Die Samsung Hall in australischer Hand
Down Under in Form von Airbourne und Desecrator zu Gast in der Schweiz. Beide Truppen rockten am Dienstagabend die Samsung Hall in Dübendorf. Es war wieder einmal eines dieser Konzerte, bei dem der Support-Act dem Headliner ein wenig den Schneid abgekauft hat. Die weiteren Details entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit statte ich am heutigen Dienstagabend wieder einmal der Samsung Hall einen Besuch ab. Gegen Ende des Jahres beherbergt die neuste Konzertstätte im Raum Zürich etliche Vertreter aus den Genres Metal und Rock. Alleine im November sind ja unter anderem noch die Herren Manson und Cooper zu Gast. Ihr dürft euch somit auf eine weitere Review-Ladung einstellen. Doch heute Abend gilt die gesamte Aufmerksamkeit den Truppen Airbourne und Desecrator. Beide haben der Schweiz bereits vor ziemlich exakt einem Jahr je einen Besuch abgestattet. Erstgenannte übertrumpften bei ihrem Auftritt im Zürcher Hallenstadion mal so locker den damals eigentlichen Headliner Volbeat – trotz eines kürzeren Sets. Ein paar Tage zuvor durften Desecrator im Vorprogramm von Overkill im Dynamo ran und hinterliessen ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Somit kann die ganze Geschichte hier und heute eigentlich nur grandios werden.
Pünktlich zur Türöffnung um 19 Uhr treffe ich am Ort des Geschehens ein. Die Abholung meines Journi-Tickets klappt – wie eigentlich immer bei Good News-Veranstaltungen – problemlos. Anschliessend folgen ausführliche Diskussionen mit den anwesenden Fotografen-Kollegen. Über mangelnde Medienpräsenz können sich die Akteure des heutigen Abends definitiv nicht beklagen. Im Innern muss dann umgehend die erste kühle Blondine ran. Glücklicherweise ist die grosse Fan-Masse noch nicht anwesend und man kann sich ohne Schwierigkeiten durch die Halle bewegen. Warteschlangen sind ebenfalls noch keine zu sehen. So langsam wäre ich definitiv bereit für das musikalische Entertainment.
Desecrator
Die erste Truppe eröffnet den Konzertreigen mit harten Klängen. Desecrator zünden von Anfang an ein wuchtiges Thrash Metal-Feuerwerk und überraschen damit offenbar einige Leute im Publikum. Da haben wohl nicht alle mit einem Support-Act aus dieser Genre-Ecke gerechnet. Anders kann ich mir die Passivität vor der Bühne ehrlichgesagt nicht erklären. Zudem scheint der eine oder andere «Konzerttourist» anwesend zu sein. Glücklicherweise weiss immerhin mein Grüppchen den Auftritt des Quartetts aus Melbourne entsprechend zu würdigen.
Soundtechnisch können Desecrator durchaus mit Thrash-Grössen à la Death Angel oder Testament verglichen werden. Frontmann Riley Strong ist zudem ein absoluter Mimik-König. Unterhaltung ist garantiert. Im Frühjahr dieses Jahres haben die Herrschaften ihr langersehntes Debütwerk «To The Gallows» auf den Markt gebracht. Davor bestand ihre Diskografie bloss aus einer EP und einer Live-Platte. Doch die australischen Thrash Metaller setzen während ihres Gig nicht nur auf eigenes Material. Ausgerechnet eine Cover-Version des Steppenwolf-Klassikers «Born To Be Wild» weckt die Zuhörerschaft erstmals richtig auf. Endlich wird mitgesungen. Das nimmt auch Riley freudig zur Kenntnis. Zum Abschluss ballern sie uns schliesslich noch «Am I Evil», welches viele primär wegen Metallica kennen dürften, um die Lauscher. Schade eigentlich, dass ein Grossteil des Publikums die dargebotene Leistung nicht korrekt zu schätzen weiss. Gerade für Anhänger des Thrash Metal kann ich Desecrator nämlich sorglos empfehlen.
Airbourne
So werter Headliner: Es ist 21.15 Uhr – ran an die Buletten! Da lässt sich die Hochgeschwindigkeitsversion der legendären AC/DC nicht lange bitten. Schreihals Joel O’Keeffe und seine Kumpels möchten das Publikum offensichtlich ohne Umschweife für sich gewinnen. Was eignet sich denn besser für dieses Vorhaben als die Mitmach-Hymne «Ready To Rock» vom 2013er-Silberling «Black Dog Barking»? Genau, nichts. Ausgezeichnete Stimmung in der Samsung Hall. Mit vollem Elan grölen die Airbourne-Anhänger den Refrain brav mit. Definitiv ein gelungener Start.
