Gaahl's Wyrd - Werk21 Zürich 2017
So, 10. Dezember 2017

Gaahls Wyrd, The Great Old Ones, Auðn

Dynamo Werk 21 (Zürich, CH)
26.12.2017
Gaahl's Wyrd - Werk21 Zürich 2017

Advent, Advent, die Kirche brennt 

Nein, so dramatisch wie der Titel vielleicht klingen mag, ging’s am Sonntagabend im Werk 21 nicht zu und her. Trotzdem waren drei durchaus düstere Gruppen anwesend und sorgten für eine unheimliche Stimmung. Doch davon liess sich kaum jemand abschrecken. Der Dynamo-Keller konnte nämlich den «Sold Out»-Status vermelden. Alle weiteren Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Der Winter hat die Schweiz fest im Griff. Auf dem Weg nach Zürich erblicke ich eine schneebedeckte Landschaft. Ob die heute im Werk 21 auftretenden Bands diese eiskalten Witterungen extra für heute bestellt haben? Sämtliche drei Akteure stammen aus dem Black Metal-Bereich und dürften sich bei diesen Temperaturen sicherlich pudelwohl fühlen. Veranstalter Meh Suff! öffnet die Pforten der Location um 19 Uhr. Im Innern tummeln sich bereits etliche schwarzgekleidete Gestalten. Die Abendkasse wäre eigentlich überflüssig, denn der Event ist restlos ausverkauft. Man kann ja über sie denken was man will, aber auf die Black Metal-Anhänger ist diesbezüglich einfach Verlass. Mit einem Bierchen in der Hand platziere ich mich im nächsten Raum und starre gebannt auf die Bühne. Da ich die drei Bands überhaupt nicht kenne, steht für mich einmal mehr die musikalische Horizonterweiterung im Fokus.

Auðn

Die atmosphärischen Schwarzmetaller Auðn eröffnen um halb acht den Konzertreigen. Die Isländer treten allesamt in Anzugsjacken in Erscheinung. Sänger Hjalti Sveinsson mustert die Menge aufmerksam. Danach krächzt er sich während rund 40 Minuten mit vollem Elan die Seele aus dem Leib. Gesungen wird ausschliesslich in der Landessprache des Fünfers, was den Songs irgendwie eine noch stärkere Wirkung verleiht. Langsame und schnellere gespielte Passagen wechseln sich regelmässig ab. Während einige die übliche «Black Metal-Salzsäulen-Position» mit verschränkten Armen eingenommen haben, wirbeln andere ihre langen Mähnen durch die Luft. Dank eines sackstarken Auftritts können mich die Isländer vollends von sich überzeugen. Ein Besuch an der Merchandise-Ecke ist nach dem Konzert absolute Pflicht.

The Great Old Ones

Die aus Frankreich stammenden The Great Old Ones gehen als nächste Truppe ins Rennen. Das Städtchen Bordeaux hat offenbar weitaus mehr als bloss guten Wein zu bieten. Als etwas irritierend empfinde ich die grosse Cthulhu-Maske in der Bühnenmitte. Die Franzosen sind gemäss eigenen Angaben aber grosse Anhänger des Autoren H. P. Lovecraft – ein Meister der Horror-Literatur. Somit ergibt die Platzierung der hässlichen Maske plötzlich Sinn. Kurz vor Beginn der Show montieren sämtliche Bandmitglieder noch rasch ihre Kapuzen. Das unheimliche Erscheinungsbild muss schliesslich stets gewährleistet sein. Benjamin Guerry und Jeff Grimal übernehmen neben ihrem Gitarrenspiel abwechselnd die Gesangs-Parts. Der beste Mann ist jedoch Schlagzeuger Léo Isnard, der mit viel Einsatzwillen bei der Sache ist. Nichtsdestotrotz wirken die Franzosen nicht so überzeugend, wie zuvor noch ihre isländischen Kollegen.

Gaahls Wyrd

Gaahl gilt als eine der wichtigsten Figuren der Black Metal-Szene. Einen Namen machte sich der gute Mann insbesondere dank seiner Engagements bei Gorgoroth und God Seed. Nicht zuletzt deswegen musste er sich schon etliche Male der Satanisten-Frage stellen. Er selbst sieht sich viel eher als Schamane. In der Dokumentation «True Norwegian Black Metal» meinte er zudem, dass der «einzig wahre Gott in einem selbst schlummert.». Kirchenverbrennungen würde er zu hundert Prozent unterstützen. Zumindest gab er dies in einer weiteren Doku («Metal: A Headbanger’s Journey») in einem Interview zu Protokoll. Aktiv teilgenommen hat er an solchen Geschichten allerdings offenbar nie. Noch mehr Trivia gefällig? Gaahl ist homosexuell und in seiner Freizeit gerne auch als Maler aktiv. Ein paar seiner Werke wurden sogar schon an Ausstellungen gezeigt.

Doch nun wollen wir uns endgültig auf seinen heutigen Auftritt konzentrieren. Ein rappelvolles Werk 21 wartet gespannt auf die Black Metal-Legende. Die Truppe Gaahls Wyrd exisiert seit 2015. Die Fünf Musiker beginnen ihren Auftritt erst, als es im Saal mucksmäuschenstill ist. Sämtliche Bandmitglieder haben ihre Antlitze mit Corpsepaint verziert. Unglücklicherweise erwischen die Norweger einen echten Kaltstart. Insbesondere der schamanenartige Gesang ihres Anführers wirkt alles andere als berauschend. Mit der Zeit verlassen einige Fans genervt den Raum. Mein Kollege und ich spielen ebenfalls mit Fluchtgedanken. Urplötzlich reisst die Band das Ruder dann aber nochmals herum. Jetzt ist endlich der gnadenlose, finstere Sound zu hören, auf den alle sehnlichst gewartet haben. Gaahl lässt die Schamanengeschichte beiseite und packt nun das markante Black Metal-Gekrächze aus. Warum nicht gleich so? Nun ist der Headliner am Drücker. Dank dieser massiven Steigerung nimmt der heutige Konzertabend trotzdem noch ein versöhnliches Ende.

Das Fanzit

Zwei von drei Bands vermochten an diesem Sonntagabend zu überzeugen. Insbesondere die Isländer von Auðn hinterliessen bei mir einen bleibenden Eindruck. Aber auch Gaahls Wyrd würde ich mir wohl wieder einmal zu Gemüte führen. Die Soundqualität war solide. Die ausverkaufte Hütte sei den Veranstaltern absolut gegönnt.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Auðn

  1. Veröld Hulin
  2. Lífvana Jörð
  3. Haldreipi Hugans
  4. Prísund
  5. Feigð
  6. Landvættur
  7. Í Hálmstráið Held
  8. Þjáning Heillar Þjóðar

Setliste – The Great Old Ones

  1. The Shadow Over Innsmouth
  2. When the Stars Align
  3. Antarctica
  4. The Ascend
  5. Mare Infinitum

Wie fandet ihr das Konzert?

26.12.2017
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