Spass-Piraten mit illustrer Begleitung
Alestorm sorgten am Sonntagabend in einem nicht schlecht besuchten Z7 für massiv Stimmung. Unterstützt wurde die schottische Piraten-Crew durch Troldhaugen und Æther Realm. Jedoch konnten leider nicht beide Support-Acts gleichermassen überzeugen. Alkoholische Getränke wurden allerdings in rauen Mengen vernichtet. Alles Weitere entnehmt ihr nun dem nachfolgenden Konzertbericht.
In dieser überaus intensiven Konzertwoche gibt’s für Metalinsider Dutti auch am siebten Tag keine Pause. Die Reise führt mich heute Abend zu Alestorm und Support nach Pratteln. Vor genau einer Woche gastierte dieselbe Konstellation bereits im Gaskessel in Bern. Den Bericht zum dortigen Event stammt aus der Feder von Kollege Domi The Stick. Ich bin jedenfalls ziemlich gespannt, ob mir im Z7 ein ähnliches Schicksal widerfahren wird. Eine ausdauernde Leber habe ich jedenfalls in weiser Voraussicht schon einmal mitgebracht.
Alestorm kenne ich bestens und ich durfte schon einige unterhaltsame Konzerte der Truppe erleben. Allerdings erlebe ich sie nun zum ersten Mal als Headliner. Ob sie auch in dieser Rolle überzeugen können? Die Vorgruppen Troldhaugen und Æther Realm sind mir dagegen kein Begriff. Die Veranstalter haben die Türöffnung bereits auf 18.30 Uhr festgesetzt, was mir ohnehin sehr entgegenkommt. So erlebe ich hoffentlich den Grossteil der Show, ehe der Sprint auf den letzten Zug in Richtung Heimat ansteht.
Æther Realm
Den Anfang machen Punkt 19 Uhr die Melodic Death Metaller Æther Realm aus den Vereinigten Staaten. Die 2010 gegründete Truppe entpuppt sich als starker Einheizer. Zudem dürfen sich die Jungs an einer überaus gut besuchten Konzertfabrik erfreuen. Für einen Sonntag ist dies keinesfalls selbstverständlich. Headbanger kommen bei diesem Sound jedenfalls voll auf ihre Kosten. Es muss ja meinetwegen auch nicht zwingend den ganzen Abend lang bloss um Piraten-Mucke gehen. Bei einem Song steht dann urplötzlich Alestorm-Boss Christopher «Chris» Bowes als Gast auf der Bühne. Weshalb er aber ein Speck- bzw. Steak-Kostüm trägt ist mir nicht ganz klar. Die Lacher hat Chris damit jedoch voll und ganz auf seiner Seite.
Troldhaugen
Der nächste Act ist ein Fall für sich. Oder was würdet ihr von einem korpulenten Typen in einem latexartigen Outfit halten, der beim Betreten der Bühne erstmals ein paar Delfingeräusche von sich gibt? Zudem watschelt er anschliessend wie der Batman-Bösewicht «The Penguin» durch die Gegend. Stellenweise haut dieses menschliche Ungetüm stimmliche Entgleisungen in ungeahnte Höhen raus. Hat man dem armen Kerl kurz vor dem Auftritt sein bestes Stück brutal abgehackt oder was? Grundsätzlich bin ich ja alles andere als Humorresistent, aber diese Darbietung hier ist schlichtweg zu übertrieben. Soundtechnisch werde ich aus der präsentierten Mixtur ebenfalls nicht schlau. Hip-Hop, Metal, Dubstep – definitiv eine Zumutung für die Gehörgänge. Und dann beginnt der fette Pinguin auch noch zu «twerken». Edle Bar-Maid, rettet mich bitte! Rasch! Somit verbringe ich schliesslich den Grossteil der Show mit der Unterstützung der Firma Feldschlösschen.
Alestorm
Scheinbar versucht das Z7 die Gemüter nach diesem Fiasko-Auftritt von Troldhaugen umgehend zu beruhigen. Aus den Boxen dröhnen nun nämlich Rock-Klassiker von Steppenwolf und Queen. Endlich wieder angenehme Musik. So können wir uns vor dem anstehenden Alestorm-Auftritt nochmals ein wenig entspannen.
