestorm zurück. Die schottischen Piraten liefern meiner Meinung nach die partymässigste Party (ja, das muss man so sagen!) des ganzen Festivals. Auch wenn Fronter Christopher Bowes im Gegensatz zu anderen Festivalauftritten zwar darauf verzichtet, die Songs zu bellen, bringen die Heavy Metal Pirates mit einer abwechslungsreichen Setlist und der Party-Abschluss-Combo „Hangover“ und „Fucked With An Anchor“ das ganze Festivalgelände zum ausrasten! Hut ab und Augen auf für die beiden Shows im Oktober in der Schweiz! Gleich anschliessend ans Konzert begebe ich mich zum Meet & Greet von Alestorm. Hierzu gibt es nicht viel zu sagen, das Ganze läuft wie ein typisches Festival-Meet & Greet ab. Unterschrift, Foto, weg! Trotz den strengen Richtlinien und drängenden Securities reicht es innert den 30 Minuten wohl nur etwa einem Drittel der anstehenden Leute für ein Foto. Schade… Aber durchaus verständlich, keine Band hat Freude an einem 90-minütigen Meet & Greet.
Rage, Epica
Nebenan spielen in dieser Zeit Rage. Von weiter weg scheint das Publikum die Deutschen ziemlich zu feiern. Neben der tollen Show können Rage ebenfalls mit ihrem spanischsprechenden Gitarristen Marcos Rodriguez auftrumpfen, der die Menge mit spanischen Ansagen zum Feiern motiviert.
Der Tag vergeht heute dank dem monströsen Line-Up viel zu schnell. Die nächste Band ist bereits Epica. Simone und ihre Jungs geben von Anfang an Vollgas, allerdings stimmt der Sound auf der Seite nicht wirklich. Wir begeben uns ein wenig mehr in Richtung Zentrum, wo sich der Sound schnell verbessert. Was ebenfalls auffällt, ist Simone Simons discokugel-ähnlicher Lidschatten. Ob das jetzt noch zu Epica passt, sei mal dahingestellt… Nach einem soliden Set mit einigen Soundproblemen fällt gegen Ende noch das komplette Licht inkl. Video-Screen aus. Das Publikum reagiert allerdings schnell und rettet die Situation mit unzähligen Feuerzeugen (und den prozentual immer mehr werdenden Smartphone-LEDs). Insgesamt liefern die Holländer eine geniale Show, welche aber leider durch einige technische Probleme ein wenig getrübt wird.
Blind Guardian
Schon folgt der Headliner des Abends. Blind Guardian spielen am Leyendas ihre einzige spanische Festival-Show 2017. Das Publikum scheint richtiggehend auf die deutschen Power Metaller gewartet zu haben. Dies ist einerseits an den unzähligen (trotz vieler anderer Top Bands getragenen) BG-Shirts zu erkennen, andererseits an der Reaktion des Publikums auf das Konzert. Weiter oben habe ich die Mitsing-Künste der Spanier bereits erwähnt. Die zahlreichen Chöre sind sowohl bei Blind Guardian als auch später bei anderen Power Metal Acts wie HammerFall, Rhapsody und Sabaton nicht zu überhören. Da Hansi Kürsch heute Geburtstag feiert, wird natürlich ebenfalls ein „Cumpleaños Feliz“-Chor angestimmt. Hansi dankt mit einer sehr hohen Bühnenpräsenz und einer ziemlich kurzweiligen Show, bei der natürlich alle grossen Hits wie „The Bard’s Song“, „Mirror Mirror“ und „Valhalla“ gespielt werden.
Arch Enemy
Meine letzte Band für heute ist Arch Enemy. Auf die Band um Alissa White-Gluz habe ich mich heute neben Alestorm am meisten gefreut. Die Schweden überzeugen heute mit einem grossartigen Kontakt zum Publikum, aus dessen Kreisen heute alle AE-Jungfrauen als „Enemies“ aufgenommen werden. Dass Alissa einen Song vom kommenden Album ankündigt, dann aber „As The Pages Burn“ gespielt wird, ist ein wenig verwirrend, stört aber nicht weiter. Was eher stört, sind die komischen Pits. Es sind irgendwie keine Circle Pits, aber auch keine Mosh Pits. Es wird zwar gerannt und gemosht, aber Spass macht der Pit dieses Mal leider kein bisschen. Ich drücke mich daher ein wenig weiter nach vorne und geniesse den Rest der Show. Danach heisst es auch schon: Ab ins Bett!
