Metallischer K.O.-Schlag in Karlsruhe
Die zehnte Ausgabe des Knock Out Festivals in Karlsruhe war ein voller Erfolg. Sowohl die Infrastruktur als auch die musikalischen Darbietungen vermochten zu überzeugen. Die Reise in den Südwesten Deutschlands hat sich für die Schweizer Metalinside-Delegation absolut gelohnt. Die weiteren Details entnehmt ihr dem nachfolgenden Festival-Bericht.
Drei Gestalten finden sich am Samstagvormittag im Zürcher Hauptbahnhof ein. Neben Reiseführer Kaufi und Knipser Friedemann, ist auch meine Wenigkeit als Schreiberling mit von der Partie. Wir sind bereit für unser Metalinside-«Buebereisli» in den grossen Kanton. Doch zuerst gibt’s einen Zwischenhalt in Basel. Es bleibt nochmals kurz Zeit, um sich Proviant und Euronen zu besorgen. Anschliessend nehmen wir Platz im ICE der Deutschen Bahn. Kollege Kaufi bestand auf die Buchung der 1. Klasse. Kann man sich für einen solchen Ausflug durchaus einmal gönnen. Der Komfort ist jedenfalls absolut gegeben. Über die DB hört man ja nur allzu häufig schlechte Dinge. Heute scheint dies allerdings bloss Humbug zu sein. Abgesehen von einem kurzen Stopp vor Freiburg kommen wir ohne Zwischenfälle und bloss mit einer kleinen Verspätung im Bahnhof Karlsruhe an. Nächtigen werden wir im nahegelegenen Ibis Hotel. Nach dem erfolgreichen Zimmerbezug gönnen wir uns eine erste Flüssignahrung an der Bar in der Lobby. Bald darauf ist es auch schon an der Zeit für den kurzen Fussmarsch zur Schwarzwaldhalle.
Unterwegs dann bereits das erste Highlight des Tages. Vor uns latscht eine Gruppe Männer ebenfalls in Richtung Halle. Die langen, weissblonden Haare des einen Typen stechen einem sofort ins Auge. Das ist doch… Ja! Oskar Dronjak von HammerFall. Neben ihm marschieren Joacim Cans, Fredrik Larsson und David Wallin. Einzig Pontus Norgren bekundet etwas Mühe mit der Strassenüberquerung und hängt auf der anderen Seite fest. Wir können uns ein Schmunzeln nicht verkneifen. Kaufi und ich haben die schwedischen Power Metaller ja bereits gestern in Zürich in Aktion erlebt. Selbstverständlich bedanken wir uns noch persönlich bei den Jungs für diesen hammermässigen – ach herrje, was für ein Wortspiel – Auftritt. (Mehr Infos dazu entnehmt ihr übrigens in Kaufis Konzertbericht). Ob sie heute eine ähnlich starke Show raushauen können? Das werden wir erst ein paar Stunden später herausfinden.
Vor der Halle angekommen folgt eine kurzzeitige Aufteilung unseres Grüppchens. Kaufi darf durch den VIP-Eingang schreiten, während Friedemann und ich uns erst einmal an der Abendkasse als Pressemenschen anmelden müssen. Zwar mag der Grossteil der Arbeit dieses Mal an uns beiden hängenbleiben, doch ich bin davon überzeugt, dass auch der werte Kollege den einen oder anderen Senf-Kommentar zu diesem Bericht beisteuern wird. Mit Fotopass und Bändchen ausgestattet stürzen wir uns direkt im Anschluss ins Vergnügen. Zu unserer grossen Erleichterung darf auch die Presse die VIP-Bereiche nutzen. Somit deponieren wir bei der dortigen Garderobe unsere Jacken und machen uns auf die Suche nach Mister Kaufi. Wenig überraschend werden wir im Biergarten fündig. Gut erzogen wie wir sind, lassen wir ihn selbstverständlich nicht alleine trinken und holen uns ebenfalls einen Hopfentee. Es sind zwar bereits viele Metalheads anwesend, aber noch verteilt sich die Masse problemlos auf die einzelnen Hallenräume. Von einem Gedränge kann keinesfalls die Rede sein. Da der erste Auftritt des heutigen Abends immer näher rückt, mache ich mich so langsam auf den Weg in den Bühnensaal.
