Brutales Todes-Metal-Paket zu Halloween
Die «Wrong Tour To Fuck With» gastierte am Kürbiskopfabend im einzig wahren Schweizer Metal-Tempel. Vier knallharte Bands knüppelten regelrecht um die Wette. Nach überlebenden Nackenwirbeln suchte man anschliessend vergeblich. Den dazugehörigen Konzertbericht möchten wir euch trotzdem keinesfalls vorenthalten.
Selbst in der vermeintlichen Nacht des Grauens pilgere ich sorglos nach Pratteln ins Z7. Während zu Hause irgendwelche Horrorstreifen über die Bildschirme flimmern, dominieren in der Konzertfabrik am heutigen Abend abermals die lauten und groben Töne. Zu Gast ist nämlich ein Band-Quartett, welches sich ausschliesslich mit Death Metal – oder dessen Unterkategorien – beschäftigt. Fröhliches Kürbisschnitzen ist somit kein Thema. Mir ist lediglich der Headliner Dying Fetus bekannt. Bei den anderen Truppen darf ich mich wieder einmal an einer metallischen Horizonterweiterung erfreuen.
Kurz vor 18 Uhr kommt mein Grüppchen am Ort des Geschehens an. Bei vier Bands bin ich über die frühe Türöffnung ehrlichgesagt alles andere als unglücklich. Dummerweise scheint ein Grossteil der Z7-Crew die Rechnung ohne den Feierabendverkehr gemacht zu haben. So werden wir bald informiert, dass sich das Öffnen der Tempelpforten um ein paar Minuten verschieben wird. Die Wartezeit überbrücken wir unter anderem mit Diskussionen über die Gruppen des heutigen Abends.
Ein wenig später geht’s dann endlich hinein in die gute Stube. Entgegen unseren Vermutungen findet die ganze Geschichte offenbar doch auf der grossen Bühne der Konzertfabrik statt. Da bin ich ja mal gespannt, ob sich effektiv so viele Fans in die Nordwestschweiz verirren. Bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter erfahren wir schliesslich, dass heute bloss mit rund 300 Nasen gerechnet wird. Zu dieser frühen Stunde ist davon allerdings noch nicht sonderlich viel zu spüren. Die meisten werden wahrscheinlich jetzt erst ihren Feierabend antreten und somit wohl mindestens den ersten Act verpassen.
Disentomb
Um 18.50 Uhr betreten die australischen Brutal Death-Metaller von Disentomb die Bühne. Trotz des bescheidenen Publikumsaufmarsches geben die vier Jungs Vollgas und lassen unsere Nackenmuskeln ein erstes Mal heftig leiden. Frontmann Jord entführt uns dabei in die unendlichen Tiefen seiner Kehle. Brutal, was der Kerl da so alles ins Mikrofon grunzt. Fragt mich jetzt bloss nicht nach irgendwelchen Songtexten. Nichtsdestotrotz hat dieser Sound durchaus seinen Reiz und gibt uns zudem bereits einen guten Vorgeschmack auf die nachfolgenden Künstler. Nach einer guten halben Stunde ist die ganze Angelegenheit bereits wieder beendet. Die Jungs bedanken sich bei den «frühen Vögeln» im Publikum und verduften anschliessend in den Backstage-Bereich.
Beyond Creation
Vom «Känguru-Kontinent» springen wir nun herüber nach Kanada. Von dort stammt die nächste Truppe. Soundtechnisch versuchen sie die Elemente Progressive- und Technical Death Metal zusammenzuführen. Auf den ersten Blick ein schwieriges Unterfangen. Aber Beyond Creation sind diesbezüglich kein Einzelfall. Kapellen wie Obscura oder Gorod beweisen regelmässig, dass diese Kombination durchaus funktionieren kann. Die Prog-Passagen sind bei den Kanadiern gut hörbar. Auffallend sind ausserdem die «kopflosen» Saiteninstrumente. Das habe ich so auch noch nie gesehen. Simon Girard versteht man glücklicherweise ein wenig besser als noch zuvor seinen Kumpel Jord von Disentomb. Beyond Creation sind in der Tat eine interessante Truppe und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Wiedersehen.