Joel rennt selbstverständlich wieder ohne Shirt auf der Bühne herum. Sein Oberkörper scheint während Live-Shows jedes Mal eine sogenannte Textilallergie zu entwickeln. Als nächstes folgt die Nummer «I’m Going To Hell For This». Leider werde ich mit der aktuellsten Scheibe «Breakin‘ Outta Hell» mehrheitlich nicht wirklich warm. Ein paar Songs sind okay, aber der Grossteil haut mich nicht vom Hocker. Allerdings schicken die Jungs mit «Too Much, Too Young, Too Fast» im Anschluss gleich wieder eine ältere Geschichte ins Rennen. Dummerweise tut das Quartett genau das für meinen Geschmack an diesem Abend zu wenig. Der Fokus liegt mir zu sehr auf dem letztjährigen Opus.
Metalnews-Kollege Lars und ich verlassen danach kurz den Saal, um uns an einer der Aussenbars neue Blondinen zu holen. Ein cleverer Schachzug, denn von einer Warteschlange fehlt jede Spur. Doch unsere vermeintlicher Masterplan ist doch nicht so perfekt wie anfangs gedacht. Bei unserer Rückkehr erfahren wir nämlich, dass der Airbourne-Frontmann gerade seine markanten Show-Elemente (Crowdsurf-Ausflug ins Publikum und das Öffnen einer Bierdose mit seinem Schädel) durchgezogen hat. Lars formuliert es ganz passend: «Man darf diese Jungs einfach nie alleine lassen.». Tja, der Durst und seine Tücken…
Seit die Australier das Stück «It’s All For Rock ‚N‘ Roll» im Programm haben, widmen sie es jedes Mal dem verstorbenen Rock-Gott Lemmy Kilmister. Doch heute gibt’s eine Neuerung. In der Mitte des Liedchens schieben die Roadies plötzlich ein kleines Tischen mit Motörhead-Emblem auf die Bühne. Darauf befinden sich sämtliche Zutaten, die für die Herstellung eines Jacky-Cola-Drinks notwendig sind. Bekanntermassen Lemmy’s favorisierter Trunk. Joel gibt seine Klampfe ab und mutiert nun zum Barkeeper. Die ganze Band wird versorgt. Sogar sein Bruder Ryan verlässt kurzzeitig seine Schiessbude um mit seinen Kollegen anzustossen. Auch Neuling Harri Harrison genehmigt sich einen grossen Schluck. Der gute Mann ist erst seit April dieses Jahres für die rhythmischen Gitarren-Klänge im Airbourne-Express verantwortlich.
Bei «Stand Up For Rock ‚N‘ Roll» wirkt das Stimmorgan des Frontmannes dann allerdings leider nicht mehr so kräftig und ein wenig angeschlagen. Auch beim Zugaben-Block bestehend aus «Live It Up» und «Running Wild» ist keine Verbesserung hörbar. Zum nochmaligen Öffnen einer Bierdose mit der Schädeldecke reicht die Kraft jedoch noch knapp. Als die Band schon längst von der Bühne verschwunden ist, skandieren die Fans nochmals den «Ready To Rock»-Refrain. Dieses Prozedere wird etwas später am Bahnhof Stettbach erneut wiederholt. Diesen Ohrwurm werden einige sicherlich noch die ganze Nacht mit sich herumschleppen.
Das Fanzit
Die Gewinner des Abends waren für mich ganz klar die Einheizer. Desecrator gaben die ganze Zeit über Vollgas und tobten sich richtig aus. Leider befand sich die Mehrheit des Publikums während dieses Auftritts noch im Tiefschlaf. Da hätte ich den Jungs definitiv mehr Engagement vor der Bühne gegönnt. Vielleicht klappt dies beim nächsten Gastspiel in einer kleineren Location ja besser. Airbourne vermochten dagegen nur teilweise zu überzeugen. Die heutige Songauswahl empfand ich leider mehrheitlich nicht sonderlich berauschend. Die knapp 90-minütige Spielzeit gehörte eher in die Kategorie «Dienst nach Vorschrift». Material für eine längere Session hätten die Hard Rocker nämlich mehr als genug in petto. Allerdings hätte die gegen Ende doch angeschlagene Stimme von Joel ein «Marathon-Set» wahrscheinlich kaum durchgehalten. Damals im Vorprogramm von Volbeat im Hallenstadion waren Airbourne deutlich stärker.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Desecrator
- Thrash Is A Verb
- Down To Hell
- Serpents Return
- 1800 Volts
- Born To Be Wild (Steppenwolf-Cover)
- To The Gallows
- Brainscan
- Am I Evil (Metallica-Cover)
Setliste – Airbourne
- Ready To Rock
- I’m Going To Hell For This
- Too Much, Too Young, Too Fast
- Down On You
- Rivalry
- Girls In Black
- Bottom Of The Well
- Breakin‘ Outta Hell
- It’s All For Rock ‚N‘ Roll
- Stand Up For Rock ‚N‘ Roll
- Live It Up*
- Runnin‘ Wild*
*Zugabe