Sinner
Punkt 17 Uhr sind die Scheinwerfer erstmals so richtig auf die Bühne gerichtet. Doch es erscheint nicht der erste Act, sondern Axxis Frontmann Bernhard «Bernie» Weiss. Auch in diesem Jahr mimt er wieder den Festivalmoderator. Bernie scheint in dieser Aufgabe richtig aufzublühen. Er ist einfach jemand, der das Publikum sofort mitreissen und in seinen Bann ziehen kann. Voller Stolz verkündet er uns, dass das Knock Out Festival erstmals in dessen Geschichte den «Sold Out»-Status erreicht habe. Beim diesjährigen Über-Line Up verwundert dies allerdings kaum jemanden. Anschliessend räumt Bernie das Feld. Zeit für Musik!
Die deutsche Heavy Metal Ikone Mat Sinner ist zusammen mit seiner Band für den Auftakt besorgt. Passende Klänge, um die Nackenmuskeln an das bevorstehende Fitness-Programm zu gewöhnen. Die Halle ist bereits nicht schlecht gefüllt. Trotzdem stehen im Aussenbereich noch etliche schwarzgekleidete Gestalten in der Warteschlange. Mat und seine Kumpels servieren uns dank Hymnen wie «Born To Rock» oder dem Bily Idol-Cover «Rebel Yell» ein überaus solides Aufwärmprogramm. Die Stimme des Mannes am Bass wirkt überzeugend. Auffallend ist die kleine Privatbar auf der Bühne, hinter welcher sich der Keyboarder und ein Gastsänger tummeln. Kann man schon einmal so machen. Leider ist die ganze Geschichte nach einer halben Stunde bereits wieder zu Ende.
Kaufi: Ein starker Auftakt, den Sinner hier hinlegen! Sie konzentrieren sich auf älteres Material, was beim Publikum äusserst gut ankommt. „Rebel Yell“ müsste zwar nicht unbedingt sein, aber das abschliessende „Germany Rocks“ haut dafür alles weg. Und Dutti: Der Gastsänger nennt sich Sascha Krebs, hat vor Jahren die Hauptrolle im Queen-Musical „We Will Rock You“ gespielt und gehört seit langem zur Stammtruppe bei Mat Sinner’s „Rock Meets Classic“-Geschichte. (Anm. Dutti: Verbindlichsten Dank für die Weiterbildung, Herr Kollege).
Setliste – Sinner
- Comin‘ Out Fighting
- Tequila Suicide
- Bad Girl
- Born To Rock
- Knife In My Heart
- Rebel Yell
- Germany Rocks
Fotos Sinner – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
Xandria
Anhänger des Symphonic Metal kommen nun ebenfalls auf ihre Kosten. Anfang des Jahres haben Xandria mit «Theater Of Dimensions» ein bärenstarkes Album veröffentlicht. Leider ist dies aufgrund des Abgangs (oder Rauswurfes – je nach Sichtweise) von Frontmädel Dianne van Giersbergen beinahe ein wenig in Vergessenheit geraten. Allerdings möchte ich mich an dieser Stelle nicht ausführlich zu dieser Geschichte äussern. Aus meiner Sicht war Dianne die beste Sängerin der Bandgeschichte. Nichtdestotrotz bin ich froh, dass die Herren die Truppe nach diesem Ereignis nicht gleich aufgelöst haben. Für die laufende Tour, welche mit der heutigen Show ihr Ende findet, konnte temporär Aeva Maurelle von Aeverium für den Job am Mikrofon verpflichtet werden.
