Eine Portion Nostalgie mit extra scharf, bitte!
Es ist soweit. Ich habe die Ehre am Montag, 9. Oktober 2017 Seether zusammen mit LTNT und Sons Of Texas im X-tra, Zürich live zu erleben. Was die Band wohl alles so für Erinnerungen und dunkle Geheimnisse hervorruft?
Nostalgie pur!
Dazu muss ich wohl ein bisschen ausholen. Seether gehören tatsächlich zu den Anfängen meiner Musikgenrefindung in den Jugendjahren. Im Juni 2008 durfte ich sie dann auch das erste Mal bei einem Live-Konzert im damaligen Zürcher Rohstofflager erleben. Und glaubt mir, damals hat in meinem Umfeld praktisch niemand je von dieser Band gehört – Seether wer?! Im März 2012 dann die bittere Enttäuschung in der Winterthurer Eulachhalle – die Akustik war leider zum „Goissä“!
Heute, knapp 10 Jahre später heisst es: Neue Chance, neues Glück!
Als Vorbands sind Sons of Texas und LTNT angesagt. Erstere Truppe habe ich zeitlich leider knapp verpasst. Vor dem X-tra ist bei meinem Ankommen sowieso schon alles leergefegt. Da das Konzert allerdings nicht ausverkauft ist und interessante Parallelveranstaltungen in Zürich angesagt sind (Anm. Dutti: Ja, beispielsweise grandioser Schwarzmetal von Satyricon im Dynamo), sehe ich in Gedanken bereits eine halb leere Location vor mir. Denkste! Überraschend muss ich mich in den vollgestopften Raum hineinquetschen, um überhaupt einen Teil der Bühne erblicken zu können. Was ich sehe und höre gefällt mir allerdings weniger gut. Soll ich meinen hart erkämpfen Platz tatsächlich aufgeben und frische Luft schnappen? Ein paar Takte später ist die Entscheidung gefallen – adé messi. Nichts gegen die Band LTNT, aber das ist einfach nicht meins. Links und rechts der Bühne stehen jesusähnliche Gestalten, deren Töne mir nicht so recht bekommen. Was soll‘s, gibt’s halt eine kühle Stärkung an der Bar und einen kurzen Tapetenwechsel.
Seether
Wir tanken also ein bisschen Frischluft und warten dann gespannt auf den Auftritt von Seether um 21.30 Uhr. Meine Vorfreude wechselt sich mit der Angst ab, hoffentlich stimmt es dieses Mal mit der Akustik! Und dann ist es soweit. Überpünktlich erscheint Shaun Morgan mit der Band auf der Bühne. Tosender Applaus.
Mit „Stoke The Fire“ vom neusten Album „Poison The Parish“ (2017) gehen sie sogleich in die Startlöcher. Dicht gefolgt von „Gasoline“ und „Truth“, wobei ich beide zu meinen Favoriten zähle. Für Erinnerungsfotos sind die Lichtverhältnisse aber definitiv nicht geeignet. Ich kann von Glück reden, wenn ich die Jungs überhaupt auf der Bühne erkennen kann – zum Glück trägt Shaun immer noch seine auffällig rote Haarpracht. Nach einem der bekanntesten und melancholischsten Songs „Broken“ (ursprünglich zusammen gesungen mit Amy Lee), gibt es im Mittelfeld einen Ausflug aufs weite Land. Der „Country Song“ verfehlt seine Wirkung nicht und so tänzelt der gesamte Raum zu den fröhlichen Tönen mit. Einen Line Dance müsste man hinlegen können! Bildlich stelle ich mir die Szene kurz vor mit Strohballen, Cowboystiefeln und Lagerfeuer und begnüge mich dann aber mit der Spielfreude der Wahl-Amerikaner auf der Bühne.
„No Jesus Christ“ – insgeheim habe ich gehofft, dass sie diesen Song mal live bringen würden. Hell yeah! Mit Songs aus dem Album “Finding Beauty In Negative Spaces” (2007) wird’s dann so richtig nostalgisch. Anschliessend fühle ich mich passend zum nächsten Song tatsächlich „Fine Again“. Auch der obligate Hit „Fake It“ muss noch mit rein. Gib ihm! Und es geht noch mehr. Mit “Remedy” als Abschlusshymne verabschiedet sich Seether gebührend.
Bei mir hinterlassen sie ein nostalgisches Energiebündel und die Zuschauer wollen nicht recht glauben, dass es nun vorbei sein soll. Auch wir können dies nicht wahr haben und machen uns deshalb auf direktem Weg zum After-Konzert-Drink. Ein gelungener Start in die Woche, Montag ahoi!
Setliste Seether vom 9. Oktober 2017 im X-tra, Zürich
- Stoke The Fire
- Gasoline
- Truth
- My Disaster
- Nobody Praying For Me
- Rise Above This
- Broken
- Country Song
- Words As Weapons
- No Jesus Christ
- Fine Again
- Let You Down
- Fake It
- Betray And Degrade
- Remedy