In virtute feminae
Der erste Novemberabend im Z7 war vollständig in femininer Hand. Also man muss es so sagen, es waren vor allem Männer im Publikum. Die Bühne gehörte allerdings den US-Amerikanerinnen The Iron Maidens und last but not least den Schweizerinnen Burning Witches.
Wie der Name des Headliners schon verspricht, spielen The Iron Maidens ausschliesslich Covers. Die Burning Witches hingegen spielen nebst einem Judas Priest- und Dio -Cover, auch eigene Kompositionen. Sie müssen also anders überzeugen. Die US-Ladies standen eigentlich schon lange auf meiner Bucketlist und die Kombination von der Maiden Cover Band und den CH-Hexen war ideal und die Location sowieso.
Burning Witches
Die verhältnismässig junge Schweizer Band durfte im laufenden Jahr viel Vorschuss-Lorbeeren kassieren und kam in den Medien, auch über die Landesgrenze hinaus, sehr gut an. Wen wundert’s? Es gibt nun mal nicht so viele Damen, die sich in diesem Genre versuchen. Dass ausgerechnet Musikerinnen aus der Schweiz in dieser absoluten Männer Domäne Fuss fassen wollen, lässt den einen oder anderen aufhorchen.
Das Debüt-Album der Hexen bekam durchwegs gute Noten und vermochte so manchen Metalhead zu begeistern. Der Umstand, dass die Damen alles andere als unattraktiv sind, wird ihnen wohl auch nicht schaden. Die Bühne ist da allerdings gnadenlos. Hier gibt es keine zweite Chance, wenn was nicht klappt. Und ein Fehler bleibt ein Fehler. Doch auch hier zeigten Burning Witches, dass man sie durchaus ernst nehmen sollte.
Und dennoch steht musikalisch den Schweizerinnen noch einiges an Arbeit bevor. Insbesondere die Rhythmus-Sektion könnte noch einiges herausholen, aber das sollte erfahrungsgemäss mit jedem weiteren Gig besser werden. Einmal mehr fehlerfrei und absolut überzeugend war Sängerin und Frontfrau Seraina Telli, die immer wieder versuchte, das Publikum in die Gänge zu bringen.
Ruhm und Ehre gibt es nicht geschenkt, da sind auch Burning Witches keine Ausnahme, aber mit dem Gig im Z7 konnten die Damen eindrucksvoll zeigen, dass auch in Zukunft mit ihnen zu rechnen ist.
The Iron Maidens
Das Original ist so was wie das Urgestein des NWOBHM und hat sehr viele Musiker beeinflusst. So geschehen ist das wohl auch bei den US-Amerikanerinnen, die sich listigerweise The Iron Maidens nennen. Die Ladies sind schon lange kein Geheimtipp mehr und überzeugen durch eine authentische Wiedergabe der Songs ihrer Idole. Dies schien übrigens auch Alice Cooper aufgefallen zu sein, denn er verpflichtete Gitarristin Nita Strauss für seine aktuelle Tour.
Waren die Hexen mehrheitlich in Leder unterwegs, verhielten sich The Iron Maidens eher zurückhaltender. Sie unterliessen es aber nicht, dennoch mit den weiblichen Reizen zu spielen. Ausgenommen davon war allerdings Kirsten Rosenberg, die verglichen mit anderen Jahren an Gesamtvolumen zugelegt hat. Egal! Auch wenn die Show wichtig ist, so zählt die Musik und Kirsten überzeugte mit ihrem lupenreinen Gesang.
Das Publikum, war zwar in angenehmer grossen Anzahl erschienen, doch war man in Punkto Begeisterung eher vornehm zurückhaltend. So gab es zwischen den Songs die eine oder andere stille Pause, die fast ein wenig zur Andacht einlud. Zudem gesellten sich noch technische Schwierigkeiten zum Auftritt, was den Ladies ganz und gar nicht gefiel, sie dies aber in professioneller Weise wegsteckten.
Ohne die Dame auf ihre weiblichen Attribute reduzieren zu wollen (und die waren ausreichend vorhanden), muss ich gestehen, dass Wanda Ortiz’s (Bass) Lächeln einfach unschlagbar war. Und natürlich war der Auftritt selber eine Augenweide und gleichermassen ein Ohrenschmaus. Dennoch muss ich gestehen, dass ich mich kaum ein zweites Mal um ein Ticket reissen werde. The Iron Maidens sind gut, wenn nicht sogar konkurrenzlos, aber wenn man sie einmal gesehen hat, war es das dann auch schon. Trotzdem, wer Maiden mag, kommt irgendwie nicht drum herum die weibliche Version anzuschauen. Lohnen tut es sich auf jeden Fall.
Fanzit
Oestrogen auf der Bühne, Testosteron im Publikum – eigentlich eine perfekte Mischung und so gesehen darf man sagen, dass wohl alle Parteien auf ihre Kosten kamen. Bei allem Respekt vor The Iron Maidens, aber im Auge behalten werde ich wohl eher Burning Witches. Nicht weil sie besser waren, sondern weil sie den schwereren Weg gegangen sind und eigenes Songmaterial im Angebot hatten. Musikalisch (technisch) liegen die Amis vorne, aber das ist sicherlich nicht in Stein gemeisselt. In diesem Sinne: Witches! Witches! Witches!