Bereits nach dem ersten Song wird klar, dass hier ein absolut würdiger Dianne-Ersatz auf der Bühne steht. Aeva macht einen tollen Job. In der ersten Auftrittshälfte ist der Gesang allerdings noch etwas zu leise eingestellt. Dies kann glücklicherweise schon bald korrigiert werden. Zu meiner grossen Freude ist der aktuellste Xandria-Silberling gleich mit vier Tracks in der Setliste vertreten. Mit dem fulminanten «Valentine» neigt sich der 40-minütige Auftritt langsam seinem Ende entgegen. Aeva trägt die Haare inzwischen offen und wirbelt diese munter durch die Gegend. Bassist Steven Wussow wagt sogar noch einen Ausflug in die VIP-Zone direkt vor der Bühne.
Setliste – Xandria
- Where The Heart Is Home
- Unembraced
- Call Of Destiny
- Come With Me
- Death To The Holy
- Cursed
- Burn Me
- Valentine
Fotos Xandria – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
Kissin’ Dynamite
Kollege Kaufi schwärmt in den höchsten Tönen vom nächsten Act. Inzwischen hat er wohl schon so einige Nasen mit dem Dynamite-Fieber infiziert. Beim Wühlen in meinen metallischen Archiven habe ich entdeckt, dass die Jungs ja tatsächlich schon einmal live erlebt habe. Das war 2012 zusammen mit DragonForce und Huntress im Komplex 457 in Zürich. Viel in Erinnerung geblieben ist mir davon allerdings nicht. Somit dient der nun folgende Gig als Gedächtnisauffrischung oder vielleicht sogar Neustart.
Passend zum Bandnamen werden auf den Verstärker-Boxen gigantische Dynamitstangen festgeschnallt. Rasch wird klar, dass hier längst nicht mehr die kleinen Jungs von nebenan auf der Bühne stehen. Nein, Kissin’ Dynamite sind inzwischen ziemlich erwachsen geworden. Das bezieht sich jedoch nicht bloss auf die Optik. Ein rundum souveräner Auftritt zeugt ebenfalls von einer gewissen Reife. Mit eingängigen Nummern wie «Money, Sex & Power» und «Love Me, Hate Me» reissen sie das Publikum problemlos mit. Die Nebelmaschinen kommen ebenfalls häufig zum Einsatz. Die Spielfreude ist dem Quintett deutlich anzusehen. Für Lacher sorgen Gitarrist Jim Müller und Basser Steffen Haile mit ihren gelegentlichen Raufereien.
Mit dem Song «Hashtag Your Life» bezieht Hannes ganz klar Stellung zum exzessiven Gebrauch von Smartphones an Konzerten. Eine Dame im Publikum wird dabei ungewollt kurzzeitig ins Rampenlicht gerückt. Ich kann dieses leidige Thema ehrlich gesagt so langsam nicht mehr hören. Mit meiner Digitalkamera fühle ich mich allerdings auch nicht wirklich von dieser Kritik angesprochen. (Anm. Kaufi: Da bin ich ziemlich anderer Meinung, werter Kollege. Der Gebrauch der Smartphones hat Ausmasse angenommen, die für andere Zuschauer längstens mehr als nur lästig ist. Remember Alice Cooper? Ich find’s absolut toll, dass es Bands und Musiker gibt, die da Zeichen setzen wollen!). (Anm. Dutti: Ich muss meine Aussage wohl ein wenig korrigieren. Jep, der Cooper-Gig ist mir noch bestens präsent. Auch ich bin nicht begeistert davon, wenn einem permanent hochgehaltene Telefone die Sicht auf die Bühne versperren. Gegen gelegentliche Filmchen oder Fotos habe ich allerdings nix einzuwenden. Was mich effektiv stört, ist die Tatsache, dass die Konzertgänger nicht von selbst auf die Idee kommen, das Smartphone im Verlaufe der Show jeweils auch wieder einmal vorrübergehend in der Hosentasche verschwinden zu lassen.)
Beim zweitletzten Song «I Will Be King» erscheint Hannes schliesslich im Königsmantel und mit Zepter auf der Bühne. Mich beeindruckt einmal mehr sein starkes Stimmorgan. Damit braucht er sich überhaupt nicht zu verstecken. «I rule forever» – damit ist eigentlich alles gesagt. Zum Abschluss gibt’s noch eine Scorpions-ähnliche Jubelpose. Nach dieser genialen Darbietung freue mich schon riesig auf die Show am 27.12. im Hall Of Fame in Wetzikon. Du hast recht, lieber Kollege, Kissin’ Dynamite rocken!
