Nordmannische Kunst
Seit zwölf Jahren bereichert ein weiterer Vertreter skandinavischer Metal-Kunst den europäischen Markt mit überdurchschnittlicher Qualität. Was bei Circus Maximus besonders erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass sie harte und eher sanfte Elemente geschickt verbinden und Summa Summarum ein breites Spektrum unterschiedlicher Einflüsse in ihrer Musik vereinen.
The 1st Chapter vermochte 2005 die Prog-Szene ziemlich durchschütteln und erbrachte den Beweis, dass guter Prog-Metal nicht unbedingt aus den USA kommen muss. Ihrem letzten Studio-Album „Havoc“ folgend, liegt Metalinside (ein wenig verspätet) das Doppel-Album „Havoc in Oslo“ vor.
Der fünfte Longplayer con Circus Maximus ist dem Titel nach ein Live-Album. Doch leider stehen nur die MP3 zur Verfügung und man muss auf die ersehnten bewegten Bilder verzichten. Waren vor 20 Jahren die Live-Alben ein wichtiger Bestandteil des Back-Katalogs einer Band, sind es heute vor allem Konzertmittschnitte auf Blu-Ray, die es dem Fan ermöglichen, aus der Ferne am Konzert seiner favorisierten Band teilzunehmen. Schade, dass man bei der Bemusterung auf die Abgabe eines Promo-Paketes verzichtete.
Unglücklicherweise kann daher zur Aufmachung nur wenig gesagt werden, denn die bekannt bescheidenen MP3-Dateien sagen nun mal zu wenig aus. Sofort fällt auf, dass die Aufnahme sehr Reverb lastig ist, was leider ein oft auftretendes Phänomen ist. So entsteht der Eindruck, die Band würde in einer viel zu grossen und leeren Halle spielen. Klanglich leistet die Aufnahme nichts Aufregendes. Im Gegenteil – die CD kommt eigentlich eher ein wenig flach und ohne nennenswerter Dynamik daher. Ein ausgewogeneres Klangbild bzw. ein Stereo optimierter Mix wäre sicher dienlich gewesen. Wie schon gesagt, die Soundqualität bezieht sich ausschliesslich auf die MP3-Dateien. Es kann also gut sein (hoffentlich), dass sich die Blu-Ray in einer viel besseren Qualität präsentiert.
Musikalisch überzeugend
Spielerisch kann man den Norwegern einmal mehr ein Kränzchen binden. Wer die Band schon live gesehen hat weiss, dass das musikalische Niveau auf den CDs problemlos live vorgetragen werden kann. So verhält es sich auch mit dem Doppelalbum, welches einen sehr vielfältigen Überblick über die vier Studio-Alben von Circus Maximus vermittelt.
Gitarrist Mats Haugen überragt die anderen Musiker und zeigt beim Parade-Gitarren-Solo auf „Arrival of Love“ seine unbestrittene Grösse. Ohne die Leistung seiner Mitmusiker schmälern zu wollen, darf Mats durchaus als das tragende Element der Band bezeichnet werden. Die im Prog-Metal ohnehin geforderte Professionalität zeigt die Band vom ersten bis zum letzten Ton. Sänger Michael Eriksen überzeugt ebenfalls ohne Tadel und seine Stimmfarbe gibt der Band den richtigen Anstrich.
Natürlich kann man darüber streiten, ob man bei einem Live-Album, das international vertrieben wird, in der Landessprache mit den Fans kommunizieren soll, oder man sich auf English beschränken soll. Aber ob man es nun will oder nicht, Oslo liegt nun mal in Norwegen und die Band ist schliesslich dort beheimatet – also was soll’s? Michael Eriksen wechselt munter zwischen Norwegisch und Englisch. Norwegisch können halt die weinigsten doch irgendwie klingt diese Sprache eigentlich ganz nett und sogar ein wenig witzig.
Doch zurück zum wichtigen Teil – der Musik. Da gibt es wenig zu bemängeln und man findet auf den CDs alles, was die Norweger auszeichnet. Zugegeben, bei vier Studio-Alben ist es nicht die grosse Herausforderung aus den vorliegenden Stücken die Perlen raus zu suchen. Und dennoch bleibt zu sagen, dass Circus Maximus einer der auffälligsten Vertreter nordmannischer Metal-Kunst bezeichnet werden darf und diesem Anspruch auch auf ihrem Live-Album gerecht werden.
Fanzit
Wie schon erwähnt, lagen nur die Tonspuren vor und so können auch nur diese bewertet werden. Interessant wäre es „Havoc In Oslo“ auf der Blu-Ray in 7:1 Mischung wirken zu lassen. Wenn man die Aufnahme isoliert betrachtet, macht sich die Vermutung breit, dass Circus Maximus damit nur wenig Lorbeeren gewinnen können. Schade, denn die Band ist sonst in jeder Hinsicht top und vermag Live und im Studio zu überzeugen. Die abgegebene Bewertung ist somit nicht abschliessend. Anyway – für Circus Maximus Fans ist das Album Pflicht. Neue Fans können nur mit der CD alleine wahrscheinlich kaum gewonnen werden.
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Tracklist „Havoc In Oslo“
- Forging
- Namaste
- The One
- The Weight
- Highest Bitter
- Architect Of Fortune
- Arrival Of Love
- Loved Ones
- Sin
- Havoc
- Pages
- Abyss
- I Am
- Chivalry
- Game Of Live
Line-Up
- Vocals: Michael Eriksen
- Keyboards: Lasse Finbråten
- Guitar: Mats Haugen
- Drums: Truls Haugen
- Bass: Glen Cato Møllen