MTV Headbanger's Ball 2017 - Z7 Pratteln
Do, 7. Dezember 2017

MTV Headbangers Ball 2017 – Max And Igor Cavalera Return To Roots, Overkill u.a.

Z7 (Pratteln, CH)
26.12.2017
MTV Headbanger's Ball 2017 - Z7 Pratteln

Wer braucht denn da noch einen Opernball? 

Auch die zweite Ausgabe des MTV Headbangers Ball vermochte zu überzeugen. Vier Bands brachten gemeinsam die Wände des Z7 zum Beben. Mit rund 700 Nasen war die Halle immerhin zur Hälfte gefüllt. Sämtliche Details zu diesem Kopfschüttel-Spektakel entnehmt ihr dem nachfolgenden Metalinside-Bericht. 

Im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltungsreihe MTV Headbangers Ball zum Leben erweckt. Auch damals machte die Tour in Pratteln einen Boxenstopp. Während zweier Tage rockten die Gruppen Iced Earth, Ensiferum, Kataklysm und Unearth die Hütte. Die ganze Geschichte kam offenbar gut bei den Fans an. Somit geht der Event 2017 in die nächste Runde. Wiederum stehen vier Akteure auf dem musikalischen Speiseplan. Als Headliner werden die Gebrüder Cavalera mit ihrem «Return To Roots»-Programm auftreten. Am diesjährigen W:O:A habe ich sie leider verpasst. Dafür kam Metalinside-Boss pam diesbezüglich kaum mehr aus dem Schwärmen heraus. Mal schauen, ob Max und Igor auch mich heute vom Hocker hauen können. Mein persönliches Highlight sind jedoch die unverwüstlichen New Yorker-Thrasher Overkill. Mit Insomnium ist zudem auch in diesem Jahr ein finnischer Vertreter mit von der Partie. Abgerundet wird die ganze Geschichte durch die mir noch unbekannten Deserted Fear.

Heute muss ich dem Büro etwas früher den Rücken kehren. Die Türöffnung ist nämlich bereits auf 18 Uhr angesetzt. Vor Ort angekommen folgt zuerst einmal die ausgiebige Inspektion der Merchandise-Ecke. Über zu wenig Auswahl kann mich sich jedenfalls nicht beklagen. Vielleicht erhält die eine oder andere Truppe dank einer starken Leistung von mir später noch einen finanziellen Zustupf für das «Band-Kässeli». Allzu viele Nasen haben sich bisher nicht in die Nordwestschweiz verirrt. Das wird sich im Verlaufe des Abends aber sicherlich ändern. Mit einem kühlen Hopfentee in der Hand platziere ich mich an meinem «V.I.P.-Dutti-Pfosten» und warte auf die erste Darbietung des Abends.

Deserted Fear

Die deutschen Todesmetaller von Deserted Fear sind für den Eröffnungstanz des diesjährigen Headbangers Ball zuständig. Die seit 2012 bestehende Truppe hat bisher drei Studioalben veröffentlicht. «Dead Shores Rising» ist seit Anfang dieses Jahres in den Läden erhältlich. Doch bevor die Musiker zur Tat schreiten, sind die Fans bereits zum ersten Mal am Lachen. Aus den Boxen dröhnt nämlich als Intro-Track «You Give Love A Bad Name» von Bon Jovi. Damit beweisen die Jungs Humor und heimsen erste Sympathiepunkte ein. Doch danach ist fertig mit Kuschelrock. Nun wird knallhart drauf los geknüppelt. Stellenweise erinnert mich der Sound von Deserted Fear doch sehr an die kanadischen Zerstörer Kataklysm. Das nenn ich doch mal astreinen Death Metal. Die anwesenden Nackenmuskeln arbeiten umgehend auf Hochtouren – sowohl auf als auch vor der Bühne. Ordentlich Spielfreude scheint das Quartett ebenfalls getankt zu haben. Als zusätzliche Show-Elemente schiessen gelegentlich Rauchsäulen aus dem Boden. Wie uns Frontmann Manuel Glatter informiert, sind sie heute mit einem Aushilfsbassisten unterwegs. Der eigentliche Mann am Tieftöner hat offenbar nicht frei bekommen. Doch das bringt die Truppe überhaupt nicht aus dem Konzept. Eine nächste Begegnung mit Deserted Fear ist dank dieses überragenden Auftritts zweifelsohne Pflicht.

