Metalinside.ch - Volbeat - Stockhorn Arena Thun 2017 - Foto Röschu 18
Mi, 30. August 2017

Volbeat, Beatsteaks, Flogging Molly, Amorphis

Stockhorn Arena (Thun, CH)
/ 07.09.2017

Volbeat im Berner Oberland …

Gibt’s den das wirklich? Als vor Monaten der Termin bestätigt wurde, habe ich meinen Ohren nicht getraut. Ein Novum für unsere Gegend, also mehr als ein Grund diese Veranstaltung auch zu besuchen.

Zudem wird mit den weiteren Bands wie Amorphis, Flogging Molly und Beatsteaks ein würdiges Rahmenprogramm geboten, welches sich blicken lässt. Gespannt bin ich natürlich im Voraus nicht nur auf die Bands, sondern auch auf die Organisation des Events. Nach meinem Wissen wurde bis jetzt erst ein Konzert dieser Grössenordnung in Thun veranstaltet. Gölä gab sich dazumal die Ehre. Nicht ganz dem heutigen Programm entsprechend, ich weiss…

Amorphis

Die Eröffnung des Nachmittags birgt natürlich mit Amorphis schon gleich mal die Gefahr, die Nackenmuskulatur zu überdehnen, bevor überhaupt der Headliner auf die Bretter steigt. Es geht auch gleich mit Vollgas los und Amorphis ziehen in ihrem viel zu kurzen Slot (30 Minuten) trotzdem alle Register. Es wurde für die sehr knappe Zeit eine illustre Setlist zusammengestellt, welche das bereits anwesende Publikum (viele sind nun wohl nach der Arbeit erst unterwegs in die Stockhornarena) verzückt. Natürlich ist die Stimmung während und auch nach dem Konzert noch nicht auf dem Höhepunkt, dafür hat es noch zu viele Lücken in den Reihen. Trotzdem überzeugen Amorphis heute auf ganzer Linie. Routine sieht anders aus. Ehrlich bemerkt passt die Band sicher vereinzelten Fans (wie zum Beispiel mir), aber ich sehe auch viele Menschen, welche wohl – da Volbeat, Beatsteaks und Flogging Molly in einem anderen Sektor beheimatet sind – nicht wirklich einen direkten Zugang zur Musik der Finnen haben. Höhepunkt des kurzen Gigs sicher gleich der erste Song „Under the Red Cloud“ vom letzten Album. Tomi Joutsen und seine Mannen sind immer (noch) top.

Setliste Amorphis

  1. Under the Red Cloud
  2. Sacrifice
  3. Hopeless Days
  4. Bad Blood
  5. Into Hiding
  6. House of Sleep

Flogging Molly

Die nächste Band bedeutet natürlich im Nachgang zu Amorphis gleich Stilbruch sondergleichen. Der Irish Punk Folk kommt aber auch heute sehr gut beim Publikum an. Die ersten Tanzbewegungen werden wahrgenommen und die Stimmung im Publikum steigert sich langsam aber sicher.  Die Band war gerade vor einem Monat bereits im Volkshaus in Zürich anzutreffen und hinterliess auch dort Gräben der Tanzwütigen. Nebst Klassiker-Songs wird heute natürlich das neue Album „Life is Good“ promotet. Der Frontmann Dave King ist aus meiner Sicht einfach der Entertainer schlechthin. Er weiss wie man mit dem Publikum umgeht und das ist natürlich sympathisch. Flogging Mollys Gig ist auf 45 Minuten angesetzt, welche natürlich mit einer solchen Stimmung schneller vorbei sind, als einem lieb ist. Die Sonne steht während des ganzen Gigs noch ganz doll am Himmelszelt und heizt den tanzwütigen Fans von Flogging Molly noch zusätzlich ein. Auch diese Band hat heute das Beste rausgeholt.

Setliste Flogging Molly

  1. The Hand of John L. Sullivan
  2. Swagger
  3. Drunken Lullabies
  4. Saints & Sinners
  5. Float
  6. Devil’s Dance Floor
  7. Crushed (Hostile Nations)
  8. If I Ever Leave This World Alive
  9. What’s Left of the Flag
  10. The Seven Deadly Sins

Beatsteaks

Eine der genialsten Punk / Alternativ Rock-Bands des deutschsprachigen Bereichs beehrt am heutigen Abend Thun. Die Beatsteaks können sich natürlich nicht ganz mit den Szenegrössen wie den Toten Hosen oder den die Ärzte messen, trotzdem haben die Mannen Musik erschaffen, welche in den letzten Jahren ihre Spuren hinterlassen hat. Kurz vor dem Release-Termin der allerneusten Scheibe (1. September 2017) ist es natürlich wichtig, präsent zu sein und für das neue Schmuckstück zu werben. Gelingt den Berlinern heute ganz gut.

