Schweizer Metal-Bands im Fokus
Drei Truppen aus unseren Gefilden rockten am Freitagabend das Hall Of Fame in Wetzikon. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass sich die hiesige Metal-Szene bester Gesundheit erfreut. Welche Einflüsse gewisse Damen der Burning Witches auf den Abend ausübten und was sonst noch alles vorgefallen ist, entnehmt ihr wie gewohnt dem nachfolgenden Metalinside-Bericht.
Der Wetziker Rock-Club Hall Of Fame gibt jungen und lokalen Bands regelmässig die Möglichkeit auf einer Bühne zu stehen. Oftmals ist dies eine passende Gelegenheit, um Live-Erfahrungen zu sammeln und den eigenen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Am heutigen Freitagabend möchten gleich drei Vertreter der harten Gitarren-Mucke davon profitieren. Zu Gast sind nämlich Damir’s Rising Force, Atlas&Axis und Final Crusade. Das Trio reist aktuell im Rahmen der «Arpeggios From Hell Tour» quer durch die Schweiz. Sämtliche Kapellen sind mir bekannt und ich freue mich schon sehr auf deren Darbietungen. Parallel würden noch die Power Metaller Orden Ogan die Wände des Z7 zum Beben bringen. Doch diese Veranstaltung wird bereits durch meinen Metalinside-Mitstreiter Kaufi abgedeckt. Somit kann ich mich sorglos auf den Wetziker-Event konzentrieren.
Kurz nach der Türöffnung stehe ich bereits an der Bar im Fumoir des Ladens. Die Musiker müssen sich offenbar mit der kleinen Club-Stage begnügen. Dann scheint der Vorverkauf wohl nicht bahnbrechend gelaufen zu sein. Aber lassen wir uns doch am besten überraschen. Mit einem leckeren Hopfentee in der Hand kann der Freitagabend nun offiziell beginnen. Fehlt eigentlich bloss noch ein wenig Live-Musik. Aber das sollte sich demnächst ändern, oder?
Final Crusade
Den Konzertreigen eröffnen um 20.45 Uhr die Heavy Metaller Final Crusade aus Brugg. Vor ein paar Wochen durften sie sich im Rahmen der Swiss Metal Attack noch auf der grossen Bühne der Prattelner Konzertfabrik austoben. Nun folgt die etwas familiärere Variante im HoF. Das Quintett macht sich mit viel Motivation und Spielfreude ans Werk. Abermals ist Frontmann Marco Wernlis Stimmorgan äusserst überzeugend. Zudem scheint er dieses Mal ziemlich kuschelbedürftig zu sein, denn er herzt regelmässig seine beiden Gitarristen Aaron Hartmeier und Kevin Waltert. Der Testament-Shirt tragende Basser Marius Tengler geht dagegen leer aus. Nichtsdestotrotz trägt er stets ein Lächeln auf den Lippen.
Das Publikum besteht aus Fans und aus Musikern der später aufspielenden Truppen. Momentan wirkt die ganze Geschichte noch etwas verhalten. Final Crusade drücken ungeachtet dessen weiterhin munter aufs Gaspedal. Sie zocken beinah ihre komplette, im letzten Jahr veröffentlichte Debüt-Scheibe durch. Für Furore sorgen insbesondere die Stücke «The Awakening Of The Spirit» (bei der sich Marco seiner schwarzen Lederjacke entledigt), «Forged With Metal» (das Paradebeispiel einer echten Heavy Metal-Hymne) und «Battelfield» (bei welchem man effektiv zusammen mit den fünf Herren direkt in die nächste Schlacht reiten möchte). Ein rundum akzeptabler Auftakt. In diesem Sinne: «We are all forged with Metal!».
Atlas&Axis
Und gleich nochmals eine ordentliche Dosis Heavy Metal. Das Städtchen Brugg scheint diesbezüglich wohl über einen besonders fruchtbaren Boden zu verfügen. Die Truppe rund um Burning Witches-Gitarristin Romana Kalkuhl kommt mit vollem Elan aus den Startlöchern. So stark hatte ich sie seit der letzten gemeinsamen Begegnung vor ein paar Jahren gar nicht in Erinnerung. Heute Abend scheinen sie bloss einen Plan zu haben: Den totalen Abriss des Hall Of Fame mittels ihres kräftigen Sounds. Stellenweise lässt der Fünfer nämlich auch einige Thrash Metal-Elemente in ihre Stücke einfliessen. Sänger Jonas Ambühl scheut sich zudem nicht vor gelegentlichen Ausflügen in die «Growl-Unterwelt».
