Metalinside.ch - Delain - Z7 Pratteln 2017 - Foto Kaufi
Fr, 27. Oktober 2017

Delain (mit Marko Hietala), Serenity, Cellar Darling

Z7 (Pratteln, CH)
/ 13.11.2017

Delain und Marco Hietala – eine ausgezeichnete Kombination 

Die niederländischen Symphonic Metaller Delain machten im Rahmen ihrer «Danse Macabre»-Tour auch Halt Im Z7 in Pratteln. Auf der Bühne erhielt das Sextett gesangliche Unterstützung von Nightwish-Bassist Marco Hietala. Definitiv das Highlight dieses Konzertabends. Zuvor durften Serenity und Cellar Darling je ein Einheizer-Programm vortragen. Die Details entnehmt ihr dem nun nachfolgenden Bericht. 

Auf den heutigen Gig habe ich mich schon länger riesig gefreut. Als Liebhaber des Symphonic Metal-Genres darf ich mir Delain natürlich keinesfalls entgehen lassen. Und es kommt noch besser. Für die laufende Tour haben sich die Holländer einen meiner grössten Metal-Helden mit ins Boot geholt: Nightwish-Basser Marco Hietala. Der gute Mann hat ja bei einigen Delain-Scheiben sowohl als Produzent als auch Gastsänger mitgewirkt. Die gemeinsame Performance auf der ehrenwerten Z7-Bühne wird sicherlich genial werden. Zudem entpuppt sich diese Kombination offenbar als waschechter Publikumsmagnet. Bereits zur Türöffnung um 19 Uhr lungern etliche schwarzgekleidete Gestalten vor dem Prattelner Metal-Tempel herum.

Mein Grüppchen und ich starten die inzwischen zur Routine gewordene Begrüssungsrunde quer durch die Halle. Heute gibt’s etliche Hände zu schütteln. Unglaublich, wie viele bekannte Gesichter den Weg in die Nordwestschweiz auf sich genommen haben. Selbstverständlich darf die erste Hopfenteeladung ebenfalls nicht fehlen. Bis Meister Hietala zur Tat schreitet, muss ich mich allerdings noch ein wenig gedulden. Zuerst stehen nämlich noch die Performances von Cellar Darling und Serenity auf dem Programm. Na dann, lasset die Shows beginnen.

CELLAR DARLING

Schon wieder Cellar Darling? Tatsache! Das ist nun in diesem Jahr bereits mein viertes Aufeinandertreffen mit der aus ehemaligen Eluveitie-Mitgliedern bestehenden Folk-Truppe. Deswegen wird die ganze Sache mit der Schreiberei ehrlichgesagt so langsam ziemlich anspruchsvoll. Frontmädel Anna Murphy hat sich heute für ein besonders hübsches Outfit entschieden. Gewohnt charmant kommen ihre Ansprachen daher. Merlin Sutter scheint für diesen Auftritt eine besonders grosse Motivationsspritze zu sich genommen zu haben, denn er trommelt mit vollem Elan auf seiner Schiessbude herum und hat sichtlich Spass dabei.

Selbstverständlich gehören die beiden Hits «Black Moon» und «Avalanche» auch in der heutigen Setliste zum Inventar. Ein souveräner, halbstündiger Auftritt unserer Eidgenossen. Leider sind die Leute im Publikum primär im passiven Beobachtungsmodus. Etwas mehr Einsatz wäre wohl kaum zu viel verlangt gewesen. Ich für meinen Teil brauche jetzt allerdings vorerst trotzdem eine kleine Cellar Darling-Pause. Ich möchte einfach vermeiden, dass mir das Trio aufgrund einer Überdosis irgendwann zum Hals heraushängt.

