Damian Wilson (Gesang) und Pete Morten (Gitarre) raus und Glynn Morgan (Gesang) (wieder) rein! Das ist Threshold 2017! Und seit den letzten Album (For The Journey) sind fast zwei Jahre vergangen! Wie klingen Threshold also mit minus einer Gitarre und neuem bzw. altem Sänger hoc anno metallum? Lest – aber vor allem – hört selbst rein!
The Shire (Part 1)
Vogelgezwitscher, Glocken und akustische Gitarren läuten das Album mit diesem Intro kurz aber passend ein.
Small Dark Lines
Kaum sind die Glöckchen des Intros verklungen, treibt ein Riff à la „Slipstream“ die rhythmische Marschrichtung für den ersten (richtigen) Song des Albums voran. Der wieder in die Band zurückgekehrte Vocal-Man, Glynn Morgan hört sich teilweise an wie Tony Martin anfangs der Neunziger zu dessen Black Sabbath-Zeiten. Seine Stimme fügt sich für mich perfekt in die Instrumentelle Fraktion ein. Und dann was für ein genialer Refrain!
Keys im Mittelteil – kurzes songdienliches Solo und gleich weiter in den Anfangs-Riff. Gefolgt von einem ebenfalls kurzen aber nicht ausschweifenden Soli. Eingängiger und gelungener Song.
The Man Who Saw Through Time
Huuch, ein Wochentag-Aufzähl-Roboter-Song? Nein, nach ca. 30 Sekunden wird baladenmässig angestimmt (Instrumente & Gesang). Das Tempo steigert sich dann leicht und mündet in ein kurzes aber feines Solo. Dann nach ca. 3.5 Min wieder Roboter? Jup, aber nur ganz kurz, denn jetzt setzt ein ziemlich simples aber sehr eingängiges Riff à la „Rush“’s „Power Windows“ ein und das Tempo wird nochmals erhöht. Bleibt aber sehr melodisch. Einige Gitarrenrhythmen erinnern mich teils an „The Hours“ vom Vorvorgänger „March Of Progress“. Gegen Ende des Stücks wird dann zum ersten Mal so richtig „geprogrockt“. Immer aber songdienlich und ohne Soloeskapaden. Kuul! – für mich das erste richtige Highlight des Albums – obschon zum Schluss wieder Robocop spricht 😉
Trust The Process
Erneut ein treibendes, mit Keys unterstütztes Eingangsriff. Morgans‘ Stimme setzt nun etwas zu einer höheren Tonlage über. Und ja, wieder könnte es vom Gesang her ein Black Sabbath Song aus den frühen Neunziger sein. Sehr melodischer Song. Hat bei mir aber ein paar Durchläufe extra gebraucht, bis sich diese Prog-Ladung in meinen Gehörgängen angenehm festgesetzt hat.
Stars And Satalites
Diesmal ein eher schlagzeugbetontes aber keinesfalls abfallendes Intro. Der Refrain wirkt jeweils beinahe sphärisch-poppig aber nie kitschig. Und zur Hälfte ein wunderbares Gitarrensolo und darauf übernimmt auch gleich David Gilmour den Gesang? Nein, aber die Gesangs-Passage erinnert mich doch schon etwas an die legendären Ur-Prog-Rocker von „Pink Floyd“. Passt!
On The Edge
Doublebass und Riff-Intro. Wechselt dann in einen schon fast doomigen Rhythmus. Bevor zu einem erneut sehr musikalischen Refrain hin-instrumentalisiert und vor allem zu-gesungen wird. Kurz vor Ende „progen“ alle Beteiligten Instrumenten-Virtuosos, was das Zeug hält. Alles etwas verschachtelt aber genial!