Freitag: Camping Stage, Becher-Recycling und HammerFall
Auch heute steht zuerst ein Besuch in der lokalen Badi an und auch heute müssen wir etwas früher zurück zum Zelt. Denn um 14:00 spielt eine spanische Pantera Cover Band auf der Camping Stage. Diese Bühne befindet sich gleich bei den Food-Ständen auf dem Zeltplatz und bietet jeden Tag noch vor der Türöffnung (die Konzerte im Infield beginnen erst um 16:20, enden dafür auch erst um 04:30) zwei kleinere Acts. Der Einstieg der Band ist zwar ein wenig schwach, nach etwa zwei Songs steigt die Stimmung aber schlagartig und auf dem sandigen Boden entwickeln sich brutale Pits, welche den Staub in die Luft steigen lassen. Der nicht allzu sympathisch wirkende Sänger stürzt sich dann auch in die Wall of Death und der Auftritt entwickelt sich dank den Pantera-Klassikern und der Präsenz der Band zu einem der besten des Tages.
Dank der irrsinnig langen Schlange vor dem Haupteingang verpassen wir Primal Fear und gehen direkt rüber auf die Nebenbühne zu Elvenking, wo wir auch nur noch die zweite Hälfte mitbekommen. Die Italiener überbrücken zusammen mit Amaranthe, Overkill und UFO, welche allesamt auf den Hauptbühnen spielen, optimal bis zum einzigen für mich wirklich interessanten Act des Tages. Aber bevor die Schweden von HammerFall wirklich auf der Bühne stehen, gibt es für mich einen zweiten Headliner: Die Becher-Recycling-Aktion. Für 30 kleine oder 20 grosse Plastikbecher gibt es ein kleines Bier und statt 3 kleiner Biere kann man auch ein Mass haben. Das Coole daran ist, dass man nur mit 3-4 Bechern in der Hand übers Gelände laufen muss und einem die leeren Becher direkt hineingestapelt werden. Angepasst würde es also heissen: „Wo Becher sind, fliessen Becher hin.“ Allzu weit vom Freibier weg ist dieses Konzept also nicht.
HammerFall
Später ist es soweit: Die legendären HammerFall stehen auf der Bühne! Die am Anfang vorhandenen Gitarrenprobleme bei Oscar sind (so scheint es, später wird es noch mehrere geben) schnell behoben und die Band kann loslegen. Während den ersten Songs fällt mir auf, dass Joacim und Fredrik sichtlich gealtert (resp. vor allem gegraut) haben. Dazu bringt Sänger Joacim dann auch tatsächlich einen Kommentar: „Auch wenn wir älter werden, innen bleiben wir jung!“ Es ist mein erster HammerFall Auftritt mit dem neuen Drummer Johan Koleberg. Auch wenn er nicht gleich wild wie Anders und David ist, überzeugt er durch ein solides, fehlerfreies und vorwärtstreibendes Drumming. Me gusta! Ebenso bin ich begeistert vom „Glory To The Brave – Rollercoaster“, einem instrumentalen Medley durch das Debütalbum. Was mich hier aber ein wenig enttäuscht, ist, dass es der Titeltrack weder in das Medley noch als ganzen Song ins Set geschafft hat. Bald schon ist der Auftritt vorbei und das Publikum fordert schon einen Song zu früh den Abschluss-Song „Hearts On Fire“. Nach „Bushido“ setzen die Schweden dann aber tatsächlich die Herzen des Publikums in Brand und verabschieden sich. Wir sehen uns wieder im Dezember in Zürich!
Megadeth
Headliner am heutigen Abend ist Megadeth. Auch bei ihnen ist es die einzige Festival-Show dieses Jahr in Spanien. Ich selber muss mich von der HammerFall Show erholen und geniessen den Auftritt der Dave-Band von weiter hinten. Ich bin kein grosser Megadeth Fan und kann daher auch nicht wirklich mitreden. Den Auftritt in Wacken habe ich zugunsten Skálmöld geopfert und bin jetzt doch froh, dieses Jahr noch einen ganzen Auftritt der amerikanischen Thrasher miterleben zu dürfen. Die Show gefällt mir, haut mich aber nicht wirklich vom Hocker. Was mich vor allem fasziniert, ist die Bühnenshow, die mit der Dystopia-Geschichte auf Video-Leinwand angereichert ist. Sowohl Bands und Publikum haben sichtlich Spass.
Warcry
Im Anschluss spielen noch die spanischen Power Metaller Warcry. Auch wenn es sich bei dieser Band um Leyendas-Veteranen handelt, hält sich die Band in Sachen Bühnenshow und Party meiner Meinung nach ein wenig zu fest zurück. Das Konzert ist bei weitem nicht so gut wie jenes am Rockfest Barcelona 2015 und wegen der fehlenden Power verziehe ich mich dann auch schon zurück zum Zeltplatz, wo übrigens seit Tagen Antonio gesucht wird (Fun Fact: In Spanien sucht man nicht nach Helga). Hoffentlich wird dieser bald wieder gefunden…
Samstag: Noch ein Bier?!
