Trinkfreudige Piraten entern die Met-Bar in Lenzburg
Ahoi Freunde! Die Besucher der Met-Bar erlebten an diesem Samstag eine feuchtfröhliche Sause. Lagerstein, Infinitas und The Privateer gingen auf Beutezug und konnten dabei zahlreiche Sympathiepunkte ergattern. Aber was hatte es eigentlich genau mit Schuh-Trinkwettbewerben und einem fliegenden Plüsch-Elch auf sich? Genau das erfahrt ihr im nun nachfolgenden Konzertbericht.
Der Piraten-Hype lebt! Jüngstes Beispiel ist zweifelsohne die überraschend gute Chartplatzierung des neusten Werks von Mr. Hurley und seinen Pulveraffen. Für viele scheint die Welt der Freibeuter nach wie vor einen speziellen Reiz zu haben. Wer möchte nicht gerne in See stechen und die pure Freiheit abseits von irgendwelchen Gesetzen geniessen? Die Thematik lässt sich ebenfalls in der Film- und Videospielecke («Pirates Of The Caribbean»-Reihe, «Assassin’s Creed IV: Black Flag») hervorragend vermarkten. Offen bleibt lediglich die Frage, wie lange dieser Höhenflug noch andauern wird. Bis jetzt scheint sich allerdings noch kein Gefühl der Überdrüssigkeit breit gemacht zu haben. Das gilt ebenfalls für die Metal-Szene. Die Schotten von Alestorm segeln seit Jahren an vorderster Front durch die hiesigen Gewässer. Kürzlich durfte ich ausserdem den wilden Haufen Ye Banished Privateers kennenlernen (siehe Interview und Albumkritik auf unserer Homepage). Auch sie haben sich voll und ganz der Seeräuber-Mucke verschrieben.
Und am heutigen Samstagabend? Tja, ich wage mich abermals auf mir unbekanntes Terrain. Weder die Met-Bar in Lenzburg noch die Bands Lagerstein und The Privateer sind mir bekannt. Anders verhält sich hingegen bei der Schweizer-Kapelle Infinitas. Im Rahmen der Untersuchung des aktuellen Silberlings «Civitas Interitus» durfte ich mich etwas intensiver mit der Truppe beschäftigen. Die Vorfreude auf die erste Live-Begegnung ist dementsprechend hoch.
Die Met-Bar in Lenzburg ist eine überschaubare Location. Begegnungen im intimen Rahmen sind hier zweifelsohne vorprogrammiert. Im hinteren Teil tummeln sich die Merchandise-Ecke und das Fumoir. Das Hauptaugenmerk sollte sich allerdings sinnvollerweise auf den vorderen Bereich des Ladens richten. Neben der Bühne dominieren hier eindeutig der lange Tresen und das sich dahinter befindende Getränkesortiment die Szenerie. Normalsterbliche würden sich nun wohl durch die grosse Auswahl an Honigweinen schlürfen – aber nicht so euer Metal-Dutti. Die Kameraden haben nämlich ebenfalls das finnische Hopfengebräu Lapin Kulta im Angebot. Ein süffiger Abend wird nun unausweichlich. In diesem Sinne: «Kippis!». Alles ist bereit für die musikalischen Darbietungen des Abends.
THE PRIVATEER
Den Auftakt machen um halb neun die freiburgischen Freibeuter The Privateer. Da steckt effektiv eine echte Crew auf der Bühne. Ich zähle sechs Nasen. Viel mehr Platz wäre allerdings auch nicht vorhanden. Selbstverständlich dürfen auch die passenden Outfits nicht fehlen. Dreck in den Gesichtern und auf den Kleidern deutet an, dass die Mannschaft wohl gerade einen Raubzug hinter sich hat und bisher seither noch keine Waschräume angetroffen hat. Aber schliesslich haben wir hier ja echte Seeräuber vor uns und keine Schnösel-Tussen. Selbst auf die allerkleinsten Details wird geachtet. So ist Kapitän Pablo Heists Mikrofonständer beispielsweise mit einem hölzernen Steuerrad ausgestattet.