Kurz nach Show-Ende sehe ich dann urplötzlich Mitglieder der Power Metal-Truppe DragonForce durch die Halle schlendern. Die hatten hier ja gestern zusammen mit ihren Kollegen von Twilight Force ihren Auftritt. Offenbar scheint heute ein freier Tag zu sein und diesen Nutzen die Gitarrenkönige zur Unterstützung ihrer Kollegen von Delain und Co. Coole Sache! (Anm. Kaufi: Auch Twilight Force sind offenbar noch im Lande – würde auch Sinn machen. Doof, dass ich die Jungs nicht mehr getroffen habe… 😊)

SERENITY

Der nächste Act hat sowieso allen Grund zu feiern. «Lionheart» ist Serenitys sechstes Studioalbum und seit heute offiziell erhältlich. Dementsprechend hervorragend gelaunt sprinten die österreichischen Symphonic/Power-Metaller auf die Bühne. Zwei grosse Löwenbanner flankieren das Schlagzeug. Mit dem Track «United» gibt’s’ gleich zu Beginn eine ausgiebige Hörprobe des neuen Materials. Bandleader Georg Neuhausers markante Stimme ist stets eine Wucht und vermag auch bei diesem Auftritt erneut zu überzeugen. Zwischen den Songs wagt er sogar Ausflüge in den Schweizer Dialekt und sammelt dadurch fleissig Sympathiepunkte.

Für den Grossteil der Show setzten Serenity allerdings auf altbewährte Hymnen. Dazu zählen sicherlich «Spirit In The Flesh» und «Legacy Of Tudors». Bei erstgenanntem Stück hilft Bassist Fabio D’Amore gelegentlich am Gesang aus. Dabei fällt mir etwas verflucht deutlich auf. Der Typ klingt ja wie Edguy/Avantasia-Aushängeschild Tobias Sammet. Zumindest in Sachen Stimme könnte er glatt als Double des Deutschen durchgehen. Ohne Frauenbeteiligung kommt die Truppe bekanntermassen ebenfalls nie aus. Seit 2015 ist Tasha als fixe Live-Musikerin mit an Bord. Auch heute erhält sie ihre Einsatzzeiten. Leider ist ihr Stimmchen aufgrund eines zu leise eingestellten Mikros nicht wirklich hörbar. Schade.

Definitiv kein schlechter Serenity-Auftritt. Aus eigener Erfahrung weiss ich allerdings, dass diese Kapelle noch mehr auf dem Kasten hat. Das können sie ja dann bei ihrem Gastspiel im Hall Of Fame Mitte Februar des nächsten Jahres wieder unter Beweis stellen. Allenfalls steht ihnen dann ein etwas aktiveres Publikum gegenüber.

DELAIN (MIT MARKO HIETALA)

Holland ist gesegnet mit zahlreichen talentierten Metal-Gruppen. Gerade im Symphonic-Bereich haben die Oranjes einiges zu bieten. Dazu zählt zweifelsohne ebenfalls die 2002 ins Leben gerufene Truppe Delain. Dank konstant überzeugenden Leistungen konnten Charlotte Wessels und Co. über die Jahre hinweg den Abstand zu den Genre-Grössen Epica und Within Temptation massiv verringern. Nicht wenige behaupten sogar, dass sich Delain inzwischen niveaumässig auf Augenhöhe mit den zuvor erwähnten Bands befinden. Das inzwischen sehr gut besuchte Z7 wartet jedenfalls äusserst gespannt auf den Auftritt des Headliners. Hoffentlich lässt sich Marco Hietala auch bald blicken.

Gestartet wird mit dem Stück «Hands Of Gold» vom aktuellen Silberling «Moonbathers». Auf Platte mischt darauf übrigens noch Arch Enemy-Frontröhre Alissa White-Gluz mit. Wäre sie «in natura» aufgetaucht, hätte Metalinside-Kollege Kaufi wohl fluchtartig die Halle verlassen. Die Saitenfraktion rund um Merel Bechtold, Otto Schimmelpenninck van der Oije und Timo Somers drückt von Anfang an ordentlich auf die Tube. Richtig laut wird es jedoch erst als Madame Wessels in Erscheinung tritt und sich zu ihrem weissen, laserschwertartigen Mikrofonständer stellt. Bereits dieser erste Song zeigt eindrücklich auf, wie stark Delain inzwischen geworden sind. So hat astreiner Symphonic Metal zu klingen! Zum Schluss werden noch goldene Konfettischlangen ins Publikum geballert, welche einige fortan als Accessoires verwenden.