Was in den letzten Tagen Amon Amarth, Blind Guardian und Megadeth waren, sind heute Sabaton: Einerseits Headliner und andererseits Shirt-Könige. Gefühlt 95% der heute anwesenden Metalheads tragen ein Sabaton-Shirt und so ist auch von Anfang an die erste Reihe mit Sabaton-Fans gefüllt.
Battle Beast
Als Einstieg spielen Eclipse und Tankard. Beide heizen gut auf und die letzteren sind mit einem Bier in der Hand sowieso zu feiern. Danach spielen Battle Beast. Die Finnen um Noora sind für mich jedes Mal ein Glücksspiel. Manchmal begeistern sie mich richtig und manchmal sind sie eher eine Enttäuschung. Was heute der Fall ist, kann ich leider nicht wirklich sagen. Einerseits kann ich mit der Setliste, die bis auf „Black Ninja“ keinen Songs vom Debütalbum enthält, nicht wirklich viel anfangen. Andererseits ist die Stimmung trotzdem nicht schlecht (zumal z.B. genau bei diesem Song in der zweiten Hälfte Hannes van Dahl von Sabaton das Trommeln übernimmt). Trotz der nicht überragenden Leistung werde ich Battle Beast wohl treu bleiben (auch wenn ich den Austritt von Nitte Valo noch immer bedaure).
Rhapsody
Den Übergang bis zum Headliner bilden heute Saratoga, Diamond Head (auf der Nebenbühne), Magnum und die Reunion von Rhapsody. Bei letzterem ist das Publikum schon wieder richtig bereit und lechzt nach geilen Konzerten. Entsprechend reagiert dieses auch auf die Italiener. Die spanischen Ansagen und die Gesangsspiele mit dem Publikum treiben die Stimmung noch mehr nach oben. So eine Reunion findet eben schon nicht alle Tage statt.
Sabaton
Nach dem Rock the King-Auftritt von Sabaton war ich ein wenig skeptisch. Trotzdem ist meine Vorfreude auf die Schweden riesig! Die Setliste ist zwar ziemlich ähnlich (einzig der Demokratie-Teil mit „Carolean’s Prayer“ / „Lifetime Of War“ und „Resist And Bite“ fehlen), trotzdem habe ich das Gefühl, Sabaton haben heute mehr Freude am Spielen. Und das nüchtern! Es entzieht sich zwar meiner Kenntnis, was die Jungs schon vor dem Konzert getrunken haben, aber während dem Konzert fliesst (wegen den fehlenden „Noch ein Bier!“-Rufe) auf der Bühne kein Tropfen Bier. Der „Swedish Pagans“-Chor setzt dafür schon einen Song zu früh ein. Als es dann aber so weit ist und Thommy das Riff auch tatsächlich spielt, beflucht Joacim diesen mit „Cabrón! Puta Madre!“. Das „Puta Madre“ wird spontan zum spanischen „Noch ein Bier!“ und Joacim setzt einige Songs später einen obendrauf: „They’re shouting your name over and over again, Thommy!“. Gegen Ende des 80-minütigen Sets entfernt sich die Band von der Bühne und der Einspieler zu „Primo Victoria“ folgt auf dem Screen. Nach „To Hell And Back“ ist dann aber Schluss. Mini-Fanzit zu Sabaton: Ich fand die Show sehr viel besser als jene am Rock the King, was wohl vor allem an der Spielfreude, der Bühnenpräsenz und dem Kontakt zum Publikum liegt.
Fanzit
Das Leyendas del Rock ist in vielen Bereichen ein geniales Festival. Camping, Organisation und Preise stimmen. Das Line-Up bietet viele hochkarätige Bands und das spanische Festival-Ambiente hat seinen ganz eigenen Reiz. Der Schatten-Camping und das Pool-Ticket lohnen sich auf jeden Fall, um die Hitze zu bekämpfen, und dank der gesammelten Becher kann man auch ganz leicht und günstig gegen den Durst ankommen. Einzig den Einsatz des Plastikgeldes verstehe ich nicht wirklich. Insgesamt waren es aber vier geniale Festivaltage. Meine persönlichen Konzert-Highlights waren Amon Amarth, Alestorm, Arch Enemy, HammerFall und Sabaton. Auch die anderen Bands zeigten aber eine super Leistung. Hut ab für Bands und Publikum. Hut ab dafür, dass alle der brennenden Hitze den Mittelfinger gezeigt haben und trotz dieser gefeiert haben. Ob ich 2018 (bereits bestätigt sind u.a. Nightwish, Warlock und Sepultura) wieder nach Villena zurückkehre, wird sich zeigen.