Dann schreiten Chris und seine Kollegen zur Tat. Hinter ihnen ragt eine gigantische Gummiente in die Höhe. Jep, die Herrschaften wollen definitiv nicht immer ernst genommen werden. Dazu genügt ein Blick auf die jeweiligen Shirt-Motive oder beispielweise eine Hörprobe der Deluxe Edition des neusten Silberlings «No Grave But The Sea», auf welcher der Gesang durch Hundegebell ersetzt worden ist. Aber anders als bei Troldhaugen dulde ich diese «alestorm’schen» Humoreinlagen.
Die Schotten fackeln nicht lange und eröffnen ihr heutiges Set mit der Überhymne «Keelhauled». Das nenn ich doch mal ein Statement! Da scheint jemand ordentlich Selbstvertrauen getankt zu haben. Ob unsere Spass-Piraten damit ihr Pulver bereits zu früh verschossen haben? Nein, dank diesem taktisch cleveren Einstieg haben sie die Masse von Beginn weg auf ihrer Seite. Das Z7 tanzt – und wie. Diese tolle Stimmung ist unglaublich ansteckend. Die Besuche bei den Tavernen-Mädels häufen sich ebenfalls. Doch dieses Mal geschieht die Biervernichtung aus purer Freude und nicht aus Frust.
Aus nachvollziehbaren Promotionsgründen sind einige Stück des neusten Werkes «No Grave But The Sea» in der Setliste vertreten, aber auch bei der Auswahl der älteren Songs beweisen Chris und Co. ein goldenes Händchen. Das zeigt sich beispielsweise beim Track «Nancy The Tavern Wench». Die Hobby-Seeräuber im Publikum schunkeln fleissig mit. Selbstverständlich darf auch das Taio Cruz-Cover «Hangover» nicht fehlen. Ich erachte diese Version nach wie vor als besser und unterhaltsamer als das Original. Die Publikumsaktivitäten nehmen nicht ab. So finde ich mich etwas später bei «Captain Mörgeli’s (ja, ich sag dem so) Revenge» am Boden sitzend wieder. Arme bereit? Sehr gut, denn jetzt wird gerudert. Ein herrlicher Anblick.
Der Zugaben-Block entpuppt sich dann nochmals als ultimativer Stimmungsgarant. Los geht die wilde Fahrt mit «Drink». Sowohl auf als auch vor der Bühne segnet die eine oder andere Bierdose das Zeitliche. In diesem Sinne: «We are here to drink your beer!». Das Zeigen der altbekannten Horns ist bei Alestorm übrigens nicht gewünscht. Stattdessen wird der Zeigefinger gekrümmt und dadurch zum Piratenhaken umfunktioniert. Passt doch. Mit «Wenches & Mead» und dem mittelfingereichen «Fucked With An Anchor» beenden die Schotten schliesslich ihren überaus gelungenen Headliner-Auftritt.
FAZIT
Dieses Konzert hat absolut Laune gemacht. Hauptverantwortlich dafür waren eindeutig Alestorm. Ja, sie konnten definitiv auch mit einem Headliner-Slot umgehen. Allfällige Sorgen diesbezüglich wurden von der ersten Sekunde an zerschlagen. Æther Realm waren solide und dürfen die Schweiz gerne wieder einmal beehren. An Troldhaugen sollen an dieser Stelle jedoch keine weiteren Zeilen verschwendet werden. An deren Stelle könnte man für eine nächste Tour doch die Kollegen Lagerstein oder Ye Banished Privateers mit ins Boot holen. Dank einer mit Auto ausgestatten Kollegin erlebte ich sogar die gesamte Alestorm-Show. Aber ich hätte wohl auch so den Grossteil des Auftritts geniessen können. Somit zum Abschluss ein Kompliment an das Zeitmanagement des Veranstalters.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Alestorm
- Keelhauled
- Alestorm
- Magnetic North
- Mexico
- That Famous Ol‘ Spiced
- The Sunk’n Norwegian
- No Grave But The Sea
- Nancy The Tavern Wench
- Rumpelkombo
- 1741 (The Battle Of Cartagena)
- Hangover (Taio Cruz-Cover)
- Pegleg Potion
- Bar und Imbiss
- Captain Morgan’s Revenge
- Shipwrecked
- Drink*
- Wenches & Mead*
- Fucked With An Anchor*
*Zugabe