Metalinside.ch - DragonForce - Z7 Pratteln 2017 - Foto Röschu 05
Do, 26. Oktober 2017

DragonForce, Twilight Force

Z7 (Pratteln, CH)
/ / 08.11.2017

Doppelte “Power-Force” im Z7 

Dutti: Power Metal hoch zwei. Am Donnerstagabend traf im Z7 in Pratteln die Drachen- auf die Zwielichtkraft. Beide Truppen vermochten die anwesende Zuhörerschaft zu überzeugen. Sämtliche Details zu Schwertkämpfern und Speed-Gitarristen entnehmt ihr dem nun folgenden Konzertbericht. 

Eine weitere Etappe des 2017-Konzertmarathons steht auf dem Programm. Nach einem mühsamen Bürotag freue ich mich riesig auf das musikalische Auslüften. Dazu ist wieder einmal eine Reise zur Konzertfabrik Z7 nötig. Die dort heute aufspielenden Bands stehen für viel Spass und grossartiges Entertainment. Sowohl DragonForce als auch Twilight Force durfte ich schon mehrere Mal in Aktion erleben. Enttäuschungen blieben bisher aus. Das muss sich bei der heutigen Veranstaltung von mir aus jetzt auch nicht unbedingt ändern. Bei der Türöffnung hält sich der Besucherandrang eher in Grenzen. Somit kann mir problemlos meinen Pressestempel abholen und anschliessend geht’s direkt hinein in die Halle. Die Zeit bis zum ersten Auftritt wird mit Fachsimpeln und Hopfentee-Konsum souverän überbrückt.

Twilight Force

Dutti: Um 20 Uhr betreten die Fantasy Metaller von Twilight Force schliesslich die Bühne. Im Vorfeld dieser Tour generiete insbesondere der Abgang von Sänger Chrileon ordentlich Gesprächsstoff. Doch sein temporärer Ersatz kann sich definitiv sehen lassen. Neo-Sabaton Gitarrist Tommy Johansson (Anm. Kaufi: So „Neo“ ist Tommy gar nicht mehr…) kümmert sich nämlich um die Arbeit im Mikrofon. Da scheint jemand offenbar weit mehr als bloss den Refrain des Tracks «Swedish Pagans» auf dem Kasten zu haben. Aber ich lasse mich natürlich gerne eines Besseren belehren.

Mit «Battle Of Arcane Might» geht’s gleich fulminant los. Genau wegen Songs wie diesem bezeichne ich den Stil der Schweden überaus gerne als «Walt Disney-Metal». «Gute-Laune-Power Metal» trifft auf orchestrale Elemente. Die mit Elfenohren ausgestatten Gitarren-Krieger Aerendir und Lynd wirbeln gewohnt wild auf der Bühne herum. Einmal missbrauchen sie Basser Born sogar als Fussablage. Damit haben sie die Lacher natürlich voll und ganz auf ihrer Seite.

Nach diesem furiosen Start folgt jedoch leider eine schwächere Phase. Keine Ahnung, ob den Herrschaften wirklich so schnell die Puste ausgegangen ist. Irgendwo scheint’s es jedoch zu harzen. Aber wie schlägt sich jetzt eigentlich Tommy am Gesang? Überhaupt nicht schlecht. Der Junge kann definitiv singen. Doch selbst er kann dieser vorrübergehenden Schwächephase kein Ende bereiten.

Gegen Ende des Auftrittes verlässt Blackwald sein Keyboard und schreitet zur Bühnenmitte. Es gäbe nämlich einen Grund für Feierlichkeiten. Ich habe keinen Schimmer, wovon der Kapuzenträger mit seiner markant heiseren Stimme da spricht. Aufklärung folgt sofort. Tommy hat heute Geburtstag. Selbstverständlich lässt sich das Publikum nicht lange bitten und setzt zum obligaten Ständchen an. Einige strecken dabei sogar ein paar aufblasbare Schwerter in die Luft. Auch ein Geschenk darf selbstverständlich nicht fehlen. Das grinsende Geburtstagskind erhält von seinen Kollegen einen kleinen Plüschdrachen. Schöne Geste. Diese Aktion scheint allen gutgetan zu haben. Denn die letzten beiden Nummern «Gates Of Glory» und «The Power Of The Ancient Force” werden mit viel Wucht und Energie vorgetragen. So gelingt den Schweden am Ende doch noch ein versöhnlicher Abschluss ihres Auftritts.

Kaufi: Ganz kurzfristig habe ich mich auch noch für einen kurzen Trip ins Z7 zu Twilight Force entschieden. Ich war schon schwer enttäuscht und auch etwas geschockt, als es hiess, dass Chrileon resp. Christian Eriksson die Band verlassen musste. Die Hintergründe würden mich jedenfalls sehr interessieren, scheint nicht alles so harmonisch verlaufen zu sein… Nun denn – Blick nach vorne. Und die Schweden liefern mit dem Interim-Fronter in Form von Sabaton’s Tommy Johansson eine faustdicke Überraschung ab. Und der Kerl kann was! Tommy präsentiert sich als starker Sänger, der auch die hohen Töne trifft.

Dutti erwähnt derweil eine schwächere Phase im Set. Und hat auch recht damit. Während „Flight Of The Sapphire Dragon“ noch ok ist, ist das über zehn Minunten lange „There And Back Again“ irgendwie dann zu viel des Guten. Die Nummer scheint live einfach nicht zu zünden, definitiv ein Song, den man wohl besser austauschen würde. Die an sich gute Stimmung im Publikum kühlt dann auch merklich ab. Zum Glück ist jetzt Happy Birthday angesagt und Tommy ist sichtlich gerührt ob all den Lobeshymnen seiner Kollegen und tauft auch gleich seinen Drachen. Mit „Gates Of Glory“ und „The Power Of The Ancient Force“ ziehen die Schweden dann das Publikum endgültig wieder auf ihre Seite und zeigen ein starkes Finish!