Kaufi: Schön zu hören, dass auch andere langsam aber sicher von den Qualitäten der Schwaben überzeugt sind…! Die Jungs haben in den letzten knapp drei Jahren unheimliche Fortschritte auf dem Live-Sektor gemacht! Wenn ich denke, dass ich als eingefleischter Fan die Show am Ice Rock 2015 nicht mal zu Ende geschaut habe… Doch das ist Schnee von gestern! Kissin‘ Dynamite jagen hier 50 Minuten eine Hymne nach der anderen ins Publikum. Und nicht nur vorne in der VIP-Zone wird kräftig gefeiert, dem Jubel nach zu urteilen, muss bis weit in die Halle hinein der Bär richtig steppen. Egal ob Altes wie „Love Me, Hate Me“ oder Neues wie „She Came, She Saw“, egal ob „DNA“ oder „Sex Is War“ – hier und heute läuft nichts schief! Aufgrund der gekürzten Spielzeit fällt zwar mit „Six Feet Under“ eine Nummer des genialen Zugaben-Triple aus dem Programm, doch „I Will Be King“ und das geniale „Flying Colours“ bilden auch alleine ein grossartiges Finish! Meine Stimme – immer noch geschädigt von HammerFall am Vortag – musste schon bei Sinner einiges aushalten, mittlerweile ist sie fast hinüber. Und das noch bevor überhaupt ein Headliner da war, oh je… Hannes und Andi zeigen sich später übrigens noch in der VIP Bar, äusserst fanfreundlich und sympathisch.
Setliste – Kissin’ Dynamite
- Highlight Zone
- Money, Sex & Power
- DNA
- Running Free
- Love Me, Hate Me
- She Came She Saw
- Sex Is War
- Hashtag Your Life
- I Will Be King
- Flying Colours
Fotos Kissin‘ Dynamite – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
Doro
Auf den König folgt die Königin. Die Rede ist von der einzig wahren Metal-Queen höchstpersönlich: Doro Pesch. Seit über 30 Jahren rockt die unverwüstliche Blondine aus Düsseldorf die Bühnen dieser Welt. Die rappelvolle Halle ist ein eindeutiges Indiz für die nach wie vor grosse Popularität von Madame Pesch. Und auch heute hat sie ein Arsenal von Mitmach-Hymnen mitgebracht. Los geht’s mit «Raise Your Fist In The Air». Ihre unvergleichliche Rockröhrenstimme sucht nach wie vor ihresgleichen. Einzig die Ansprachen zwischen den einzelnen Songs strapazieren manchmal meine Nerven ein wenig. Als sprachaffiner Mensch kann ich mit der englischen Aussprache der Königin nicht sonderlich viel anfangen. Glücklicherweise darf Doro ja heute Abend mehrheitlich Deutsch sprechen.
Nicht erst bei der Über-Hymne «The Night Of The Warlock» wird einem klar, dass die Queen am heutigen Abend primär auf Stücke aus der Warlock-Ära setzt (Anm. vom pam: Der Titel des Songs verleitet zu dieser Annahme, dieser ist jedoch erst 2009 erschienen… – aber tolle Hymne auf jeden Fall). Für viele Fans im Saal sicherlich eine durchaus interessante Angelegenheit. Zum ersten Mal am heutigen Abend kommen Pyro-Elemente zum Einsatz. Eine Verschnaufpause erhalten wir bloss bei der unglaublich gefühlvollen Ballade «Für Immer». Das Ding geht einem direkt unter die Haut. Das Publikum singt engagiert mit. Überragend! Bei der anschliessenden Wacken-Hymne «We Are The Metalheads» erhält Doro ebenfalls reichlich Unterstützung am Gesang.