Danach wird – für meinen Geschmack – überaus früh die beliebte Mitmach-Nummer «We Are The Others» ins Rennen geschickt. Das scheint dem Publikum allerdings gut zu tun. Endlich kann ich Aktivitäten und Engagement beobachten. Mit «The Glory And The Scum» folgt direkt im Anschluss einer meiner Favoriten-Tracks. Ottos brutale Growls und Charlottes engelsgleiches Stimmchen ergänzen sich hervorragend. Es sind jedoch nicht die einzigen Gegensätze auf der Bühne. Jedes Mal, wenn die zierliche Merel neben Schrank Timo steht, ergibt dies ein durchaus unterhaltsames Bild. Der Special Guest Marco Hietala lässt weiterhin auch sich warten. Die nächsten Stücke sind «Get The Devil Out Of Me» und der Namensgeber der laufenden Tour «Danse Macabre».

Als meine Gehörgänge darauf die Melodie von «Your Body Is A Battleground» vernehmen bekomme ich das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Jetzt aber! Zeig dich! Und dann tritt er endlich aus dem Schatten hervor – der Mann mit dem teuflischen Bart und der bärenstarken Stimme. Jubelrufe ertönen und mir entfährt ein verflucht lauter «Marco»-Schrei. Der Finne scheint sich pudelwohl zu fühlen und ist sofort mit vollem Elan bei der Sache. Zwischen Charlotte und ihm scheint die Chemie definitiv zu stimmen. Da bleibt mir die Spucke weg. Wir werden hier wohl gerade alle Zeugen einer einzigartigen Geschichte. Mister Hietala erklärt der Menge anschliessend, dass es ihm gefalle, im Z7 zu Gast zu sein. Er spiele ja bekanntlich hauptsächlich in einer anderen Band und diese sei leider zu gross für diesen Laden geworden. Lieber Marco, meinetwegen darfst du mit Nightwish jederzeit nach Pratteln kommen. Ich hätte überhaupt nix dagegen einzuwenden. (Anm. Kaufi: Einspruch! Ein ausverkauftes Z7 ist nicht spassig und bei Nightwish würde der Laden aus allen Nähten platzen…. Leider!.). (Anm. Dutti: Ja dann machen wir einfach ein exklusives Konzert mit einer eingeschränkten Besucheranzahl daraus).

Doch Delain sind keinesfalls von ihrem genialen Gast abhängig. Denn als dieser wieder hinter der Bühne verschwindet ziehen sie ihr Set souverän alleine weiter. Ein Qualitätsverlust ist zu keiner Sekunde auszumachen. Nummern wie «Army Of Dolls» oder «Here Come The Vultures» machen jedes Mal Spass und aktivieren zudem die Nackenmuskeln. Dazu flimmern im Hintergrund wunderschöne Bilder über die Leinwand. Martijn Westerholt hämmert gewohnt fokussiert in die Tasten seines Instruments. Drummer Ruben Israël gönnt sich ebenfalls kaum Atempausen. Er wird Delain jedoch nach dieser Tour definitiv verlassen. Details über einen Nachfolger sind zum bisherigen Zeitpunkt noch keine bekannt.

Ein wenig später folgt mit dem Song-Trio «Nothing Left», «Sing To Me» und «Control Storm» nochmals ein ausgiebiger Marco-Block. Hammermässig, was die beiden Singenden da abliefern. Die Zuhörerschaft ist regelrecht begeistert. Bei «Suckerpunch» und «Not Enough» sind die Holländer dann wieder auf sich alleine gestellt. Die von den Fans heftig geforderte Zusatzrunde wird mit «Mother Machine» eröffnet. Da fliegen nochmals ziemlich viele Haare durch die Luft. Das darauffolgende «Don’t Let Go» wird sogleich zum Motto des Moments. Man möchte die Holländer wirklich nicht mehr gehen lassen. Dafür ist das Dargebotene schlichtweg zu gut. Zum «Grande Finale» wird Marco ein letztes Mal auf die Bühne gebeten. Gemeinsam beenden er und Delain diese fulminante Show mit dem Track «The Gathering». Ein absolut würdiger Abschluss.