Nur wenige Minuten später stehen die sechs Musiker – alle noch mit ihren Bühneklamotten – bereits beim Merchstand und posen für dutzende Handy-Bilder. Doch mit den ersten Tönen des Headliners machen sie sich vom Acker – die Fans sollen sich da wohl auf die Musik konzentrieren und nicht auf den Support. Starke Einstellung!

DragonForce

Dutti: Kurz nach 21 Uhr übernimmt dann der Hochgeschwindigkeitszug DragonForce das Zepter. Aushängeschilder sind wie eigentlich immer die beiden Gitarristen Herman Li und Sam Totman. Beim Nachspielen ihrer Soli hat sich sicherlich manch einer von uns die Fingerchen gebrochen. Ich staune jedes Mal auf’s Neue, was die beiden Herren so alles aus ihren Saitenköniginnen herausholen. Spektakel ist da jeweils stets garantiert.

Los geht’s mit dem Track «Ashes Of The Dawn» von der neusten Drachenkraft-Platte «Reaching Into Infinity». Dabei handelt es sich inzwischen um den siebten Silberling der Briten. Die Energie und Spielfreude der Jungs schwappt umgehend auf das Publikum über. Die Party hat eindeutig begonnen. Mit «Operation Ground And Pound» folgt dann aber bereits die erste ältere Nummer. Diese knackt – wie bei DragonForce-Songs häufig nicht unüblich – problemlos die sieben Minuten-Grenze. Bassist Frédéric Leclercq steuert ein paar Growls bei. Dominant bleibt aber selbstverständlich Marc Hudson’s coole Power Metal-Stimme, die sich inzwischen hervorragend entwickelt hat. Da vermisst wirklich niemand mehr seinen Vorgänger ZP Theart. Heute Abend entdecke ich allerdings keinen Keyboarder. Der gute Mann scheint tatsächlich zu fehlen. Keine Ahnung, was diesbezüglich genau im Busch ist.

Nach dem mitreissenden «Fury Of The Storm» verschwinden die Musiker plötzlich hinter der Bühne. Zurück kehr lediglich Frédéric. In der Hand hält er allerdings eine Gitarre. Was kommt jetzt? Genügt ihm sein Tieftöner nicht mehr? Offenbar nicht, denn er knallt uns ein solides und langes Gitarren-Solo um die Lauscher. In diesem Kerl steckt offenbar weit mehr als man denkt. Trotzdem kann er natürlich nicht ganz mit den überragenden Fähigkeiten seiner Kollegen Herman und Sam mithalten. Danach taucht Schiessbuden-Mann Gee Anzalone auf. Nun darf er sich ebenfalls noch etwas austoben und im Rampenlicht trommeln.

In der Mitte des neuen Songs «The Edge Of The World» hat mein Kiefer dann Bodenkontakt. Grund dafür ist Marc, der urplötzlich ein paar bitterböse Growls auspackt. Hätte mich da nicht jemand vorwarnen können? Damit habe ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Wow! Allzu oft wird er solche Geschichten aber wahrscheinlich nicht durchführen können. Sonst machen am Ende seine Stimmbänder bei seinem «normalen» Gesang nicht mehr mit.

Weiter geht’s mit «Cry Thunder». Herman und Sam blödeln gewohnt ausgiebig herum. Ihren gespielten Konkurrenzkampf kennen die eingefleischten Fans natürlich bestens. Damit sorgen die beiden stets für unterhaltsame Momente. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir allerdings, dass dies mein letzter Song sein wird. Der 22.46 Uhr-Zug ruft. Die Setliste verrät mir glücklicherweise, dass ich den Grossteil der Show miterlebt habe. Somit gibt’s diesbezüglich nichts zu beanstanden.

Fanzit

Die Besucher des einzig wahren Schweizer Metal-Tempels erlebten heute Abend zwei engagierte Bands mit coolen Shows. Twilight Force hatten kurzzeitig einen Durchhänger, konnten am Ende allerdings nochmals die Kurve kratzen. Wer künftig den Job am Mikrofon fix übernehmen wird, steht noch in den Sternen. DragonForce legten definitiv eine ihrer stärkeren Shows aufs Parkett. In dieser Form sind die Herrschaften absolut empfehlenswert. Am Ende habe ich offenbar lediglich drei Songs des Headliners verpasst. Es wäre wünschenswert, wenn das Zeitmanagement für Shows unter der Woche immer so gut klappen würde.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Twilight Force

  1. Battle Of Arcane Might
  2. To The Stars
  3. Riders Of The Dawn
  4. Flight Of The Sapphire Dragon
  5. There And Back Again
  6. Gates Of Glory
  7. The Power Of The Ancient Force

Setliste – DragonForce

  1. Ashes Of The Dawn
  2. Operation Ground And Pound
  3. Judgement Day
  4. Seasons
  5. Curse Of Darkness
  6. Fury Of The Storm
  7. Guitar Solo / Drum Solo
  8. Heart Of A Dragon
  9. The Edge Of The World
  10. Cry Thunder
  11. Valley Of The Damned
  12. Three Hammers*
  13. Through The Fire And Flames*

*Zugabe

Fotos DragonForce, Twilight Force Z7 Pratteln 2017 (Röschu)


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/ / 08.11.2017
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