Wer gemütliche Piraten-Folklore erwartet hat, wird nun umgehend eines Besseren belehrt. Die deutschen Freibeuter segeln mit ziemlich viel Rückenwind durch den Raum. Pablo beherrscht sowohl den klaren Gesang als auch die Schreierei. Als weiteres Aushängeschild der Truppe darf zurecht die hübsche Clara Held bezeichnet werden. Leider ist im ersten Drittel des Auftritts ihre Geige kaum zu hören. Doch dann finden die Techniker plötzlich die richtigen Knöpfe und können dieses Problem bereinigen. Insgesamt bin ich richtiggehend ab der ausgezeichneten Soundqualität im Raum begeistert.
Über zu wenig Spielfreude kann man sich ebenfalls zu keiner Sekunde beklagen. Gegrinse und Herumblödeleien gehören bei The Privateer definitiv zur Show dazu. Freche Sprüche zwischen den einzelnen Songs sorgen ebenfalls für Lachmuskel-Training unter der Zuhörerschaft. Eine überaus überzeugende und unterhaltsame Geschichte. Gerne wieder! Und auf ein mögliches Wiedersehen müssen Schweizer Fans gar nicht mal sonderlich lange warten. Die Freibeuter werden nämlich im 14. Oktober beim Metal Scar Festival in Sachseln (OW) zu Gast sen.
INFINITAS
Mit Piraterie hat der nächste Act des Abends eigentlich kaum etwas zu tun. Aber immerhin verfügt die fiktive Mittelalter-Stadt Lunatris, welche auf der Scheibe «Civitas Interitus» die Hauptrolle spielt und von dämonischen Mächten in Schutt und Asche gelegt wird, über einen Hafen. So lässt sich trotzdem noch ein bisschen Seefahrer-Thematik einbringen. Kriegen die Nackenwirbel des Publikums eine Pause? Fehlanzeige! Der mit Folk-Elementen gespickte Melodic Thrash Metal der Muotathaler wird mit flottem Tempo vorgetragen. Die heutige Setliste setzte sich zusammen aus Stücken der EP «Self-Destruction» und dem zuvor erwähnten Debütalbum.
Angeführt wird der Fünfer von Frontmädel Andrea Böll und ihrem kräftigen, facettenreichen Stimmorgan. In Sachen Mimik scheint sie offenbar eine Meisterin ihres Fachs zu sein. Bei der Geschichte mit den hervorquellenden Augen hat sie sich wohl von Nervosa-Basserin Fernanda Lira inspirieren lassen. Die Masse hat sie jedenfalls problemlos im Griff. Der weibliche Anteil der Truppe wird durch Flöterin Laura Kalchofner komplettiert. Sie ist zwar schon seit 2015 mit an Bord, hat jedoch auf «Civitas Interitus» lediglich beim letzten Song einen Gastauftritt, da das Album noch mit Session-Musikerin Hannah Landolt (Geige) aufgenommen wurde. Heute Abend muss es allerdings die Flöte alleine richten. Dies will jedoch nicht permanent gelingen. Schenkt man den Gerüchten glauben, so sind Infinitas scheinbar zurzeit bemüht, die Geigen-Position wieder zu besetzen. Sehr dankbar zeigt sich die Truppe gegenüber Aushilfs-Bassist Daniel Gutweniger. Zur Belohnung gibt’s einen edlen Tropfen mit nach Hause.
Die Innerschweizer legen einen energiegeladenen Auftritt aufs Parkett und beziehen das Publikum fleissig mit ein. Sei es das Erlernen eines Tanzes («eins, zwei, Kick!») oder das Crowdsurfen eines Plüsch-Elchs, der zu keiner Zeit den Boden berühren darf. Das macht definitiv Laune. Die gebotene Unterhaltung scheint zu fruchten, denn inzwischen tummeln sich sehr viele Leute vor der Bühne. Die zum Abschluss erklingenden «10 more songs»-Zugabenrufe sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Wiederholungsbedarf? Aber so was von!