Gegen Ende des Auftritts ehrt die Power-Blondine dann noch Judas Priest mittels einer Coverversion von «Breaking The Law». Damit hat sie die Zuhörerschaft zwar voll und ganz auf ihrer Seite, aber ich muss nichtsdestotrotz zwei kritische Fragen stellen: Hat es eine Doro Pesch wirklich nötig Judas Priest zu covern? Und weshalb fällt die Wahl für einmal nicht auf einen etwas unbekannteren Song dieser genialen Band? Allerdings ist dies motzen auf hohem Niveau. Mit «All We Are» als Final-Stück macht sie dann aber wieder alles richtig. So stark habe ich die werte Dame noch nie erlebt.
Kaufi: Alles im Leben hat zwei Seiten. Schön: Ich gewinne in einer Verlosung ein Meet & Greet mit Powerwolf! Und die Kehrseite: Dieses findet während Doro’s Auftritt statt. Wenn ich mir die Setliste so ansehe, fuxt mich das schon etwas, denn ich habe die Metal Queen lange nicht mehr live gesehen. Nun – man kann bekanntlich nicht alles haben… Und so laufe ich genau zu „Breaking The Law“ in die Halle. Mir stellt sich die gleiche Frage wie Dutti: Warum? Doro hat dermassen viele grossartige Songs geschrieben, da gäbe es sicher Alternativen zur Helden-Huldigung als dieses ausgelutschte „Breaking The Law“…? Zum Glück erlebe ich dafür aber noch die Über-Hymne „All We Are“, die vom gesamten Publikum inbrünstig mitgesungen und abgefeiert wird. Meine Stimmbänder…
Setliste – Doro
- Raise Your Fist In The Air
- I Rule The Ruins
- Burning The Witches
- Fight For Rock
- East Meets West
- The Night Of The Warlock
- Für Immer
- Wacken Hymne (We Are the Metalheads)
- Revenge
- Breaking The Law (Judas Priest-Cover)
- All We Are
Fotos von Doro – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
HammerFall
Die Zeit schreitet ungebremst voran. Inzwischen haben wir bereits 21.50 Uhr. Nach vier starken Gruppen steigt mit HammerFall nun der erste Headliner des Abends in den Ring. Ob es wohl einen ähnlich starken Auftritt wie in Zürich geben wird? Da die Schweden etwa 80 Minuten zur Verfügung haben, wird im Vergleich zu gestern der eine oder andere Song gezwungenermassen über die Klinge springen müssen. Als einzige Kapelle des heutigen Abends werden die Jungs übrigens im Vorfeld nicht durch Bernie angekündigt.
Mit «Hector’s Hymn» beginnt schliesslich die Hammerschlacht. «Hammer high!». Joacim’s Stimme dröhnt glasklar aus den Boxen. Auch sonst ist der Sound ein echter Hörgenuss. Ähnlich wie zuvor bei Doro ist der Publikums-Chor nun auch bei den Schweden gefordert. Doch alle scheinen in der Pause ihre Stimmbänder hervorragend geölt zu haben und können ohne Schwierigkeiten mitgrölen. Verschnaufpause? Fehlanzeige! Ohne Umschweife geht’s mit «Riders Of The Storm» fulminant weiter. Danach erkundigt sich der HammerFall-Frontmann erstmals nach dem Wohlbefinden seiner «Templars of Knock Out Festival». Frenetischer Jubel ist die Antwort. Dann gibt’s – zumindest für Kaufi und mich – ein «Setlisten-Opfer» zu beklagen. «Bring It!» ist rausgeflogen. Es wird im Vergleich zur gestrigen Zürich-Show sicherlich nicht das einzige Stück bleiben. Doch das tut dem bärenstarken Auftritt keinen Abbruch. HammerFall haben schliesslich mehr als genügend Pfeile im Köcher. «Blood Bound», «Any Means Necessary» und «Renegade» lassen das Publikum weiterhin lauthals feiern. Überall um mich herum werden die Köpfe zum Takt geschüttelt.