Vorgetragen werden wenig überraschend ausschliesslich Nummern der beiden bisher rausgehauenen Studioalben «March Of The Night» (2011) und «Confrontation» (2014). Atlas&Axis entpuppen sich als regelrechte Publikumsmagneten. Unverdient ist dies keinesfalls. Da werde nach der Show wohl nicht nur ich einen Abstecher an den Merchandise-Stand in Angriff nehmen. Einzig bei der Gesangsabmischung gibt’s zwischendurch kleinere Schwierigkeiten. Jonas’ hohe Schreie sind oftmals kaum hörbar. Die restliche Singerei dringt dagegen laut und deutlich in die Gehörgänge. Irgendwie komisch. Nichtsdestotrotz darf der Auftritt der zweiten Brugger Truppe des Abends insgesamt als sackstark bezeichnet werden. Ob der Headliner da mithalten kann?
Damir’s Rising Force
Wie? Yngwie Malmsteen sagt euch nichts? Na da kann ich Abhilfe schaffen. Der gute Mann ist ein schwedischer Gitarrist, der als Wegbereiter für die Verwendung von klassischer Musik in den Bereichen Heavy Metal und Hard Rock gilt. Der in unserer lokalen Szene bestens bekannte Damir Eskic ist ein grosser Anhänger von Yngwie und seinem musikalischen Schaffen. Um dem Schweden entsprechend Tribut zu zollen, hat er 2012 die Cover-Band Damir’s Rising Force ins Leben gerufen. Die Truppe setzt sich zusammen aus Herrn Eskic himself (Gitarre; Gonoreas), Pat Rafaniello (Bass; Gonoreas), Matthias Gsteiger (Drums; Mind Patrol), Tom Hiebaum (Keyboard; Deep Sun; Green Labyrinth) und – neu – Seraina Telli (Gesang; Burning Witches). Die Metal-Hexen haben also auch hier ihre Fingerchen im Spiel.
Ich bin zwar überhaupt kein Fachmann für Yngwie Malmsteen-Songs, aber «I Am A Viking» gefällt mir besonders gut. Eine bärenstarke Hymne! Serainas kräftiges Stimmorgan ist wie geschaffen für Liedchen dieser Art. Allerdings scheint sie noch nicht alle Stücke auswendig gelernt zu haben, denn am Boden vor ihr liegt eine kleine Beige Spickzettel. So oft ist sie am Ende glücklicherweise gar nicht auf ihre Hilfsmittel angewiesen. Damir kitzelt währenddessen munter Soli aus seiner weissen Saitenkönigin heraus. Da kann jemand definitiv mit seinem Instrument umgehen (sogar inklusive Drehungen und anderen Tricks). Das absolute Energiebündel auf der Bühne ist jedoch Bassist Pat. Der Typ hat Energiereserven für eine ganze Armee. Zudem sorgt er dank seiner Gesichtsentgleisungen beim Publikum regelmässig für Lacher.
Inzwischen hat die Zuschaueranzahl leider wieder etwas abgenommen. Sind die etwa alle schon erschöpft? An einem Freitagabend sollte die Geschichte mit den Zugverbindungen ja nun wirklich keine Herausforderung darstellen. Viele sind ja auch mit dem Auto angereist. Eigentlich noch ein Grund weniger, frühzeitig verduften zu müssen. Naja, Damir’s Rising Force lassen sich nicht beirren und zocken ihr Set souverän durch. Auf die Zugaben hätten sie allerdings verzichten können. Zwei bereits gespielte Songs zu wiederholen ist jetzt nicht sonderlich berauschend.
Das Fanzit
Abermals ein Konzertabend, an dem sich die Schweizer Metal-Szene von ihrer besten Seite gezeigt hat. Tagessieger waren für mich eindeutig Atlas&Axis – allerdings nur mit sehr knappem Vorsprung. Dass der Headliner plötzlich mit weniger Publikum auskommen musste, empfand ich als äusserst schade und ehrlichgesagt nicht wirklich nachvollziehbar. Organisatorisch lief alles wie gewünscht. Ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Aufeinandertreffen mit diesen talentierten Truppen.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Final Crusade
- Six In Line
- The Enlightening Judge
- The Awakening Of The Spirit
- Savage Rider
- Forged With Metal
- Battlefield
- Destiny
Setliste – Atlas&Axis
- Power And Might
- Blood Will Flow
- Elements
- Choice Of Life
- Help Me
- Everyday
- My Way
- Legions
- To Violence
- Winter
Setliste – Damir’s Rising Force
- Rising Force
- My Resurrection
- I’ll See The Light Tonight
- Facing The Animal
- I Am A Viking
- Demon Driver
- Perpetual
- Never Die
- The Seventh Sign