LAGERSTEIN
Zu fortgeschrittener Stunde übernimmt schliesslich die Crew der S.S. Plunderberg das Kommando. Von Australien bis in die Schweiz haben Lagerstein zahlreiche Seemeilen zurückgelegt. Und was haben sie mitgebracht? Offenbar ständig andauernden Durst. Bereits während der ersten paar Songs vernichten Kapitän Gregarrr und seine Männer etliche Liter Rum und Bier. Daraus resultiert als Höhepunkt ein Trinkduell zwischen den Gitarristen Neil Rummy Rackers und The Majestic Beast. Anstatt Becher verwenden die beiden allerdings jeweils einen ihrer Schuhe. So können wohl nur waschechte Seeräuber saufen. Na dann, Prost!
Auch der Auftritt der Australier löst so manche Publikumsaktivitäten aus. Wall Of Death, Circle Pit, Polonaise, Schunkeln und gar ein einzelner Crowdsurfer – da gibt’s wirklich das Gesamtpaket zu bestaunen. Temperatur und Promillepegel steigen ungefähr gleichermassen (sowohl auf als auch vor der Bühne). Vor dem Song «Fliegerlied» warnt uns Gregarrr vor seinem «shitty German». Doch er stellt sich anschliessend beim Singen gar nicht mal so doof an. Und ja, es stimmt. Bei diesem Stück handelt es sich tatsächlich um einen Hit, den man sonst eher am Ballermann auf Mallorca zu hören bekommt. Dagegen kommt beim Track «Drink ‘Til We Die» echte Lagerfeuerstimmung auf. Die gesamte Zuhörerschaft – und auch die Band – hockt sich hin. Eigentlich fehlen jetzt bloss noch die Marshmallows.
Bald darauf geht’s dann wieder wilder zur Sache. Inzwischen stehen ab und an auch immer wieder Mitglieder von The Privateer auf der Bühne und versorgen ihrer Seeräuber-Kameraden mit massenhaft Alkohol. Müssen wir jetzt von der fusionierten Truppe «The Lagerstein Privateers» sprechen? Getrunken wird selbstverständlich aus einer Bierbong, der Lagerstein mit dem «Beer Bong Song» sogleich ein Ständchen widmen. Anders als zuvor bei Infinitas verlangen die Fans dieses Mal mit der Aussage «10 more rum» nach einer Zugabe. Mit «Land Of Bundy» beenden Lagerstein schliesslich ihren würdigen Headliner-Auftritt.
FAZIT
Das war ein süffiger, schweisstreibender Abend in einer für mich neuen Location. Organisatorisch verlief beinahe alles glatt und auch die Soundqualität bei sämtlichen Truppen mehr mehrheitlich nicht von schlechten Eltern. Irgendwie scheint allerdings der Zeitplan etwas durcheinandergekommen zu sein, denn es wurde am Ende doch ziemlich spät. Ich werde der Met-Bar mit dem allergrössten Vergnügen sicherlich wieder einmal einen Besuch abstatten. Zudem konnte ich meine persönliche Bandsammlung erneut um ein paar talentierte Namen erweitern.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Infinitas
- Intro
- Alastor
- Samael
- Indra
- Labartu
- Skylla
- Oni
- Rudra
- Morrigan
- Outro
Setliste – Lagerstein
- Raise Your Steins
- Slocken The Rum
- Shiver Me Timbers
- Drink The Rum
- Jungle Juice
- German Fun Times
- Fliegerlied
- Down The Hatch
- Drink ‚Til We Die
- Dreaded Skies
- Beer Bong Song
- Land Of Bundy