Etwas später wird uns dann auch die wichtigste Frage des Abends gestellt, auf die es natürlich nur eine korrekte Antwort gibt. «Let The Hammer Fall!». Doch nach der Zerstörung sollen wir wieder Gebäude errichten, die eine Weile stehen bleiben. Den passenden Soundtrack dazu gibt’s in Form von «Built To Last». So langsam beginnen mein Nacken und meine Stimme zu leiden. (Anm. Kaufi: Langsam??). Das gestrige Konzert hat zweifelsohne seine Spuren hinterlassen. Aber hey, eine solch geniale Truppe wie HammerFall kann man sich durchaus zwei Mal hintereinander gönnen, nicht? (Anm. Kaufi: Aber sowieso!)
Dem «Medley To The Brave» kann ich dagegen nach wie vor nicht sonderlich viel abgewinnen. Statt bloss ein paar Tönen von «Stone Cold» würde ich lieber wieder einmal den ganzen Song hören. Vielleicht berücksichtigt das Quintett meinen Wunsch dann bei einer der künftigen Tourneen. Der Zugaben-Block beginnt gewohnt stark mit dem überragenden «Hammer High». Auch «Bushido» (ja, der Song und nicht der komische Rapper-Typ da) kann sich absolut hören lassen. Selbstverständlich lassen uns die Schweden nicht ziehen, ohne unsere metallischen Herzen zu entflammen. Das geht logischerweise nur mit «Hearts On Fire».
Kaufi: Die Show am Vortag in Zürich war fraglos eine der intensivsten, die ich je erlebt habe. Angestachelt von einem überragenden Publikum, haben HammerFall im Komplex eine bärenstarke Performance gezeigt. Heute sind die Schweden kaum schwächer. Vier Songs („Bring It!“, „Crimson Thunder“, „Glory To The Brave“ und „Punish And Enslave“) werden gekippt, der Rest der Setlist bleibt identisch. Somit bleiben genügend Songs, um die Stimme und den Nacken endgültig zu zerstören. „Last Man Standing“! Ich werde das kaum sein, mich haut es bei „Hammer High“ bereits beinahe um…
HammerFall werden von der ausverkauften Halle ansonsten frenetisch gefeiert und geniessen ihre letzte Show des Jahres in vollen Zügen. Joacim strahlt permanent und Oscar scheint NOCH aktiver zu sein als sonst. Aus musikalischer Sicht diskussionslos der beste Auftritt des Tages!
Setliste – HammerFall
- Hector’s Hymn
- Riders Of The Storm
- Blood Bound
- Any Means Necessary
- Renegade
- Dethrone And Defy
- Last Man Standing
- Let The Hammer Fall
- Built To Last
- Medley To The Brave
- Origins
- Hammer High*
- Bushido*
- Hearts On Fire*
*Zugaben
Fotos HammerFall – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
Powerwolf
Headliner Numero uno hat vorgelegt. Nun müssen die Wölfe aus Saarbrücken ebenfalls liefern. Die Publikumsreihen haben sich zwar ein bisschen gelichtet, aber nach wie vor ist die Halle sehr gut besucht. Alles ist angerichtet und bereit für die einzig wahre Metal-Messe. Diese wird standardgemäss mit «Blessed & Possessed» rasant eröffnet. Unter frenetischem Jubel betritt das geschminkte Wolfsrudel die Bühne. Schon nach den ersten paar Klängen hat Attila Dorn seine Jünger vollends im Griff. Aber so sind die Hymnen dieser Band. Man muss einfach mitsingen oder mitgrölen. Die Greywolf-Brüder düsen gewohnt energiegeladen durch die Gegend und schneiden dabei wilde Grimassen. Da werden die Fotografen im Graben wohl einige, gelungene Schnappschüsse abstauben können. Hilfreich sind zudem auch die angenehmen Lichtverhältnisse.