Psycroptic
Nun reisen wir nochmals zurück nach Down Under – genauer gesagt auf die Insel Tasmanien. Dort sind Psycroptic beheimatet. Das Quartett ballert uns eine Ladung Technical Death Metal auf die Lauscher. Als ob unsere Nackenwirbel nicht schon genug angeschlagen wären. Die Jungs sind ausgezeichnet gelaunt. Insbesondere Sänger Jason Peppiatt stachelt die Menge immer wieder von neuem an. Leider wird das Dargebotene mit der Zeit etwas langweilig. Das scheint hauptsächlich daran zu liegen, dass wir uns schon den ganzen Abend in ungefähr derselben Stilrichtung bewegen. Etwas Abwechslung im Line Up hätte sicherlich nicht geschadet.
Dying Fetus
Bereits vor dem Auftritt des Headliners sorgt Glatzkopf John Gallagher für Lacher im Publikum. Er düst nämlich mit Kickboard breitgrinsend über die Bühne. Dieser Herr mag zwar brutale und aggressive Musik machen, aber im Innern ist er nach wie vor ein kleiner Kindskopf. Passend zum heutigen Abend werden anschliessend noch zwei kleine Kürbisse auf dem Boden platziert.
Anschliessend legt das Trio los und gönnt der schwarzgekleideten Masse vor ihnen keine Atempause. John und sein Kumpel Sean Beasley brüllen um die Wette, während hinter den beiden Trey Williams kurzerhand sein Schlagzeug zum Maschinengewehr umfunktioniert. Da fliegen uns gnadenlose Blastbeat-Salven entgegen. Nun erreicht auch die Publikumsaktivität ihren Höhenpunkt. Mosh Pits, eine Wall Of Death, Headbangerei – die Anhänger des sterbenden Fötus’ geben alles. Die Energie meiner Gruppe geht allerdings im letzten Show-Drittel flöten und so entscheiden wir uns für einen verfrühten Abgang.
Das Fanzit
Nein, mit diesen vier Bands möchte man sich definitiv nicht anlegen. Sie alle legten solide bis sehr gute Shows aufs Parkett. Einzig die stiltechnische Abwechslung wurde mit der Zeit ein wenig vermisst. Allenfalls hätten drei Truppen bereits ausgereicht. In Sachen Soundqualität gibt es nichts zu bemängeln. Besonders überzeugen konnten mich Beyond Creation und Dying Fetus. Halloween 2017 forderte am Ende lediglich ein paar Nackenwirbelchen als Opfer.
Cheers
Dutti \m/
Setliste – Disentomb
- Intro
- Pyres Built From Their Severed Wings
- Abominations Created Through Divinity
- Chthonic Gateways
- The Genesis Of Misery
- An Edifice Of Archbestial Impurity
- Indecipherable Sermons Of Gloom
- Vultures Descend
Setliste – Beyond Creation
- Omnipresent Perception
- L’Exorde
- Earthborn Evolution
- Neurotical Transmissions
- Coexistence
- Fundamental Process
- Outro (Sample) : Elevation Path
Setliste – Psycroptic
- Echoes To Come
- Carriers Of The Plague
- Forward To Submission
- Euphorinasia
- Observant
- Colour Of sleep
- World Discarded
- Cold
Setliste – Dying Fetus
- From Womb To Waste
- Fixated On Devastation
- Grotesque Impalement
- Induce Terror
- Your Treachery Will Die With You
- One Shot, One Kill
- Subjected To A Beating
- Invert the Idols
- Seething With Disdain
- In The Trenches
- Wrong One To Fuck With
- Praise the Lord (Opium Of The Masses)
- Kill Your Mother, Rape Your Dog