Sturmfahrt durch das Zürcher X-TRA
Knallharte Klänge gab’s an diesem Mittwochabend im Zürcher X-TRA zu hören. Die Eisbrecher-Crew rund um ihren überaus charismatischen Kapitän Alexx Wesselsky lag mit ihrem Kahn vor Anker und entschied sich bei ihrem Landgang zu einem Besuch des Clubs im Herzen der Limmatstadt. Dabei wurden sie von den Düsterrockern Unzucht unterstützt. Alle weiteren Infos findet ihr im nun folgenden Konzertbericht.
Die gestrige Niederlage unserer Schweizer-Fussball-Nati gegen CR7 und Co. sitzt mir noch tief in den Knochen. Glücklicherweise ist Ablenkung der musikalischen Art nicht mehr fern. Aus diesem Grund führt mich mein Weg heute Abend ins X-TRA nach Zürich. Den Herrschaften von Eisbrecher bin ich schon einige Male begegnet und bisher habe ich keines ihrer Konzerte enttäuscht verlassen. Diese Serie darf meinetwegen nach dem heutigen actnews-Event gerne weiterhin Bestand haben. Die Vorgruppe Unzucht hat es bisher hingegen noch nicht auf mein Radar geschafft. Da steht einmal mehr eine persönliche Horizonterweiterung auf dem Programm. Mit der passenden Flüssignahrung in den Händen platziert sich mein Grüppchen vor der Bühne. In wenigen Minuten wird es mit der momentan (noch) herrschenden Ruhe wohl oder übel vorbei sein.
UNZUCHT
Die erste Lärm-Fraktion des Abends hat sich dem Dark Rock verschrieben und hört auf den Namen Unzucht. Leider ist mir die Stimme von Sänger «Der Schulz» von Anfang an etwas zu weich. Eine Reise durch die tieferen Tongefilde würde nämlich hervorragend zum Sound der Truppe passen. Aber glücklicherweise gibt’s da ja noch Gitarrist De Clercq, der über ein etwas aggressiveres Stimmorgan verfügt und dieses auch anwenden darf. Dummerweise ist sein Mikro zu leise eingestellt und das raubt der ganzen Geschichte ein wenig die Wirkung. Das Publikum wacht erst in der zweiten Showhälfte auf. Kurz vor Schluss versucht sich der unzüchtige Frontmann dann noch als Crowdsurfer – mit Erfolg. Meine Gedanken bewegen sich allerdings bereits jetzt in Richtung Headliner.
EISBRECHER
Um 21.10 Uhr ist es schliesslich so weit. Alle Mann an Bord! Die Sturmfahrt beginnt. Passend zu dieser Thematik betreten die harten Eisbären die Bühne in Schiffsuniformen. Die Klänge des Titel-Tracks des aktuellen Eisbrecher-Silberlings ertönen und Kapitän Alexx schreitet zum Mikrofon. Der Maschinenraum läuft sofort auf Hochtouren. Da wird nicht lange gefackelt. Jetzt kommen endlich auch meine Nackenmuskeln auf ihre Kosten. Das ist eindeutig ein ganz anderes Niveau als noch zuvor bei Unzucht. Die Chefs sind am Drücker.
Der Frontmann entpuppt sich einmal mehr als Sprücheklopfer vom Dienst. Wahrscheinlich ist Alexx als Knirps einmal in den Charisma-Topf geplumpst. Keiner kann sich seiner Ausstrahlung entziehen. Wenn der Mann aus Bayern spricht, hängt die Zuhörerschaft gebannt an seinen Lippen. Kein Wunder also, dass wir Alexx auch gelegentlich als Moderator im TV im Einsatz sehen. Vor dem Song «Automat» folgt der Seitenhieb gegen sämtliche Smartphone-Zombies unserer Zeit. Die Jungs nehmen nun drei verschiedene Posen ein und lassen sich freiwillig von den Fans ablichten. Danach sollen die Telefone gemäss Herrn Wesselsky aber für den Rest der Show in der Hosentasche bleiben. Das klappt jedoch nicht so ganz.
In Sachen Hits zünden Eisbrecher ein echtes Feuerwerk und lassen kaum Wünsche offen. Kritische Texte – wie beispielsweise im Lied «Fehler machen Leute» dürfen selbstverständlich auf keinen Fall fehlen. Beim darauffolgenden «Eisbär» stehen die Herrschaften plötzlich in schneeweisen Anzügen auf der Bühne und bombardieren die Zuhörerschaft mit Plüsch-Bären. Bei dieser Nummer handelt es sich übrigens um eine Cover-Version der ehemaligen Schweizer Musikgruppe Grauzone. «Himmel, Arsch und Zwirn» entpuppt sich als intensiver Stimmungsmacher und bei der etwas später folgenden «Eiszeit» steht Alexx plötzlich mit einem Eispickel auf der Bühne. In die Kategorie «mitreissend» gehört zweifelsohne das Stück «1000 Narben» von der «Schock»-Scheibe. Da scheinen sich etliche Leute im Publikum mit der Song-Botschaft identifizieren zu können. Für Lacher sorgt dann wie so oft die «Da Da Da»-angehauchte Nummer «This Is Deutsch». Doch sind wir damit wirklich schon am Ende der Show angelangt?
Nein! Denn schon bald stürmen die Saitenkönige Noel Pix und Jürgen Plangger wieder auf die Bühne. Anschliessend folgt auch die restliche Crew. Durchdrehen ist nun angesagt. Unterstützt wird das Ganze mit der Hymne «Verrückt». Das ohnehin schon überaus aktive Publikum gibt nochmals vollen Einsatz. Und Eisbrecher haben ein weiteres Ass im Ärmel. Die Rede ist von dem Song, der explizit für Ex-Freundinnen und gescheiterte Beziehungen geschrieben worden ist. «Du bist ein Miststück. Ein Stück Mist!». Natürlich sind die Fans gewohnt textsicher und nehmen Alexx ziemlich viel Arbeit ab. Mit «In einem Boot» beenden Eisbrecher dann ihren gelungenen Auftritt.
FAZIT
Während die Vorgruppe eher enttäuschte, lieferte der Headliner einen genialen Auftritt ab. Sonderlob verdiente sich einmal mehr der äusserst charismatische Eisbrecher-Frontmann Alexx Wesselsky. Er ist ganz klar das Herzstück der Band und inzwischen zweifelsohne unverzichtbar geworden. Ein nächstes Aufeinandertreffen ist äusserst wahrscheinlich.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Unzucht
- Der dunkle See
- Widerstand
- Lava
- Unzucht
- Deine Zeit läuft ab
- Neuntöter
- Nur die Ewigkeit
- Ein Wort fliegt wie ein Stein
- Engel der Vernichtung
Setliste – Eisbrecher
- Sturmfahrt
- Willkommen im Nichts
- Das Gesetz
- Automat
- Fehler machen Leute
- Eisbär (Grauzone-Cover)
- Amok
- So oder so
- Die Engel
- Prototyp
- Himmel, Arsch und Zwirn
- Wo geht der Teufel hin
- Eiszeit
- 1000 Narben
- Was ist hier los?
- This Is Deutsch
- Verrückt*
- Miststück (Megaherz-Cover)*
- In einem Boot*
*Zugabe