Insomnium

Ob Insomnium wohl noch etwas verkatert von der gestrigen Unabhängigkeitstags-Feier ihres Landes sind? Sieht nicht so aus. Sämtliche vier Musiker stehen gesund und munter auf der Bühne. Allerdings bin ich etwas skeptisch. Meine letzten Begegnungen mit den Melodic Death-Metallern waren nicht sonderlich berauschend. Das aus einem 40-minütigen Monster-Song bestehende Album «Winter’s Gate» mag zwar hammermässig sein, wirkt für Live-Darbietungen jedoch eher etwas sperrig und schwerfällig. Glücklicherweise scheinen dies die Herrschaften für den heutigen Auftritt eingesehen zu haben. Die Setliste orientiert sich ausschliesslich an den älteren Hits der Band. So dürfen sich die Fans unter anderem an den Hymnen «While We Sleep», «Weather The Storm» und «One For Sorrow» erfreuen. Gitarrist Ville Friman kümmert sich um die klar gesungenen Passagen, während Bandkopf und Basser Niilo Sevänen seinen kehligen Gesang zum Einsatz bringt. Eindeutig eine der besseren Insomnium-Shows der letzten Monate. Genau in dieser Form machen die Finnen richtig Bock.

Overkill

Overkill-Frontmann Bobby «Blitz» Ellsworth hat heute Abend nur eine Regel für uns. «Don’t be a pussy!», schreit er charmant wie eh und je in sein Mikrofon. Unmittelbar im Anschluss folgt ein gnadenloses Thrash Metal-Feuerwerk mitten in die Kauleisten der Zuhörerschaft. Die Amis eröffnen ihr Set mit «Mean, Green, Killing Machine» – einem Song der neuen Killer-Scheibe «The Grinding Wheel». Die Saitenfraktion rund um Dave Linsk gibt Vollgas. Hinter der Schiessbude sitzt seit Anfang Mai Jason Bittner, den man unter anderem auch für sein Engagement bei Shadows Fall kennt.

Die Thrash-Urgesteine setzen heute primär auf altbewährte Geschichten. Neben dem ersten Track bleibt «Goddamn Trouble» das einzige Stück des aktuellen Silberlings. Ansonsten werden dem Publikum Wucht-Hymnen der Marke «Ironbound» oder «Electric Rattlesnake». Jep, Overkill reissen gerade die Hütte ab. Das schrille Gekreische von Bobby scheint allerdings nicht jedermanns Sache zu sein. Mich kratzt das nicht mehr sonderlich. Wahrscheinlich habe ich mich inzwischen daran gewöhnt. Der Mann mit dem Pornoschnäuzer ist und bleibt zudem eine echte Rampensau. Standardgemäss verabschieden sich Overkill mit dem Doppelpack «Elimination» und «Fuck You». Bei Letztgenannter Nummer werden die Teufelshörner wie üblich gegen Mittelfinger eingetauscht. In Sachen «I don’t give a fuck»-Attitüde kann man Bobby und Co. sowieso nichts vormachen.

Max And Igor Cavalera Return To Roots

Einen Act gibt es noch zu bestaunen. Die Cavalera-Brüder aus Brasilien sind wohl jedem Metalhead ein Begriff. Weltweiten Bekanntheitsgrad erlangten die beiden hauptsächlich für ihre Tätigkeiten bei Sepultura. Doch inzwischen hat sich einiges getan. Die Fronten sind verhärtet. Beide sind seit längerem nicht mehr Mitglieder der Band und machen seither ihre eigenen Geschichten. 2016 feierte das Meisterwerk «Roots» sein 20-jähriges Bestehen. Max und Igor erachten die Scheibe nach wie vor als ihr Baby. Somit liessen sie es sich nicht nehmen, zu diesem Anlasse eine spezielle Tour ins Leben zu rufen. Unter dem Namen «Return To Roots» geht es seither auf den Bühnen dieser Welt ordentlich zur Sache. Im August kam beispielsweise das Publikum des W:O:A in den Genuss dieser speziellen Show.