Arnim Teutoburg-Weiss (Gesang) führt locker und lässig durch das Set, stets ein Lächeln auf dem Gesicht. Ich frage mich ob er in seiner Adidas-Trainer-Montur heute den Gang in die Sauna sparen will? Muss gefühlte 100 Grad in diesem Anzug sein. Scheinbar scheint dies aber nicht der Rede wert zu sein. Ein bunter Mix an älteren und neueren Songs bewegen die Massen. Ok, im Golden Circle hat es noch sehr viel Platz, meiner Ansicht zu viel (was sich übrigens auch bei Volbeat nicht gross ändert). Vielleicht hätte man diesen Teil kleiner machen sollen, denn an Crowdsurfing ist nicht zu denken (Ah sorry, ist ja auch verboten, gerade auf den Videoleinwänden gesehen). Im normalen Publikumsbereich jedoch haben sich die Reihen stark verdichtet. Annähernd an die 10’000 Menschen sind jetzt vor der Bühne, doch eine beachtliche Anzahl an Besuchern, obwohl wahrscheinlich noch viel mehr Publikum Platz gehabt hätte.

Zurück aber zu den Beatsteaks; Die Herren scheinen einfach Freude an ihrem Werk zu haben und geniessen ihren Gig in vollen Zügen. Hier ein Lächeln, da ein Augengezwinker, gelungene Interaktion mit dem Publikum, so soll es sein. Der Höhepunkt der Vorstellung ist jedoch, als Sänger Arnim die Bühne verlässt und über den Fotograben hinweg im Golden Circle herummarschiert und dabei den Song «I want to Break Free» singt. Der Titel des Songs verbunden mit dem Ausbrechen von der Bühne ist natürlich die Message schlechthin. Dies reicht jedoch noch nicht, weiter geht’s über den nächsten Wellenbrecher in die grosse Menschenmasse. Unglaublich diese Fan-Nähe! Grosser Respekt vor dem Mut. Das Publikum findet diese Aktion natürlich auch sensationell und gibt in Sachen Applaus und Stimmung nochmals alles. Das macht Spass auf mehr. Danke Beatsteaks.

Die Vorbereitungsarbeiten für den Volbeat-Gig gehen kurzweilig von statten. Gibt uns noch Zeit kurz einen Focus auf die Organisation des Konzertes zu werfen:

Grundsätzlich macht die Organisation des Events keinen schlechten Eindruck: Vom Bahnhof aus gibt es einen Shuttle-Bus ins Gelände (welcher aber leider nur spärlich fährt) und der Einlass ins Stadion ist unkompliziert und speditiv. Innerhalb der Stockhornarena haben die „normalen“ Essstände geöffnet, was dem Infield sicher eine gewisse Entlastung bietet. Trotzdem kann ich es im Publikumsbereich einmal mehr nicht verstehen, dass an einem Getränkestand nur 2 Personen Bier zapfen. Gerade während der Umbauzeiten ertrinken die Getränkestände im Menschengedränge. Lange Warteschlangen bilden sich und einmal mehr darf man sich fragen, wieso man an Personal spart. Ansonsten ist mir jedoch nicht viel Negatives aufgefallen, ausser vielleicht das nach dem Konzert niemand genau wusste, wo der Shuttle Bus zurück an den Bahnhof fährt.

Nun aber zurück zum Geschehen auf und vor der Bühne.

Volbeat

Wirklich auf die Minute fällt um 20.30 Uhr der Vorhang für Volbeat. Kurzer Blick zum Himmel, war das ein Regentropfen? Scheint wohl nur der Vorbote zu sein, schwarze Wolken ziehen in Thun auf. Sieht aus als gäbe es noch ein Gewitter. Zuerst geht es aber mit Vollgas auf der Bühne los. Volbeat zünden mit „The Devils Bleeding Crown“ gleich mal eine erste Granate. Das Publikum ist vom ersten Ton an mit dabei und singt textsicher mit. Sowieso scheint mir beim heutigen Gig eine wirklich tolle Stimmung im Publikum zu herrschen. Zeigt einmal mehr, dass es nicht immer 40’000 Menschen braucht um Stimmung pur zu erzeugen.

Mit „The Everlasting“ wird sogar ein neuer Song gespielt, welcher an den letzten Konzerten (eigene Recherche) erst zwei Mal gespielt wurde. Das Schweizer Publikum darf stolz sein, diesen Song zu hören. Festzustellen bleibt, dass auch dieses neue Stück einfach typisch für Volbeat ist. Der Song ist jedoch aus meiner Sicht nicht so zugänglich wie andere und ich müsste ihn ein paar Mal hören, bis ich ein abschliessendes Urteil treffen kann ob er nun eine neue Ära anzeigt oder nicht.