The Shire (Part 2)
Wieder akustische Gitarren. Ohne Glocken und Vögelchen diesmal. Dafür mit Wassergeplätscher und seeehr sanfter Stimme von Glynn Morgan. Zur Hälfte wird die Intensität wie auch der Ohrwurm-Gehalt erhöht, bevor es wieder ruhiger wird um erneut in eingängige aber in sehr songdienliche Gitarren-Solis (jaaa, ich wiederhole mich) überzugehen. Idealer Übergang in Halbzeit zwei!
Snowblind
Höre ich hier Industrial-Elemente? Geht das? Ja, Threshold dürfen das und hier passts! Das Songtempo wechselt mehrmals und der Refrain bleibt rasch in des „Proggers“ Hirnwindungen hängen.
Subliminal Freeways
Wieder ein Song mit sehr wiedererkennbarem Refrain. Bleibt bei mir sonst, im Gegensatz zum bisherigen Material, nicht unbedingt als Highlight haften. Gut, mehr aber nicht für mich.
State Of Independence
Keyboard und Gesangs-Intro. Steigert sich dann tempomässig und fliesst schon nach einer Minute in einen Hühnerhaut-Refrain. Für mich DER Song des neuen/alten Sängers! Was für eine Stimme, die hier definitiv im Mittelpunkt steht. Sehr eingängig!
Superior Machine
Ein „That‘s Why We Came“-Intro (von „March Of Progress“)? Nee, schon ganz rasch setzt ein vorantreibendes Riff mit pumpendem Bass ein und der Song wird ganz schön heavy mit diversen kurzen aber tollen Keyboard- und Gitarrensoli. Und auch dieser Refrain bleibt gespeichert!
The Shire (Part 3)
Piano und „Queen“-mässiger Kanon. Kurzweiliger Übergang in den Endspurt.
Lost in Translation
Über zehn Minuten Hymnen-Alarm! Unter die Haut gehendes Gitarrensolo mit atmosphärischem Keyboard-Teppich versehen. Im Mittelteil ein Soloduell Keyboard/Gitarre mit Parallelen zu „Petrucci vs. Rudess-Fights“ der Kollegen von „Dream Theater“ kommen mir dabei wohl nicht von ungefähr in den Sinn. Insgesamt brauchte dieses Stück bei mir ein paar Anläufe extra bevor ich Zugang fand. Entfaltet sich aber bei jedem Durchlauf mehr und könnte vor allem Live ein Highlight werden.
Swallowed
Hat hier Mister Morgan seine Stimmbänder mit Chris Martin zu „Coldplay“s XY-Zeiten und Michael Starr von „Steel Panther“ in ruhigeren Song-Ergüssen mit einem Schuss von David Gilmour erweitert? In Bezug auf den Gesang könnte man durchaus darauf kommen. Im Mittelteil wird erneut sehr eingängig und melodiös an den Saiten „gebendet“. Insgesamt ein eher ruhiger dafür umso emotionaler und würdiger Abschluss. Einmal „Repeat Album“-Taste bitte!
Fanzit
Wie bei allen Prog-Metal Outputs kann ich nur empfehlen, den neusten Wurf der UK-Prog-Metal-Könige mindestens fünf Mal durchzuhören. Die meisten Songs erschliessen sich erst nach und nach (Ausnahme: „State Of Independence“), bleiben dafür aber umso mehr haften. Ich habe das Album nun rund zehnmal rauf- und runtergehört – weniger wäre ja für ein Album-Review eines Prog-Metal Silberlings wohl auch eine Zumutung ;-). Und meine Begeisterung wächst stetig! Meine Befürchtung, dass mit „nur“ einer Gitarre alles etwas „weniger“ wird, hat sich, dem Prog-Gott sei Dank, nicht bestätigt. Im Gegenteil! Die fünf Virtuosen „proggen“ sich stets songdienlich durchs Album. Sehr schöne und eingängige Gitarren- und Keyboard Soli sind Weltklasse in treibende Riffs und geniale Melodien eingebettet. Für mich bereits heute Anwärter auf das Album des Jahres!
Ab Release reinhören und portofrei bestellen