Wie wird das Programm wohl bei den Schweizer Metalheads ankommen? Der frenetische Jubel bei den Klängen von «Roots Bloody Roots» spricht Bände. Die Fans sind richtiggehend aus dem Häuschen. Ein sackstarker Auftakt. Max verfügt nach wie vor über ein sehr kräftiges Stimmorgan. Igor trommelt in bewährter Manier auf seiner Schiessbude herum. Verstärkung erhalten die Brüder durch Bassist Tony Campos und einen Gitarristen, dessen Name mir leider entfallen ist. Soundmässig ist dies weit mehr als bloss Thrash und Death Metal. Die «Roots»-Scheibe steckt ebenfalls voller Tribal- und Dschungel-Elemente. Paradebeispiel dafür ist wohl die Hymne «Ratamahatta», welche ebenfalls sehr gut beim Z7-Publikum ankommt.

So zocket das Quartett seine Show souverän durch. Max stachelt die schwarzgekleidete Masse vor der Bühne immer wieder an. Sein Bruder scheint aber offenbar mit Technik nicht immer zu hundert Prozent einverstanden zu sein. Ab und zu gibt’s ein paar böse Blicke zu den Crew-Mitgliedern auf den Seiten. Wie so viele Künstler ist nun einmal auch der werte Igor ein kleiner Perfektionist. Bei einem Trommel-Solo in der zweiten Auftrittshälfte darf dann sogar Jason Bittner von Overkill ebenfalls noch mitmischen. Die Setliste besteht aber nicht, wie zuerst vermutet, aus dem kompletten «Roots»-Album. Mit «Excruciating» wird ebenfalls ein Cavalera Conspiracy-Stück berücksichtigt. Diese stammt vom erst kürzlich erschienen Werk «Psychosis».

Beim Zugaben-Block werden mittels «Ace Of Spades» zudem noch Lemmy und Motörhead geehrt. Die Cavalera-Variante zählt für mich allerdings zu den eher schwächeren Interpretationen dieser legendären Hymne. Eventuell habe ich in diesem Jahr auch eine kleine Überdosis davon erlitten. Seit Lemmy’s Tod hat gefühlt jede dritte Band neuerdings irgendeinen Motörhead-Song in ihrem Live-Repertoire. Mit dem letzten Lied – eine schnellere und wenige groovige Version von «Roots Bloody Roots» machen die brasilianischen Metal-Stars dann wieder alles richtig. Der Mann hinter dem mit Patronenhülsen dekorierten Mikrofonständer bedankt sich artig beim Publikum und stellt noch rasch die einzelnen Bandmitglieder vor.

Das Fanzit

Das war eine weitere, erfolgreiche Ausgabe des MTV Headbangers Ball. Vier geniale Bands brillierten durch beinahe gleich starke und mitreissende Auftritte. Einen eindeutigen Sieger gab es nicht. Am Ende war das Z7 gar nicht einmal so schlecht besucht. Etliche Nackenmuskeln wurden brutal zerstört. Die 2018er-Veranstaltung kann gerne kommen.

Cheers

Dutti \m/

Setliste – Deserted Fear

  1. The Fall Of Leaden Skies
  2. Battalion Of Insanities
  3. Kingdom Of Worms
  4. Wrath On Your Wound
  5. The Carnage
  6. Field Of Death
  7. Face Our Destiny
  8. Bury Your Dead

Setliste – Insomnium

  1. The Primeval Dark
  2. While We Sleep
  3. Unsung
  4. The Killjoy
  5. Revelation
  6. Weather The Storm
  7. Down With The Sun
  8. Ephemeral
  9. One For Sorrow

Setliste – Overkill

  1. Mean, Green, Killing Machine
  2. Rotten To The Core
  3. Electric Rattlesnake
  4. Hello From The Gutter
  5. Wrecking Crew
  6. Goddamn Trouble
  7. Ironbound
  8. Elimination
  9. Fuck You

Setliste – Max And Igor Cavalera Return To Roots

  1. Roots Bloody Roots
  2. Attitude
  3. Cut-Throat
  4. Ratamahatta
  5. Breed Apart
  6. Straighthate
  7. Spit
  8. Lookaway
  9. Born Stubborn
  10. Itsári
  11. Ambush
  12. Drum Jam (Max, Igor und Jason Bittner von Overkill)
  13. Dictatorshit
  14. Excruciating (Cavalera Conspiracy)
  15. Ace of Spades (Motörhead-Cover)*
  16. Roots Bloody Roots (schnelle Version)*

*Zugabe


Wie fandet ihr das Festival?

26.12.2017
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