Höhepunkt ist sicher, dass der ewig nicht mehr gespielte Song „The Gardens Tale“ endlich wieder mal den Sprung in die Setlist der Dänen geschafft hat. Ich frage mich sowieso, wieso dieser Song in den letzten Jahren so wenig gespielt wurde. Man munkelt, dass dies mit den Rechten am Song selbst zu tun hat, da der frühere Gitarrist Thomas Bredahl hier noch seine Finger drin hatte. Andere behaupten, Sänger Poulsen kann die hohen Passagen einfach nicht singen. Spielt aktuell jedoch keine Rolle, der Song ist einfach Kult und das Publikum zeigt sich einmal mehr textsicher.

Ach ja apropos Crowd Surfing; Obwohl dies laut Anzeigetafel ja verboten sein sollte (bereits erwähnt) wirbt Sänger Michael Poulsen zwei Mal während des Konzertes aktiv, man solle nun Crowd-Surfer nach vorne senden. So viel zum Thema „Regeln für alle, welche auch eingehalten werden“. Mich stört dies nicht. Es gibt jedoch bei diesem Unterfangen eine grössere Schwierigkeit: Da der Golden Circle nach wie vor nicht gefüllt ist und somit von den Fans zwischen Bühne und Normalstehplätzen eine grössere Lücke besteht, findet praktisch kein Crowd-Surfer den Weg nach vorne. Die einzigen die es schaffen, sind diejenigen welche sich direkt im Golden Circle nach oben hieven lassen.

Michael Poulsen interagiert viel und sympathisch mit dem Publikum. Gegen Schluss des Sets dürfen die jungen Fans auf die Bühne. Für die Kids gibt es natürlich auf der Bühne kein Halten mehr. Es geht sogar so weit, dass die Ordner einschreiten müssen und ein Mädchen von Rob und seinem Mikrofon wegzerren müssen, da sie keine Anstalten macht selber einen Schritt zurück zu gehen. Da kommt eine neue Generation auf uns zu 😉

Ein kurzer Blick nach oben lässt mich feststellen, dass das Sommerwetter nun definitiv vorbei ist. Der Himmel öffnet seine Schleusen und ein Gewitter zieht über die Stockhorn-Arena. Wer nicht nass wird ist selber schuld, es regnet aus allen Kübeln. Das Publikum interessierts kaum, man nimmt den Regen einfach so hin und feiert einfach weiter.

Live sind Volbeat einfach eine Macht, ich glaube das ist auch der Grund, wieso die Band nun in der Elite-Liga spielt. Obwohl die Kritischen unter uns sicher behaupten würden, dass die Songs und die Show für manche Gemüter zu „theatralisch“ daherkommen. Vor allem die Show scheint auch mir ab und zu ein wenig aufgesetzt. Angesprochen sind dabei Stellungswechsel von Rob Caggiano und dem neueren Bassisten Kaspar Boye Larsen, diese sehen einfach zu geplant aus. Darüber hinweggesehen sorgt Volbeat jedoch einmal mehr für Party, Stimmung pur und viele Glücksmomente.

Zugaben dürfen natürlich nicht fehlen. Mit Still Counting wir der Reigen beschlossen und das Publikum pilgert (immer noch im Regen) Richtung Ausgang.

Setliste Volbeat

  1. The Devil’s Bleeding Crown
  2. Heaven nor Hell / Radio Girl
  3. Lola Montez
  4. Let It Burn
  5. Doc Holliday
  6. Sad Man’s Tongue
  7. 16 Dollars
  8. Fallen
  9. Slaytan
  10. Dead but Rising
  11. The Everlasting
  12. For Evigt
  13. Guitar Gangsters & Cadillac Blood
  14. The Lonesome Rider
  15. Seal the Deal
  16. The Gates of Babylon
  17. The Garden’s Tale
  18. A Warrior’s Call / The Hangman’s Body Count*
  19. Black Rose*
  20. Still Counting*

Fanzit

Das Fanzit fällt positiv aus. Gute Bands, gute Stimmung, fast bis am Schluss gutes Wetter. Für das Berner Oberland ein gelungener Event, obwohl ich noch mehr Publikum erwartet hätte. Die Organisation hatte gewisse Mängel war aber im grossen und ganzen auch ok. Rein von der musikalischen Seite her hat alles gepasst. Die Bands waren bestens in Spiellaune und haben das Oberland gerockt. So bleibt zu hoffen, dass ein Event dieser Grössenordnung nicht der Einzelfall bleibt, sondern, dass es irgendwann eine Wiederholung in anderer Art, mit anderen Bands gibt.

Fotos von Volbeat, Beatsteaks und Flogging Molly (Röschu)


Wie fandet ihr das Konzert?

/ 07.09.2017
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