Powerwolf-Shows leben ebenfalls von den unterhaltsamen Sprüchen und Anekdoten Attilas. Auch heute hält er sich damit nicht zurück. Der geneigte Fan kennt den Grossteil des Geschwafels zwar auswendig, lacht aber trotzdem immer noch darüber. Bei «Coleus Sanctus» (zu Deutsch geheiligter Hodensack) fordert er die Männer beispielsweise auf, sich mit einer Hand ans Gemächt zu fassen. Da dieser Aufforderung offenbar brav Folge geleistet wird, kann sich der Alphawolf auf der Bühne ein Grinsen kaum verkneifen. Ein «vielen Dankeschön meine Freunde» bringt er allerdings noch zustande. Ansonsten kommt die Truppe ohne grossartige Effekte aus. Das grosse Backdrop wird ein paar Mal ausgetauscht und zwischendurch ist die Nebelmaschine im Einsatz. Allerdings brauchen die Wölfe auch nicht sonderlich viel mehr zu machen. Sie sind heute Abend zweifelsohne die absoluten Publikumslieblinge. Immer wieder ertönen zwischen den Songs zahlreiche «Powerwolf»-Rufe.
Mein absoluter Lieblings-Track «Resurrection By Erection» ist zu meiner grossen Freude ebenfalls in der heutigen Setliste enthalten. Schlichtweg ein überragendes Stück. Gemäss Attila sei dies sowieso die einzig wahre Auferstehung. Komplett aus den Socken haut der Frontmann die Zuhörerschaft jedoch, als er den letzten Ton des Songs über 30 Sekunden lang aushält. Wow! Da bleibt nicht nur mir die Spucke weg.
Danach folgt für mich eine echte Setlist-Überraschung. «Kreuzfeuer» ist wieder mal dabei. Sehr cool. Ebenfalls eine starke Hymne. Gesungen wird hier ja auf Deutsch. Beim anschliessenden «Werewolves Of Armenia» darf das Publikum wie gewohnt die obligaten «Hu! Ha!»-Rufe beisteuern. Kurz vor Ende des Auftritts hat Attila nochmals eine Frage für uns. «Was trinken wir?», fragt er genüsslich in die Runde. Die regelmässigen Messe-Besucher geben ohne zu zögern die richtige Antwort. Zeit für «We Drink Your Blood». Als finale Zugabe folgt schliesslich noch «Lupus Dei». Wie üblich empfangen wir den «wölfischen» Segen. Powerwolf sorgen damit für einen absolut gelungenen Festival-Abschluss.
Kaufi: Eigentlich mag ich fast nicht mehr. HammerFall haben mir den Rest gegeben… Doch Powerwolf darf man natürlich dennoch nicht verpassen! Also: Zurück in den VIP Graben und zu den deutschen Kollegen dort. Allerdings bin ich nun nicht mehr ganz so aktiv, mitsingen geht eh kaum mehr (*krächz*) – ich geniesse einfach die Show. Und die ist wirklich zum Geniessen! Grossartige Bühnenbilder, passende Lichteffekte, eine perfekt eingespielte Band und dazwischen immer mal wieder der herrliche Humor von Fronter Attila. Beispiel gefällig? Attila hält Falk das Mikrofon hin und sagt: „Mach mal HU!“ Falk macht „HU“ – und Attila völlig erstaunt: „Das tönt ja wie ein Mann!“
Keine Frage: Hier ist ein RICHTIGER Headliner am Werk! Nicht nur ich hab mich im Vorfeld zwar gewundert, dass die Wölfe hier als letzte Band des Tages spielen. Doch zumindest was die Show betrifft, ist dies absolut gerechtfertigt!
Setliste – Powerwolf
- Blessed & Possessed
- Army Of The Night
- Coleus Sanctus
- Amen & Attack
- Dead Boys Don’t Cry
- Saturday Satan
- Armata Strigoi
- Let There Be Night
- All We Need Is Blood
- Resurrection By Erection
- Kreuzfeuer
- Werewolves Of Armenia
- Sanctified With Dynamite
- We Drink Your Blood
- Lupus Dei*
*Zugabe
Fotos von Powerwolf – Knock Out Festival 2017 (Friedemann)
Das Fanzit
Sechs geniale Bands, eine top Organisation, kaum Sound-Probleme, nette VIP-Zone, wenig Wartschlangen bei den Bierständen (insbesondere beim Weizen) – ja, das diesjährige Knock Out Festival war ein ziemlicher Erfolg. Sollte das Programm auch 2018 wieder ähnlich ansprechend sein, wird ein weiterer Abstecher nach Karlsruhe definitiv zum Thema.
Cheers
Dutti \m/