Kaufi: Was kann man dazu eigentlich noch ergänzen? Dutti hat das Meiste schon erwähnt… Delain liefern hier in der Tat eine grossartige Show ab! Wie war das, werter Kollege? So von wegen „Abstand verringern“ und „auf Augenhöhe“? Zumindest Epica haben Delain längstens abgehängt! Die Verstärkung in Form von Nightwisher Marco Hietala tut der ganzen Show natürlich zusätzlich gut. Denn dadurch ist die Setliste so richtig durchgeschüttelt! Vor 362 Tagen waren die Holländer bereits zu Gast im Z7 und im Vergleich dazu haben sagenhafte sieben neue Songs den Weg ins Programm gefunden, dies unter anderem auf Kosten von Titeln wie „Pristine“ oder „April Rain“. Dass mit Hietala allerdings Dinge wie das bärenstarke „Your Body Is A Battleground“ oder „Sing To Me“ natürlich nicht fehlen dürfen, ist naheliegend. Eher überraschend ist dafür das Queen-Cover „Scandal“. Dass die Hymne „We Are The Others“ bereits zu Beginn „verbraten“ wird zeigt zudem, welches Selbstvertrauen die Band in sich und in ihre Songs hat. Starkes Zeichen! Und für mich heisst das dann, dass MEIN Lieblingssong „The Gathering“ den Abschluss der Show bildet – besser geht’s also gar nicht mehr!

Fanzit

Das war ohne Zweifel ein einzigartiges Konzerterlebnis in einem beinahe ausverkauften Z7. Am Ende konnte allerdings keiner mit der überragenden Show des Headliners mithalten. Delain haben ihren Anspruch auf den Symphonic Metal-Thron ein weiteres Mal deutlich untermauert. Die Idee zur gemeinsamen Tour mit Marco Hietala war ein schlichtweg genialer Einfall. Der Finne ist und bleibt ein wahrer Metal-Gott. Meinetwegen hätte er gerne noch bei ein paar weiteren Songs mitwirken können. Am Ende stand er nämlich effektiv bloss für sechs Stücke auf der Bühne.

Kaufi: Und das reichte auch – schliesslich ist es eine DELAIN Show, lieber Dutti! 😉 Und zwar eine verdammt starke, wahrscheinlich sogar die beste, die ich je miterleben durfte! Delain zementieren damit ihre Position im Symphonic Metal, die wohl nicht nur ich mittlerweile als Nummer 2 direkt hinter den Finnen einstufen würde…

Setliste – Cellar Darling

  1. Black Moon
  2. Hullaballoo
  3. The Hermit
  4. Avalanche
  5. Six Days
  6. Starcrusher
  7. Challenge

Setliste – Serenity

  1. Deus Lo Vult (Intro)
  2. United
  3. Spirit In The Flesh
  4. Iniquity
  5. Rust Of Coming Ages
  6. Legacy Of Tudors
  7. Serenade Of Flames
  8. Lionheart
  9. Follow Me

Setliste – Delain (mit Marco Hietala)

  1. Hands Of Gold
  2. We Are The Others
  3. The Glory And The Scum
  4. Get The Devil Out Of Me
  5. Danse Macabre
  6. Your Body Is A Battleground (mit Marco Hietala)
  7. Scandal (mit Marco Hietala) (Queen-Cover)
  8. The Hurricane
  9. Scarlet
  10. Army Of Dolls
  11. Here Come The Vultures
  12. Fire With Fire
  13. Nothing Left (mit Marco Hietala)
  14. Sing To Me (mit Marco Hietala)
  15. Control The Storm (mit Marco Hietala)
  16. Suckerpunch
  17. Not Enough
  18. Mother Machine*
  19. Don’t Let Go*
  20. The Gathering (mit Marco Hietala)*

*Zugabe

Fotos Delain, Serenity, Cellar Darling im Z7 2017 (Kaufi)


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/ 13.11.2017
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